Mit 69 Jahren, da fängt das Leben an...

oder neudeutsch: Off-Topic
Shootingstar
Riesiger Roboteraffe
Riesiger Roboteraffe
Beiträge: 9418
Registriert: 24.08.2006, 22:03

Mit 69 Jahren, da fängt das Leben an...

Beitrag von Shootingstar »

Gerade eben kam in den Radionachrichten die Meldung, dass die Wirtschaftsweisen vorgeschlagen haben, das Renteneintrittsalter auf 69 Jahre zu erhöhen. Begründet wurde dies mit der Bevölkerungsentwicklung. Derzeit läuft ja schon die schrittweise Erhöhung des Renteneintrittsalters auf 67 Jahre.
Was haltet ihr von dieser Entwicklung? Ist sie berechtigt? Oder setzt man nicht den Hebel an der falschen Stelle an? Derzeit gibt es ja in Deutschland nach der offiziellen Statistik schon über drei Millionen Arbeitslose. Dazu kommen noch die Dunkelziffer derer, die aufgrund der Schönrechnerei nicht in der Statistik auftauchen. Für alle diese Leute verringert sich natürlich die Chance, einen Arbeitsplatz zu bekommen, wenn diejenigen, die einen Arbeitsplatz haben, erst später in Rente gehen dürfen. Statt also in das Rentensystem einzubezahlen und somit die Renten zu finanzieren, sind diese dann selber auf Sozialleistungen angewiesen.
Dazu kommt natürlich, dass sich die Menschen in vielen Berufen auch kaputt schuften. Ich kann mir nicht vorstellen, dass jemand, der Knochenarbeit im (Straßen-)Bau, in der Stahlindustrie oder sonstwo verrichtet, bis 67 durchhält, geschweige denn bis 69. Somit werden diese Menschen durch Abzüge bei der Rente auch noch bestraft.
Eine pauschale Erhöhung des Renteneintrittsalters ist daher schlichtweg unfähr, denn wer beispielsweise im Büro arbeitet, hat sicherlich eine größere Chance, mit 67 oder 68 noch fit genug zu sein, um seinem Job nachzugehen.
Jetzt sind die guten alten Zeiten, nach denen wir uns in zehn Jahren zurücksehnen.
(Sir Peter Ustinov)
Nomadenseele

Re: Mit 69 Jahren, da fängt das Leben an...

Beitrag von Nomadenseele »

Ich denke, dass das total weltfremd ist. In den meisten Berufen kann man gar nicht solange arbeiten, sei es körperlich oder von den Nerven (Lehrer, Call-Center). Ganz davon abgesehen, hat sich jeder eine Auszeit von Ausbildung und Arbeit verdient, was nun mal meistens am Lebensende der Fall ist; man lebt schließlich nicht, um zu arbeiten oder der Wirtschaft zu dienen.
Benutzeravatar
MarTenG
Riesiger Roboteraffe
Riesiger Roboteraffe
Beiträge: 5466
Registriert: 20.07.2004, 11:59
Wohnort: im holden Land

Re: Mit 69 Jahren, da fängt das Leben an...

Beitrag von MarTenG »

Nomadenseele hat geschrieben:man lebt schließlich nicht, um zu arbeiten oder der Wirtschaft zu dienen.
Ich glaube das sieht man in der Politik und Wirtschaft etwas anders :lol:

Ich stimme Dir aber zu, das ist weltfremd und die meisten sind heute schon an ihrer Grenze, physisch oder psychisch und quälen sich die letzten Jahre noch um in einen Bereich zu kommen bei dem ihre Abzüge von der Rente klein genug sind, um mit dem Rest noch irgendwie leben zu können.

Außerdem möchte ich auch keine 65 jährigen Omas und Opas in der Erziehung und Bildung. Mir fällt es heute schon schwer die Jugendlichen zu verstehen, wie soll das dann erst in 40 jahren sein.
„Schritte, die man getan hat, und Tode, die man gestorben ist, soll man nicht bereuen."
Hermann Hesse, Heimat
"Ich weiß, dass ich mal dinge gewusst habe, die mir, bevor ich sie vergessen habe, überhaupt nichts genützt haben. Und doch vermisse ich sie."
Horst Evers, Wäre ich du, würde ich mich lieben
Benutzeravatar
JoeX
Riesiger Roboteraffe
Riesiger Roboteraffe
Beiträge: 6151
Registriert: 15.09.2009, 16:34
Wohnort: Asgaard

Re: Mit 69 Jahren, da fängt das Leben an...

