„Gamergate“ oder: was machen gegen den Frauenhass im Netz?

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Vainamoinen
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Re: „Gamergate“ oder: was machen gegen den Frauenhass im Net

Beitrag von Vainamoinen »

Shard of Truth hat geschrieben:unter dem Motto: "Alles Sexisten, nur ich nicht"
Lesen und verstehen wäre von Vorteil gewesen. :|


Wie überhaupt hier noch ernsthaft über Anita Sarkeesian mit denselben fadenscheinigen, völlig argumentfreien Aburteilen gesprochen wird, ist mir schleierhaft. Das gesamte letzte Jahr hat doch eindeutig gezeigt, dass dieses chronische Gamergate-Verhalten das argumentative Äquivalent des Einnässens ist.

Wir sprachen über die sinkende Popularität des Hashtags "gamergate", während die Problematik einer übermäßig defensiven bis gewalttätigen, in jedem Fall jedoch argumentresistenten Reaktion auf stinknormale Formen der Kritik an kulturellen Artefakten bestehen bleibt. War es das, was du demonstrieren wolltest?

Über die von Seiten Gamergate durchaus "ernst gemeinte Kritik", die Sarkeesian zuteil wurde und wird, können wir gerne sprechen. Hier wäre eine kleine, hübsch aktuelle Auflistung der weitaus häufigsten Formen.

http://videos.theconference.se/anita-sa ... nd-heroism

Doch, doch, selbstverständlich "kann man die ernst nehmen".

Und meine Fresse, es ist höchste Eisenbahn dafür.
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Shard of Truth
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Re: „Gamergate“ oder: was machen gegen den Frauenhass im Net

Beitrag von Shard of Truth »

Ninas Ex hat geschrieben:Soll sie sich zu jeder abartigen Mord- und Vergewaltigungsdrohung ihrer "Kritiker" äußern, damit sie von den "Kritikern" als Gesprächspartnerin erst recht wieder nicht ernst genommen wird? Nein nein, gegen die pöbelnden, drohenden, rülpsenden, schimpfenden "Kritiker" von Anita Sarkeesian hilft nur das Strafrecht, da bei vielen von ihnen der Straftatbstand des Mobbings und Stalkings, möglicherweise auch des Terrorismus, erfüllt ist.
Aber sonst geht's noch gut oder wie? Frau Sarkeesian kann so viel Kritik üben wie sie möchte, muss sich aber trotztdem wiederum dafür Kritik an ihren Methoden gefallen lassen. Was das mit "pöbelnden, drohenden, rülpsenden, schimpfenden "Kritikern"" zu tun haben soll, weiß ich beim besten Willen nicht. Oder bist du wirklich ernsthaft der Meinung, dass es keine berichtige Kritik an Frau Sarkeesians eigenem Ansatz gibt?

Vainamoinen tritt den Beweis gleich selbst an:
Vainamoinen hat geschrieben: Über die von Seiten Gamergate durchaus "ernst gemeinte Kritik", die Sarkeesian zuteil wurde und wird, können wir gerne sprechen. Hier wäre eine kleine, hübsch aktuelle Auflistung der weitaus häufigsten Formen.

http://videos.theconference.se/anita-sa ... nd-heroism.
Was für ein substanzlose Selbstbeweihräucherunggeblubber komplett mit "Fakten", "Mythen" und haushoher Überschätzung der eigenen Person ("one of the leading experts on the field of analyzing the depiction of women in videogames" (abstr.), "I know my stuff and I'm pretty good at what I do.", "my analysis is double and triple checked") und dem gleichzeitigen Runtermachen alle Kritiker ("obsessive", "desperate", "one smoking gun", "conspiracies", "straw man") und so weiter und so fort. Dann kommt natürlich das Hitman-Beispiel, bei dem es nun auch sexisitisch ist, eine nackte unbewaffnete Frau (unter der Dusche, wie ungewöhnlich) zu erschießen und die anschließende Kritik der Kritik an ihrer Kritik nicht mehr auf den ursprünglichen Sachverhalt zurückführt, sondern sich mit den Spielmechaniken und der Konzeption des Spiels auseinandersetzt, statt die vorherige "woman = object to be acted upon=sexism"-Geschichte zu stützen. Interessanterweise ist dieser Ansatz meiner Meinung nach zielführender, aber wohl weniger reißerisch oder zumindest plakativ.

Frau Sarkeesian geht so weit zu behaupten, dass jede Kritik an ihrer Arbeit nur den Zweck hat, sie zu als komplette Person zu diskreditieren (weil sie eine Frau ist) und schrammt nur knapp an einer Formulierung vorbei, Kritik an ihr wäre sexistisch. Was das aber jetzt noch im entfernsten mit GamerGate zu tun haben soll, weiß sie wahrscheinlich auch nicht.

Ich verstehe nicht, wie ihr stinknormale Formen der Kritik an kulturellen Artefakten so überhöhen könnt, dass sie selbst nicht mehr kritikwürdig sind, ja, nicht einmal sein dürfen. Denn schließlich sind kulturelle Artefakte nicht nur die Ursache, sondern werden den Sexismus auch abschaffen und meine Fresse, es ist es wirklich höchste Eisenbahn, dass das auch jeder erkennt.
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Vainamoinen
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Re: „Gamergate“ oder: was machen gegen den Frauenhass im Net

Beitrag von Vainamoinen »

Mitte des Monats August passierte Folgendes.

