Ohr und Auge sind nun mal zwei verschiedene Sinnesorgane, zwei „Kanäle“.
Da es bei Spielen (noch) kein Geruchskino gibt und Tasten momentan auch wegfällt, verzichte ich beim Hören auf eine sehr wichtige Informationsquelle, wenn ich zum Lesen genötigt werde. Was bleibt, ist einzig akustische
Emotion, quasi lautmalerisches Geräusch. Aber die akustische
Information, also den Inhalt, muss ich aus den Untertiteln herauslesen.
Während dieser Zeit stoppt die Infoaufnahme über das Bild, ich bekomme nicht mit, was dort geschieht. Eine Gleichzeitigkeit beider Sinne findet nicht statt, weshalb ich untertitelte Dialoge nicht mag. Ich verzichte immer auf einen Kanal. Ich nehme dann zwar die Stimme als solche wahr und kann den Tenor / die Stimmung und die Untertitel zusammenfügen, aber Lesen erfordert die ganze Aufmerksamkeit, weshalb ich auf diese Weise (bis heute) nichts vom gesprochenen Text mitbekomme, und vom Bild meist auch nicht.
Da im Dialog normalerweise Untertitel auf Untertitel folgt und ich dann minutenlang lese, kann es passieren, dass ich aufblicke und ein Gesprächspartner ist auf einmal tot und ich weiß nicht, wie das geschehen ist, wenn der Vorgang nicht geschrieben stand. Ist jetzt übertrieben dargestellt, stimmt aber prinzipiell.
Wenn also die Synchronstimme einzig nur Laute der Emotion wären (bei Röki waren das tatsächlich Sprachfetzen ohne Inhalt), wäre das kein Unterschied zu der wirklichen Sprache. Ich müsste in beiden Fällen die Untertitel lesen. Das heißt, die gesprochene Fremdsprache hilft dem Spiel (oder dem Film) nicht, weil es ja Untertitel gibt. Deswegen bin ich also immer für eine Synchronisation, weil dann beide Sinnesorgane parallel arbeiten und ich auch den Eindruck vermittelt bekomme, den ich im normalen Leben auch habe. Untertitel wären vergleichbar mit Gebärdensprache (ich habe mal einen Kurs besucht, aber längst alles vergessen...), weil ich auf den Text SCHAUE, statt ihn zu hören...
PS Ich schaue verhältnismäßig oft Filme in Fremdsprachen, die ich überhaupt nicht gut kann, z.B. Japanisch, Chinesisch oder Französisch, weil es keine deutsche Sprachausgabe gibt. Bei Englisch berufen sich die meisten darauf, dass es ja „so einfach sei“ und jeder das zu können habe. Bei mir klappt das leider nicht - gehörtes Englisch ist bei mir genauso gut oder schlecht wie gehörtes Französisch...

Diese Filme muss ich meist zweimal sehen, weil ich beim ersten Mal das Bild ignoriere, um zu lesen. Erst beim zweiten Mal ohne Untertitel weiß ich dann, worum es geht, wenn ich mich an die Texte erinnere...
