Willkommen in Köln! Wir haben bereits am Mittwoch einige Adventures anspielen können, die wir euch natürlich nicht vorenthalten möchten.
Der belgische Comiczeichner Benoît Sokal ist Adventure-Spielern besonders als Schöpfer und kreativer Kopf hinter der Syberia-Reihe bekannt. Das erste Spiel der Reihe war das 1999 erschienene First-Person-Adventure Amerzone: The Explorer’s Legacy, das Microids bald als runderneuertes Remake veröffentlicht. Dank der Unterstützung von Sokals Nachfahren konnten die Entwickler dabei auf Originalzeichnungen des 2021 verstorbenen Künstlers zurückgreifen, die für das Remake neu eingescannt wurden.
Ungewöhnlich für heutige Vorlieben bleibt man trotz voller Echtzeit-3D-Umgebung bei der historischen knoten-basierten Navigation à la Myst. Ein Klick in eine Richtung spielt eine kurze Animation ab, in der wir zum nächsten Wegpunkt gehen oder eine Leiter hochklettern. Auf Knopfdruck lässt sich dies aber überspringen.
Die Geschichte ist weitestgehend dieselbe geblieben: Ein sterbender Forscher schickt den Protagonisten in ein fiktives Lateinamerikanisches Land, um ein Ei der mythischen weißen Vögel zu finden. Die knackige Grafik, die zahlreiche Zeichnungen und Dokumente von oder im Stil von Sokal einbindet, die melancholische Musik von Syberia-Musiker Inon Zur und das gemütliche, aber durchaus mit Inventar- und Logikrätseln angereicherte Gameplay dürften das Herz von Sybera-Fans höher springen lassen.
Amerzone soll noch in den nächsten Monaten für PC, Xbox Series X/S und PS5 erscheinen. Auf YouTube haben die Entwickler neben dem Trailer auch eine Playlist mit spannenden Hinter-den-Kulissen-Videos angelegt.
Zu Beginn der Entwicklung von Button Man sollte das Spiel ein ganz klassisches Point-and-Click-Adventure werden, entwickelte sich dann aber zu einem Action-Adventure-Hybriden mit direkter Steuerung weiter. Dennoch soll der Adventure-Anteil noch den größten Teil des Spiels ausmachen, unterbrochen von kleineren Brawler-Einlagen im Stile von Final Fight. Fast jeder Kampf kann umgangen und eine Puzzle/Adventurelösung gefunden werden.
Button Man spielt in einer fiktiven Ostkanadischen Stadt zur Zeit der Prohibition, wo wir die Rolle von Bruce übernehmen, einem Fixer für die lokale Mafia, der von einem längeren Auslandsaufenthalt zurückkehrt und gleich mal für Ordnung sorgen soll. Der Besitzer der Bar kommt mit seinen Zahlungen nicht hinterher. Im Gespräch mit dem Barmann stellt sich heraus, dass andere Parteien Stunk machen und Alkohol gestohlen haben. Also ziehen wir los und reden mit den Stadtbewohnern, lösen deren Probleme und erhalten im Gegenzug Hilfe.
Das Besondere an Button Man, neben dem ungewöhnlichen Gameplay-Mix, ist die comicartige Aufmachung. So ist die Stadt in mehrere Comicpanels unterteilt, die Farben sind bedeckt. Mit seinem Trenchcoat erinnert Bruce ein wenig an Dick Tracy. Das Spiel soll 2025 erscheinen.
Crackernuts ist ein kleines, spielerisch simples Adventure der schottischen Schmiede Hairy Heart Games. Das basiert auf einem ebenfalls schottischen Märchen, in dem ein Mädchen den Kopf mit dem einer Ziege vertauscht bekommt. Die beiden betreiben einen Buchladen und kommen kaum noch über die Runden, da eine Dunkelheit das Land befallen hat, die bewirkt, dass Menschen kaum noch lesen.
Das herausragendste Merkmal von Crackernuts ist, dass alle Charaktere und die Spielumgebungen zunächst von Hand gebaut wurden - die Charakter-Puppen sind am Stand in der Indie-Arena zu bewundern - und dann 3D-gescannt ins Spiel integriert wurden. Figuren wurden daraufhin von Schauspielern per Motion Capture animiert und äußerst atmosphärisch vertont. Ein Making-Of-Video über den Prozess zeigt Hairy Heart auf seiner Website. Erscheinen soll der Titel im kommenden Jahr.
Ein kleines Indie-Studio aus Saudi-Arabien werkelt derzeit an Private Eye: The Young Heir. In dem klassischen Murder Mystery untersuchen wir den gewaltsamen Tod eines wohlhabenden CEOs. Dabei sprechen wir mit allen Zeugen und Verdächtigen und können in interaktiven Rückblenden auch in den Moment des Mordes zurückreisen. Das kann dabei helfen, Lücken in den Zeugenaussagen zu finden oder andere Beweise ausfindig zu machen - eine Mechanik, die leicht an Return of the Obra Dinn erinnert.