Nach monatelangen Vorbereitungen wurde in Miami unter dem Titel Airplay ein von Gamergate-Unterstützern geradezu herbeigesehntes Event abgehalten, das lose unter der Schirmherrschaft der SPJ – der Gesellschaft professioneller Journalisten in den USA – stand. Gamergate-Unterstützer sahen die Veranstaltung als Möglichkeit, sich pressewirksam als Bewegung darzustellen, die einzig das Ziel journalistischer Ethik verfolgt. Gamergate sollte legitimiert und von seinem "unfairen" Fascho-Image befreit werden.

Offenbar universell akzeptiert als Fürsprecher für Gamergate trat Milo Yiannopoulos auf, Journalist für Breitbart, einer ultra-rechten amerikanischen News-Seite, die sich derzeit vor Begeisterung für Donald Trump nicht halten kann (Yiannopoulos durfte auch gleich einen weiteren Journalisten dieser Seite als Gamergate-Fürsprecher mitbringen).

Die Fragen, die weder von Gamergate-Unterstützern noch von den Diskutanten vor Ort in Miami erörtert wurden, waren die Folgenden:

1) Hat Yiannopoulos in seinem Leben viele Spiele gespielt?
2) Besitzt Milo Yiannopoulos überhaupt eine Kompetenz auf dem Gebiet Computerspiel?

Die Antwort auf diese Fragen ist bei Yiannopoulos "nein" und bei Sarkeesian "ja". Bei Sarkeesian werden diese Fragen jedoch alle zwanzig Sekunden gestellt; bei Yiannopoulos niemals. Man hat vielleicht irgendwann mal genug von "Master Milo", aber solange er beim Kampf gegen die "SJW-Kolonisierung" der Videospiele nützlich ist, hey, da hebt man doch nicht die Hand und protestiert. Als Folge dieser Kompetenzverneinung gegenüber Sarkeesian (und bei Gott auch gegenüber dem Gros weiterer weiblicher Spielekritiker) werden Argumente, die auf ein Repräsentationsproblem in Spielen hinweisen, niemals für voll genommen.

Wenn Sarkeesian dagegen auf ihre elementaren Kompetenzen hinweist, die bei den Gamergate-Fürsprechern offenbar durch die Bank als gegeben angesehen werden, so ist das ein "Selbstbeweihräucherungsgeblubber". Nein, bitte, das lasse man sich auf der Zunge zergehen: Sie hält einen Vortrag zum Thema, wie Frauen Kompetenzen abgesprochen werden, und wenn sie ihre Kompetenzen aufzählt, mangelt es noch nicht mal in diesem Forum an Leuten, die auf diese Aufzählung einsteigen, indem sie ihr diese Kompetenzen absprechen, Ironiemarker exklusive. Das ist doch einfach ein spektakulärer Mangel an Selbsterkenntnis, und ganz nebenbei ein starkes Indiz für den Wahrheitsgehalt der Thesen, die Sarkeesian auf der THE-Konferenz über die Argumentation ihrer Gegner ("Gegner" nicht "Argumentationspartner") aufgestellt hat.

Die Kompetenzen werden hier ausschließlich deshalb betont, weil es die elementare und vorrangige Strategie von Gamergate-Lümmeln ist, diese zu verneinen. Und das ist auch, ganz exakt, das Problem der Gamer-Kultur seit Jahrzehnten. Ich sage nur "Fake Gamer Girl". Ich glaub's nicht, also ist es nicht. Da kommt auch wieder ein antrainierter Sexismus mit rein, der sich einfach generell verpissen muss.

Spielerisch eine voll exponierte junge schöne stumme schutzlose nackte Frau in der Dusche abzuknallen, viel peinlich-sexistischer geht es nicht, herzlichen Glückwunsch. Man beachte hier auch die einfach perverse Beobachtungsphase des Killer-Raubtiers. Wer das noch reflexartig verteidigen will... bitteschön, freies Land. Wird auch zukünftig in der Hitman-Serie exakt so weitergehen, es möchte das ja niemand zensieren. Aber nervt mich nicht damit. Wer in seinen Spielen Softcore-Erotik mit der Extraportion Snuff braucht, bitteschön.

Gamergate möge bitte sterben gehen, und die ganze kultische Argumentationsstruktur gleich mit. Wenn Gamergate wenigstens aufgehört hat, die Situation auf minus Einhundert zu verzerren, bin ich gerne bereit, wieder bei Null anzufangen.

Vorher nicht.
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Shard of Truth
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Re: „Gamergate“ oder: was machen gegen den Frauenhass im Net

Beitrag von Shard of Truth »

