Anglizismen - top oder Flop?

oder neudeutsch: Off-Topic
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El_Kramo
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Beitrag von El_Kramo »

Ich frage mich nur die ganze Zeit, wovor du Angst hast? Verlust der deutschen Identität?
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DasJan
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Beitrag von DasJan »

Wie dir übrigens vielleicht aufgefallen ist, habe ich das Wort "gepublished" bewusst in den News auch noch nicht verwendet, weil das auch für mich zu den vermeidbaren Anglizismen gehört. "Verlegen" ist aber für mich keine Alternative, das bezieht sich in meinem Sprachverständnis mehr auf Drucksachen.

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Sledge_Hammer
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Beitrag von Sledge_Hammer »

"To publish" ist kein Wort, das nur das Publizieren von Computer-Spielen beschreibt. Und verlegen kann man nicht nur Drucksachen. Aber es gibt ja auch noch drei weitere Alternativen, die ich schon im Ursprungsthema angegeben habe (zur Erinnerung: herausgeben, publizieren, veröffentlichen).
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DasJan
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Beitrag von DasJan »

Dass im eigentlichen Sinne des Wortes auch diese Verwendung erlaubt wäre, weiß ich wohl. Es ist nur nicht üblich und klingt nach meinem Sprachverständnis seltsam, erzwungen und falsch (auch wenn es das nicht ist). Das gleiche gilt für herausgeben und publizieren.

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max_power
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Beitrag von max_power »

Komisch, ein Spiel veröffentlichen oder herausgeben finde ich keinesfalls merkwürdig. Wenn ich ehrlich bin, finde ich sogar "ein Spiel publishen" sehr viel merkwürdiger und unstimmiger...
„Es müsste immer Musik da sein, bei allem was du machst. Und wenn's so richtig Scheiße ist, dann ist wenigstens noch die Musik da. Und an der Stelle, wo's am allerschönsten ist, da müsste die Platte springen und du hörst immer nur diesen einen Moment.“ (Floyd, Absolute Giganten)
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DasJan
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Beitrag von DasJan »

Gegen veröffentlichen hab ich auch nix gesagt. Das verwende ich auch öfter in den News.

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El_Kramo
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Beitrag von El_Kramo »

@Sledge_Hammer

Wieso übersiehst du immer meine Fragen? :)
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Sledge_Hammer
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Beitrag von Sledge_Hammer »

Ich habe deine Frage nicht übersehen, ich wollte nur nochmal darüber nachdenken. :) Und was heißt hier "immer"?

Ich frage mich nur die ganze Zeit, wovor du Angst hast? Verlust der deutschen Identität?
Eine "deutsche Identität" im Sinne eines gesunden Maßes an Patriotismus würde uns Deutschen sicher nicht schaden.
Aber um deine Frage zu beantworten: Nein, davor habe ich keine Angst. In dieser Hinsicht gibt es nicht viel zu verlieren.
Ich habe absolut keine Lust darauf, eine Debatte über Patriotismus anzuzetteln, deshalb belasse ich es jetzt mal dabei.
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subbitus
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Beitrag von subbitus »

Ne ne, so leicht kommst du von der Frage nicht davon. Mich würde auch mal brennend interessieren, warum du so konsequent Anglizismen vermeidest. Eine "deutsche Identität", deutsche Kultur und Patriotismus stehen doch in keinster Weise im Widerspruch zu Anglizismen.
Wovor hast du Angst? Angst die deutsche Sprache zu verlieren?
Und die paar Anglizismen (im Verhältnis zum dt. Wortschatz nun wirklich ein Fliegenschiss) untergraben doch nicht unsere Kultur. Im Gegenteil, ich würde sogar soweit gehen und sagen, sie bereichern unsere Sprache (man muss es natürlich nicht übertreiben.)
Aber eingedeutschte Wörter wie z.B. "Webseite" oder "Links" unbedingt übersetzen zu wollen, halte ich doch für stark übertrieben und hat auch nichts mehr mit Patriotismus oder Ähnlichem zu tun.
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Beitrag von max_power »

subbitus hat geschrieben: Und die paar Anglizismen (im Verhältnis zum dt. Wortschatz nun wirklich ein Fliegenschiss) untergraben doch nicht unsere Kultur.
Hm, ich habe schon "Gespräche" gehört, da war jedes dritte Wort ein Anglizismus. Ich finde es gar nicht schlecht, wenn man sich darüber mal mehr Gedanken macht und versucht, öfter mal deutsche Wörter zu "entwerfen". Finde ich kreativ und kann ja auch lustig sein. :)
„Es müsste immer Musik da sein, bei allem was du machst. Und wenn's so richtig Scheiße ist, dann ist wenigstens noch die Musik da. Und an der Stelle, wo's am allerschönsten ist, da müsste die Platte springen und du hörst immer nur diesen einen Moment.“ (Floyd, Absolute Giganten)
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Beitrag von Merlin813 »

Diese Anglizismen-Diskussion zeigt mir, dass ich mit meiner Meinung zum Thema wohl doch nicht so ganz alleine darstehe, wie ich das bisher immer gedacht habe.