Die Echtzeit-3D-Welt, die man in First-Person-Perspektive erkundet, macht derzeit noch einen recht simplen Eindruck, erscheinen soll das Spiel aber auch erst im kommenden Jahr. Zunächst ist das junge Indie-Studio auf die PC-Version fokussiert, weitere Plattformen will man aber nicht ausschließen. Einen bewegten Eindruck vom Spiel könnt ihr auf der Steam-Seite gewinnen.
Am Indie-Stand stellen die Trüberbrook-Entwickler von btf ihr neues Adventure The Berlin Apartment vor. Wie der Name verrät, dreht sich das ganze Spiel um eine Wohnung in der Hauptstadt. Die erkunden wir in jedem Kapitel in einem anderen Abschnitt der deutschen Geschichte: In der gamescom-Demo konnten wir beispielsweise ein Papierflugzeug über die innerdeutsche Grenze im Jahr 1989 steuern. Ein weiteres Kapitel fuehrte uns in die Nazi-Zeit.
Spielerisch handelt es sich um ein First-Person-Adventure, in dem wir ganz traditionell Gegenstände zusammensuchen und diverse Rätsel und Minispiele bewältigen. Vom Stop-Motion-Stil aus Trüberbrook hat man sich zunächst verabschiedet, man schließt aber nicht aus, in der Zukunft dorthin zurückzukehren. The Berlin Apartment bietet stattdessen eine comic-inspirierte 3D-Grafik, die sich von Kapitel zu Kapitel farblich der Stimmung anpasst. Der Release liegt noch in ungewisser Zukunft, als Plattformen peilt man PC, Xbox und Playstation an.
Gleich zwei Spiele konnten wir beim japanischen Publisher Shueisha Games sehen, die sich mit ihren Titeln in den westlichen Markt wagen. Das erste ist Urban Myth Dissolution Center, in dem es um das namensgebende Institut geht, welches sich um mysteriöse Monster, verfluchte Objekte und andere interdimensionale Anomalien kümmert. Unser Alter Ego Azami Fukurai begibt sich dorthin und setzt sich, wie ungeschickt, beim Screening auf einen unscheinbaren Holzstuhl, der mit einem tödlichen Fluch belegt ist. Institutsdirektor Ayumu Meguriya weiß zwar, davon gehen wir aus, was man dagegen machen kann, zwingt Azami aber erst einmal, ihre gerade entdeckten hellseherischen Fähigkeiten in den Dienst des UMDC zu stellen.
Die grob gepixelte, aber äußerst atmosphärisch gezeichnete Optik ist ganz im Anime-Stil gehalten. Spielerisch klickt man sich nicht nur durch Dialoge wie in Visual Novels üblich, sondern läuft auch frei herum und löst Rätsel. Eine Hypothesenbildungsmechanik lässt uns Beispielsweise Sätze frei zusammenklicken - weiter geht es nur, wenn diese im Kontext der Story Sinn ergeben. Der Vergleich mit Klassikern wie der Ace-Attorney-Reihe, Tokyo Dark oder 999 drängt sich dabei auf.
Zum anderen Shueisha-Spiel OPUS: Prism Peak hatte der Publisher leider nur den Trailer dabei. In dem Spiel taucht ein gescheiterter Fotojournalist in eine magische Traumwelt ein, in dem er sich mit einem mysteriösen Mädchen anfreundet. Leider haben die Macher aktuell noch nicht viel über Story und Gameplay zu enthüllen, visuell dürfte Prism Peak mit seiner hochwertigen Optik besonders Fans von Anime hellhörig machen.
Dass sich gute Geschichten lohnen, zeigen die vielen Remakes und Neuauflagen der Ace-Attorney-Reihe. Diesmal ist unter anderem das ursprünglich 2009 für den Nintendo DS veröffentlichte Ace Attorney Investigations: Miles Edgeworth an der Reihe. Die cleveren Kriminalfälle des Staatsanwalts Miles Edgeworth sind jetzt erstmals in hoher Auflösung und mit neuen Animationen für Nintendo Switch, PlayStation 4, Xbox One und PC spielbar. Es werden Tatorte untersucht, Beweise gesammelt und Zusammenhänge aufgeklärt – wie immer in dem etwas überdrehten Charme des Ace-Attorney-Universums, das mittlerweile Kultstatus genießt.
Wer den alten Look bevorzugt, kann diesen auch weiterhin nutzen, allerdings nicht in allen Szenen: Close-Ups und Charakterporträts blieben in der von uns angespielten Version grundsätzlich hochauflösend. Im Gegensatz zum Vorgängerspiel Phoenix Wright, in dem Miles noch als Nebenfigur zu sehen war, beinhaltet das Spin-Off eine Third-Person-Perspektive, in welcher die Spielfigur direkt gesteuert werden kann – möglicherweise ein weiteres Kaufargument für den Adventure-Puristen. Besonderes Schmankerl: Die Ausgabe beinhaltet nicht nur den ersten Teil der Reihe, sondern mit Prosecutor’s Gambit auch den zweiten, der bislang nur in Japan erschienen ist. Erscheinen soll die Investigations Collection im September.
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