KI-Stimmen für Point and Click Spiele?

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Esmeralda
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Re: KI-Stimmen für Point and Click Spiele?

Beitrag von Esmeralda »

Uncoolman hat geschrieben: 10.04.2025, 14:49 Besser eine brauchbare KI als gar keine Sprachausgabe.
Dem möchte ich widersprechen. Ich habe lieber keine Sprachausgabe als eine halbgare KI-Sprachausgabe.

Und selbst wenn die KI-Sprachausgabe richtig gut (also gar ;-) ) wäre, bliebe immer noch das bereits erwähnte rechtliche und moralische Dilemma. KI-Sprachausgabe entsteht ja eben nicht aus dem luftleeren Raum, sondern wird mit Stimmen gefüttert, deren Eigentümer in aller Regel nicht gefragt wurden. Nicht umsonst streiken die amerikanischen Sprecher für Videospiele schon seit einem dreiviertel Jahr - weil sie faire Bedingungen und klare Regelungen haben wollen ob und wann ihre Stimmen für KI verwendet werden dürfen. In Europa kommen sie so langsam auch darauf und die Synchronsprecher wehren sich bzw. rufen zum Protest auf. (https://www.youtube.com/shorts/uDJrKoNbeZw)
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mudge
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Re: KI-Stimmen für Point and Click Spiele?

Beitrag von mudge »

Danke,

Uncoolman sprach es an, Esmeralda hat den link, der mich auch erreichte.

Stell Dir vor, Du bist Bibi Blocksberg *und* (!) Prinzessin Leia - und Deine Stimme wird für KI-Training geklaut.

Dann *sollst* Du damit rechnen und Dich zufrieden geben müssen, dass Deine Stimme für Einsätze benutzt wird,
die Du nie eingesprochen - und damit *nicht zu verantworten* (!) - hast?!

Aus mehreren Gründen sollte die KI-Nutzung von Sprecherinnen und Sprechern nicht erlaubt sein.
Überleg mal, es wäre *Deine* Stimme.

Ich habe bislang *immer* Projekte unentgeltlich unterstützt. Mag das auch noch eine gewisse Zeit lang so handhaben.
Wer alleine davon lebt, braucht natürlich das wohlverdiente Gehalt.
Doch unternehmen auch viele bekannte(re) Stimmen Ausflüge ins Indie- bzw. *gerade* Adventure-Genre.
Ich kenne Beispiele, bei denen alle fein damit waren, wahrscheinlich 0,00€ zu erhalten.
Wenn sich das dann anders darstellt: Umso besser.

Auch bin ich immer neugierig auf neue Stimmen, die sich wagen.

Diese Kreativität in den Gehörgängen soll - bitte - niemand auch nur lädieren. Setzt euch bitte für eure Sprecherinnen und
Sprecher ein, wenn es zählt und es auf Deine Stimme ankommt.

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Uncoolman
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Re: KI-Stimmen für Point and Click Spiele?

Beitrag von Uncoolman »

Esmeralda hat geschrieben: 10.04.2025, 18:37
Uncoolman hat geschrieben: 10.04.2025, 14:49 Besser eine brauchbare KI als gar keine Sprachausgabe.
Deswegen habe ich „brauchbare“ geschrieben.
Wie gesagt, ich kenne ChatGPT und Sprach-KI nicht. Keine Ahnung, wie gut die Stimmen inzwischen sind. Ich habe mal mit Computerstimmen gespielt, die Texte für Sehbeeinträchtigte vorlesen - DAS war furchtbar.

Aber was derzeit mit KI-Bildern passiert, ist der helle Wahnsinn. In wenigen Jahren wird es keine Unterschiede mehr zu „menschgemachten“ Bildern geben. Und dann steht man vor dem Dilemma, das „Unmenschliche“ darin zu artikulieren, weil man es nicht mehr erkennen kann.

Wenn Bild und Ton als KI-generiert gekennzeichnet wird, wäre es ein Werkzeug wie jedes andere.
Man hat die ethische und rechtliche Frage leider nicht geklärt, und jetzt dürfte es fast zu spät sein. Die KI wird als Werkzeug des Kapitalismus leider immer gewinnen, denn wie ich schrieb: nur das Billigste wird genommen, da die Religion des Geldes lautet: „0% Kosten, 100% Gewinn“.

