Kikimora hat geschrieben: ↑27.04.2025, 23:06
@Emilia
Wie müsste denn deiner Ansicht nach eine Darstellung des weiteren Verlaufs von Annas Schicksal im KZ sein, dass du es als akzeptabel und respektvoll den Opfern gegenüber empfändest, wenn einerseits das Grauen zu zeigen, vollkommen inakzeptabel (verständlich) und andererseits aus deiner Sicht eine Darstellung allein in Textform (evtl mit statischer Illustration oder so) "feige" ist?
Die Option, überhaupt gar nicht erst ein Spiel zum Thema zu machen, mal grundsätzlich ausgeklammert.
Ich bin übrigens der Ansicht, dass sie das im Referenz-Film "Das Leben ist schön" angemessen gelöst haben. Da passiert das Grauen mehr zwischen den Zeilen.
Genau das ist das Problem, um das alles kreist: Wie willst du einen inhumanen Tod so darstellen, dass er die Spieler nicht vollkommen verstört? Das ist im Film schon schwer, weswegen man sich darum drückt. Und ein Spiel, welches in einem KZ spielt, wäre nicht vorstellbar.
Vielleicht einfach ein längerer Abspann, in welchem gezeigt wird, was mit ihr geschieht, ohne dass man eingreift. Vielleicht ein paar comicartige Bilder im Spiel von A New Beginning, um das Grauen abzumindern. Man zeigt es, aber in abgeschwächter Form, durch den Comicstil entschärft sich das Grauen.
Jetzt mal so spontan gedacht.
Insgesamt halte ich Anne Frank alleine deswegen für ein ziemlich doofes Spielthema, weil der Dachboden einfach keine Handlung und damit keine Aktionen hergibt.Das ist dramaturgisch unterirdisch schlecht.
Zuletzt geändert von Emília Fritz am 27.04.2025, 23:20, insgesamt 1-mal geändert.
Uncoolman hat geschrieben: ↑27.04.2025, 22:56
Wenn du mich meinst: ja, ich habe es gelesen. Ich frage zurück: hast du MEINEN Text überhaupt verstanden?
Ich habe durchaus verstanden, dass du mit SciFi - Genres anfängst und nicht bei der Historie bleibst-
Nein, ich habe geschrieben, dass die Phantasie frei ist. Ich habe nicht geschrieben, dass ich, wie in Orwells „1984“, Geschichte umschreiben möchte (was übrigens Trump mit seinen „Reinigungen“ gerade tut...). Sondern dass es legitim ist, „was wäre gewesen, wenn...“ zu fragen. Und das bleibt auch immer ein Gedankenexperiment, keine Geschichtsumdeutung.
Ich führte danach eine Beispielidee ein, die mit ihrer Biografie nichts zu tun hatte, sondern die Person Anne Frank außerhalb ihrer Biografie stellt.
Ich bin müde, ich bin wütend und ich bin nicht aufnahmefähig. Und bevor es noch mehr Wirbel gibt, weil irgendwas in mir komplett blockiert, gehe ich jetzt ins Bett.
Emília Fritz hat geschrieben: ↑27.04.2025, 23:17
Genau das ist das Problem, um das alles kreist: Wie willst du einen inhumanen Tod so darstellen, dass er die Spieler nicht vollkommen verstört? Das ist im Film schon schwer, weswegen man sich darum drückt. Und ein Spiel, welches in einem KZ spielt, wäre nicht vorstellbar.
Vielleicht einfach ein längerer Abspann, in welchem gezeigt wird, was mit ihr geschieht, ohne dass man eingreift. Vielleicht ein paar comicartige Bilder im Spiel von A New Beginning, um das Grauen abzumindern. Man zeigt es, aber in abgeschwächter Form, durch den Comicstil entschärft sich das Grauen.
Jetzt mal so spontan gedacht.
Insgesamt halte ich Anne Frank alleine deswegen für ein ziemlich doofes Spielthema, weil der Dachboden einfach keine Handlung und damit keine Aktionen hergibt.Das ist dramaturgisch unterirdisch schlecht.