Ich bin ebenfalls der Auffassung, dass wir ein wenig mehr darauf achten sollten, wie wir mit unserer Sprache umgehen. In meinen Augen wirkt sie durch den mittlerweile starken Gebrauch englischer bzw. "denglischer" Wörter schon sehr verkommen.

Natürlich ist Sprache etwas, das sich ständig weiter entwickelt, verändert und Einflüsse aufnimmt, da muss ich Jan...äh, Pardon...DasJan Recht geben. Aber ich halte die Aufnahme der Anglizismen in unsere Sprache keineswegs für eine Weiterentwicklung. In keiner Sprache wie der deutschen wird das so exzessiv praktiziert.

In einem Punkt muss ich DasJan auch vehement widersprechen, denn die Argumentation, einige deutsche Worte würden nicht in ihrer Bedeutung erkannt, lasse ich so nicht gelten. Woran liegt das denn? Sicher nicht daran, dass sie etwas ganz anderes bedeuten, sondern nur daran, dass wir sie nicht mehr benutzen und gewohnt sind sie an der richtigen Stelle einzusetzen.

Selbstverständlich ertappe ich mich selbst auch immer mal wieder dabei, dass ich zu einem englischen Wort greife, wo es auch ein deutschen getan hätte. Ich denke da wird sich keiner wirklich frei sprechen können, allerdings versuche ich doch die Anglizismen in meinem Sprachgebrauch weitestgehend zu vermeiden.

Im Übrigen finde ich "gepublished" auch schrecklich.
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DasJan
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Beitrag von DasJan »

Merlin813 hat geschrieben:In einem Punkt muss ich DasJan auch vehement widersprechen, denn die Argumentation, einige deutsche Worte würden nicht in ihrer Bedeutung erkannt, lasse ich so nicht gelten. Woran liegt das denn? Sicher nicht daran, dass sie etwas ganz anderes bedeuten, sondern nur daran, dass wir sie nicht mehr benutzen und gewohnt sind sie an der richtigen Stelle einzusetzen.
Trottoir bedeutet auch Bürgersteigt, und Parapluie bedeutet Regenschirm. Immer noch. Wir benutzen diese Wörter aber nicht mehr, weil sich die Sprache gewandelt hat und nur noch wenige solche Wörter verstehen.

Anstatt einen Sprachstil zu verwenden, der zwar korrekt und deutschstmöglich ist, verwende ich lieber eine moderne Sprache, die von möglich vielen Leuten verstanden wird. Wenn das mit deutschen Wörter möglich ist, verwende ich sie auch, aber bevor ich mit "Boxauto" die Leute verwirre, rede ich lieber von einem Autoscooter.

Ich lasse solche Argumente nicht gelten wie "In der amerikanischen Sprache gibt es viel weniger Germanismen wie Anglizismen in der deutschen". Na und? Was kümmert uns, wie die Amis sprechen. Wenn unsere Sprache sich stärker wandelt und mehr Fremde Wörter aufnimmt (was ich auch als Bereicherung sehe), dann können wir da auch nix gegen machen.

Das Jan
Merlin813
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Beitrag von Merlin813 »

