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gamescom 2017 - Das war der Mittwoch

Die Zusammenfassung in Videoform:

Auch am Mittwoch haben wir wieder jede Menge Adventures in den gamescom-Hallen anschauen können. Hier eine Übersicht.

Inmates

Einen Titel vom Dienstag müssen wir allerdings zunächst noch nachreichen, da wir erst heute nach der Ankündigung darüber sprechen dürfen: Inmates ist ein weiterer Kandidat aus dem Genrebereich "psychologisches Horroradventure" und wurde von Entwickler David Andreasyan quasi im Alleingang entwickelt. Spielfigur Jonathan erwacht in einem Gefängnis, kann sich an nichts mehr erinnern und muss herausfinden, was passiert ist. Das Spiel bietet dabei die klassischen Jumpscares, explorative Story-Passagen, ein paar wenige Schleicheinlagen und soll ansonsten sehr rätselorientiert sein. Actioneinlagen gibt es genauso wie ein klassisches Inventar keine, sterben kann man allerdings trotzdem. Das Spiel sichert den Spieler hier mit einem Autosave ab. Deutsche Untertitel sind geplant, eine Boxversion auch. Die Spielzeit wird mit ca. 3 bis 5 Stunden angegeben. Veröffentlicht wird auf PC, Konsolen können später folgen. VR ist derzeit kein Thema, könnte aber bei Erfolg in Angriff genommen werden.

We. The Revolution

Mit einem sehr ungewöhnlichen Genre-Mix hat uns We. The Revolution überrascht. Der Titel des polnischen Entwicklerstudios Klabater mischt ein Dialog-Krimi-Adventure mit Strategie-Elementen. Als Richter während der Französischen Revolution muss der Spieler nicht nur Urteile sprechen, sondern auch seinen Einfluss wahren, um nicht selbst unter die Räder beziehungsweise die Guillotine zu kommen. Während der Prozesse können Akten eingesehen und der Angeklagte vernommen werden. Durch geschicktes Auswählen von Fragen muss zudem die Jury beeinflusst werden, um das eigene Urteil zu rechtfertigen. Ein wichtiger Teil ist auch eine Art Deduktion, bei der verschiedene Elemente des aktuellen Falls kombiniert werden müssen, um weitere Nachfragen stellen zu können. Ist das Urteil gesprochen, werden in einer Art Brettspielmodus Einflusspunkte verteilt, um den eigenen Stand in der Stadt zu wahren. Grafisch nutzt der Titel handgezeichnete Vorlagen, die anschließend in Polygone umgewandelt werden. Der Grundstil entspricht dabei dem historischer Gemälde aus der Zeit der französischen Revolution. Obwohl es sich bei der gezeigten Version um einen sehr frühen Prototypen handelt, spielt sich We. The Revolution bereits sehr spannend und lässt 2018 auf einen interessanten Genre-Mix hoffen.

Apocalipsis

Beim polnischen Entwickler Punch Punk haben wir das Spiel Apocalipsis - Harry at the End of the World entdeckt. Hier übernehmen wir die Steuerung über Harry, welcher eine geliebte Person verloren hat. Diese schwebt zwischen Leben und Tod und Harry macht sich auf den Weg sie zu retten. Das Spiel besteht aus vier Kapiteln, die jeweils von einem der vier apokalyptischen Reiter inspiriert ist. Die im Sepiaton gehaltenen, handgezeichneten Grafiken sind dabei nichts für schwache Nerven, direkt im ersten Screen ziehen wir eine ersäufte Hexe aus dem Wasser, um mit ihrem Stab einem Tier den Kopf abzuschlagen. Wie Machinarium findet alles auf einer Ebene statt, und alle Aktionen werden mit einem simplen Mausklick ausgeführt. Das Spiel ist fertig entwickelt und soll, je nachdem bei welchem Publisher es erscheinen wird, entweder bereits im September, oder ansonsten bis spätestens Januar auf PC und Mac erhältlich sein. Als Spielzeit werden rund drei Stunden veranschlagt.