Dann sollte man eben die Sprachausgabe in Adventures ganz abschaffen. Dann hat man bei diesem Posten keine Kosten mehr...
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Kikimora
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Re: KI-Stimmen für Point and Click Spiele?

Beitrag von Kikimora »

Ich finde es vor allem dann verletzend, wenn bei Bildern gesagt wird „sieht aus wie KI“, wo gar keine KI im Spiel war.

Und für mich macht es definitiv keinen Unterschied, ob es um die Nachahmung eines Zeichenstils oder einer Stimme geht, weil Zeichnungen und Gemälde eine andere Weise von Sprache sind, die visuelle Stimme des Künstlers.
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Vainamoinen
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Re: KI-Stimmen für Point and Click Spiele?

Beitrag von Vainamoinen »

Uncoolman hat geschrieben: 10.04.2025, 21:22Aber was derzeit mit KI-Bildern passiert, ist der helle Wahnsinn. In wenigen Jahren wird es keine Unterschiede mehr zu „menschgemachten“ Bildern geben.

Nein, das wird nicht der Fall sein. Und das liegt ganz wesentlich daran, wie eine Künstliche Intelligenz "lernt": Sie sucht eine riesige Datenbank nach den vom User eingegebenen Suchbegriffen ab, shreddert die gefundenen Inhalte und setzt sie neu zusammen. Sie "lernt" nicht. Sie begreift nicht, was du eingibst. Du kannst ihr hundertmal sagen, du willst bitte eine Hand mit fünf Fingern, nicht sechs. Aber die KI kann nicht zählen. Sie hat keinen Begriff von menschlicher Anatomie. Wenn die Datenbank keine Bilder eines bis zum Rand gefüllten Glases Wein hat, kann die KI dir noch nicht einmal ein volles Glas Wein generieren.

Die KI kann nichts Neues und nichts Kreatives schaffen und sie lernt nicht wie ein Mensch, weil ihr Sinnzusammenhänge vollkommen fremd sind.

Sie nimmt den Künstlern ihre Jobs, indem sie den Künstlern ihre Bilder klaut, sie nimmt mir mein Hobby, indem sie Künstler-Communities wie DeviantArt und ArtStation mit KI-Kunst überschwemmt, und sie nimmt mir meine Lieblingskünstler, wenn diese ihre Webseiten/Blogs abstellen, nachdem die KI diese gebrandschatzt hat.

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Uncoolman
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Re: KI-Stimmen für Point and Click Spiele?

Beitrag von Uncoolman »

Anna-Sophia Lumpe über den Protest der Synchronstimmen:

https://nrodlzdf-a.akamaihd.net/none/3s ... p37v17.mp4

Nur nebenbei: ich habe über 100 Bilder in einer KI rendern lassen. 90 davon hatten tadellose Hände und Finger, auch in ungewöhnlichen Posen... Dass die KI „bloß statistisch“ lernt, heißt nicht, dass sie nicht besser werden kann.

Man muss es leider wie ein Schachcomputer sehen. Schachcomputer sind heute nicht mehr zu besiegen, eben WEIL sie mit KI arbeiten. Da das Ziel des Schachspiels ist, zu gewinnen, und nicht, besonders menschlich oder einfallsreich zu spielen, wird das Ziel erreicht. Wenn das Ziel ist, Darstellungen mit anatomisch korrekten Gliedmaßen zu generieren, so wird sie es schaffen, ohne die Anatomie zu kennen. Ein Schachcomputer „weiß“ auch nicht, was Schach ist. Und viele Künstler kennen auch die Anatomie nicht, sondern beobachten einfach nur exakt. Es ist eine verzwickte Sache, weil die KI uns vor die Frage stellt, was WIR eigentlich sind und wie wir etwas machen.

