Mein Fazit ist größtenteils positiv. Dass es
kindlich daherkommt, wusste ich vorher und stört beim Spiel nicht. Genau genommen ist es ja gar nicht kindlich, sondern behandelt ernste Themen. Ich habe kein Problem mit "Kinder"spielen.
Ich habe mit PS3-
Controller gespielt (deswegen stimmten die Tasten mit XBox nicht überein). Mit der Tastatur ist es, wie die meisten Spiele, etwas mühsam, besonders was das Auffinden der versteckten Beute betrifft.
Die
Rätsel waren durchweg gut nachvollziehbar, wenn man die Augen offenbehielt. Ich habe keine Sackgasse entdecken können. In den drei / vier Hauptkapiteln konnten Orte fast immer neu aufgesucht werden. Die meisten Rätsel und Missionen verlangten klassisches Adventuredenken, das Spiel dürfte alten Hasen keine großen Schwierigkeiten machen. Der Großteil der Rätsel waren verhältnismäßig linear, das heißt, man kam erst weiter, wenn die vorherige Aufgabe gelöst war. Allerdings gab es häufig Pixelsuchen, was durch die festen Kamerapositionen manchmal nervig war. Die aktiven Elemente waren dann auf der Gesamtszene schwer auszumachen. An einer Stelle hat mich das Pixelsuchen einige Stunden gekostet.
In allen Adventures nervt mich oft das Auftauchen neuer Möglichkeiten. Man erkundet einen Raum, findet nichts und hakt ihn ab. Irgendwann läuft man erneut rein und findet einen Schlüssel. Ich weiß, dass es in 99% der Spiele so ist (

), dennoch kann ich mich nicht daran gewöhnen. Das führte häufig dazu, dass ich die gesamte Szenerie vom Keller bis zum Dach abwanderte, weil nicht immer klar war, wo das begehrte Objekt auftauchen sollte.
Ich habe den Lauf-Modus in der Burg oft gebraucht, weil doch viel Strecke zu überwinden war. Ein Zip-Modus wäre nicht zwingend notwendig, da im allgemeinen die Rätsellösungen nahebei lagen. Dennoch hätte z.B. eine Verlinkung zur Karte vielleicht die Sache beschleunigt.
Edit: die Wurzeln des Sehenden Baumes kann man als Zip-Modus begreifen. Im Wald war das gut gelöst. Nur für die Burg hätte ich mir ähnliches gewünscht.
Die Dialoghinweise waren im allgemeinen ausreichend und hilfreich genug. Man sollte aber den ganzen Dialogzyklus unbedingt durchlaufen. Besondes den Baum sollte man alle Naselang befragen, da er viel Hintergrundwissen ausspuckte.
Die beiden Wechselmodi (Masken- und Personenwechsel) waren ganz amüsant. Beim einzigen Zeiträtsel (Sonnenuhr) hätte ich mir das aber ohne Controller nicht vorstellen können. Ansonsten verzieh das Spiel jeden Patzer und bis auf den harmlosen Vogelbuch-Bug verhinderte das auch keine Mission. Dennoch gab es Situationen, wo man nicht immer wusste, worauf die Spielemacher hinauswollten.
Für mich positiv war auch, dass es keine
Sprachausgabe gab. Deswegen war ich nicht gezwungen, mir Englisch anzuhören (eine andere Synchro hätte es sicher nicht gehabt...). Allerdings war dieser Vorteil auch ein Nachteil, denn die kurzen Sprachfetzen passten so gar nicht zum Untertitel. Es war immerhin ein Kompromiss. Die Musik (eher ein Tonteppich) habe ich schließlich abgeschaltet - da hätten längere und verschiedene Schleifen mehr Abwechslung reingebracht. Man kann das Spiel sowieso ganz ohne Ton gut spielen.
Zur
Grafik: man muss sie mögen - oder eben nicht. Die flächige Darstellung ist reizvoll, hat aber auch Tücken. Ich habe viele Orte nicht als das interpretiert, was sie waren, besonders wenn sie sich kaum unterschieden. Die Grafik arbeitet mit unseren Seherfahrungen: wir "wissen", wie etwas aussehen müsste, wenn es dreidimensional gedacht ist. Das hieß aber auch, dass ich regelmäßig danebengriff, gegen Mauern rannte oder nicht wusste, ob das nun ein Loch oder ein Felsen sein sollte. Besonders in der Burg mit ihrem monotonen Grau. Einige Passagen waren dadurch supergenial, einige verschwommen sozusagen im Wischiwaschi.
Bei der
Geschichte hatte ich den Eindruck, dass der Schwerpunkt im Spiel wechselte. Ich habe jedoch sehr langsam und mit mehrmonatiger Pause gespielt, und deshalb kann es täuschen.
Anfangs waren die Wächter-Gottheiten, Rörka und der vergiftete Wald im Vordergrund und mehr und mehr ging es um Tove und ihr Verhältnis zur Familie. Rörka und Röki standen als Kontrast zu Tove und ihrem Bruder und Vater. Rörka wurde schließlich vom Saulus zum Paulus (eigentlich: von Saula zu Paula...

), was das Ende etwas zu einfach machte - schließlich hatte sie Kinder getötet. Sie wurde eigentlich nicht richtig zur Rechenschaft gezogen, sondern gnädig in den Kreis der Vier wiederaufgenommen. Ich bin mir nicht sicher, ob dese Botschaft für Kinder uneingeschränkt gut wäre.
Tove war als Charakter erfreulich unvoreingenommen. Das Spiel sollte sicher zur Toleranz dem Fremden gegenüber beitragen, was in der Schlussszene noch verstärkt wurde: Röki wollte Monster bleiben, weil die Freundschaft zu Lars wichtiger war als menschlich zu sein. Und natürlich wurden die Tugenden "Freundschaft", "Hilfsbereitschaft" und "Respekt" bedient. Die Wächter konnten sich anfangs nicht vorstellen, selbst Hilfe zu bekommen, was einen Sinneswandel in ihrem Denken einleitete. Sie waren sogar richtige Kotzbrocken. Das uralte "Geben und Nehmen". Insgesamt also ein "Disney"-Ende...
Die
negativen Eindrücke beziehen sich fast nur auf
Benutzerführung. Man konnte Dialoge nicht überspringen (??) und beim Tagebuch bin ich grundsätzlich beim Umblättern verzweifelt... welche Taste muss ich drücken, um auf Seite 3 der Karte zu kommen..? Es wäre auch nett gewesen, wenn das Inventarobjekt nicht automatisch zurückgelegt, sondern in der Hand bliebe, um mehrere Versuche zu starten. Die Anzeigefunktion empfand ich als sehr dezent, was nicht immer sofort alle aktiven Elemente sichtbar machte.
Ich spiele Spiele selten mehrmals, weil ich Langsamspieler bin und meine Zeit gar nicht reichen würde. Für das Auffinden der vergessenen Beute vielleicht.
Empfehlen würde ich es unbedingt und man rauscht an einem Wochenende auch gut durch. Das Spiel ist ein solides, rührendes Adventure, wobei ich bei der Altersfreigabe doch vorsichtig wäre. Der Tod der Mutter ist immer ein heikles Thema. Die Erinnerungsszenen sind verstörender als man glauben mag. Auch ist nicht das Monster Röki die gruseligste Szene, sondern z.B. der vermeintliche Tod des Vaters im brennenden Haus (jedenfalls interpretierte ich es so) - auch und gerade, weil Röki mit Lars das Geschehen überstürzt verließen. Und die Hände im Brunnenschacht oder die verpilzten Erinnerungen waren ziemlich schräg.