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Über den Tellerrand: Kholat
Vom: 30.08.2015

 

Entwickler: MGN.Pro

 

In einer unwirtlichen Schneelandschaft auf dem Kholat Syakhl geht etwas um – etwas Übernatürliches. Und offenbar tötet es auch. Der Indie-Horrortitel Kholat vermischt reale Ereignisse mit Fiktion, um dem Spieler einen kalten Schauer über den Rücken laufen zu lassen. Ob das gelingt, zeigt unser Test. 

Fiktion und Realität

Kholat basiert auf einem realen Ereignis. Im Jahr 1959 starb eine Gruppe von neun Menschen am Kholat Syakhl unter bis heute nicht vollständig geklärten Umständen. Schnell wurden Theorien laut, mystische Wesen seien für das Unglück verantwortlich. Der Spieler geht dem aus der Egoperspektive und mit WASD-Steuerung nach. Von einem Bahnhof und einem nicht weiter begehbaren Dorf aus macht er sich auf den Weg zum Unglücksort, sammelt mindestens neun Dokumente und erreicht dann nach etwa vier bis fünf Stunden ein abruptes Ende, das etwas unbefriedigend wirkt. 


Die Suche startet in einem verlassenen Dorf

 

Augen und Ohren für die Umgebung

Grafisch hat Kholat einiges zu bieten. Die Landschaften sind detailreich und liebevoll inszeniert und erzeugen sofort eine packende Atmosphäre. Auch die Geräusche und der Soundtrack sind gut umgesetzt. Der Erzähler Sean Bean leistet wie erwartet gute Arbeit. Ebenfalls stimmig sind die weiteren Stimmen im Spiel. Die Sprachausgabe gibt es nur auf Englisch, deutsche Spieler bekommen eine Übersetzung per Untertitel. Die Präsentation ist also sehr gut gelungen. Woran es bei dem Titel hakt, sind tatsächlich Geschichte und Gameplay. 


Grafisch hat Kholat viel zu bieten

 

Die Geister, die mich jagen

Im Mittelpunkt des Spiels steht die Erkundung des großen Gebiets. Die einzige Aufgabe des Spielers ist das Auffinden von Dokumenten, welche die Geschichte langsam aufdecken. Hinzu kommen die Kommentare des Erzählers. Das Spiel kämpft dabei leider mit drei größeren Problemen: Zum einen ist die Orientierung selbst mit der mitgelieferten Karte schwierig und häufiges Verlaufen ist an der Tagesordnung. Dann nerven zahlreiche Spontantode, etwa wenn man unbedarft plötzlich in eine Falle latscht oder von plötzlich auftauchenden Feuerwesen mit einem Schlag ins Jenseits befördert wird. Damit hängt auch das dritte Problem zusammen: Es kann nicht frei gespeichert werden. Wer umkommt, wird an den Ort zurückversetzt, an dem er zuletzt ein Dokument gefunden hat. Und das kann eine ganz schöne Strecke sein. Das führt auch dazu, dass man das Spiel nicht frei beenden kann, ohne den ungespeicherten Fortschritt zu verlieren. Dadurch entwickeln sich Teile des Spiels zu einer Geduldsprobe. Sicherlich war dies eine bewusste Entscheidung der Entwickler, um die Hilflosigkeit des Protagonisten zu unterstreichen – aber dabei bleibt eben auch ein Teil des Spielspaßes auf der Strecke. Immerhin ist es möglich, über die Karte von Camp zu Camp zu springen, um besonders lange Wege zu vermeiden. Dennoch erzeugt das Spiel gerade durch die unwirtliche Umgebung und die plötzlich auftauchenden Geister auch Spannung und eine insgesamt grueslige Atmosphäre. Diese entsteht zum Teil durch Jumpscares, zum Teil aber auch über Dokumente und Dinge, die in der Umgebung gefunden werden. Außerdem führt der Fokus auf dem Erkunden der Umgebung dazu, dass sich vor allem das Entdecken wichtiger Schauplätze motivierend auswirkt. Zumal diese häufig mit hübschen Effekten (wie etwa besonderen Lichtverhältnissen) versehen sind. 


Etwas Böses jagt den Spieler

 

Fazit

Kholat glänzt mit einer schönen Präsentation, kann inhaltlich aber nicht voll überzeugen. Zu nervig wirkt sich das Erkunden der großen Umgebung und die Spontantode aus, zu unbefriedigend ist das abrupte Ende. Das bedeutet keinesfalls, dass Horrorfans und Freunde von ausgiebigen Explorationsspielen einen weiten Bogen um den Titel machen sollten, denn wer mit den Schwächen leben kann, bekommt ein sehr schönes, exploratives Spiel.

Kommentar

So richtig warm bin ich mit Kholat leider nicht geworden. Und das lag nicht an der frostigen Umgebung. Nachdem ich mehrfach von Feuerwesen getötet und unverhofft in Pfahlfallen gestürzt bin, machte sich zügig Genervtheit breit. Dennoch habe ich bis zum Ende durchgehalten, denn die Atmosphäre ist gut und die Grafik schön anzusehen. Das Spiel hat schöne Ansätze, verschenkt aber auch einiges an Potential.

Adventure-Treff-Wertung:


Links:
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Kholat auf Steam

Hans Duschl