PS Das Problem der KI ist nicht, dass sie falsche oder schlechte Sachen macht. Sondern das Problem ist, dass 90% der Menschen es am Ende nicht merken bzw. dass es ihnen egal ist. Die Gefahr liegt also eher im Alltagsbereich und bei dem „normalen“ Kunsthandwerk. Genau genommen haben auch bekannte Künstler Anatomie falsch dargestellt. Der typische Spruch eines Museumsbesuchers ist dann: „das könnte mein zehnjähriger Sohn auch - wo ist da die Kunst?“ KI ließe sich erst entlarven, wenn alle Menschen zu einer gebildeten Elite heranwachsen würden, was erstrebenswert, aber illusorisch ist.

Die Ignoranz ist bei den meisten Menschen aber schon vorher da und wird nicht erst durch KI erzeugt. Sie zeigt sich ununterbrochen und in jeder Klasse und in jedem Alter. Wenn etwas nur ungefähr richtig aussieht, so ist es ihnen genug. Und wenn es dazu billig ist, umso mehr.

PPS Die Sache mit der KI-Datenbank hat nur einen Haken: dasselbe gilt auch für uns Menschen. Wenn wir kein Weinglas kennen, können wir es nicht malen, selbst wenn wir geniale Künstler wären... Insofern ist es kein Argument GEGEN KI.
Auch wir arbeiten im Grunde mit Schlüsselwörtern, die wir kennen müssen. Wenn das Wort „Weinglas“ fällt, so triggert es etwas (oder nicht). Wir formen aus dem Wort „Weinglas“ ein Objekt, das wir aus vielen verschiedenen Eindrücken zusammengesammelt haben - und das Resultat wäre auch immer unterschiedlich, weil jeder Mensch eine andere Datenbank hat.

Ich spreche hier nicht für KI. Ich möchte nur betonen, dass (wie im Anfangsthread gewünscht), nicht sofort NEIN! geschrien wird, ohne dass man darüber nachdenkt.
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SpionAtom
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Re: KI-Stimmen für Point and Click Spiele?

Beitrag von SpionAtom »

Gut, dann übernehme ich mal den Advocatus Diaboli.

Doch eines vorneweg: Ich sehe den Gebrauch von KI bisher auch sehr kritisch.
Vainamoinen hat geschrieben: 10.04.2025, 17:49 Die KI ist keine Lösung. KI-Stimmen sind ein juristisches und ethisches Minenfeld und haben ihrerseits auch eine Art Uncanny Valley, an der die Sache recht spektakulär scheitern kann.
Sehe ich genau so.

Auch wenn ich nicht unbedingt hinter allen folgenden Aussagen stehe, finde ich eine Diskussion kann einige Perspektivwechsel gut vertragen. Darum verzeiht mir, wenn ich hier und da scharf formuliere.

Und auch ich werde den Fehler begehen einfach von "KI" zu sprechen. Leider scheren wir alles über einen Kamm: Sprachmodelle, Bildgeneratoren, Bildmanipulation, neuronale Netze, und und und… Ob jetzt Harrison Ford verjüngt wird, der GO Champion besiegt wird, ein Tumor in einer Kernspintomographie erkannt wird, mein Auto selbständig irgendwohin fährt, oder Fake-Reden von Politikern erzeugt werden - überall steckt KI drin.


Nun denn:

KI wird immer günstiger und zugänglicher für die Massen.
Jeder 10-Jährige kann Chat-GPT und Konsorten benutzen ohne irgendwelche Vorkenntnisse mitbringen zu müssen.
Wo ist der Unterschied, ob ich Assets aus einem Asset-Shop erwerbe, oder selbst generieren lasse? Generierte Assets kann ich mir direkt individuell anpassen lassen und bekomme sie ohne Verzögerung in vielen Variationen.
(Advocatus-off: wie gesagt, ein Unterschied ist diese Frage nach Urheberrecht - aber für die Diskussion fände ich es interessanter, wenn wir sagen: es gäbe keine Rechtsbedenken)


"KI nimmt Arbeitsplätze weg." Das ist ein schwaches Gegenargument. Technische Errungenschaften haben seit jeher den Arbeitsmarkt umgekrempelt. Berufsbilder wandeln sich über die Jahre ständig. (https://www.zeit.de/2023/26/ausgestorbe ... g-computer). Mit neuen Technologien ändert sich eine Gesellschaft und bringt automatisch neue Berufsfelder und Möglichkeiten mit sich.