Fände ich auch angemessen, das mit einer Cutscene zu machen, wo der Spieler eben nicht mehr eingreifen kann. Damit wäre man vom Medium Film dann ja auch nicht mehr weit weg, und es wäre ein nahtloser Übergang. Im Gegensatz zum Film hätte ein bis dahin interaktives Spiel hier für die Vermittlung des Inhalts wiederum sogar den Vorteil, dass dir hier als Spieler etwas genommen wird, was du bis zu diesem Zeitpunkt - so halbwegs - hattest (im Gegensatz zum Film, wo du nur passiv konsumierst!). Die Kontrolle. Du konntest bis eben noch agieren, jetzt bist du hilflos, kannst es nicht verhindern. Und ich glaube, das wäre pädagogisch eben genau richtig. Und von mir aus auch psychologisch (Bereiche, die ohnehin miteinander verwandt sind).
Was den Dachboden als alleinigen Handlungsort betrifft, muss ich dir allerdings weiterhin widersprechen. Hast du schonmal einen Escape Room erlebt? (Exit Game) Also einen Raum, in dem du eine Reihe an Rätseln lösen und Hinweise entdecken und verstehen und kombinieren musst, um den Raum zu lösen und verlassen zu können (na gut, so hart ist es ja in Wirklichkeit nicht)? Ein Dachboden würde einiges bieten, zur Betrachtung, zum Nachdenken, zum Erinnern, zum Träumen (ich übe jetzt schreiben, weil ich gerne Schriftstellerin/Journalistin werden möchte!). Interaktion auch mit dem eigenen Tagebuch. Dialoge mit der Familie, wodurch auch im Dialog etwas aus dem Vorleben erzählt werdenkann ...
Ein echtes (also nicht digitales/virtuelles) Escape Game, wo eine Gruppe von Spielern die Geschichte der Familie Frank nachspielt, fände wiederum ich übrigens geschmacklos. Denn da kommt man ja am Ende unbeschadet raus ...
Gute Nacht!
Kostenlose Game Jam-Adventures von The Argonauts (AT-Mitglieder) und weitere von mir: Hexenwerk
Nur nebenbei: offenbar ist Anne Frank im Lager an Typhus gestorben. Sie starb aufgrund von Entbehrungen, Schwäche und Hunger. Sie wurde also im juristischen Sinne (! bitte nicht falsch auslegen) nicht ermordet. Hätte sie die fehlenden zwei Monate bis zur Befreiung durchgehalten, HÄTTE sie durchaus gerettet werden können.
Wie ich mehrmals schrieb: ihre Geschichte ist natürlich mit ihrem Schicksal verknüpft. Aber sie steht für die Person Anne Frank. Sie muss nicht tot sein, um eine Mahnerin zu sein. Die Holocaust-Überlebenden, die ihre Geschichte erzählen, beweisen das. Sie ist bekannt geworden durch ihr Tagebuch, nicht durch ihren Tod... hört sich grausam an, aber ohne das Tagebuch wäre sie wie abertausende anderer Kinder in keinem Geschichtsbuch erwähnt worden.
Sie steht als stellvertretende Märtyrerin sozusagen außerhalb der Geschichte, aber genau dadurch zeigt sie uns das Schicksal aller anderen Opfer, die kein Tagebuch schrieben. Sie verkörpert das Schicksal aller, die unbekannt bleiben.
Mathilda: "Ich bin schon längst erwachsen. Ich werde nur noch älter."
Léon: "Bei mir ist es umgekehrt. Ich bin alt genug, doch ich muss noch erwachsen werden."
Kikimora hat geschrieben: ↑27.04.2025, 23:32
Ein echtes (also nicht digitales/virtuelles) Escape Game, wo eine Gruppe von Spielern die Geschichte der Familie Frank nachspielt, fände wiederum ich übrigens geschmacklos. Denn da kommt man ja am Ende unbeschadet raus ...
Ich denke der Sinn wäre eher da in die Rollen anderer Leute zu schlüpfen, um sie als Charaktere nachempfinden zu können,und ihr Leid,ihre Gedanken,Gefühle,alles einfach was sie betrifft.
Wieso ist das dann geschmacklos, oder anstößig?
Wäre eln Theaterstück auch für dich dann anstößig?
Denn es gibt eins zu Anne Frank.
Schauspieler machen das seit wir denken können, andere Charaktere zu werden, sie zu verkörpern.
Ich finde das menschlich genial und stark das sie das können. Nicht jede kann mit jeder Rolle umgehen, sich in das Schicksal anderer komplett hinein denken, und hinein fühlen.