Beitrag von JoeX »

Da wo ich arbeite hat man es körperlich nicht schwer, aber selbst da gibts genug die "schon" mit 60-62 abhauen wollen, und das auch machen. Das ist halt ne getarnte Rentenkürzung.

Shootingstar hat geschrieben: Für alle diese Leute verringert sich natürlich die Chance, einen Arbeitsplatz zu bekommen, wenn diejenigen, die einen Arbeitsplatz haben, erst später in Rente gehen dürfen.
Jein. Die Leute die jetzt oder in den nähsten paar Jahren in Rente gehen hatten ja noch relativ gute Arbeitsverträge, wenn man jetzt neu einstellt sind es in der Regel schlechtere. Dann ist es oft befristet oder aus einem echten Arbeitsplatz werden 2-3 400€Jobs gemacht. Und dann das Thema Leiharbeit, was auch echt bescheidene Aussichten stellt. Da ist nen neuer bei uns der ca 8€ kriegt, wer will denn dafür über nen längeren Zeitraum arbeiten? Er hat auch selber gesagt das er bei Hartz-Fear^^ mehr hatte.

Schlimm ist ja die Spirale die man nicht sieht/sehen will. Wer heute so niedrige Löhne kriegt zahlt erstens kaum was in die Sozialkassen und wird später im Alter Hilfe benötigen. Da zahlt der Staat 2 mal drauf.
Video games ruined my life. Good thing i have two extra lives..........................
Nomadenseele

Re: Mit 69 Jahren, da fängt das Leben an...

Beitrag von Nomadenseele »

MarTenG hat geschrieben:
Außerdem möchte ich auch keine 65 jährigen Omas und Opas in der Erziehung und Bildung. Mir fällt es heute schon schwer die Jugendlichen zu verstehen, wie soll das dann erst in 40 jahren sein.
Ich möchte - trotz aller Erfahrung - auch nicht von einem 70jährigen Arzt behandelt werden. Oder Maschinenführer / Berufe, die eine hohe Mobilität erfordern; dass sind einfach keine geeigneten Berufe mehr.

Ich bin für ein flexibles Modell, damit die Leute, die noch arbeiten wollen und entsprechend leistungsfähig sind, das auch tun können; z.B. Professoren, Forscher, Manager, die sonst ins Ausland gehen, um dort weiter arbeiten zu können. Aber ab 65, 66 sollte dies jedem freigestellt sein.
Benutzeravatar
Scree
Adventure-Gott
Adventure-Gott
Beiträge: 3020
Registriert: 25.04.2006, 13:19
Wohnort: Berlin

Re: Mit 69 Jahren, da fängt das Leben an...

Beitrag von Scree »

Dieses ganze Rentensystem ist sowieso für die Katz.
Das hängt doch alles von der persönlichen Gesundheit ab.
Es kann gar kein pauschales Rentenalter geben, da sind einfach viel zu viele Faktoren im Spiel.
Ich selber kann dazu auch keine Lösung beisteuern. Bis ich mal ins Rentenalter kommen sollte, wurde sowieso wieder einiges Geändert. Bzw. wer weiß in welchem Land ich mich da aufhalten werde?!

"Wir Leben schließlich nicht um zu Arbeiten", ... naja für was Leben wir denn?
Das sehen vielleicht andere Leute anders ;-). It's me, the Workaholic xD.
Sei freundlich, denn jeder, dem du begegnest, hat hart zu kämpfen. - Platon
Benutzeravatar
stephy
Profi-Abenteurer
Profi-Abenteurer
Beiträge: 785
Registriert: 21.01.2011, 15:46
Wohnort: Nürtingen

Re: Mit 69 Jahren, da fängt das Leben an...

