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Über den Tellerrand: The 39 Steps
Vom: 23.06.2013

Entwickler: The Story Mechanics

 



Mit The 39 Steps veröffentlichte der schottische Autor John Buchan im Jahr 1915 einen Agenten-Thriller, der über fünf Mal verfilmt wurde. Die Hauptperson des Buches, Richard Hannay, trat später noch in fünf weiteren Büchern von Buchan auf. Hannays Markenzeichen ist es, sich aus heiklen Situationen herauslavieren zu können. Nun hat es The 39 Steps auch auf den PC geschafft: In Form einer digitalen Erzählung. Wir haben uns das Spiel bei einem Blick über den Tellerrand näher angesehen.


Die Geschichte entfaltet sich langsam
vor den Augen des Spielers



Umblättern 2.0

The 39 Steps ist weniger ein Spiel als vielmehr ein digitales Buch mit ein wenig Interaktion. Der Spieler schaltet die meiste Zeit Dialogzeilen weiter oder führt bestimmte Aktionen wie das Öffnen von Türen per Mausgesten aus. Dazu gibt es wechselnde Hintergründe, die in seltenen Fällen animierte Objekte enthalten. An einigen Stellen müssen bestimmte Orte nach Objekten durchsucht werden. Das gestaltet sich jedoch sehr einfach, da nur ein sehr beschränkter Raum durch Hin- und Herfahren der Maus abgesucht werden muss. Dabei werden Hintergrundinformationen zur Geschichte aufgedeckt. Insgesamt ist The 39 Steps eine Art digitales Buch, das die Geschichte gut und dynamisch mit Bildern und Aktionen hinterlegt und das Lesen angenehm gestaltet. Ein wenig Schade ist, dass nur andere Charaktere, denen die Hauptperson begegnet, von Sprechern vertont wurden, Erzählpassagen und Sätze des Protagonisten werden stumm eingeblendet.


Dokumente fassen Inhalte übersichtlich zusammen



Sprachliche Komfortfunktionen

Das gesamte Spiel ist auf Englisch. Der Text wird stets auf dem Bildschirm eingeblendet. Dabei bietet es zahlreiche Funktionen: Auf Wunsch können schottische Akzente mit in die Geschichte aufgenommen oder abgeschaltet werden und auch die Art des Textes (modern oder 1915) kann variiert werden. Besonders für nicht native Sprecher empfiehlt es sich dringend, die moderne Version ohne Dialekte einzustellen, um der Handlung folgen zu können. Bei dem verwendeten Text handelt es sich eins zu eins um den der Originalausgabe des Buches von 1915.


Die Grafik erinnert streckenweise an Ölgemälde



Grafischer Kompromiss

Neben einem sehr stimmungsvollen Agenten-Intro in einfachen Farben und Linien bietet das Spiel eine ausreichende grafische Präsentation. Die einzelnen Schauplätze sind einwenig im Stil von Ölgemälden gehalten und weisen häufig auch einige Details auf. Durch die gemäldeartige Darstellung wirken die meisten Orte jedoch auch ziemlich leblos, wodurch ein wenig der Atmosphäre verloren geht.


Mitmach-Elemente lockern das Spielerlebnis auf



Fazit

The 39 Steps ist kein Adventure. Es ist eine Art digitales Buch, dass seine Texte mit Bildern, Musik und teilweise mit Sprechertexten untermalt und ein klein wenig Interaktion bietet. Der Unterschied ist wichtig, denn an Adventure-Maßstäben gemessen fällt der Titel selbstverständlich durch. Als innovative Art des Lesens macht der Titel aber eine sehr gute Figur. Die übersichtliche Gliederung der Handlung, die sanften Einblendungen des Textes und die Optionen zur verwendeten Sprache sind gut und sorgen für ein spannendes Lesevergnügen, wenn man sich darauf einlässt. Mit guten Englischkenntnissen ist The 39 Steps definitiv ein Tipp für verregnete Sonntage oder Winterarbende.

Hans Duschl

Links:

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