Und so was selber zu erleben kann verstörend sein ja, und vieles mehr.
Ich habe selber mal Theater gespielt und es geliebt.
Es war toll andere Charaktere zu verkörpern.
Man erlebt dadurch Sie,die Geschichte ganz,anders als wie als Zuschauer. Es verändert einen, und lässt einen als Mensch wachsen.
Ich denke bevor man verurteilt sollte man das ganze neutraler sehen, und Menschen einfach Erfahrungen machen lassen, ohne sie zu verurteilen.
Wer Rechtschreibfehler findet, darf sie gerne behalten.
Menschen und Dinge verlangen verschiedene Perspektiven. Es gibt manche, die man aus der Nähe sehen muß, um sie richtig zu beurteilen, und andere, die man nie richtiger beurteilt, als wenn man sie aus der Ferne sieht.
Nein, bei einem Theaterstück sehe ich das Problem nicht, ebenso wenig wie beim Film. Du weißt ja, wie die Geschichte ausgeht. Aber wenn du selbst Protagonist bist (im Escape Room), kommst du selbst ja lebend raus (sofern die Brandschutzbestimmungen eingehalten werden/kein Feuer ausbricht), also ist das alles nicht so dramatisch. Ja ich weiß, der Schauspieler ist dann auch nicht tot am Ende, aber der Kontakt zu dieser Geschichte wird am Ende des Films abgebrochen, es gibt kein "und so geht es weiter" für die dargestellte Person. Und für dich selbst ist es einfach nur ein aufregendes Erlebnis? Zumindest sehe ich da einen scharfen Grat, dass das leicht daneben gehen kann.
Theater wiederum hat auch nochmal eigene Stärken. Auch hier wieder "Theater spielen" ... steckt auch wieder Spiel drin. Auch bei den Schauspielern (Film und Theater) steckt der "Spiel"-Begriff drin.
Es ist traurig, dass Computerspiele im Vergleich dazu derart verschrien sind, wirklich ...
Ich meine, Schauspieler versetzen sich professionell in ihre Rolle. Du selbst als Spieler in einem Escape Room versetzt dich zwar in eine Lage, und wirst von der Spielleitung des Escape Rooms üblicherweise auch in eine Rolle versetzt. Aber als Spieler bist du viel mehr darauf konzentriert, die Rätsel zu knacken, als dir vorzustellen, wie du dich als die Person verhalten und fühlen würdest, und die Schwere dessen, was dich erwartet. Man bleibt man selbst, die wenn auch mehr oder weniger realistisch gestaltete Umgebung (Haptik, Geräusche, Gerüche) des Raums bleiben reine Kulisse, Flair. Es sei denn, man leidet zufällig unter Raumangst.
Vielleicht wäre in dieser Form sogar eine Art Geisterbahn "effektvoller" auf den Teilnehmer. Also sowas wie der London Dungeon, wo man sich hindurch bewegt. Das wäre eine heftige Erfahrung, da wären Schauspieler beteiligt, die dann wohl die Nazis mimen, vielleicht auch die anderen Hausbewohner, die sich auch verstecken müssen ... aber allein die Vorstellung gruselt mich schon insofern, weil ich mir da auch vorstelle, dass im Kostüm dieser Nazis ja auch Menschen stecken könnten, die das geil finden, diese Rolle zu spielen und die Besucher zu terrorisieren ... nee nee ... gruselig.
Klar, bei Filmen, Theater ist letzteres natürlich auch nie ausgeschlossen, dass jemand die Rolle nicht nur spielt, sondern auch tatsächlich solche Ansichten hat. Weiteres Fass.
Diese "Geisterbahn"-Erfahrung basierend auf realen historischen Geschehnissen wäre eventuell etwas, was es in einem absolut geschützten Rahmen für Schulen geben könnte (also explizit NICHT auf einem Rummel oder als unterhaltsame Veranstaltung für Touristen). Aber dass die Jugendlichen auch das nicht ernst nehmen können, wieder nicht auszuschließen.
Vielleicht kann man sich einen (Live oder eben digitalen) Escape Room vorstellen, der nicht diesen Fokus auf Rätsel hat, wie die üblichen Escape Rooms, sondern auf das Sammeln der Eindrücke etc.