Über Milo Yiannopoulos brauchen wir nicht zu reden, der Kerl ist eine Lachnummer. Wieso darf ich sowas von Sarkeesian nicht behaupten, nur weil sie eine Frau ist?
Vainamoinen hat geschrieben: Wenn Sarkeesian dagegen auf ihre elementaren Kompetenzen hinweist, die bei den Gamergate-Fürsprechern offenbar durch die Bank als gegeben angesehen werden, so ist das ein "Selbstbeweihräucherungsgeblubber". Nein, bitte, das lasse man sich auf der Zunge zergehen: Sie hält einen Vortrag zum Thema, wie Frauen Kompetenzen abgesprochen werden, und wenn sie ihre Kompetenzen aufzählt, mangelt es noch nicht mal in diesem Forum an Leuten, die auf diese Aufzählung einsteigen, indem sie ihr diese Kompetenzen absprechen, Ironiemarker exklusive. Das ist doch einfach ein spektakulärer Mangel an Selbsterkenntnis, und ganz nebenbei ein starkes Indiz für den Wahrheitsgehalt der Thesen, die Sarkeesian auf der THE-Konferenz über die Argumentation ihrer Gegner ("Gegner" nicht "Argumentationspartner") aufgestaellt hat.
Das ist eine selbsterfüllende Propheiung oder ein logischer Zirkelschluss, such es dir aus. Nur weil sie sich hinstellt und behauptet, das zu sein, was sie vorgibt und gleichzeitig behauptet, jeder würde ihr diese Kompetenzen absprechen, ist es noch lange nicht wahr, wenn es genauso passiert.
Ich weiß auch nicht, was du dich immer an diesem "Fake-Gamer-Girl" aufhängst, dass steht doch überhaupt nicht zur Debatte und für mich sowieso nicht. Sie kann ihr ganzes Lebens Kirby und Mario gespielt haben, ihre Methode zum Aufspühren angeblichen Seximus' in Spielen kann trotzdem Müll sein, genauso wie Fakten über Spiele, die sie angeblich alle selbst gespielt hat. Das eine hat doch mit dem anderen nichts zu tun. Nur weil ich Adventures spiele kann ich doch trotzdem Unsinn über Angry Birds verzapfen und es wäre nur recht und billig, wenn mich jeder drauf hinweisen würde. Aber weil bei Sarkeesian alles "doppelt und dreifach" gecheckt wurde, sind natürlich keine Fehler möglich, Schach und Matt. Das ist einfach ein unmögliches Benehmen und führt viel eher zu einer "kultischen Argumentationsstruktur".
Vainamoinen hat geschrieben: Spielerisch eine voll exponierte junge schöne stumme schutzlose nackte Frau in der Dusche abzuknallen, viel peinlich-sexistischer geht es nicht, herzlichen Glückwunsch. Man beachte hier auch die einfach perverse Beobachtungsphase des Killer-Raubtiers. Wer das noch reflexartig verteidigen will... bitteschön, freies Land. Wird auch zukünftig in der Hitman-Serie exakt so weitergehen, es möchte das ja niemand zensieren. Aber nervt mich nicht damit. Wer in seinen Spielen Softcore-Erotik mit der Extraportion Snuff braucht, bitteschön.
Das ist doch aber genau der Punkt, niemand nervt dich damit, du nervst dich selbst damit und auch Frau Sarkeesian nervt sich (und uns) damit. Muss ich alles gut finden, was konsumiert wird? Nein. Darf ich es trotzdem kritisieren? Ja. Muss sich irgendwer meine Kritik wiederspruchlos anhören? Wieder nein.

Hier geht es um Spiele, nicht um die Realität, aber das scheinen viele nicht in den Kopf zu bekommen. Was genau ist sexistisch daran, wenn eine virtuelle nackte unbewaffnete Frau in der Dusche von einem genauso virtuellen Auftragskiller erschossen wird? Wenn du das einfach mal rein nüchtern als aufgeklärter Mensch betrachtest. Hat sich der Killer vorher negativ über diese Frau geäußert, hat sich die Frau vorher in negativer Weise stereotyp in der Dusche bewegt? Nein, das findet doch alles in deinem Kopf statt und klar haben es die Entwickler in gewisser Weise darauf angelegt was für Gedanken dir kommen. Aber letztendlich ist der Betrachter verantwortlich, ob das Gezeigte jetzt in einen Sexismus umgesetzt wird oder nicht, nur sollte man das doch dann bitte nicht auf den Rest der Menschheit projezieren.
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Hans
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Re: „Gamergate“ oder: was machen gegen den Frauenhass im Net

Beitrag von Hans »

Vainamoinen hat geschrieben:Spielerisch eine voll exponierte junge schöne stumme schutzlose nackte Frau in der Dusche abzuknallen, viel peinlich-sexistischer geht es nicht, herzlichen Glückwunsch.
Ich will gar nicht in die Diskussion einsteigen und kenne auch das Spiel nicht. Aber warum ist die Szene peinlich-sexistisch? Ist Hitchcocks Psycho dann auch sexistisch? Wäre es genau so sexistisch, wenn die Geschlechter hier vertauscht wären? Bin ich Sexist, nur weil ich Spiele spiele in denen Sexismus vorkommt (z.B. GTA)?
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Vainamoinen
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Re: „Gamergate“ oder: was machen gegen den Frauenhass im Net

Beitrag von Vainamoinen »

Shard of Truth hat geschrieben:Aber letztendlich ist der Betrachter verantwortlich, ob das Gezeigte jetzt in einen Sexismus umgesetzt wird oder nicht, nur sollte man das doch dann bitte nicht auf den Rest der Menschheit projezieren.
Hans hat geschrieben:Bin ich Sexist, nur weil ich Spiele spiele, in denen Sexismus vorkommt (z.B. GTA)?
Das ist Gamergates Strohmann schlechthin. Die Antwort ist schlicht "nein". Es geht um Sexismus in Spielen, nicht um Spiele für Sexisten. Es liegt in der Medienkritik keine Kritik am Konsumenten begründet. Siehe oben von wegen "beleidigt fühlen wollen".

Das bedeutet nicht, dass ich persönlich die Zielgruppe eines ganzen Haufens von angeblich für Erwachsene konzipierten Spielen nicht in 14-jährigen, pubertierenden Jungs sehe. :wink:

Hans hat geschrieben:Ist Hitchcocks Psycho dann auch sexistisch?
Oh, das Rollenbild der Frau in den 1960er Jahren, zumal den frühen, trägt sexistische Züge, aber selbstveroberfreilich. Und Hitchcocks Panoptikum weiblicher Charaktere reicht_nicht_weit. Davon lasse ich Hitchcocks Genius jedoch weitgehend unbefleckt, ebenso wie z. B. Hemingways. Um den Geist Sarkeesians nochmal zu wiederholen (weil er so oft ignoriert wird): Eine Kritik an Teilen eines medialen Werks bedeutet nicht, das Gesamtkunstwerk zu verdammen.

