The Longest Journey

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Aquarius
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The Longest Journey

Beitrag von Aquarius »

Story Die Heldin dieses Spiels ist April Ryan, eine 18jährige Kunststudentin. Sie lebt in einer Metropole des 23. Jahrhunderts und wird in letzter Zeit immer häufiger von Alpträumen geplagt. Als sie den seltsamen Cortez trifft, erhalten diese Träume plötzlich eine beklemmende Aktualität: Sie lernt von ihm zunächst sehr widerwillig, daß sie die außergewöhnliche Fähigkeit besitzt, zwischen zwei gegensätzlichen Welten zu reisen: Stark (die Welt in der sie lebt, basierend auf Technik) und Arcadia (eine Art Parallelwelt, die auf Zauber und Magie basiert). Das jahrtausendalte Gleichgewicht zwischen diesen Welten droht, aus den Fugen zu geraten, und es gibt genau einen Menschen der das verhindern kann... Auch wenn die Story im Grunde mit ihrem "Rette die Welt"-Plot zunächst vordergründig nicht viel Neues bietet, ist die Geschichte mit ihren zahlreichen Wendungen, vielfältigen Charakteren und Orten doch bis zum überraschenden Ende jederzeit spannend.

Grafik Wie man es von einem 5 Jahre alten 2D-Point&Click-Adventure erwarten kann. Nicht mehr ganz auf der Höhe der Zeit, aber noch längst nicht veraltet und steht (auch was das den künstlerischen Eindruck und das Lighting angeht) nur wenig hinter aktuellen Adventuregrafik-Referenzen wie Syberia zurück. Die Auflösung ist mit 640x480 noch durchaus annehmbar. Für einen Eindruck hier mal ein Screenshot in der Originalauflösung. Zwischen den 12 Kapiteln sehr gut gemachte Videosequenzen, welche die Geschichte illustrieren.
Bild

Vertonung Die Qualität der deutschen Vertonung ist beispielhaft und trägt ganz wesentlich zur Atmosphäre des Spiels bei. Höhepunkt gegen Schluß: Der legendäre Hans Paetsch, Held unzähliger Europa-Märchenplatten, in einer seiner letzten Sprechrollen. Allein diese Sprechsequenz lohnt schon das Geld. Ähnliches gilt für die Musik: Wäre das Attribut "filmreif" nicht schon so abgedroschen, hier müßte es angebracht werden. Eine Art klassischer Score, der hervorragend den epischen Charakter dieses Spiels untermalt und stellenweise selbst einem David Lean-Film gut zu Gesicht stehen würde. Die Hintergrundgeräusche stehen ebenfalls nicht zurück. Besonders zu Beginn fand ich es beeindruckend, wie subtil die Geräusche der Stadt rüberkamen. Ähnlich gutes liest man auch über die Vertonung der englischen Version.

Gameplay "The Longest Journey" spielt sich als 2D-Point'n'Klick-Spiel intuitiv, sehr ähnlich wie zuletzt erschienene Vertreter des Subgenres. Steuerung, Inventoryhandling, Itemkombinantion, speichern, laden: Alles so, wie es sein soll. Die Rätseldichte ist höher als z.B. bei Syberia, auch sind die Rätsel oft deutlich schwerer als dort, zuweilen etwas zu abgedreht (das Rätsel mit der Gummiente ist das bekannteste Beispiel dafür). Die Dialoge (und davon gibt es sehr, sehr viele!) sind oft sehr ausführlich. Angesichts der Qualität der Vertonung ist das natürlich alles andere als ein Manko, wer allerdings z.B. bei "The Moment of Silence" mit den Füßen scharrt, wird diesem Spiel auch nicht viel abgewinnen können. Ein weiterer Punkt: Der Name des Spiels paßt nicht nur in Bezug auf seinen Inhalt, es ist auch noch exorbitant lang. Seine Linearität teilt es mit vielen anderen Adventures. Pixelhunting gibt es zuweilen auch, aber seien wir mal ehrlich: Ganz ohne Pixelhunting in einem Adventure fehlt auch was.

