Olympia 2008 in Peking

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max_power
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Re: Olympia 2008 in Peking

Beitrag von max_power »

Beowulf hat geschrieben:Eine andere Kultur rechtfertigt niemals solch barbarische Zustände.
Sicherlich nicht, aber sie erklärt vielleicht das Verhalten der Chinesen.
Beowulf hat geschrieben:Die Olympia 1936 hat Hitler auch nicht daran gehindert, den 2. Weltkrieg anzuzetteln, sondern hat ihn nur in seinem Größenwahn bestätigt.
Hätte ein Boykott ihn daran gehindert?
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Mic
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Re: Olympia 2008 in Peking

Beitrag von Mic »

Beowulf hat geschrieben:Ohne Kritik ändert sich aber nichts. China betreibt aktiv eine Art Gehirnwäsche: Seiten wie Amnesty International werden gesperrt. Ausländische Politiker, die sich mit dem Dalai Lama treffen wollen, werden unter Druck gesetzt. Leute, die das Regime kritisieren, werden in Stadien öffentlich hingerichtet... es gibt sogar mobile Hinrichtungsvorrichtungen, weil die Nachfrage so groß ist. Eine andere Kultur rechtfertigt niemals solch barbarische Zustände.
Und der Westen ist wirklich so viel besser?

Natürlich sind das alles Dinge, die man kritisieren darf. Aber hier geht es doch nur um Profilierung. Wer wirklich was ändern will, sollte das anders angehen.

Zum Nazi-Vergleich (drauf habe ich gewartet) äußere ich mich mal nicht. ;)
elevar hat geschrieben:Leider wird die Kritik von Teilen der chinesischen Bevölkerung als Beleidigung des chinesischen Volkes aufgefasst. Leider teilweise zurecht.
Und genau da sehe ich auch das Problem, wenn man gerade während den olympischen Spielen mit Vorwürfen um sich wirft.
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Fightmeyer
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Re: Olympia 2008 in Peking

Beitrag von Fightmeyer »

Komisch. Ich habe noch keinen kritischen beitrag gehört, der in irgendeiner Art und Weise das chinesische Volk angegangen wäre. Die kritik, die ich bisher wahrgenommen habe, richtet sich ausschließlich gegen das Regime und das ist auch gut so.
Es wird also bei der Kritik durchaus sinnvoll differenziert.

Ich bin ehrlich gesagt von Mic's Einstellung zu dem Thema total überrascht. In jedem anderen Thread, in dem es um Ausländerfeindlichkeit oder dergleichen geht, haust Du mit absolut radikalen Äußerungen um Dich, aber bei China drückste beide Augen zu. Das finde ich echt komisch.
(Nicht falsch verstehen. Ich gestehe Dir natürlich Deine Meinung zu, aber ich kann Sie nur nicht nachvollziehen.)
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Mic
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Re: Olympia 2008 in Peking

Beitrag von Mic »

Aber Fighty, ich liebe es einfach dich zu überraschen. ;)

Der Unterschied zwischen ausländerfeindlichen Bemerkungen und der Kritik an China liegt für mich an den Tendenzen der jeweiligen Betroffenden. China öffnet sich nun mal immer mehr und ich halte eine Kritik _während_ den olympischen Spielen nicht für zielführend. Ich denke, dass der eine oder andere Chinese (und damit meine ich keinen aus dem Regime, sondern den viel gerühmten Bürger von der Straße) das in den falschen Hals bekommen könnte und da eher bockig reagiert, wenn Gäste in seinem Land ihm erzählen, wie scheiße seine Regierung doch ist. Ich persönlich wüsste auch kein Fall, wo derartiges rumkritisere irgendetwas geändert hat. Wenn man mich eines besseren belehren kann, nur zu.

Verstehe mich nicht falsch. Was in China passiert halte ich nicht für richtig und wird von mir auch nicht tolleriert (wobei meine, deine und alle Meinungen hier keinerlei Rolle spielen), aber ich halte die derzeitige Herangehungsweise für falsch. Sie führt sicherlich nicht zu etwas gutem, sondern kann eher schaden.

Einer derartig alten Kultur, wie sie China präsentiert, kann man nicht mit unseren Maßstäben kommen. Offene Kritik ist da nicht üblich, das muss subtiler geschehen, damit es Erfolg haben könnte. Wenn du jemanden von etwas überzeugen willst, muss du zuvor lernen, seine Sprache zu sprechen (und ich meine jetzt nicht, dass man einfach nur chinesisch lernen sollte).