Hans hat geschrieben:Wäre es genau so sexistisch, wenn die Geschlechter hier vertauscht wären?
Das geht etwas tiefer in die Theorie der Geschlechterrollen und das angestrebte Gleichgewicht in der Darstellung, was ich hier allerhöchstens anreißen kann, und dann brächte dir eine Antwort ('jein') vermutlich nicht viel. Es lohnt sich allerdings, das tiefschürfender zu erforschen, da fällt unter Umständen so mancher Groschen. Sarkeesian sammelt – und das ist keineswegs ein neuer Ansatz – erkennbare weibliche Stereotypen in kulturell besonders relevanten Spielen. Die Protestschreie jeweils 'beleidigter' Spieler dürften als Maß für die kulturelle Relevanz dieser Spiele gelten; da selbstverständlich jedes Beispiel irgendwo diskutierbar ist, kann ein zwingender "Beweis" für das Überwiegen bestimmter Stereotypen, bei aller Offensichtlichkeit, nicht erbracht werden – das muss ergo als Fundament der Untersuchung gelten und kann nicht ein angestrebtes Untersuchungsziel sein.

Wie in der Literatur und im Film gehen wir davon aus, dass ein Charakter, weiblich wie männlich, schwarz wie weiß, eine Reihe positiver wie negativer Eigenschaften haben kann. Überwiegen klar ersichtlich die negativ-stereotypen Eigenschaften bei weiblichen Charakteren, kratzen wir uns am Kopf. Tun sie es nicht, geht essenziell alles:
Screw writing “strong” women. Write interesting women. Write well-rounded women. Write complicated women. Write a woman who kicks ass, write a woman who cowers in a corner. Write a woman who’s desperate for a husband. Write a woman who doesn’t need a man. Write women who cry, women who rant, women who are shy, women who don’t take no shit, women who need validation and women who don’t care what anybody thinks. THEY ARE ALL OKAY, and all those things could exist in THE SAME WOMAN. Women shouldn’t be valued because we are strong, or kick-ass, but because we are people. So don’t focus on writing characters who are strong. Write characters who are people.
(Zitat immer wieder gerne geklaut von Bloggerin Madlori)

Und jetzt beantworte ich noch nicht mal die Frage: "Wäre es genau so sexistisch, wenn die Geschlechter hier vertauscht wären". Ich stelle eher die Frage: Ist es nicht ebenso stereotyp, abwertend, "sexistisch" gegenüber Männern, wenn diese in Spielen beinahe durch die Bank als kaltherzige, brutale, wortkarge Killer dargestellt werden?

Und da ist die Antwort selbstverständlich, insbesondere auch von Seiten Sarkeesians: "Ja, aber selbstverständlich ist es das". Das ist ihr Konzept der "toxischen Männlichkeit", das von Gamergate-Unterstützern ebenso falsch wie routiniert auf die gesamte Männerwelt angewendet wird, real wie fiktiv.


Shard of Truth hat geschrieben:Über Milo Yiannopoulos brauchen wir nicht zu reden, der Kerl ist eine Lachnummer.
Wir sprachen und sprechen über Gamergate; Yiannopoulos ist derzeit noch so ziemlich der unangefochten populärste Fürsprecher für den Kult. Darum geht es in diesem Thread.
Shard of Truth hat geschrieben:Wieso darf ich sowas von Sarkeesian nicht behaupten, nur weil sie eine Frau ist?
Richtig gestellte Frage: "Wieso behaupte ich sowas von Sarkeesian, nur weil sie eine Frau ist?"

Shard of Truth hat geschrieben:Das ist eine selbsterfüllende Propheiung oder ein logischer Zirkelschluss, such es dir aus. Nur weil sie sich hinstellt und behauptet, das zu sein, was sie vorgibt und gleichzeitig behauptet, jeder würde ihr diese Kompetenzen absprechen, ist es noch lange nicht wahr, wenn es genauso passiert.
Die Reihenfolge ist entscheidend. Nicht Sarkeesians Betonung der Kompetenzen kam zuerst. Das Absprechen kam zuerst. Dezidiert, organisiert und indiskutabel beleidigend.