Atmosphäre Mit einem Wort: Herausragend. Dazu tragen viele der schon genannten Eigenschaften bei, hinzu kommt eine ausgedehnte, an Details und Charakteren fast schon überbordende Spielwelt sowie die Stärke und psychologischen Eigenarten der Charaktere, ganz besonders der Protagonistin April Ryan deren Charme man sich kaum entziehen kann. Bis heute eines der wenigen Spiele überhaupt, bei denen eine ernstzunehmende Charakterentwicklung der Protagonisten stattfindet. Was die Locations angeht: von der Metropole mit ihrem eigenartigen, jahrhundertealten Kanalsystem bis hin zur einsamen Insel mit seinem seltsamen Kommunikationssystem, alles kommt mit vielen kleinen Details sehr überzeugend und stimmig rüber.

Fazit Mit "The Longest Journey" erschuf die norwegische Spieleschmiede Funcom um Ragnar Thornquist, die vorher praktisch nur Daddel- und Rennspiele hergestellt hatte, aus dem Stand nichts weniger als eines der besten Adventures aller Zeiten, ohne Zweifel heute schon ein Klassiker. Sein Einfluß auf eine nachwachsende, sich von einstigen US-Genregrößen wie Sierra und LucasArts langsam emazipierende Generation von Adventure-Designern ist kaum zu überschätzen. Dieses Spiel zeigte zum ersten Mal, daß hervorragende Adventures auch von anderen kommen können. Sein Tempo ist langsamer, sein Ton leiser, manchmal melancholisch, und sein Humor subtiler und nicht so dominant wie bei den meisten Sierra- oder LA-Spielen. Dafür ist es (trotz seines vordergründigen Fantasy-SF-Settings) in seiner Aussage und seinen psychologischen Komponenten "erwachsener" und im besten Sinne "europäisch" und in seinem Charme und seiner Wärme einfach umwerfend.

Es bleibt abzuwarten, inwieweit es Funcom gelingt, das spezielle Feeling dieses einzigartigen Spiels in dem Ende 2005 erscheinenden Sequel "Dreamfall" (das allem Anschein nach kein reines Adventure wird) wieder aufleben zu lassen. Zwischenzeitlich wäre eigentlich eine Neuauflage von "The Longest Journey" als Special Edition auf einer DVD (anstatt wie original auf vier CDs) angebracht.
Zuletzt geändert von Aquarius am 12.07.2005, 13:56, insgesamt 1-mal geändert.
Nomadenseele

Beitrag von Nomadenseele »

+ Schöne Grafik
+ Sehr abwechslungsreiche Rätsel
+ Eine der besten Adventure - Geschichten überhaupt (sie saugt den Spieler förmlich ins Geschehen)
+ Sehr lange Spielzeit, geradezu episch
+ Man kann nicht sterben
+ 3rd Person

- Extrem dialoglastig

Fazit: Eines des besten Adventures überhaupt, jeder Advenure-Fan sollte es gespielt haben
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Los Tioz
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Beitrag von Los Tioz »

Klasse Spiel auf jeden fall!

- Grafik ist klasse (auch heute noch)
- Unglaublich lange Spielzeit (echt extrem...aber das ist ja grad so klasse)
- Tolle Story

Negativ ist leider das die Dialoge teilweise zu lang sind. Weniger ist oft mehr :lol:

Also auf jeden fall ein kauftipp
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Sternchen
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Beitrag von Sternchen »

-Grafik ist sehr schön und stilvoll gemacht.
zur Spielzeit, man sitzt bei the longest journey schon länger dran als wie bei anderen Adventures.
-Dialoge sind von witzig bis philosphisch sehr gut gelungen und ermüden nicht beim zuhören.
Steuerung, einfach gehts nicht mit Point und Click per Maus.
Story, sehr schön erzählt, baut sich langsam aber kontinuierlich auf.
-Musik: Sehr nett, mochte ich am meisten bei den ganzen Spiel, auch die Synchronstimmen der Sprecher sind gut gewählt.