Forgotton Anne

Bei Square Enix Collective am Stand in der Publikumshalle konnten wir Forgotton Anne von Through Line Games anspielen. Bei diesem Adventure-Plattformer übernehmen wir die Rolle von Anne, die der Aufpasser in den Forgotten Lands ist, einer Welt, in der sich all die Dinge aufhalten, die in der richtigen Welt liebgewonnen und dann wieder vergessen wurden. So wie ein alter Lieblingsschuh oder Lieblingsschal. Diese Dinge werden dort in Welt durch die Kraft der Energiequelle namens “Anima” lebendig und die meisten davon versuchen, durch ein Portal wieder zurück in die wirkliche Welt zu kommen. Ein anderer Teil der “Bewohner” versucht das durch eine Revolution zu verhindern und stellt sich Anne und den Anderen in den Weg. Die Geschichte an sich ist weitgehend, bis kurz vorm Ende linear, die eigenen Aktionen können aber durchaus Auswirkungen auf den weiteren Verlauf des Spiels und die Spielwelt haben, was für einen gewissen Wiederspielwert sorgen soll. Zwar gibt es im Spiel einige Plattform-Sequenzen, die auch teilweise unter Zeitdruck zu bewältigen sind, aber der Fokus des Spiels liegt eindeutig auf der Erforschung, den Puzzles und der Geschichte. Dementsprechend gibt es auch keine Möglichkeit zu sterben oder anderweitig zu verlieren. Das herausragende Feature von Forgotton Anne ist aber nicht die Geschichte, sondern die wunderschöne Zeichentrickgrafik mit handgezeichneten Hintergründen und vor allem den fantastischen, von Hand animierten Hauptcharakteren. Dass einige der am Projekt beteiligten Künstler in Tokyo Animation studiert haben, glaubt man da sofort. Für einen Durchgang veranschlagen die Entwickler eine Spielzeit von sechs Stunden. Das Spiel soll gegen Ende des Jahres mit deutschen Untertiteln auf Steam und Konsolen erscheinen.

Indygo

Die polnischen Entwickler von Indygo möchten nicht so sehr ein pompöses Spielerlebnis schaffen, sondern eher sensibel an das Thema Depression heranführen. Dementsprechend lassen sie den Spieler in Ich-Perspektive einen depressiven Protagonisten steuern, der seit drei Monaten seine Wohnung nicht verlassen hat. Dort gilt es nun, banale Alltagsaufgaben zu erfüllen und per Brief mit Freundin Anne zu kommunizieren. Deren Briefe kann man mit verschiedenen Texten beantworten - welche davon tatsächlich auswählbar sind, hängt allerdings von der aktuellen Verfassung ab. Technisch bedient sich Indygo sehr einfachen Mitteln: Animationen gibt es keine und die Hintergründe sind recht grob in schwarzweiß skizziert. Release ist noch in diesem Jahr.

Jennifer Wilde

Outsider Games hat uns die Umsetzung des irischen Comics Jennifer Wilde vorgestellt (Website), das die Geschichte von Jennifer Chevalier erzählt, die im Paris der 1920er Jahre Bekanntschaft mit dem Geist von Oliver Wilde macht und mit diesem das Mysterium um den Tod ihres Vater lösen möchte. Der Titel orientiert sich auch visuell an der Comic-Vorlage und zeigt Szenen in höchst detaillierter, aber schwarzweißer Tusche-Optik. Das klassische Point-and-Click-Gameplay wird ergänzt durch eine interessante Mechanik, bei der Informationsfetzen zu Comic-Panels kombiniert und in die richtige Reihenfolge gebracht werden müssen, um den Ablauf von Ereignissen zu rekonstruieren. Gewöhnliche Inventarrätsel gibt es aber auch. Ein Kickstarter soll demnächst die Fertigstellung von Jennifer Wilde, dessen Grafik schon fertiggestellt ist, beschleunigen. Für die Gesamtspielzeit peilt der Entwickler bescheidene 4 Stunden an.

