Interface-Diskussionen finde ich sehr interessant. Bestimmt wurde hier schonmal darüber diskutiert, aber ich schreibe meine Meinung gerne noch mal. Damit verallgemeinere ich das Thema jetzt zwar, aber es gab ja schon eine sinnvolle Nachricht und vielleicht bringt auch eine generelle Diskussion etwas.
Meiner Meinung nach ist das klassische Scumm-System mit Verben wie in MM einfach überholt. Der einzige Vorteil ist die Tatsache, dass eine höhere Spieltiefe dadurch, dass der Spieler Aktionen mit den speziellen Verben genauer planen muss, entstehen kann.
Beispiel:
Wenn ziehe und drücke durch benutze ersetzt wird, können keine Szenen mehr eingebaut werden, bei denen der Spieler überlegen muss, was jetzt Sinn macht, da die Figur automatisch das Richtige machen muss.
Den Retro-Faktor lasse ich nicht gelten, da er mMn nur in wenigen Fällen wirklich eine Rolle spielt und auf der anderen Seite viele Nachteile mit sich bringt. Die wären:
Das Scumm-System ist absolut ineffizient. Im Schlimmsten Fall muss man mit der Maus erst benutze anklicken, dann nach rechts durchs Inventar scrollen, den richtigen Gegenstand auswählen. Anschließend muss man mit der Maus wieder ins Spielbild gehen und das Objekt zur Interaktion anvisieren. Vermutlich legt man so während eines Adventures unzählige Meter an Mausweg zurück. Und wenn man sich am Ende einer Aktion verklickt, fängt man frustriert von vorne an.
Entwicklungen (von LA) zur Effizienzsteigerung sind z.B. Folgende:
- Tastenkürzel für die Scumm-Verben. Gar nicht schlecht, aber zum einen kennen die meisten Spieler (vor allem Einsteiger) diese Möglichkeit nicht, zum anderen ist sie auch gerade in vielen Fanadventures nicht umgesetzt.
- Standardaktion auf der rechten Maustaste. Auch eine gute Sache, bringt aber nur eine geringe Verbesserung.
- Das Sam'n Max-Menü, bei dem man sich mit der rechten Maustaste durch eine reduzierte Anzahl an Verben klicken kann. Schön ist, dass man so den ganzen Bildschirm für die Grafik zur Verfügung hat, wodurch die Atmosphäre verbessert wird. Nachteile sind aber die Verringerung der Spieltiefe und regelrechte Rechtsklick-Orgien, die am Ende auch nicht besser sind.
- Die MI3-Münze. Sie hat im Grunde die Vorteile der Sam'n Max Steuerung ohne den Nachteil der Klick-Orgien. Aber leider kann auch sie nur wenige Verben unterbringen.
Zu diskutieren wäre jetzt primär die Frage, ob man wirklich eine hohe Anzahl an Verben braucht, bzw. wie sehr sie die Spieltiefe steigern, oder ob sie durch geschicktes Spieldesign vermieden werden können.
Außerdem könnte man über weitere Möglichkeiten nachdenken, mit denen die Benutzerschnittstelle verbessert werden kann. Ein Vorschlag meinerseits in Bezug auf die drücke/ziehe-Problematik wäre die Nutzung von Mausgesten. So könnte, wenn der Spieler ein Objekt anklickt und die Maus mit gedrückter Maustaste bewegt, diese Geste als Bewegung in die entsprechende Richtung gewertet werden. Dies würde drücke/ziehe sogar noch erweitern, ohne dass die Verben benötigt werden. Auf der anderen Seite wäre die technische Umsetzung natürlich deutlich aufwendiger.
„Es müsste immer Musik da sein, bei allem was du machst. Und wenn's so richtig Scheiße ist, dann ist wenigstens noch die Musik da. Und an der Stelle, wo's am allerschönsten ist, da müsste die Platte springen und du hörst immer nur diesen einen Moment.“ (Floyd, Absolute Giganten)