-Charaktere klar das April Ryan am meisten hervorsticht, sie ist mit ihre unbefangen natürlichen Art einfach liebenswert.
Wobei ich sagen muss das Aprils Freunde in ihrer Gegenwart regelrecht verblasst sind, sie konnten sich für mich nie wirklich als Figuren die die Geschichte beinflussen durchsetzen.

Eigentlich ein Spiel wo es für mich nur positive Aspekte gibt, ja es ist textlastig für andere, ich fand die Dialoge genau in der passenden Zeitlänge.
:lol:
Wer Rechtschreibfehler findet, darf sie gerne behalten.


Menschen und Dinge verlangen verschiedene Perspektiven. Es gibt manche, die man aus der Nähe sehen muß, um sie richtig zu beurteilen, und andere, die man nie richtiger beurteilt, als wenn man sie aus der Ferne sieht.

Zitat von François VI. Herzog de La Rochefoucauld
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Krystman
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Re: The Longest Journey

Beitrag von Krystman »

Habe da auch mal was längeres dazu geschrieben. Leider auf Englisch aber dafür bebildert:
http://gamedesignreviews.blogspot.com/2 ... orter.html



Schlecht:

Bild

- Grafik ist NICHT gut. Hintergründe sind ok, Charaktere sehen grässlich aus (siehe Screenshot).
- Unnötig lang (kein Scherz). Charaktere laufen zu langsam, zu langsame Animationen. Es dauert Minuten einen Screen durchzulaufen. Gespräche ziehen sich auch unnötig in die Länge.
- An einer Stelle muss man viel sinnlosen Text lesen (schlimm genug) und der Font ist einfach vollkommen unlesbar.
- Einige total abwegige Puzzles.



Gut:
- Mehr ist mehr. Zukuft, Fantasy, Schiffsreise, Unterwasserwelt, Gestrandet auf einer einsamen Insel, Weltraum... es passiert doch so einiges. Am Schluss hat man viel erlebt.
- Guter weiblicher Hauptcharakter. Witzig und keck. Weder über-sexy noch armes Opfer.
- Allgemein ein schönes Setting. Das Leben einer Kunststudentin in einer Metropole der Zukunft. Später Fantasy ohne die üblichen "Herr der Ringe"-Clichés.
- Nette Deteils wie seröse schwule Charaktere.

Allgemein schon sehenswert aber wirklich nur wenn man die Zeit und die Geldud hat. Für Akademiker, die über Spiele schreiben sicher eine Fundgrube an Beispielen.

Mehr zu den einzelnen Punkten in meinem Artikel.
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Cohen
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Re: The Longest Journey

Beitrag von Cohen »

Kurz vor dem Release des Nachfolgers "Dreamfall" hatte ich mir nochmal eines meiner Lieblings-Adventures vorgeknöpft. Mit erzwungenem Antialiasing und Nvidias Double-Scan-Modus sieht die völlig veraltete Grafik sogar ganz passabel aus. Die pixeligen Hintergründe vergisst man sowieso nach kürzester Zeit, da man sehr schnell von der interessanten Fantasy-Story über die in Technik und Magie geteilte Erde verzaubert wird. In der Rolle der äußerst sympathischen Studentin April Ryan reist man zwischen "Stark" (der technisierten Erde des 23. Jahrhunderts) und der magischen Hälfte "Arcadia". Soll April die beiden Hälften wieder vereinigen oder als nächste Hüterin über die Trennung wachen? Die Highlights des Spiels sind die tollen Dialoge, die perfekte deutsche Synchro (besonders Stephanie Kindermann als Aprils Stimme) und die stets logischen Rätsel.
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