Shard of Truth hat geschrieben:Aber weil bei Sarkeesian alles "doppelt und dreifach" gecheckt wurde, sind natürlich keine Fehler möglich, Schach und Matt. Das ist einfach ein unmögliches Benehmen und führt viel eher zu einer "kultischen Argumentationsstruktur".
Ich muss dir an dieser Stelle abermals Gamergate-Strohmänner unterstellen. Selbstverständlich gibt es in jeder komplexen Argumentationskette, die nicht auf mathematischen Prinzipien fußt, "Fehler" im weitesten Sinn, in jedem Fall jedoch ein subjektives Empfinden. Das ist ganz generell der Witz bei einer Interpretation von Daten, insbesondere bei der Interpretation von Erzählmedien. Das Gros der Argumentation von Seiten Gamergates und seiner Vorläufer war und ist jedoch nun mal: Es gibt von vorneherein schonmal kein Problem, wir brauchen keine Lösungen, sie spielt keine Spiele, sie trägt doch Makeup, kuck doch die Ohrringe, mann ist die hässlich, die ist doch unterfickt, sie wird von einem Mann ferngesteuert, das ist Zensur, ihr geht's doch nur um Geld, die Videos sind doch einfach schlecht gemacht, die Backer sind übrigens betrogen worden und nooiiiiiiiiiiiin Hitman trägt doch keine sexistischen Züge. Sacre bleu.
Bild
Shard of Truth hat geschrieben:Muss ich alles gut finden, was konsumiert wird? Nein. Darf ich es trotzdem kritisieren? Ja. Muss sich irgendwer meine Kritik wiederspruchlos anhören? Wieder nein.
Um Oliver Kalkofe im Zusammenhang mit der Flüchtlingsdebatte zu zitieren:
Die Bücherverbrennung der Nationalsozialisten war übrigens auch keine Literaturkritik, die Scheiterhaufen der Hexenverbrennung kein friedlicher Diskussionsbeitrag zur Okkultismus-Debatte und der Ku-Klux-Klan auch keine freundliche Gesprächsgruppe besorgter weißer Bürger mit Zipfelmützen.
Zum letzten Mal: Gamergate ist kein Beitrag zur Sexismus-Debatte in Videospielen. Bei Gamergate geht es, Verzeihung, um die Endlösung für die SJW-Frage. Zu deutsch: Die "Gutmenschen" müssen weg, die ruinieren unsere Spiele.

Shard of Truth hat geschrieben:Hier geht es um Spiele, nicht um die Realität, aber das scheinen viele nicht in den Kopf zu bekommen.
Richtig. Und zwar jene, die eine stinknormale Medienkritik sehen, so wie wir sie seit fast 100 Jahren im Film und seit 200 Jahren in der Literatur haben, und glauben, das Ende der Welt sei gekommen, jemand nähme Ihnen ihre Spiele weg, und sie müssten mit Trillerpfeifen und bedrohlichen Transparenten auf die virtuelle Straße ziehen. DAS ist Gamergate. Eine Diskussion dieser Thematik, wie vernünftige Menschen sie sich vorstellen – durchaus auch diejenigen, die Haare in der Suppe von Sarkeesians de facto Argumentation sehen – ist derzeit praktisch unmöglich. Unter dem Gamergate-Banner geht da nichts.
Zuletzt geändert von Vainamoinen am 03.09.2015, 14:46, insgesamt 10-mal geändert.
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Ninas Ex
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Re: „Gamergate“ oder: was machen gegen den Frauenhass im Net

Beitrag von Ninas Ex »

Screw writing “strong” women. Write interesting women. Write well-rounded women. Write complicated women. Write a woman who kicks ass, write a woman who cowers in a corner. Write a woman who’s desperate for a husband. Write a woman who doesn’t need a man. Write women who cry, women who rant, women who are shy, women who don’t take no shit, women who need validation and women who don’t care what anybody thinks. THEY ARE ALL OKAY, and all those things could exist in THE SAME WOMAN. Women shouldn’t be valued because we are strong, or kick-ass, but because we are people. So don’t focus on writing characters who are strong. Write characters who are people.
Was für ein geiles Zitat! Herzlichen Dank dafür!
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Vainamoinen
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Re: „Gamergate“ oder: was machen gegen den Frauenhass im Net

Beitrag von Vainamoinen »

Keine Ursache. Damit gehe ich seit Jahren hausieren. :)
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Ninas Ex
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Re: „Gamergate“ oder: was machen gegen den Frauenhass im Net

Beitrag von Ninas Ex »

Damit gehe ich seit Jahren hausieren.
Und zwar völlig zu Recht! Auch ich werde deinem Beispiel von nun an folgen! :wink:

Hier kann man sich jetzt die neueste Episode von Anita Sarkeesians Tropes vs. Women anschauen:
Women as Reward
http://feministfrequency.com/2015/08/31/women-as-reward

Mich würde ja interessieren, was ihr für Erfahrungen bei Adventures gemacht habt! Habt ihr schon mal die sexistischen Darstellungen und Erzählweisen in einem Adventure erlebt, die von Anita Sarkeesian kritisiert werden? "Jungfrau in Nöten", Frauen als Hintergrunddekoration, Frauen als Belohnung usw. - habt ihr davon schon mal etwas in einem Adventure mitgekriegt und wenn ja, in welchem Adventure und an welcher Stelle?

Ich stelle mal die These in den Raum, dass gerade in den klassischen Adventures von Lucasarts durchaus emanzipatorische Frauenrollen abgebildet werden (zb Elaine Marley in Monkey Island und Sophia Hapgood in Indiana Jones & the Fate of Atlantis), obwohl ich nicht ausschließen möchte, dass trotzdem auch die eine oder andere der von Anita Sarkeesian kritisierten Darstellungs- und Erzählmuster vorkommen.
kanedat
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Re: „Gamergate“ oder: was machen gegen den Frauenhass im Net

Beitrag von kanedat »

Shard of Truth hat geschrieben:[..]Dann kommt natürlich das Hitman-Beispiel, bei dem es nun auch sexisitisch ist, eine nackte unbewaffnete Frau (unter der Dusche, wie ungewöhnlich) zu erschießen und die anschließende Kritik der Kritik an ihrer Kritik nicht mehr auf den ursprünglichen Sachverhalt zurückführt, sondern sich mit den Spielmechaniken und der Konzeption des Spiels auseinandersetzt, statt die vorherige "woman = object to be acted upon=sexism"-Geschichte zu stützen. Interessanterweise ist dieser Ansatz meiner Meinung nach zielführender, aber wohl weniger reißerisch oder zumindest plakativ.[..]
Abseits von der (möglicherweise) plakativen/reißerischen Form ändert sich am inhaltlichen Kern wenig. Es sollte klar sein, dass die entsprechende Szene nichts mit dem Gameplay zu tun hat und rein narrativer Natur ist. Bei einer Verbindung mit dem Hitman-Gameplay hätte es tendenziell mehr als eine Möglichkeit für den Mord gegeben und es wäre keine reine Cutscene. Die konkrete Szene fügt dem Spiel in der vorliegenden Form nichts hinzu und salopp gesagt "gibt es keinen Grund warum Diana in der Dusche stehen muss", außer dass halt jemand "Bock darauf hatte das so zu gestalten".