Selbst der Übergang zum KZ/Tod wäre eventuell sogar möglich "darzustellen". Escape Rooms können aus mehreren verbundenen Räumen bestehen, was man erst realisiert, sobald eine versteckte Tür geöffnet wurde. Du kannst dich plötzlich in einem Zug befinden, wo du mit anderen Menschen zusammengepfercht bist. Und beim Ausstieg wiederum Lager ohne Möglichkeit, da was zu tun. Geräusche. Licht geht aus.
Es ist einfach nur eine Überlegung. Wie bringt man das Thema "nahe".
Zuletzt geändert von Kikimora am 28.04.2025, 00:25, insgesamt 1-mal geändert.
Kostenlose Game Jam-Adventures von The Argonauts (AT-Mitglieder) und weitere von mir: Hexenwerk
Vielleicht wäre in dieser Form sogar eine Art Geisterbahn "effektvoller" auf den Teilnehmer. Also sowas wie der London Dungeon, wo man sich hindurch bewegt. Das wäre eine heftige Erfahrung, da wären Schauspieler beteiligt, die dann wohl die Nazis mimen, vielleicht auch die anderen Hausbewohner, die sich auch verstecken müssen ... aber allein die Vorstellung gruselt mich schon insofern, weil ich mir da auch vorstelle, dass im Kostüm dieser Nazis ja auch Menschen stecken könnten, die das geil finden, diese Rolle zu spielen und die Besucher zu terrorisieren ... nee nee ... gruselig.
Stimmt gruselig wäre es.
Ich befürchte das könnte Personen radikalisieren die die Rolle der Nazis spielen?
Ich weiss es nicht, ich denke die Gefahr wäre durchaus vorhanden.
Ich denke das hängt dann aber auch von jedem selbst ab,wie stark eine Rolle ihn/sie prägt. Und wie sehr es eben sie/ihn nicht prägt.
Manche können die Erfahrung abschütteln, andere vielleicht nicht?
Aber ich will keine Schwarzmalerei betreiben.
Aber die Gefahr dazu ist durchaus leider da.
Die Welle als Film ist toll, muss ich mal wieder sehen.
Wie sehr lohnt sich das Buch zu kaufen, und im Vergleich zum Film?
Auch das Buch von Uncoolman erwähnt reizt mich sehr. Aber täte gern dazu Meinungen hören.
Wer Rechtschreibfehler findet, darf sie gerne behalten.
Menschen und Dinge verlangen verschiedene Perspektiven. Es gibt manche, die man aus der Nähe sehen muß, um sie richtig zu beurteilen, und andere, die man nie richtiger beurteilt, als wenn man sie aus der Ferne sieht.
Ich habe noch eine andere, ziemlich gruselige Idee:
Das Spiel beginnt in einem normalen Klassenzimmer. Alle Schüler sitzen dort versammelt, auch Anne Frank. Alle lachen und scherzen, alle lernen, stöhnen über Nachsitzen und Vokabeln, der normale Schulalltag eben. Aus dem Radio ertönen Wochenschau und Propaganda. Eines Tages ist Anne Frank nicht mehr da. Du bist ein Schüler, der herauszufinden versucht, was passiert ist. Eingestreut in Cut-Szenen über Judenverfolgung, Besetzung und Militäraufmarsch, begibst du dich auf die Suche. Du fragt den Krämer nach der Familie Frank, du findest Schnipsel mit Annes Handschrift. Du durchstöberst leere Häuser, entschlüsselst Hinweise, erkundigst dich bei der Lehrerin. Alle hüllen sich in Schweigen und du begreifst es nicht. Alle sagen, du sollst keine Fragen stellen und den Mund halten. Du bist nicht politisch, also denkst du dir nichts dabei. Am Ende hast du eine Reihe von Indizien gesammelt, wo Anne Frank, in die du ein bisschen verschossen bist, sich aufhalten könnte. Aber warum hat sie sich versteckt? Und warum wirst du von dunklen Männern verfolgt? Und da ist die Tür zu einem Hinterhaus, und du klopfst und freust dich, dass du sie gefunden hast. Doch Anne bricht in Tränen aus. Du bist es, der sie verraten hat, ohne es zu wollen. Die dunklen Männer kommen.
Mathilda: "Ich bin schon längst erwachsen. Ich werde nur noch älter."
Léon: "Bei mir ist es umgekehrt. Ich bin alt genug, doch ich muss noch erwachsen werden."