Features

Limbo
Vom: 16.02.2012

Über den Tellerrand

Entwickler: Playdead

 

Wald

Es ist dunkel, kalt und unheimlich. Ein kleiner Junge liegt mit geschlossenen Augen auf einer Wiese, irgendwo in einem Wald. Schließlich blinzelt er, seine Augen leuchten weiß im sonst völlig schwarzen Dickicht. Der Junge richtet sich mühsam auf. Er muss sich auf den Weg machen, er will seine Schwester finden. Doch der Wald, in dem er sich befindet, sieht nicht nur gefährlich aus, er ist es auch. Zahllose Fallen, bewaffnete Männer und blutrünstige Lebewesen wollen seinen Tod. Schnell wird klar, dass es sich bei der Umgebung nicht um die uns bekannte Welt handelt, sondern um eine düstere Welt zwischen Leben und Tod. Der Limbo ist nach der römisch-katholischen Lehre eine Zwischenwelt, die auf dem Weg in den Himmel oder in die Hölle durchwandert werden muss. Gefahr für Gefahr arbeitet sich der Junge vorwärts. Doch was erwartet ihn am anderen Ende der grauenvollen und düsteren Gegend?



Spiel

LIMBO ist ein herausforderndes Jump'n'Run-, Geschicklichkeits- und Rätselspiel, das mit zahlreichen kniffligen Stellen versehen wurde. Gesteuert wird LIMBO nur über fünf Tasten: Die vier Richtungspfeile und die Steuerungstaste, mit der Gegenstände festgehalten oder gezogen werden können. Die Grafik ist ebenso minimalistisch wie verstörend. Das gesamte Spiel ist in sehr dunklen Grautönen gehalten, meist zeichnen sich schwarze Schemen vor einem dunkelgrauen Hintergrund ab. Nur die Augen des Hauptcharakters leuchten konstant weiß in die Nacht hinein, solange der Junge lebt. Einen Soundtrack im klassischen Sinne gibt es nicht, dafür aber sehr subtile Geräusch- und Klangteppiche, welche die ohnehin schon bedrohliche Stimmung von LIMBO noch weiter verstärken. Laute Effekte gibt es auch, bevorzugt, wenn der Spieler den kleinen Jungen unachtsam in einen der vielen grausigen Tode hineinsteuert.



Tod

Was LIMBO neben der beunruhigenden Atmosphäre besonders verstörend wirken lässt, sind die drastischen Darstellungen der vielen unterschiedlichen Tode des Jungen. Egal ob heranrasende Kreissägen, riesige Bärenfallen, brutale Spinnen oder Maschinengewehre, stets fliegen einzelne Körperteile über den Bildschirm, während ekelhafte Geräusche aus dem Lautsprecher dringen. So zuckt man durchaus des Öfteren zusammen, wenn ein Sprung nicht gelingt oder eine Todesfalle überraschend zuschnappt. LIMBO ist sicherlich nichts für zart besaitete Spieler und definitiv nichts für Kinder. Besonders beim abschließenden Gravitations-Rätsel im letzten Spielabschnitt muss man dutzende von Malen mit ansehen, wie sich Kreissägen in den Körper des Jungen senken, bevor man das richtige Timing hinbekommen hat.



Gefahr

Dennoch ziehen die Geschichte, die eigentlich gar nicht erzählt wird, und die unglaublich morbide, beunruhigende Atmosphäre den Spieler sofort in seinen Bann. Wo genau ist der Junge? Warum verfolgen ihn so viele Menschen? Wo ist die Schwester? Warum gibt es so viele andere Kinderleichen auf dem Weg? Schritt für Schritt, Rätsel für Rätsel nähert man sich der letzten Station des Spiels. Doch das geht keinesfalls einfach und schnell. Je tiefer man in die Welt von LIMBO eindringt, desto komplexer und schwieriger werden auch die Rätsel. Dabei muss die Umgebung oftmals gut beobachtet und klug manipuliert werden. Immer wieder zeigt sich dabei, wie vielseitig ein Rätseldesign sein kann, dass nur mit Laufen, Springen, Knöpfchen drücken, Klettern und Ziehen auskommt. Das Spiel wird dabei in kleine Abschnitte unterteilt, die automatisch gespeichert werden. Eine begrenzte Anzahl von Versuchen gibt es nicht, der Spieler kann einer tödlichen Gefahr so oft begegnen, bis er sie gemeistert hat. Die Abstände zwischen den Rätseln und den Speicherständen sind sehr kurz gehalten, wodurch unnötige Laufarbeit entfällt.

 

Philosophie

Ist das letzte Rätsel geschafft, kann sich der Spieler zurücklehnen und die lange Outro-Sequenz genießen. Und dann überlegen, wie er das Ende verstehen möchte. Denn LIMBO bietet Raum für viele verschiedene Erklärungen. Befindet sich der Junge in einer Welt zwischen Leben und Tod, wie es der Spieletitel vermuten lässt? Muss er noch einmal die schlimmsten Ereignisse seines Lebens durchmachen? Oder stellt er sich seinen vielen Ängsten? Entkommt er der grausamen Welt des LIMBO? In diversen Foren wird bereits eifrig diskutiert, welche verschiedenen Interpretationsmöglichkeiten die Geschichte bietet. Und so lässt einen der Titel auch nach dem letzten Abschnitt nicht so schnell wieder los. Auf jeden Fall ist man nach dem Spielen froh, wenn draußen die Sonne scheint und die eigene Welt in deutlich mehr Farben leuchtet, als die bedrohliche dunkle Welt des Jungen.



Ende

LIMBO vereint mehrere Stärken in sich: Eine starke Spielatmosphäre, ein cleveres, abwechslungsreiches Puzzle-Design und eine anspruchsvolle Grundthematik. Gegen das Spiel sprechen die recht drastischen Darstellungen der Tode des Hauptcharakters, die sich im Gegensatz zur XBox-Version auch nicht abschalten lassen, und die recht kurze Spielzeit: Je nach Geschicklichkeit und Ideenreichtum dauert das Spiel zwischen zwei und vier Stunden. Vor allem hartgesottene Spieler, die gerne Action mit Rätseln kombinieren, werden an LIMBO ihre Freude haben. Aktuell ist das Spiel für 9,99€ auf Steam zu haben, eine Demo ist ebenfalls verfügbar. Für Sammler bietet Publisher Headup Games eine edel gestaltete Special Edition im Pappschuber mit einem 3D-Modus inklusive rot-cyan-Brille, dem Soundtrack, sowie weiteren Extras. Die Version von Headup Games ist mit Windows und Mac kompatibel. Sie kostet 19,99€.

Hans Duschl

Links:

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Offizielle Webseite von Limbo
Webseite von Headup Games