Mal ganz abgesehen vom üblichen Film-Klischées des armen, wehrlosen Opfers unter der Dusche. In Anbetracht der Fähigkeiten von Agent 47 ist aber fraglich inwiefern die Opfer nun nicht wehrlos sind, auch wenn diese z.B. bewaffnet sind oder ihn kommen sehen. Ganz plump gesagt "setzt das bei der Spiele-Serie keinen drauf".
Vainamoinen hat geschrieben:[..]Spielerisch eine voll exponierte junge schöne stumme schutzlose nackte Frau in der Dusche abzuknallen, viel peinlich-sexistischer geht es nicht, herzlichen Glückwunsch. Man beachte hier auch die einfach perverse Beobachtungsphase des Killer-Raubtiers. Wer das noch reflexartig verteidigen will... bitteschön, freies Land. Wird auch zukünftig in der Hitman-Serie exakt so weitergehen, es möchte das ja niemand zensieren. Aber nervt mich nicht damit. Wer in seinen Spielen Softcore-Erotik mit der Extraportion Snuff braucht, bitteschön.[..]
In der Hitman-Serie übernimmt man die Rolle eines Auftragsmörders und das gesamte Spiel beinhaltet somit unnötige Gewalt, da es prinzipiell erstmal keine Selbstverteidigung ist bzw. im Falle einer Selbstverteidigung der zugrunde liegende Konflikt durch eigene Handlungen ausgelöst wurde. Die grundlegende Frage wäre also erstmal inwiefern bzw. ob dieses Konzept tragfähig/akzeptabel ist.

So oder so sollte im Hinblick auf das Spielkonzept (bei der vorliegenden Szene) klar sein, dass diese Figur genauso schutzlos ist wie ein großer Teil der Opfer in den Hitman-Spielen. Im übrigen war die Figur ("Diana Burnwood") in den bisherigen Spielen der Serie alles andere als stumm und eine Charakterzeichnung ist vorhanden. Da stellt sich dann eher die Frage inwiefern der fünfte Teil einer Serie, egal ob im Film/Spiel/Buch/etc, einen etablierten Charakter bereits nochmal vorstellen soll/muss.

Die Figur wird also nicht "hilfloser", "stummer" (bzw. "blasser" im Hinblick auf Charakterzeichnung) et etc, nur weil sie nackt unter der Dusche steht. Wobei trotzdem das "voll exponiert" nicht komplett zutreffend ist, da (abseits von möglichen Diskussionen bzgl. der Unschärfe) die Figur im weiteren Verlauf der Szene vom Duschvorhang bedeckt ist und dieser nichts erkennen lässt. Die Bezeichnung wäre also auch nicht wirklich zutreffend, wenn man die Szene ungeschnitten betrachtet bzw. sich nicht auf den Ausschnitt beschränkt. Über die "Beobachtungsphase des Killer-Raubtiers" kann man sich auch streiten. In Cutscenes der Spiele wartet Agent 47 durchaus noch kurz ab statt den Tötungsakt sofort auszuführen. Außerdem ergibt sich aus dem bisherigen Verlauf der Spiele ein persönlicher Bezug zwischen Agent 47 und Diana Burnwood, sodass man auch ohne große Interpretation von einem Zögern (trotz "hoher Professionalität") sprechen kann.

Abschluss - Trockene Variante:
Generell ist für mich unverständlich warum man bestimmte Attribute bei der Thematisierung einer Szene explizit aufführen und mit kritischen Aspekten dieser Szene vermengen muss, obwohl mehrere der Attribute durch das gesamte Werk hinweg vorhanden sind. Es ist klar, dass bestimmte Dinge in Kombination eine andere Wirkung haben, aber dann muss man das trotzdem gewisse Teile so komplett einseitig darstellen.

Abschluss - Schlammschlacht-Variante:
Wer reflexartig die Behandlung einer bestimmten Szene noch unbedingt dramatisieren und auf ein extrem plakatives Level heben möchte...bitteschön, freies Land. Aber nervt mich nicht damit.
realchris
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Re: „Gamergate“ oder: was machen gegen den Frauenhass im Net

Beitrag von realchris »

Abschluss - Schlammschlacht-Variante:
Wer reflexartig die Behandlung einer bestimmten Szene noch unbedingt dramatisieren und auf ein extrem plakatives Level heben möchte...bitteschön, freies Land. Aber nervt mich nicht damit.
Vor allem zeigt das, dass jemand nicht gelernt hat Medien zu analysieren. Die einzelne aus dem Kontext gerissene Szene sagt eben nichts. Man muss das immer im narrativen Kontext betrachten. Mir ist aber generell aufgefallen, das Vaimo gelegentlich sehr extrem und polemisch argumentiert. Schätze er ist noch jung, das legt sich.