Beitrag von stephy »

Bis wir in Rente kommen, haben sie das Rentenalter auf 100 angesetzt und wir wünsche uns die 67 zurück! :mrgreen:
______________________________________
... die gleich tot in Ohnmacht fällt...
Benutzeravatar
Cohen
Adventure-Treff
Adventure-Treff
Beiträge: 6455
Registriert: 24.12.2007, 13:34

Re: Mit 69 Jahren, da fängt das Leben an...

Beitrag von Cohen »

Grundsätzlich kann ich es ja nachvollziehen, dass mit immer längerer Lebenserwartung auch der Beginn des Rentenalters nach hinten geschoben werden müsste. 1960 lag die durchschnittliche Lebenserwartung in Deutschland noch bei 70 Jahre (im Schnitt also 5 Jahre Rentenzahlungen), mittlerweile sind wir bei 80 Jahren (bei Rentenalter = 65 wären das im Schnitt demnach 15 Jahre, also dreimal so lange).

Bild

Jetzt kommt das große ABER: diese Rechnung geht nur bei Vollbeschäftigung auf. Wenn die Einsparungen durch einen späteren Rentenbeginn dadurch aufgezehrt werden, dass die jüngeren Menschen keine Arbeitsstelle finden und Hartz IV beziehen, bringt das ganze gar nichts.

Die arbeitsfähigen jüngeren Leute sind frustriert, weil sie keinen Job finden und von Teilen der Gesellschaft und der Boulevardpresse als Schmarotzer hingestellt werden. Die älteren Menschen, die eine feste Arbeitsstelle haben, sind frustriert, weil sie sich kaputtarbeiten müssen... und verursachen vermutlich auch noch höhere Krankenkosten. Zudem lässt noch die Produktivität im Alter meistens nach.

Die Politik scheint nur darauf zu spekulieren, dass möglichst viele Leute trotzdem früher den Arbeitsmarkt verlassen und dafür Rentenkürzungen in Kauf nehmen. Wobei ich Rentenkürzungen bei früherem Rentenbeginn sogar für okay halte, WENN sie denn nicht zu einschneidend ausfallen... immerhin bekommt man dadurch voraussichtlich auch ein paar Jahre länger Rentenzahlungen, die dann monatlich eben etwas geringer ausfallen.

Mein Daddy hatte nicht den leichtesten Job und war mit Ende 50 gesundheitlich sehr angeschlagen... wenn der in seinem Beruf auch nur bis 65 hätte weiterarbeiten müssen, wäre er wahrscheinlich mit spätestens 70 in der Kiste gewesen, vielleicht hätte er den Rentenbeginn sogar nicht mehr erlebt. Als er dann die Chance hatte, mit 60 zu gehen, hat ihm die komplette Familie dazu geraten... mittlerweile nähert sich die große 80 und er ist fitter als in seinen letzten Arbeitsjahren.
Zuletzt geändert von Cohen am 18.05.2011, 19:05, insgesamt 1-mal geändert.
Multi-Gamer: PC + PCVR, PS5 + PSVR2, Xbox Series X, Steam Deck OLED, Switch OLED, iPad Pro M2, WiiU, 3DS, PSVita, ..., N64, PS1, SNES, Amiga, C128, Atari
Benutzeravatar
Leonaru
Rätselmeister
Rätselmeister
Beiträge: 1515
Registriert: 25.02.2009, 17:21

Re: Mit 69 Jahren, da fängt das Leben an...

Beitrag von Leonaru »

Als die Rente mit 65 eingeführt wurde, lag die Lebenserwartung für den durchschnittlichen männlichen Deutschen etwa bei 65. Um unser jetziges System so beizubehalten, brächte man wahrscheinlich die Rente mit 75.

Mann könnte natürlich Leuten ab 65 produktive (!) Aufgaben zuweisen, für die man in dem Alter noch gut geeignet ist. Welche das seinen solle... tja... :?:
Wie wär's mit etwas Rock 'n' Roll?
Benutzeravatar
JoeX
Riesiger Roboteraffe
Riesiger Roboteraffe
Beiträge: 6151
Registriert: 15.09.2009, 16:34
Wohnort: Asgaard

Re: Mit 69 Jahren, da fängt das Leben an...

