Sinnfreie Umfragen (und Politikerschelten)

[max_power]

Sinnfreie Umfragen begegnen mir vor allem auf tagesschau.de häufig, ein Beispiel:
http://www.tagesschau.de/wirtschaft/ext ... fe100.html

Da wird gefragt, im Zusammenhang mit dem Gesetzesentwurf von Guttenberg, ob Ministerien externe Berater einsetzen sollten.

Ja oder Nein?

Natürlich sollte ein Ministerium externe Berater einsetzen, wenn es selbst von der Materie keine ausreichende Ahnung hat und ansonsten in der Bundesregierung keine entsprechenden Ressourcen existieren. Dass die Bundesregierung aber jährlich Aufträge im Umfang von hunderttausenden Euro extern vergibt, obwohl sie selbst schon jede Menge, teures Personal hat, ist unverständlich.

Mit diesem Gedanken wüsste ich nicht, wie ich die Umfrage sinnvoll beantworten sollte, weshalb ich es einfach lasse. In letzter Zeit ist mir das häufig bei der Tagesschau aufgefallen und eigentlich geht es wohl nur darum, die Leute politisch zu polarisieren, denn in diesem Fall wirkt (meiner Meinung nach), ein Ja wie eine Stimme für die Bundesregierung, dem blaublütigen Minister im Speziellen, ein Nein wirkt wie eine allgemeine Politikerschelte.

Oh, gutes Stichwort, zu der kann ich direkt auch gleich wieder ausholen. Wie haben Wahlkampf, und es ist schrecklich. Da werden geklaute Dienstwagen ausgeschlachtet, damit die Union (und die Opposition) den moralischen Zeigefinger gen SPD, die sich gerne privat spazieren fahren lässt, erheben kann, die eigenen Fahrtenbücher werden jedoch zurückgehalten. Dann werden (sicherlich auch, um sich im Wahlkampf zu profilieren) Gesetzesvorschläge von der Union vorgelegt, und die SPD (sowie die Opposition) wittert ihre Chance, Wählerstimmen mit dem moralischen Zeigefinger, der Steuerverschwendung an externe Berater für unautorisierte Alleingänge vorwirft, zu fangen.

Kein Wunder, dass der Berufsstand Politiker selten eine schlechtere Reputation hatte. Wenigstens halten sich die Kanzlerkandidaten der beiden Volksparteien (noch) zurück.

[Leonaru]

Kein Wunder, dass der Berufsstand Politiker selten eine schlechtere Reputation hatte. Wenigstens halten sich die Kanzlerkandidaten der beiden Volksparteien (noch) zurück.

Derem Beliebheitsgrad ist vor allem darauf zurückzuführn, dass sie beide Nichtstuer sind. Und gar nichts zu tun ist in der Politik stets besser, als irgendetwas zu tun, da kann man nämlich nicht so viel falsch machen. Deswegen ist auch das Amt des Außenministers so toll. Da braucht man nicht dem eigenen Volke auf die Füße treten, sondern muss nur ab und zu in Richtung faschistoider Autokratien schauen und sagen, "das ist jetzt aber nicht so toll, dass ihr die Menschenrechte verletzt".

[Hans]

Wie haben Wahlkampf, und es ist schrecklich.

Stimmt, spätestens wenn Politiker anfangen, von einem deutschen, unbemannten Mondprogramm zu träumen ...

[max_power]

Derem Beliebheitsgrad ist vor allem darauf zurückzuführn, dass sie beide Nichtstuer sind.

Na ja, Steinmeier steckt ja momentan eher im Tief sogar von der von der Leyen klar überflügelt. Klar, endlich tut mal jemand was für die armen Kinder. Ansonsten sind beide für mich typische Außenminister. Das war auch das, wofür Merkel zu Beginn ihrer Kanzlerschaft viele Komplimente geerntet hat, für ihre Vermittlung zwischen verschiedenen Regierungen. Aber ansonsten, da muss ich dir Recht geben, kann ich nichts großartiges nennen, was ich ihr zuschreibe. Bei ihr machen halt die Ministerien die Politik.

[elevar]

Die genannte Umfrage ist in der Tat interessant. Ich finde, darin lässt sich schon ein Dilemma für die Politik erkennen:

Keiner (1,9%) gibt zu, dass er keine Ahnung von der Materie hat und das einfach nicht beurteilen kann
Die Mehrheit (60,9%) verfällt der Suggestion und ist dagegen

Hätte man die Frage negativ formuliert, also statt

Ist es richtig, dass Bundesministerien externe Berater bei Gesetzesvorhaben einsetzen?

Ist es richtig, dass Bundesministerien keine externen Berater bei Gesetzesvorhaben einsetzen?

wäre wohl etwas ziemlich anderes herausgekommen. Fragt man den Wähler, ob er Geld für irgendwas ausgeben will, sagt er "Nein". Fragt man ihn, ob er Leistungen haben will, sagt er "Ja".
Natürlich ist die Umfrage auch sinnlos, da stimme ich max_power zu. Schafft man es allerdings als Partei, solche Themen auf die Tagesordnung zu bringen, steht die Frage im Raum, und Politiker müssen sich damit auseinandersetzen bzw. herumschlagen, und zwar so, dass sie möglichst unbeschadet aus der Sache herauskommen. Also muss dem Wähler entsprochen werden, und der ist wie oben gezeigt ziemlich irrational.
Wenn ich solche Umfragen sehe will ich noch weniger Politer sein als ohnehin schon.

[realchris]

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