Bezüglich Ausländerfeindlichkeit: Wenn jemand schreibt, dass zum Beispiel Italiener allesamt Mafiosis sind (was sie natürlich nicht sind, sie sind alle nur sehr klein), stellt das für mich einen geistigen Rückschritt dar. Im Gegensatz zu China also eine negative Tendenz, bei der es gilt, sie im Keim zu ersticken. Was nicht bedeutet, dass ich glaube, mein Gegenüber überzeugen zu können, sondern in diesem Fall beziehe ich Stellung und zeige ihm, dass es jemanden gibt, der da ganz und gar anderer Meinung ist. Hauptsächlich tue ich dies um ihn zu entlarven, damit andere, die mitlesen, sich eventuell von meiner Meinung überzeugen lassen oder ich sie zumindest ein wenig beeinflusse. Diese Art von Umgang miteinander ist aber kulturell gesehen bei uns normal. In China ist sie es nicht und ich hätte keinerlei Erfolg.
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Fightmeyer
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Re: Olympia 2008 in Peking

Beitrag von Fightmeyer »

Ah. Okay.
Ich kann Deine Einstellung nachvollziehen und sie auch verstehen. Teilen kann ich sie jedoch nciht. Hängt vielleicht auch mit meiner, zwar kurzen, aber doch prägenden DDR-Vergangenheit zusammen. Kein Ossi, hat es einem Westdeutschen übel genommen, wenn der sich über die DDR-Regierung geäußert hat. Im Gegenteil, wir haben die Meinung ja geteilt, konnten Sie halt nur nicht offen sagen. Ich denke, daß das bei den Chinesen nicht viel anders ist.
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Hexenjohanna
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Re: Olympia 2008 in Peking

Beitrag von Hexenjohanna »

Ich glaube, dass es gut ist, wenn Europa China kritisiert, weil damit eine Marke gesetzt wird, wie die westlichen Maßstäbe sind. Aber China auswählen, dass dort Olympia 2008 ausgetragen wird, um dann fortwährend ihre Kompetenz dafür zu hinterfragen, finde ich dumm und beleidigend.

Wir reden hier über eine sehr alte Kulturnation, die schon alt und hoch technologisiert war, als wir noch nicht mal die Kartoffeln kannten und sogar echt das Pulver erfunden hat und sich deshalb schon mal gar nicht von "Jedermann" in irgend etwas hineinreden lassen möchte. Trotzdem steht China nicht humanistisch über (oder auch nur gleichrangig mit) anderen Staaten, dafür hat dieses Riesenreich viel zu lange extremen kastischen Mist gebaut, der vor allem verhindert hat, dass nur entfernt so etwas wie Chanchengleichheit herrschen konnte.

Mit ihrer kapitalistisch bedingten Angleichung zum Westen sind sie da aber auf einem guten Weg, und egal wie ich beurteilen muss, wie schrecklich die Vergangenheit war, gibt es doch eine allmähliche Öffnung. Chinesen hassen es wirklich extrem, ihr Gesicht zu verlieren, und auch wenn ich finde, man muss seitens der restlichen Welt bezüglich der Liberation immerzu nachhaken, damit bestehende Ungerechtigkeiten aufhören oder die in der Vergangenheit gesühnt werden, finde ich doch, man muss besonders dann Mass dabei halten, wenn man China geradezu aufgefordert hat, sich der Welt vorzustellen.

Ich denke China (sowie auch Indien) werden sich der Welt anpassen und schon aus Eigennutz liberaler werden, wenn auch vielleicht nicht mehr in diesem oder dem nächsten Jahrzehnt. Danach werden wohl auch hoffentlich sportliche Inszenierungen nicht noch heuchlerlischer sein als bei uns auch. :|
Laß mich den Aberglauben eines Volkes schaffen, und mir ist es gleich, wer ihm seine Gesetze oder seine Lieder gibt.

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Beowulf

Re: Olympia 2008 in Peking

Beitrag von Beowulf »

Dein Wort in Gottes Ohr, Hexenjohanna! ;) Wobei ich aber nicht denke, dass Kapitalismus allein einen Werteangleich schaffen wird. In China regiert das Kapital mit noch größerer Härte als hier... das haben kommunistische Länder wohl irgendwie so an sich. :? Und ich sehe nicht, dass dies den Menschen in China im Moment sonderlich weiterhilft (was Menschenrechte angeht).

Und es war nicht die "Welt", die China aufgefordert hat sich vorzustellen, sondern das IOC. Im Gegensatz zu China gibt es in Europa sowas wie unterschiedliche Meinungen (resultierend aus der Meinungsfreiheit). Daher die Kritik. Und wenn da manche Chinesen beleidigt sind ist mir das ziemlich egal... denn wie Fightmeyer schon sagt, gibt es bestimmt auch mindestents so viele Chinesen, die für mehr Menschenrechte sind, aber ihre Meinung nicht vertreten dürfen.
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Rech
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Re: Olympia 2008 in Peking

Beitrag von Rech »

Mic hat geschrieben:Und der Westen ist wirklich so viel besser?
Ja !
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marc s

Re: Olympia 2008 in Peking

Beitrag von marc s »

Mic hat geschrieben: ich halte eine Kritik _während_ den olympischen Spielen nicht für zielführend.
?
Sport > Menschensrechtsverletzungen?
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Mic
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Re: Olympia 2008 in Peking

Beitrag von Mic »

