Schwitzende Körper, erregt vor Anspannung, einer am anderen, reiben aneinander. Schweißperlen rinnen die sanften Rundungen herab, treffen sich, tropfen ab und mischen sich mit dem Schweiß der Nachbarn. Nackte Haut presst sich gegeneinander, flimmernde Hitze durchzieht die spärlichen Lücken zwischen einer Tausendschaft erbebender Muskelberge. Etliche harte Nippel kämpfen um die feuchten Lippen des Nächsten. Allübertönendes Stöhnen nach Zärtlichkeit. Nie endend die orgasmische Regung der liebestoll zitternden Masse adonischer Männerkörper.
Etwa 50000 Besucher haben sich allein samstags durch die Gänge der diesjährigen Games Convention gedrängt, zu großen Teilen Typen wie zeebee und dicke Jugendliche mit Pickeln und dunkler Kleidung oder T-Shirts mit Colonization-Aufdruck. Auch wenn ich ein sehr toleranter Mensch bin und selbst mit Vertretern der skurillsten Randbereiche unseres sozialen Gefüges keinerlei Berührungsängste habe, war es stellenweise schon erschreckend, wie nah der durchschnittliche GC-Besucher dem Klischee-Bild des Gamers entsprach, das man so gerne widerlegt sehen würde. Aber gut, ich bin Gamer, ich muss damit leben, ich lebe damit.
Die homogene Struktur des Publikums war natürlich auch für die Aussteller unschwer zu prognostizieren. Dementsprechend war das Standpersonal so ausgewählt, dass nicht nur - wie oben angedeutet - Freunde der Homoerotik auf ihre Kosten kamen: Mindestens gut aussehende Messehostessen waren so häufig wie das, was sie anhatten, spärlich war. Da brodelt der Hormonhaushalt des pubertierenden Durchschnitts-Messegängers, so was haben die meisten Colonization-T-Shirt-Träger vermutlich noch nie gesehen. Je freier es beim Standpersonal lag, desto lauter lachte das Herz des Betrachters. Die Höschen überboten sich an Enge, die BHs an Knappheit, die Brüste an Umfang und am Ende haben die meisten doch keine angesprochen. Das ist der Lauf des Schicksals. Bei der geballten Erotik, die einen unter den engen Höschen und knappen BHs begegnete, fragte man sich, wo diese Frauen herkommen? Wo waren sie früher, als es noch keine GC gab? Gab es schon immer so schöne Frauen? Auch in meiner Stadt?
Den Vogel (und vermutlich auch den Prüfer der Sittenwacht) schoss aber Vivendi ab. Beim Anblick der roten Vorhänge über den Monitoren, auf denen Larry 8 probegespielt werden konnte, konnte ich mir schon denken, was gleich passieren würde, aber wahrhaben wollte ich es nicht. Es konnte doch nicht sein, dass Vivendi tatsächlich echte Stripperinnen engagiert hatte? Solche, die sich auch wirklich ausziehen. In echt. So war es aber, und auch wenn das schnurartige Stoffstück, das die Lenden der Tänzerinnen vor den unzähligen Kameras schützte, bis zum Schluss der Vorstellung an Ort und Stelle verweilte, war den Blicken einiger Anwesender unmissverständlich anzusehen, dass sie noch nie auf Dinge dieser Art gefallen waren. Auch ich hatte so was selbstverständlich noch nie gesehen. Vom Spiel überzeugt hat mich die Vorstellung nicht, von Vivendis Enthusiasmus bei der Vermarktung des Titels schon.
Ich freue mich auf die nächste Games Convention.
Zum Schluss noch eine Anregung an die Aussteller: Auch das Fachpublikum und die Journalisten waren zu großen Teilen männlich. Wieso gab es diese Art von Standpersonal nicht auch im Business Center? Alles, was in der klimatisierten Halle 2 von der prickelnden Erotik der anderen Hallen übrig war, war gelegentlich ein verschämt geflüstertes "Hey, pssst, warst du schon bei Vivendi?"
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