Übrigens ist das auch eine Schwäche der Thesis von S. Sie zieht aus verschiedenen Medien isolierte Beispiele hervor und konstruiert ein Schema, das eben nicht abgeleitet wird, sondern einfach nur etwas ist, was sie sich ausgedacht hat. Mich wundert, dass sie dafür nicht ne 3 bekommen hat. jetzt unabhängig vom Thema. Aber das liegt wohl am niedrigen Niveau einiger US-Universitäten.
Meine Top 5 von Spielen, Stand für August 2018: 1.) DOTT 2 Fangame • 2.) Thimbleweed Park • 3.) The Last Of Us • 4.) Resident Evil 7 • 5.) Little Nightmares
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Re: „Gamergate“ oder: was machen gegen den Frauenhass im Net

Beitrag von Vainamoinen »

kanedat hat geschrieben:Wobei trotzdem das "voll exponiert" nicht komplett zutreffend ist, da (abseits von möglichen Diskussionen bzgl. der Unschärfe) die Figur im weiteren Verlauf der Szene vom Duschvorhang bedeckt ist und dieser nichts erkennen lässt.


Ach, das war der Duschvorhang! Ich dachte die ganze Zeit, die hat sich sterbend noch ein Handtuch geschnappt, um die US-Zensoren zu beruhigen. :roll: Was für die Szene meiner Ansicht nach noch bezeichnender gewesen wäre. Die Sexualisierung hört an dieser Stelle ja nicht aus erzählerischem Anstand oder aus Anbiederung an die böse "P.C. culture" auf.

Sie hört auf, weil in den USA Brüste beachtlich böser als Blut sind.

Ich will hier definitiv keine Schlammschlacht abziehen. Das ist aber auch echt schwierig, wenn man sich nur über ein drei Jahre altes amerikanisches Spiel in einem deutschen Forum unterhält. Das Wichtige ist allerdings, dass eine Spitze gegen eine Szene dieses Spiels keine persönliche Beleidigung gegen einzelne Spieler beinhaltet, die reagieren, als hätte man unflätige Dinge über deren Mütter gesagt. Es ist nur ein Spiel.


Ninas Ex hat geschrieben:Mich würde ja interessieren, was ihr für Erfahrungen bei Adventures gemacht habt! Habt ihr schon mal die sexistischen Darstellungen und Erzählweisen in einem Adventure erlebt, die von Anita Sarkeesian kritisiert werden? "Jungfrau in Nöten", Frauen als Hintergrunddekoration, Frauen als Belohnung usw. - habt ihr davon schon mal etwas in einem Adventure mitgekriegt und wenn ja, in welchem Adventure und an welcher Stelle?
Also, es war schon deutlich, wie sich die Abwesenheit des Urgesteintrirumvirats Schafer/Gilbert/Grossman auf CMI ausgewirkt hat. Ich glaube nicht, dass es unter den dreien eine Elaine-Statue gegeben hätte.

MI2 hat dem Stereotyp "Frau als Belohnung" ganz schön auf den Dez gegeben. Es war völlig klar, dass Guybrush schlicht weniger an einer Beziehung interessiert ist als am nächsten großen Piratenschatz, ergo mit dem eigentlichen Ziel des Spiels auf eine Entfremdung von Elaine hinarbeitet. Das war schon eine interessante Stelle in Elaines Ankleideraum, wo man als Spieler ja meistens versucht, die Dinge zu sagen, mit denen sie zurückgewonnen werden kann.

Ich meine, wer von uns, ob weiblich oder männlich, hat an dieser Stelle NICHT gedacht, es wäre jetzt das Ziel, die Frau zu umgarnen, und war NICHT vor den Kopf gestoßen, als das nicht funktionierte? Ich denke schon, dass das eine Erwartungshaltung war, die durch andere Spiele geprägt wurde.

Über problematische Elemente in Adventure-Stories kann man sich natürlich auch ewig den Kopf zerbrechen. Wohlgemerkt, kann, nicht muss.

Muss das jetzt sein, dass der Uni-Typ ausgerechnet mit einer Stripperin durchbrennt?
Wie bitte, ein Easter Egg in diesem Kinderspiel, das nach Strich und Faden auf Anime-Art eine Minderjährige sexualisiert, meint ihr das jetzt ernst?
Och nö, muss die knallharte Kopfgeldjägerin jetzt ausgerechnet mit einem Verführungs/Diebstahl abtreten? Das ist doch auch vollkommen OOC...
Äh, das sehe ich schon richtig, ich forme jetzt den Geist dieser sexy Roboterfrau mit Persönlichkeitsmodulen nach meinem männlichen Willen... und sehe sie bei jeder sich bietenden Gelegenheit in Unterwäsche? Wäre da weniger vielleicht mehr gewesen...? Musste es ausgerechnet ein Running Gag sein?

Adventures haben traditionell die komplexeren Charakterrollen. Das gilt auch für Frauen, und das haut vieles raus. Aber wie gesagt, natürlich kann man Ansatzpunkte finden.


realchris hat geschrieben: Vor allem zeigt das, dass jemand nicht gelernt hat Medien zu analysieren.
Die 1,0 meiner Literatur-Magisterarbeit dürfte da anderweitig Zeugnis ablegen. Aber du siehst, wie das hier funktioniert: Ein Kompetenzbeweis, eine Kompetenzbetonung wird [nur] deshalb angetreten, weil [vorher] eine Kompetenz völlig unbegründet in Frage gestellt wird. Und schon zuckt es dir in der Tastatur, einen weiteren Kompetenzabspruch folgen zu lassen. Das hatten wir in dieser Diskussion vor Kurzem schonmal, mit dem einzigen Unterschied, dass du an dieser Stelle instinktiv einen männlichen Diskussionsteilnehmer als Gegenüber annimmst. Und dass ich vielleicht grundsätzlich gegen Medienprodukte polemisiere, du jedoch ausschließlich ad hominem argumentierst. Müssen wir nicht weiter verfolgen. Du hättest natürlich aus dieser Situation auch lernen können!