*g* Ich weiß, "zielführend" ist bei Wikipedia nicht zu finden, trotzdem könnte man wissen, was dieses Wort bedeutet.
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Re: Olympia 2008 in Peking

Beitrag von Fightmeyer »

Kommt drauf an, welches Ziel man verfolgt...
Das Regime wird man damit sicherlich nicht umkrempeln können... aber zumindest ein breites Publikum auf die Misstände hinweisen können... das kann ja bereits ein Ziel sein.
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Threepbrush
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Re: Olympia 2008 in Peking

Beitrag von Threepbrush »

Hexenjohanna hat geschrieben:Ich denke China (sowie auch Indien) werden sich der Welt anpassen und schon aus Eigennutz liberaler werden, wenn auch vielleicht nicht mehr in diesem oder dem nächsten Jahrzehnt. Danach werden wohl auch hoffentlich sportliche Inszenierungen nicht noch heuchlerlischer sein als bei uns auch. :|
Das wäre die eine Möglichkeit. Die andere wäre, dass sich die Welt an China anpasst. Und passiert das nicht schon? In dem Firmen verlagert werden, mit dem Argument, im Ausland können wir billiger produzieren. Und man damit die Drohung in der Hand hat, um genau dieses zu verhindern, muss der Westen von seinen Sozial-Standards und hohen Löhnen runter.
Mein Eindruck ist, dass zumindest die Einstellung der Wirtschaftsbosse und auch so mancher Politiker so ist, dass man sich sagt: 'Ok...das mit den Menschenrechten ist echt nicht ok...aber schaut euch diesen riesigen Markt an!!! Und wenn die Leute da für nen Hungerlohn arbeiten...Jesses...das ist halt deren Mentalität...'
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Re: Olympia 2008 in Peking

Beitrag von Hexenjohanna »

Threepbrush hat geschrieben:
Hexenjohanna hat geschrieben:Ich denke China (sowie auch Indien) werden sich der Welt anpassen und schon aus Eigennutz liberaler werden, wenn auch vielleicht nicht mehr in diesem oder dem nächsten Jahrzehnt. Danach werden wohl auch hoffentlich sportliche Inszenierungen nicht noch heuchlerlischer sein als bei uns auch. :|
Das wäre die eine Möglichkeit. Die andere wäre, dass sich die Welt an China anpasst. Und passiert das nicht schon? In dem Firmen verlagert werden, mit dem Argument, im Ausland können wir billiger produzieren. Und man damit die Drohung in der Hand hat, um genau dieses zu verhindern, muss der Westen von seinen Sozial-Standards und hohen Löhnen runter.
Mein Eindruck ist, dass zumindest die Einstellung der Wirtschaftsbosse und auch so mancher Politiker so ist, dass man sich sagt: 'Ok...das mit den Menschenrechten ist echt nicht ok...aber schaut euch diesen riesigen Markt an!!! Und wenn die Leute da für nen Hungerlohn arbeiten...Jesses...das ist halt deren Mentalität...'
Entschuldigung, dass ich soviel Zitattext nehme, aber das hält sich momentan ja noch in Grenzen und dient deshalb wohl noch der leichteren Lesbarkeit.

Also meine Antwort an Threepbrush:

Ich glaube, dass es mittelfristig (also in menschlicher, oder in politischer Dimension gemessen, relativ kurzer Zeit, sagen wir mal 20 Jahre) auf der Welt mit Ausnahme von ganz wenigen, total unterentwickelten Ländern zu einer Angleichung kommen wird, die zur Folge hat, dass es nur noch geringfügige Unterschiede geben wird, was die industrielle Entwicklung angeht und die "Hellheit der Köpfe" oder die Leistungsbereitschaft der dort wohnenden Menschen.

Ab diesem Punkt nehme ich an, geht es nur noch um Ressourcen, geografische Standortvorteile und darum, wo man und bei wem den Fuß in der Tür hat. Vielleicht führt grade die Globalisierung dazu, dass das Rad der Zukunft neu gedreht wird und es wieder zu ganz hässlichen Auseinandersetzungen oder krass gesagt Kriege um all das geben wird, weil so viele starke "jugendliche Staaten", damit meine ich Länder mit neu erwachter politischer Stärke, um diese Ressourcen-Pötte rangeln. Vielleicht sind viele darunter, die sich in ihrer Kultur mit dem Begriff "Gleichheit" noch nie so richtig anfreunden konnten? Ich schaudere vor der futuristischen Vorstellung, dass politische Machthaber, die ihre Pseudo-Demokratie bzw. Oligarchie bis dahin nicht bändigen können, dann zu Marionetten werden und dann so richtig der Tanz losgeht.

Nichts desto trotz muss man wohl das Wagnis angehen, anderen das zuzugestehen, was man selbst nicht anders gemacht hat, und hoffen, dass durch Beharren auf Demokratie sich die Welt gut entwickelt. Mir fällt sonst nichts Sinnvolleres ein. :|
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