White Day

16 Jahre nach der Veröffentlichung des Originaltitels in Asien kam bereits gestern das Remake zu White Day von ROI Games und pqube über Steam auf den Markt. Am Freitag soll die PS4-Version in Europa folgen. In diesem in einer koreanischen Schule spielenden Horror-Adventure muss der Spieler eine Nacht überstehen, die er so schnell nicht vergessen wird. Eine Nacht im Schulgebäude? Eigentlich kinderleicht, wäre da nicht der verrückte Hausmeister, der eine dezent übertriebene Vorstellung einer Prügelstrafe für die Schüler hat, welche die Nachtruhe stören. Vor diesem gilt es sich nämlich zu verstecken, während verschiedene, meist simple Rätsel gelöst werden wollen. Dabei tauchen hin und wieder andere Schüler auf, die den Spieler je nach gewählter Dialogoption mehr oder weniger mögen und dementsprechend häufiger oder seltener bis gar nicht mehr anzutreffen sein werden. Dies nimmt maßgeblich darauf Einfluss, welches der zehn verschiedenen Enden gezeigt wird. Ungefähr 7 Stunden lang läuft der Spieler des Nachts durch die Schule und muss sich in Clock Tower-Manier vor dem Hausmeister in Acht nehmen. Offene Türen, Licht und Geräusche sind dabei möglichst zu vermeiden. Erwischt er einen der spielbaren Schüler dann doch einmal, gibt es eine Tracht Prügel, von der sich das Opfer nur mit einer erfrischenden Packung Sojamilch erholen kann. Das beste Versteck ist die Toilette, doch eine andere Gefahr ist allgegenwärtig; die Geister, die für den einen oder anderen Jumpscare sorgen und sogar etwas Schaden zufügen, ohne den Spieler jedoch dadurch töten zu können. Speichern lässt sich das Ganze nur, wenn der Schüler mit einem Marker oder anderen Stift ausgestattet ist und eine Pinnwand findet. Apropos finden: es soll auch viele Collectables geben, die neue Dinge freischalten. Ab Veröffentlichung gibt es außerdem direkt einige alternative Outfits für die Schüler und den Hausmeister als DLC. Manche davon lustig, manche schaurig, ein paar sogar… schlüpfrig. Typisch asiatisch eben. Ein Nachfolger ist auch schon für 2018 angekündigt und soll, obwohl für PSVR konzipiert, auch ohne die Brille spielbar sein.

Chaos;Child

Wer die Anime-Serie Steins;Gate mochte, darf sich in Chaos;Child auf das gleiche Universum freuen. Man übernimmt die Rolle eines Teenagers, der mit seinen medialen Fähigkeiten in der Lage ist, das Muster einer mysteriösen Mordserie zu erkennen und damit die Zukunft vorherzusehen. Gespielt wird im Visual-Novel-Stil, das Gameplay beschränkt sich auf Entscheidungsmöglichkeiten, die sich primär um die eigenen Visionen drehen und positive oder negative Emotionen und damit unterschiedliche Erkenntnisse hervorrufen können. Diese Entscheidungen müssen unter Zeitdruck gefällt werden, wobei (bewusste) Untätigkeit sogar zu einer dritten, neutralen Wahl führt. Ein Spieldurchgang soll 50 Stunden dauern, wobei das Spiel erst durch das erneute Spielen seine volle Größe entfaltet. Es gibt 7 Endsequenzen, eine davon gilt als das "wahre Ende". Um das sehr lange Spiel nicht jedes mal erneut spielen zu müssen, gibt es ein intelligentes Speichersystem. Pqube veröffentlicht das Spiel im vierten Quartal für PS4 und PS Vita in Englisch. An der Übersetzung habe man ein Jahr gearbeitet, heißt es. Wegen der großen Textmenge ist eine deutsche Übersetzung nicht geplant.

