Was meinst Du, weshalb sich das illegale Kopieren bei so vielen als absolut selbstverständlich und gerechtfertigt eingebrannt hat, dass sie sogar offen und sich im Recht sehend "argumentieren" und protestierend auf die Straße gehen - siehe Kino.to Schließung.
Das ist eine extreme Gruppierung, zumeist sehr linke, von Open Source Jüngern die Medien jedem zugänglich machen wollen und da ideologisch argumentieren. Das ist aber nicht die Masse. Ich mein jetzt diejenigen, die auf die Strasse gehen.
Ich bin mir von Deiner Sichtweise der 80er/90er Szene einfach sicher, dass Du entweder nicht dabei warst oder zumindest noch nichts mit Computerspielen im Sinn hattest.
Da mehr Menschen Medien konsumieren, sind natürlich mehr illegale Vorgänge, vorhanden bzw. sogar durch digitale Spuren messbar. Früher hatte die Industrie eben keine genaue, sondern nur eine grobe Vorstellung davon, wie stark kopiert wird.
Was in den Kinderzimmern abging, sah da niemand.
Sicherlich gibt es auch heute viele und in echten Zahlen mehr illegale Downloads. Aber relativ gesehen würde ich behaupten, hat sich die Situation gebessert. Also auf die Gesamtmenge von Spielern bezogen, werden relativ gesehen heute mehr artige Käufer existieren als in den 80er/frühen90erm, eben weil Du ständig mit Werbespots der GVU oder mit einer entsprechenden Medienkampagne oder durch die Abmahnangst dazu erzogen wurdest. Als Grafiker sehe ich das Heute doch genauso als falsch, als Jugendlicher machte man sich nicht einen Gedanken dazu. Sowas war uns früher ganz fern. Da hörte man von jemandem, der von jemandem gehört hat, der einen kennt, der einen kennt, dem mal der Amiga von der Polizei mit 200 Spielen konfisziert wurde und der 2000 DM Strafe zahlen musste etc. Sorry, das machte keine Angst und heute gibt es Strafen von 50 Tausend Euro etc. Das ist eine ganz andere Welt als früher im Bezug auf Urheberrecht, das zu dieser Zeit wesentlich lockerer war.
So richtig ins Bewusstsein kam das Thema, als einige Systeme wie z.B. der Amiga aufgrund von Raubkopien (sicher auch wegen einer zu späten Reaktion auf VGA und CDROM) den Bach runter gingen. Man konnte dort kein Geld mehr verdienen, da tatsächlich überwiegend kopiert wurde. Ich denke auch, dass viele da dann die ersten Schuldgefühle entwickelten.
Was allerdings tatsächlich so war. Ich kannte viele Amiganer, darunter auch ich, die die Lucasarts Adventures tatsächlich gekauft haben. Die hatten einen besonderen Status. Lemmings wurde auch gerne gekauft. Bei einigen wenigen Top Spielen griff man dann auch mal zu. Spiele waren im Verhältnis zum damaligen Taschengeld auch viel zu teuer. 120 DM war richtig viel Geld.
Tanja - Brief
Dieses Phänomen ist tatsächlich an mir total vorbei gegangen bzw. kann ich mich daran nicht mehr erinnern. Die meisten waren auch klug genug unter Freunden zu tauschen. Ich hätte niemals über eine Zeitschrift getauscht. Man holte sich ne Packung Disketten und ging zu einem Kumpel, wo man wusste, dass er was neues hat und gleichzeitig gab man anderen Kumpels auch Spiele.
Auch ein lustiges Phänomen. Früher kostete eine Demo Geld! Ich habe 5 Euro mit Rückumschlag senden müssen, um eine Demo von Lemmings 1 zugeschickt zu bekommen.