DasJan hat geschrieben:Trottoir bedeutet auch Bürgersteigt, und Parapluie bedeutet Regenschirm. Immer noch. Wir benutzen diese Wörter aber nicht mehr, weil sich die Sprache gewandelt hat und nur noch wenige solche Wörter verstehen.
Also für mich ist Trottoir keineswegs ein veraltetes Wort. Es wird vielleicht nicht mehr so häufig benutzt, aber sicherlich besser, als wenn wir nur noch "sidewalk" sagen würden...
Anstatt einen Sprachstil zu verwenden, der zwar korrekt und deutschstmöglich ist, verwende ich lieber eine moderne Sprache, die von möglich vielen Leuten verstanden wird. Wenn das mit deutschen Wörter möglich ist, verwende ich sie auch, aber bevor ich mit "Boxauto" die Leute verwirre, rede ich lieber von einem Autoscooter.
Das "Boxauto" ist sicherlich ein schlechtes Beispiel. Dazu finde ich Autoscooter auch schon zu gebräuchlich. Es geht auch keinesfalls darum sämtliche englischstämmigen Wörter aus unserer Sprache zu verbannen. Ich bin nur der Ansicht, man sollte die unnötigen Anglizismen in unserer Sprache vermeiden. Wenn jetzt wieder zu Weihnachten die entsprechende Werbung über unsere Fernsehbildschirme flimmert und nur noch von "Merry Christmas and a happy new Year!" die Rede ist, dann finde ich das unnötig...
Ich lasse solche Argumente nicht gelten wie "In der amerikanischen Sprache gibt es viel weniger Germanismen wie Anglizismen in der deutschen". Na und? Was kümmert uns, wie die Amis sprechen. Wenn unsere Sprache sich stärker wandelt und mehr Fremde Wörter aufnimmt (was ich auch als Bereicherung sehe), dann können wir da auch nix gegen machen.
1. hat das so auch keiner gesagt und 2. finde ich das sehr unsachlich, was du da schreibst. Fakt ist doch, dass wir in unserer Sprache (im Gegensatz zu den meisten anderen Sprachen dieser Welt) mit Anglizismen zugeschüttet werden und Fakt ist auch, dass sich das englischsprachige Ausland schon seit geraumer Zeit über diesen Sprachen-Mix sehr amüsiert. Ich glaube einfach, dass es auch anders geht (dabei sei nur mal Frankreich erwähnt...). Noch einmal zur Klarstellung: Es geht nicht darum, wie mit dem Vorschlaghammer alle englischen Einflüsse platt zu machen, sondern viel mehr nur ein wenig darauf zu achten, die deutsche Sprache auch weiterhin als solche identifizieren zu können.
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subbitus
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Beitrag von subbitus »

Fakt ist doch, dass wir in unserer Sprache (im Gegensatz zu den meisten anderen Sprachen dieser Welt) mit Anglizismen zugeschüttet werden und Fakt ist auch
Ich kann mir nicht vorstellen, dass du objektiv beurteilen kannst, wie oft meinetwegen in Holland, Tschechien oder Norwegen Anglizismen benutzt werden.

Es geht nicht darum, wie mit dem Vorschlaghammer alle englischen Einflüsse platt zu machen, sondern viel mehr nur ein wenig darauf zu achten, die deutsche Sprache auch weiterhin als solche identifizieren zu können.
Identifizieren? Findest du nicht, dass du da ein bisschen übertreibst? Man sollte Bereiche wie z.B. Werbung, die zugegeben überproportional viel Englisch benutzen (wobei sich bei mir wieder die Frage auftut, was daran schlimm sein sollte), nicht als Maßstab benutzen! Seriöse Medien, wie Bücher und Zeitungen (von der BILD mal abgesehen ;)), schreiben auch weiterhin zum größten Teil in "reinem" Deutsch.

Wer regt sich noch darüber auf, wenn man "Happy Birthday" singt? Dadurch und durch andere vergleichbare Sachen geht doch nicht die deutsche Sprache verloren. Ich versteh immer noch nicht ganz, worüber ihr euch genau aufregt. Das ist doch alles halb so wild.
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Shodan
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Beitrag von Shodan »

Nun ich habe gelesen, dass jemand in England ausgelacht worden ist, weil er erzählt hat, dass es in Deutschland eine Kette gibt die ihre Bäckereien "Back-Shop" nennt (habe ich inzwischen selbst gesehen).

Auf Nachfrage stellte man fest: Diese Engländer konnten wirklich nicht begreifen, warum jemand seine eigene Sprache auf diese plumpe Weise mit der ihren mischen sollte. Es wird mitunter als Anbiederung an die andere Sprache verstanden oder auch einfach amüsant gefunden.
In England wäre so etwas alleine deswegen nicht möglich, weil da zuwenige Leute Deutsch können und die meisten Kunden so eine "Mischbezeichnung" unverständlich fänden.

:arrow: Und da liegt meiner Meinung nach der Hase im Pfeffer:
*Manchmal* (oder oft?) werden englische Begriffe im Deutschen gezielt eingesetzt, weil die Zielgruppe einer bestimmten Werbung oder eines anderen Textes sich insgeheim etwas darauf einbildet eine Fremdsprache zu können, selbst wenn es nur Alltagsenglisch ist.
Meine Meinung: Auch wenn diese Zielgruppe nicht den Verfall der deutschen Identität herbeiführen wird (oder kann :wink:), muss man zumindest feststellen: Peinlich, peinlich....
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