Detective Gallo

Das italienische Comic-Adventure Detective Gallo soll bereits im Herbst erscheinen, vorerst nur für Windows. Die lustige Geschichte um einen Hahn-Detektiv und seinen Kaktus-Sidekick bekommt englische Sprachausgabe und deutsche Untertitel. Der optisch stilsichere Titel orientiert sich an verzerrter Comicgrafik im Stil von Day of the Tentacle. Die englischen Sprecher wirken solide, die Hintergrundmusik macht ebenfalls eine gute Figur. Das Gameplay ist klassisches Point-&-Click.

Close To The Sun 

Close To The Sun kommen alle Freunde des Physikers Nikola Tesla auf ihre Kosten. Das Spiel stellt die Prämisse auf: "Was wäre passiert, wenn alle Erfindungen Teslas Wirklichkeit geworden wären?" Auf einem gigantischen Schiff voller Tesla-Gerätschaften versammeln sich Wissenschaftler, um mit ihnen zu forschen. Da erhalten wir von unserer Schwester, selbst Wissenschaftlerin an Bord, den Hinweis, etwas merkwürdiges ginge vor und man solle schnell kommen. Wir erreichen das Schiff und finden es erst einmal nahezu leer vor. Doch die Leere ist nicht von langer Dauer. Das Spiel punktet mit einer sehr ansprechenden Grafik und zahlreichen schönen Effekten wie Blitze und Feuer. Die Tesla-Erfindungen sind konsequent in das Gameplay integriert und wer die Geschichte Teslas kennt, wird viele Aha-Effekte haben und dem Erfinder selbst im Spiel übrigens auch als Charakter begegnen. Der Fokus liegt auf Exploration und einfachen Rätseln, welche die Horror-Story und die bedrückende Grusel-Atmosphäre vorantreibt. Unterbrochen wird dies durch sehr rasante Laufpassagen, bei denen man vor gespenstischen Gestalten fliehen muss. Dabei geizt das Spiel nicht mit drastischen Gewaltdarstellungen und Splatter. Die Sequenzen sollen allerdings primär kurze Adrenalinschocks und kein zentrales Element sein. Besonders gefallen hat uns auch die stimmungsvolle Musik. Die klassischen Visions-Sequenzen, wie wir sie schon aus The Vanishing of Ethan Carter oder dem neuen Black Mirror kennen, fehlen natürlich auch nicht. Das Spiel des italienischen Entwicklers Storm in a Teacup ist bereits auf englisch eingesprochen und spielt sich ziemlich gut. Ein Faible für die beiden Extremformen von ruhigem, explorativem und gewalttätigem, schnellem Gameplay muss man mitbringen. Eine Veröffentlichung ist für 2018 geplant, ohne ein konkretes Datum zu nennen. Wie bei den meisten psychologischen Horroradventures kommt technisch die Unreal-Engine zum Einsatz.

The Almost Gone

Zu guter Letzt haben wir The Almost Gone von Happy Volcano gesehen. In dem knackig bunten Adventure mit Iso-Optik, das visuell an Monument Valley erinnert, steuern wir ein Mädchen, das kürzlich verstorben ist. Das steckt mit anderen Leuten, die im selben Moment das Zeitliche segneten, im Limbo, und hilft in jedem Kapitel einem davon, diesen wieder zu verlassen. Dabei ergründen wir die Schicksale dieser Figuren, beispielsweise das der zwei Jugendlichen, die in ein Haus eingebrochen sind und von dessen Bewohner erschossen wurden. Wichtiger noch: Als übergreifende Handlung wird der Hintergrund der Hauptfigur erzählt, der deutlich weniger fröhlich ist als die Bonbon-Optik den Anschein macht. Der Schwerpunkt liegt auf dem narrativen Element, klassische Rätsel wird es allerdings auch geben. Locations sind quadratische Querschnitte des Limbos und lassen sich in 90-Grad-Schritten in vier Richtungen drehen. Die sechs Kapitel sollen etwa drei Stunden Spielzeit hergeben, aktuell entwickeln die Macher für PC und sind auf Publishersuche. Deutsche und englische Texte sind für den Release im nächsten Jahr eingeplant.