Hallo,
Ich finde Aussagen wie "Natürlich bin ich ausgetreten..." peinlich. Wer aus Überzeugung austritt kann das natürlich vertreten, aber so zu tun als wäre es das einzig vernünftige und es als absolute Aussage einfach so stehen zu lassen, zeugt von wenig oder gar keiner Bewältigung dieses Teils des eigenen Lebens (meine Meinung).
Für mich hat das ähnliche Qualität wie die freudestrahlende Entgegnung "Mathe war in der Schule mein schlechtestes Fach", nachdem sich einem jemand als Mathematiker vorgestellt hat...
Sternchen hat geschrieben:
Blinde Bibeltreue oder strenge katholische Gläubigkeit war übrigens nie mein Ding
Traurig... Blinde Bibeltreue und besondere Strenge treffen wahrscheinlich am wenigsten auf die katholische Lehre zu. Dies sind häufig Kennzeichen von kleineren Glaubensgemeinschaften oder Sekten, die sich auf diese Weise von großen Religionen abgrenzen wollen. Ich werde hier keine Beispiele nennen, da ich nicht vorhabe Steine aufzuheben um sie dann auf jemand anderen zu werfen.
Es gab allerdings in der kath. Kirche Bewegungen, die sich auf den Vorwurf "zu großer Sinnesfreudigkeit und Regellosigkeit" von Außen hin bildeten und die ihre Kritiker an Strenge noch zu überbieten suchten. Einige Überbleibsel solcher Bewegungen sind bis heute erhalten geblieben. An solchen Stellen mag der Vorwurf der Strenge also durchaus zutreffen.
Sternchen hat geschrieben:
Schwachsinn man findet Gott überall in jeden lebenwesen,Pflanze usw-.- wenn ich Gott mit reden will kann ich das überall ich brauch dafür kein Haus Gottes-.-
[...]
Auch wenn du's nicht glauben magst, damit liegst du voll auf katholischer Linie. Neben der speziellen Ausprägung der katholischen Kirche unserer Zeit, und, noch spezieller, der kath. Kirche Deutschland, gibt es knapp 2000 Jahre Kirchengeschichte davor.
Die Weltanschauung die all das trägt nennt sich Katholizismus und ihr Antrieb ist, wie das Wort katholisch="allumfassend" schon andeutet,
Gott in allem und jedem zu suchen und zu erkennen.
Dies fordert sehr viel - das Ringen um den Glauben und die Erkenntnis hört niemals auf, und die meisten Menschen zogen früher wie heute strenge Regeln einer solchen Weltanschauung vor. Wie oben bereits angedeutet, warfen sie dann den Menschen die nach dem umfassenderen "echt katholizistischen" Weltbild leben wollten Regellosigkeit vor.
Diese kath. Weltanschauung hat bei den verschiedensten Orden und Persönlichkeiten ganz verschiedene Ausprägungen gefunden.
Einige haben sich zu einem meditativen Leben motiviert gefühlt, haben Erkenntnisse alleine über den Glauben selbst angestrebt oder sich dem Dienst an den Menschen gewidmet und andere haben sich der Forschung und dem Erwerb von Wissen über diese Welt verschrieben.
Ich will Sternchens erhitzte Andeutung einer Reihe von "kirchlichen Verbrechen" gar nicht über Gebühr kommentieren. So wie die freidenkenden Menschen auch frei von Angst waren, durch ihr eigenes Denken und Handeln sich von Gott entfernen oder dem Glauben schaden zu können, so waren die Kleingläubigen, Engstirnigen oder einfach nur Machthungrigen unter ihnen ständig bemüht jeweils das Bild von Glaube und Kirche zu zementieren und zu festigen das sie aus ihrer Lebensspanne kannten und das sie in manchen Fällen gerade selbst kontrollierten(!). Das gerade die ständige Wandlung über Jahrhundert hinweg die große Stärke der Kirche war, wollten diejenigen die es sich im Hier und Jetzt bequem gemacht haben natürlich nicht wahrhaben.
Dazu kam die unselige Verquickung kirchlicher und weltlicher Macht und es war unabhängig vom eigenen (Nicht)Glauben wohl für jeden Fürsten einfacher mit der Kirche und durch die Kirche zu herrschen als gegen sie. Da man aus allem eine Ideologie machen kann, außerdem ein fantastisches Mobilisierungsmittel. Ein Zustand von dem wir heute Gott sei Dank befreit sind.
Mic's lustige Anekdoten über Konfirmandenfahrten (die ich in dieser Form nicht bestätigen kann) sagen wohl mehr über die speziellen Betreuer und Pfarrer und ihre offensichtliche Oberflächlichkeit aus als über die Kirche oder den Glauben. Ob es klug ist sie Leuten vorzutragen, die sich damit vielleicht nur ihr eigenes höchst vages und unscharfes Bild der Kirche weiter bestätigen wollen, sei dahingestellt...
Wer sich mit mir unterhalten aber den Thread nicht endgültig sprengen will, kann mich gerne privat kontakten. Den Stein der Weisen, inklusive der Antworten auf alle menschlichen Sinnfragen, habe ich aber momentan leider auch verlegt
Ach ja, zum Thema: Gibt es eine menschliche Seele? Ich
glaube schon
In diesem Sinne,
Gute Nacht.
PS: JA, dieser Beitrag wurde editiert, weil ich ihn doch zu lang fand, den vollständig Text sende ich aber gerne jedem interessierten zu.
Quellen:
"Warum katholisch" von Richard Rohr
"Gotteserfahrung im Denken" von Prof.Dr.phil.Jörg Splett
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