Die emotionale Verbindung zwischen Mensch und Tier kann wunderschön sein.Kikimora hat geschrieben: ↑24.03.2025, 11:28 Zur emotionalen Bindung zwischen Reiter und Pferd:
Ich glaube schon, dass das möglich ist. Zwischen genau diesem einen Reiter und genau diesem einen Pferd. Das geschieht über Zeit, und es entsteht gegenseitiges Vertrauen. Das erzähle ich nicht aus eigener Erfahrung, aber durch Bekannte und auch andere Tiere habe ich es beobachtet.
Das ist aber natürlich schon etwas anderes als eine große Veranstaltung mit vielen Menschen und Lärm, wo anonyme Kinder, die das Pferd überhaupt nicht kennt, auf das Tier draufgesetzt werden und rumhampeln. Nach dieser halben Stunde sieht das Pferd das Kind nie wieder und das Kind das Pferd nie wieder. Da ist keine Bindung da.
Sicher gibt es geduldige Tiere, die das "mit sich machen lassen", aber ausgesucht haben die Tiere sich das nicht.
Als ich nach Weilburg fuhr, um zu sehen, welche Wildschweine dorthin gebracht wurden, hat Schlingel (Ihre Ermordung war bekanntlich Ausgangspunkt der Diskussion) mich stürmisch begrüsst und wäre der Zaun nicht gewesen, hätte sie mich vor lauter Freude wohl umgerannt. Aber weiß ich wirklich, warum sie gefreut hat? Vielleicht hat sie auch einfach gedacht, ich bringe sie nach Hause.
Meine borstigen Freunde haben sich auch immer gefreut, wenn ich sie namtlich grüßte. Oder zumindest haben sie per Pürzelwedeln zurückgegrüßt.
Aber hatten sie ein gutes Leben? Wenn ihnen die Kinder und Mütter genommen wurden? Wahrscheinlich wäre ihnen das entbehrungsreiche, harte Leben im Wald lieber gewesen.
Ich habe einen Vergewaltigungsversuch erlebt, der Unhold seinen Namen einbrachte, obwohl das eigentlich ein lieber Kerl war. Verwaltigungen sind in Zoos gar nicht selten, weil die Männchengehirne auf soviel Weiblichkeit um sie herum nich eingestellt sind, das sind Einzelgänger.
Zurück vom Exkurs zu den Pferden:
Ich weiß noch gut, wie mich ein Reitschulpferd aus der Box begrüßte, als ich kam. Das schmeichelt dem Narzissmus umgemein, was auch die Beliebtheit von Hunden erklärt, die sich jeden Tag aus Neue freuen, wenn Herrchen nach Hause kommt.
Ich habe das auch bei Bekannten erlebt:
Eine hatte ein Reitschulpferd gerettet und das war eine gegenseitige Affenliebe geworden. Sie musste den Urlaub abbrechen, weil niemand, inklusive mir, das Pferd aus der Box rausbekommen hat. Zumindest nicht unter Lebensgefahr. Aber selbst da wieder: Kein Offenstall.
Eine andere wollte eigentlich ein anderes Pferd kaufen, als sie auf der Koppel energisch von hinten angestupft wurde. Es wurde dann dieses Perd, es hatte sie ausgesucht. Auch ein Herz und eine Seele.
Und trotzdem profitiert in erster Linie bei beiden Fall der Mensch. Tiere wollen wahrscheinlich nur jemanden haben, der lieb zu ihnen ist, wenn sie schon nicht frei leben können.
Jedes Tier-Mensch-Verhältnis ist immer ein Machtverhältnis: Der Mensch bestimmt, wieviel Auslauf das Tier hat, was und wie viel es zu essen bekommt. Die Liebe eines Tieres zu einem Nicht-Artgenossen ist wahrscheinlich eher eine Mischung aus Gewöhnung, Arrangieren und Stockholm-Syndrom.