@Wintermute: Ich studiere Deutsche Philologie, andernorts als Germanistik bekannt. Die schließt bekanntermaßen die Linguistik und Literaturwissenschaft ein, daher bin ich schon mit der Geschichte der deutschen Sprache in Berührung gekommen.
Da ich aber leider nicht alles wiedergeben kann, hab ich mich auf die Suche nach entsprechenden Unterscheidungen von indogermanisch und indoeuropäisch gemacht. Ich trage hier einige Beiträge zusammen, jeweils mit Quellenangabe:
Der Begriff "Indogermanisch" ist älter. In der Zwischenzeit wurde festgestellt, dass die Sprachfamilie größer ist und der Begriff "Indoeuropäisch" das genauer erfasst.
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Der Begriff "indogermanisch" will eigentlich nur deutlich machen, dass die Ausbreitung dieser Sprachfamilie sich vom Westen (wo die germanischen Sprachen zu Hause sind) bis nach Indien erstreckt.
Quelle:
http://de.wikipedia.org/wiki/Diskussion ... he_Sprache
Oder auch:
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Die Ergebnisse waren eine wissenschaftliche Sensation. Es stand nun nicht nur endgültig fest, dass alle europäischen Sprachen (mit Ausnahme des Baskischen, Ungarischen, Finnisch/Estischen und Maltesischen), wie auch die wichtigsten Sprachen Indiens und Persiens (damit auch das Kurdische, Afghanische und Armenische) einer einzigen, eng verwandten Sprachfamilie angehörten, sondern auch, dass sie alle auf eine gemeinsame Urform zurückgehen mussten. Für diese Sprachfamilie prägte man das Kunstwort "indogermanisch", und zwar ihrer extremsten geographischen Ausbreitung wegen. Die lag östlicherseits in Indien, westlicherseits in Island, wo heute noch eine altertümliche germanische Sprachform gesprochen wird. Im deutschsprachigen Raum ist der Begriff "indogermanisch" bis heute gebräuchlich, und der entsprechende Zweig der Sprachwissenschaft heißt Indogermanistik. Im internationalen Sprachgebrauch aber hat sich die Bezeichnung "indoeuropäisch" eingebürgert, die auch wir im folgenden verwenden werden, da sie etwas weniger missverständlich ist. Denn der sprachwissenschaftliche Laie denkt bei dem Begriff "Indogermanen" wahrscheinlich zunächst, dass es sich hier um einen speziellen Stamm der Germanen handeln muss. Das aber ist, wie wir sehen werden, grundfalsch.
[...]
Quelle:
http://www.eldaring.de/content/modules. ... cle&sid=19
Es ist eben problematisch mit dem Terminus, weil er durchaus so verstanden werden kann wie im Text geschildert. Es ist nicht falsch ihn zu verwenden, nur vom politisch Korrekten abgesehen trifft es indoeuropäisch in der Tat historisch besser, weil damit die gesamte Ausbreitung abgedeckt wird und nicht nur der extremste Punkt, den diese Sprachentwicklung erreicht hat. Rassistisch ist es zwar nicht ihn in dem Sinne zu benutzen, auch wenn er im Dritten Reich ideologisch verwendet wurde und es bestimmte Kommissionen gab, die sich um derartige "Recherchen" bemühten aber wie gesagt ist es außerhalb Deutschlands ohnehin üblich "indoeuropäisch" zu sagen. Wenn man die Hintergründe berücksichtigt, hat beides seine Berechtigung.
Und nochmal @Wintermute:
Ich stimme dir im Punkt Zensur zu, es ist durchaus ein Problem, dass bestimmte Begriffe heute eine nationalsozialistische Prägung haben (z.B. auch Muttertag), weil sie eben die Zeit nicht spurlos durchlaufen konnten. Wir sind in dem Sinne sensibilisiert worden als dass wir heute mehr denn je darauf achten niemanden mit der Sprache zu degradieren. Eigentlich merkwürdig, denn die Sprache ist beispielsweise immer noch hochgradig männlich dominiert und teilweise sehr frauenfeindlich.