Scree hat geschrieben:
Ich persönlich bin Nichtschwimmer, also unpolitisch, habe meine Jugend aber am linken Flügel der Gesellschaft verbracht und umso mehr regt es mich auf, dass Moor versucht als Gutmensch Geld zu machen.
Hm, also wie ein vom linker Flügel geprägtes Denken kommt mir Deine Ansicht nicht vor.
In seinen Dokus wird genauso verdreht, geschoben und manipuliert wie in einer Rechtspopulitischen Sendung. Und DAS regt mich auf. Laut seiner Doku bekommt man bei einem neuen Bankkonto eine Waffe mitgeliefert. Dem ist aber nicht so. Und nein, nicht alle Kanadier haben ihre Türen nicht abgeschlossen. Der Film vermittelt einfach eine falschen Eindruck! Ich hab verdammt viele Amerikaner kennen gelernt, und von denen hatte keiner ne Waffe. Und im Supermarkt gabs auch kein Gewehr oder Munition.
Na ja, also von Einzelbeispielen auf die Gesamtheit zu schließen, weil man selbst vereinzelte Amerikaner kennt, die anders sind, ist glaube ich auch nicht das Wahre. Man kann doch bei Moore eindeutig beweisen, ob das, was er in seinen Dokus bringt, der Tatsache entspricht oder nicht. Generell ist eine kritische Einstellung zum Regierungssystem, in dem man lebt, grundsätzlich gut. Es gibt keine politische Wahrheit und auch keine Staatsform, die die "Beste" ist. Jede Staatsform hat seine Schattenseiten.
Soweit ich das mitgekriegt habe, kritisiert Moore nicht die Demokratie als Staatsform, sondern die Waffenvernarrheit der Durchschnittsamerikaner. Was ist daran gefährlich?
Mag sein das Statistiken stimmen, aber die einzige Statistik an die ich glaube ist, die, die ich selber manipuliert habe ..
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Wenn es stimmt, dann zeigt es eine gesellschaftliche Tendenz, die man nicht einfach wegleugnen kann. Und es zeigt auch ein Problem.
Weiters regts mich auf, das immer auf die Amis eingeschlagen wird. Ich mußte mich ja kaputt lachen als Obama die Präsidentschaft gewonnen hat, und dann kam ein Bild mit 43 weißen Präsidenten und dann Obama als ersten Schwarzen ... Wo haben wir in Europa einen schwarzen Präsidenten? Hier in Europa haben wir selbst noch nenn Haufen zu tun.
Daß Amerika einen schwarzen Präsidenten hat, ist nicht nur für uns Europäer als ein besonderes Ereignis empfunden worden, sondern von Amerikanern selbst. Das hängt mit der Historik zusammen; dem Rassismus, der nun mal in Amerika ziemlich krass nach wie vor das Leben vieler bestimmt, ähnlich wie auch bei uns die (oftmals latente) Ausländerfeindlichkeit sehr hoch im Kurs steht. Inwiefern die Leidensgeschichte der Afro-Amerikaner überhaupt aufgearbeitet wurde, ist ein Thema für sich. Man kann nur sicher sein, daß Amerika, als sehr konservatives Land, mit einem schwarzen Präsidenten eine Schranke durchbrochen hat, die das moderne Denken bejaht, nämlich, daß die Hautfarbe eigentlich keine Rolle spielen sollte... Nach
außen hin bejaht. Vielleicht war ein schwarzer Präsident deshalb auch
für die Amerikaner selbst ein dermaßen großes Ereignis: Obama verkörpert die Hoffnung vieler auf ein multikulturelles Miteinander ohne Vorurteile. Das hier viel reininterpretiert wird, wo wahrscheinlich gar nichts ist, und man ihn stellenweise als Messias bereits sah, der die Welt von allem Bösen befreite, war keine europäische Aufbauschung, sondern eine amerikanische.
Und natürlich haben wir in Europa selbst noch viel zutun. Man denke dabei nur mal an Italien und an Frankreich... Aber es ist nie besonders von Vorteil, mit dem Finger ständig auf andere Länder zu zeigen. Das bringt das eigene Land nicht voran. Was aber auch bedeutet, dass nicht alles im eigenen Land schlecht ist oder man die Mißstände andernorts nicht ansprechen sollte. Auch der Deutsche hat das Recht, über die Politik der Israelis zu schimpfen, ohne gleich als Nazi abgestempelt zu werden.
Amerika zieht den Fokus auf sich, weil es zu den mächtigsten Ländern der Welt zählt, wenn es nicht gar das mächtigste ist. Die Bush-Ära, vor allem auch die Wiederwahl DIESES Präsidenten, hat wohl kein einziger Europäer verstanden.
Also unterm Strich regts mich auf wie schnell Leute auf Dokus anspringen. Ganz gefährlich sind da eben diese "Wir decken das Böse auf" Dokus. Ist wie mit den intellektuelleren Tageszeitung ... DIE sind gefährlich nicht die Bild - denn bei der weiß man das nur Müll drinnen steht. Aber ner Allgemeinen der kann man ja blind glauben ...
Gefährlich sind "Wir decken das Böse auf"-Dokus nicht. Sie zeigen einen anderen Blickwinkel auf die Dinge, was prinzipiell gut ist. Man sollte nicht alles glauben, was man vorgesetzt bekommt, egal, ob das jetzt eine solche "Alles ist böse"-Doku ist oder nicht. Man sollte selektieren und immer hinterfragen. Ob das jetzt der Moore ist oder die Verschwörungstheorien eines Dan Brown. Oder die Lehren der Kirche... Spielt erstmal keine Rolle.
Und die "Bild" ist eine wahnsinnig gefährliche Zeitung. Sie hat nachweislich Menschenleben auf dem Gewissen. Ich würde Dir empfehlen, "Die verlorene Ehre der Katharina Blum" zu lesen; genau so geht ein solches Blatt vor - und das zerstört Menschen. Eine intellektuelle Tageszeitung zerstört keine Menschen. Sie wirft andere Blickwinkel auf und hat es nicht nötig, Polemik zu verbreiten, die in Menschen den Urinstinkt weckt, Verbrecher am Liebsten höchstpersönlich am nächsten Baum aufzuknöpfen.
Man denke dabei nur mal an die schlimmen Hetzparolen der BILD gegen Heinrich Böll und Günter Wallraff, die sich zum Glück zu wehren wussten.