Sobald eine Entschuldigung von dir vorliegt, gehe ich gerne auf deine Fehlschlüsse zum grundlegenden argumentativen Vorgehen Sarkeesians ein.
Zuletzt geändert von Vainamoinen am 03.09.2015, 10:11, insgesamt 1-mal geändert.
realchris
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Re: „Gamergate“ oder: was machen gegen den Frauenhass im Net

Beitrag von realchris »

Da haben wir etwas gemeinsam. Und hast Du auch in allen anderen Bereichen eine 1? So wie ich mit Auszeichnung und ECTS A ;-) Da will ich mich Dir gegenüber schonmal vorsorglich entschuldigen.


Da wirst Du mir als Literaturwissenschaftler, der hoffentlich auch mal filmwissenschaftliche Seminare besucht hat und die anderen Module hoffentlich auch mit 1 abgeschlossen hat und hoffentlich bei den angesehen Dozenten und nicht bei so nem netten Notenschenker, mir zumindest zustimmen, dass in ihrer Thesis kein Film- oder zumindest Sequenzprotokoll zu finden ist. Da fängt es nämlich schon an.
Meine Top 5 von Spielen, Stand für August 2018: 1.) DOTT 2 Fangame • 2.) Thimbleweed Park • 3.) The Last Of Us • 4.) Resident Evil 7 • 5.) Little Nightmares
kanedat
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Re: „Gamergate“ oder: was machen gegen den Frauenhass im Net

Beitrag von kanedat »

Vainamoinen hat geschrieben:[..]Die Sexualisierung hört an dieser Stelle ja nicht aus erzählerischem Anstand oder aus Anbiederung an die böse "P.C. culture" auf.

Sie hört auf, weil in den USA Brüste beachtlich böser als Blut sind.

Ich will hier definitiv keine Schlammschlacht abziehen. Das ist aber auch echt schwierig, wenn man sich nur über ein drei Jahre altes amerikanisches Spiel in einem deutschen Forum unterhält.[..]
Wie bei den Sachen zuvor auch zu einem gewissen Maße eine Interpretationssache und zuviel Schublade. Die Kopplung der Lizenzen an Steam & co erlaubt die simple Verteilung verschiedener Versionen, so gab es in der Vergangenheit auch schon "Titten für Europa und Bikinis für die USA". Inwiefern ein dänischer Entwickler nun ein "amerikanisches Spiel" produziert ist spannend, da der kulturelle Hintergrund wohl doch etwas anders ausfallen sollte. Außer der große US-Markt steht halt wieder über allem.

Was nach dem zitierten Passus noch kam hat mit meinem Beitrag nix zu tun, außer du wolltest inhaltliche Aspekte aus deinem Diskurs mit Shard of Truth noch in den Dialog mit mir reinpressen. ;)
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Re: „Gamergate“ oder: was machen gegen den Frauenhass im Net

Beitrag von Vainamoinen »

kanedat hat geschrieben:zu einem gewissen Maße eine Interpretationssache
Aber nein. Es ist in einem sehr hohen Maße eine Interpretationssache. Das macht das Ganze doch so spannend. :D
kanedat hat geschrieben:dänischer Entwickler
In der Tat, das wusste ich nicht. Im aktuellen Fall dürfte die Zensur allerdings präventiv für den US-Markt angebracht worden sein. Die Dänen sind da locker, aber nicht jeder Entwickler macht sich die Mühe, unterschiedlich zensierte Varianten auf den Markt zu werfen.
realchris hat geschrieben:bei den angesehen [sic] Dozenten
Der Name im Zusammenhang mit der Arbeit hat Mitstudenten nach Luft schnappen lassen, ja. Ich gebe aber zu, dass ich ihn primär deshalb gewählt habe, weil er mir in zwei Seminararbeiten vorher verlässlich jeweils 1,0 verpasst hat, während 30% des Kurses nach Sprechstundenabbitte mit einer Gnaden-4 rechnen konnten. Oh, und deshalb, weil er angenehm-autistisch exakt 80 Seiten auf den Punkt verlangte, keine mehr, keine weniger. Und jetzt reicht's aber auch mit der Poserei. Das ganze ist lange, lange her. Ja, wahrscheinlich sogar länger als bei dir; ich erinnere mich nur noch lose an die Inhalte. Heute ist es nur noch texten, korrigieren, diskutieren, übersetzen. Die Wissenschaft hat lange ausgedient.
realchris hat geschrieben:in ihrer Thesis
Wir sprachen von der Videoserie "Tropes vs. Women", spezifisch im Kontext von gamergate. Wie du jetzt auf Sarkeesians Masters Thesis kommst, kann ich nur schwer nachvollziehen.

Zum grundsätzlich legitimen argumentativen Vorgehen der TvW – sofern an der Thematik hier denn tatsächlich ein Interesse besteht, ich möchte echt nicht mit mir selbst sprechen, und "wie kann man überhaupt noch ernsthaft..." ist, wie gesagt, kein Ansatz für die Diskussion – muss ich ausholen, und heute ist zur Abwechslung kräftig Arbeit auf dem Schreibtisch. Kommt also alles später.
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