Beitrag von JoeX »

Leonaru hat geschrieben:Als die Rente mit 65 eingeführt wurde, lag die Lebenserwartung für den durchschnittlichen männlichen Deutschen etwa bei 65. Um unser jetziges System so beizubehalten, brächte man wahrscheinlich die Rente mit 75.

Mann könnte natürlich Leuten ab 65 produktive (!) Aufgaben zuweisen, für die man in dem Alter noch gut geeignet ist. Welche das seinen solle... tja... :?:
Da passt das doch das der Zivildeinst jetzt wegfällt. Da haben wir ja gelich den Ersatz. :wink:
Video games ruined my life. Good thing i have two extra lives..........................
Nomadenseele

Re: Mit 69 Jahren, da fängt das Leben an...

Beitrag von Nomadenseele »

Leonaru hat geschrieben:Als die Rente mit 65 eingeführt wurde, lag die Lebenserwartung für den durchschnittlichen männlichen Deutschen etwa bei 65. Um unser jetziges System so beizubehalten, brächte man wahrscheinlich die Rente mit 75.
Der Lebensstandard hat sich seit Bismarck zum Glück gebessert - jeder hat ein Anrecht auf ein paar Jahre ohne Zwang und dafür ist meiner Ansicht nach die Rente da.

Ganz davon abgesehen: Ob ein älterer Mensch als Arbeitsloser oder als Renter Kosten verursacht, macht wohl kaum einen Unterschied.
Shootingstar
Riesiger Roboteraffe
Riesiger Roboteraffe
Beiträge: 9418
Registriert: 24.08.2006, 22:03

Re: Mit 69 Jahren, da fängt das Leben an...

Beitrag von Shootingstar »

Ich denke schon, dass es einen Unterschied macht, da die Rente wohl in den meisten Fällen doch höher sein dürfte als Hartz 4 oder Sozialhilfe.

Vielleicht soll mit dieser Meldung auch wieder die Riesterrente angekurbelt werden? Aber auch dafür müssen die Steuervergünstigungen/staatlichen Zuschüsse wiederum aufgebracht werden.
Jetzt sind die guten alten Zeiten, nach denen wir uns in zehn Jahren zurücksehnen.
(Sir Peter Ustinov)
Nomadenseele

Re: Mit 69 Jahren, da fängt das Leben an...

Beitrag von Nomadenseele »

Shootingstar hat geschrieben:Ich denke schon, dass es einen Unterschied macht, da die Rente wohl in den meisten Fällen doch höher sein dürfte als Hartz 4 oder Sozialhilfe.
Das ist noch die Frage. Diejenigen mit einer hohen Rente sind sichtbar, die Renter, die nicht mehr als Sozialhilfe haben, sieht man eher weniger.
Benutzeravatar
Abel
Rätselmeister
Rätselmeister
Beiträge: 2178
Registriert: 29.05.2008, 00:42

Re: Mit 69 Jahren, da fängt das Leben an...

Beitrag von Abel »

Also man kann nur jedem empfehlen möglichst viel privat vorzusorgen. Ich bin mir nicht mal sicher ob ich überhaupt noch staatliche Rente bekomme, wenn ich alt bin...
Benutzeravatar
Sven
Zombiepirat
Zombiepirat
Beiträge: 20857
Registriert: 09.05.2005, 23:37

Re: Mit 69 Jahren, da fängt das Leben an...

Beitrag von Sven »

Nomadenseele hat geschrieben:Ich denke, dass das total weltfremd ist. In den meisten Berufen kann man gar nicht solange arbeiten, sei es körperlich oder von den Nerven (Lehrer, Call-Center). Ganz davon abgesehen, hat sich jeder eine Auszeit von Ausbildung und Arbeit verdient, was nun mal meistens am Lebensende der Fall ist; man lebt schließlich nicht, um zu arbeiten oder der Wirtschaft zu dienen.
Die sind total weltfremd und unfähig!! :roll:

Aber nicht nur Lehrer und Call-Center. :roll: :|
Der Erste und Einzige hier im Forum, der die englische Version von Tungi hat.
Der Zweite, der eine von Poki handsignierte englische Version von Edna & Harvey the Breakout hat. Mit gezeichnetem Harvey auf der Rückseite!
Antworten