
Also ich habe den dringenden Verdacht, dass viele Raucher leicht masochistisch veranlagt sind. Damit meine ich nicht die Raucher, die Ihren Zigarettenkonsum als Genuß begreifen und Zigaretten auch wirklich nur dosiert zum Genuß (beispielsweise nach dem Essen oder nach dem Sex) in Maßen rauchen.
Ich meine eher Raucher so wie mich, echte Hardcore-Raucher die den ganzen Tag und bis in die späte Nacht qualmen und noch nie einen Versuch unternommen haben, das sein zu lassen, obwohl sie genau wissen, wie schlecht ihnen das bekommt.
Ich denke, dass der HC-Raucher, wie ich ihn mal nennen will, mit der Verletzung seines Organismusses (mindestens) zweierlei Dinge bezweckt:
Einerseits will er sich für unbewußte Schuld- bzw. Schlechtigkeitsgefühle selbst "geißeln", andererseits will er sehen, wie weit man damit gehen kann. Auf eine gewisse Weise verschafft ihm das Erleichterungsgefühle. Die Nikotinzufuhr und das "rumsüchteln" macht es leichter, sich nicht mit dem "Sumpf in sich" beschäftigen zu müssen, schließlich hat man sich dafür schon bestraft.
Rauchen ist da auch eine noch eher harmlose "Geißel", es gibt zumindest etliche Leute mit einem solchen selbstverachtenden Profil, die noch zu Schlimmerem, wie beispielsweise synthetischen Drogen greifen.
Diesen Leuten (also auch mir), hilft ein Spruch wie "Man muss es nur wollen" rein gar nichts, denn man will sich die "Peitsche" doch gar nicht wegnehmen, man braucht sie ja.
Das kann man schwächlich finden, ich selbst sehe das sogar so,
aber das verstärkt eigentlich nur das Gefühl, man sei mies und müßte schon deshalb damit unbedingt weitermachen.
Das ich es körperlich prima ohne Nikotin aushalten kann, merke ich dann immer an Langdistanz-Flügen, da krieg ich zwar ab und zu einen Koller und muß dann auf Kaugummi rumbeissen, aber weder kollabiere ich noch fällt es mir allzuschwer. Trotzdem kann ich mich (zumindest momentan) noch nicht selbst disziplinieren und mit dem Rauchen aufhören.
In dem Zusammenhang bin ich froh, dass ich instinktiv am Beispiel des Rauchens schon früh erkennen konnte, dass ich zu zwanghaftem Verhalten zu neigen scheine, und hab mich deshalb mit Experimenten mit weiteren Drogen extrem zurückgehalten.
Ich habe glaub ich relativ viel Selbswußtsein, mit meiner Selbstachtung sieht es aber glaube ich eher schlecht aus.
Wenn ich mal aufhören sollte, habe ich den Willen gefunden, mich endlich damit zu beschäftigen, vorher soll mir bitte niemand mit Platitüden über die Schädlichkeit des Nikotins und der Intoleranz von Rauchern kommen.
Dabei hab ich wie bei abschreckenden Warnungen auf Zigarettenschachteln und den Horrormeldungen über die Schädlichkeit des Rauchens immer das Gefühl, das führt bei mir zu (psychisch ausgelöstem) Lungenkrebs, ernsthaft.

Das bedeutet für Leute wie mich doch nur, Du bist eine "Obernull",
schwach und ein "verkommener Außenseiter", was soll das für eine Motivation sein, es sein zu lassen, wenn man Süchtige in ihrer Suchtursache negativ noch verstärkt?
Jeder sollte da mal in sich gehen, der beispielsweise seine Fingernägel abbeißt, immer Heißhunger auf Süßes oder Salziges oder Fettiges hat, der unbedingt wert drauf legt, das alles in einer bestimmten Form geordnet oder festgehalten gehört und dabei ganz nervös wird, wenn es nicht so ist, der sich ständig wäscht und schrubbt, der ständig etwas kaufen muß, der also andere "Meisen" an sich verspürt: Der hat in der Regel das Selbstachtungs-Problem bei sich nur anders ersetzt, er raucht nur halt nicht.
In diesem Zusammenhang möchte ich nur darauf hinweisen, dass ich eine durchaus liebenswerte Person ohne weitere nennenswerte Macken bin!