"KI ist seelenlos." - Tatsächlich weiß ich von Leuten, die KI-generierte Songs erhalten haben, und die haben sich richtig drüber gefreut.
KI ist genauso seelenlos wie ein Bleistift. Es ist ein Werkzeug, das wie alle Werkzeuge richtig erlernt und genutzt werden will. Stimmenmanipulation gibt es gewiss seit Ewigkeiten. Elektronische Stimmen-Manipulation gibt es spätestens seit dem letzten Jahrhundert ( https://de.wikipedia.org/wiki/Vocoder ).
https://de.wikipedia.org/wiki/Believe_(Cher-Lied) Kennt jeder, das war in den 90ern. Auto Tune ist nicht mehr wegzudenken aus der heutigen Zeit. Nicht jeder kann damit etwas anfangen, aber ich will auch nicht über Geschmack streiten. Unstrittig ist, dass viele Musiker Pitch Correction/Quantisierer/Stimmfarbenanpassungen/undwasweißich, mal mehr, mal weniger einsetzen.
(Advocatus-off: bis jetzt erkenne ich noch jeden KI-generierten Song, und es schwingt immer etwas künstliches mit. Dennoch staune ich nicht schlecht über die heutigen Möglichkeiten. Aber für die Diskussion fände ich es interessanter, wenn wir sagen: Die KI hat das Uncanny-Valley übersprungen. Wir haben uns vor 10 Jahren nicht träumen lassen, dass wir sagen können: "Nimm mein Selfie und mache einen ghibli style Filter drauf.")


KI-Stimmen können so gut imitieren, dass man einen Unterschied nicht mehr erkennen kann. Das ist nicht immer der Fall, ist vermutlich auch eine Frage des Geldes, und eine Frage ob man das überhaupt will. Es wird nur noch eine Frage der Zeit sein, bis es wirklich soweit ist. Man muss nur etwas weiterdenken.
Ich meine Doom 1 wurde zu irgendeinem Zeitpunkt auch mal fotorealistisch genannt ... und dann Half Life .... und dann Crysis ... GTA 5 ... :)
(Advocatus-off: Ein Negativ-Beispiel sind gewiss diese Fake-Videos)


"lieber keine Sprachausgabe als eine halbgare KI-Sprachausgabe"
Sprachausgabe kann man ja in der Regel deaktivieren. Ob jetzt generiert oder einfach nur schlecht eingesprochen, wenn es optional dabei ist, dann braucht man sich nicht beschweren.
Was würdet ihr Leuten sagen, die Vorlese-Funktionen nutzen, weil sie hörgeschädigt sind?
(Advocatus-off: Ich gebe zu, es ist womöglich ein Strohmannargument ;). Und ja, ich rege mich auch über schlecht gesprochene Texte auf.)




So, das war mal interessant diese Perspektive einzunehmen.
Die ungeklärten Fragen nach Recht, Ethik oder Ästethik beschäftigen unsere Gesellschaft noch viele Jahre.
Dennoch: Wenn man diese - zugegeben furchbar gewichtigen - Punkte ausklammert, hättet ihr dann immer noch so vehement etwas gegen den Einsatz von KI in euren Spielen, einfach nur weil ihr wisst, das war kein Mensch?
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Uncoolman
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Re: KI-Stimmen für Point and Click Spiele?

Beitrag von Uncoolman »

Bei dem Unwohlsein über KI kommt vielleicht noch hinzu, dass eigentlich keiner weiß, was in dem „schwarzen Kasten“ vorgeht. Das macht solche KI-Generatoren unheimlich, da sie wie ein Lebewesen wirken, das assoziativ oder irrational handelt (dann müsste Windows eine KI sein, denn es handelt sehr oft so... ;) ;) ).

SpionAtom hat Recht: KI kommt in vielen Bereichen vor. Gerne angeführt werden selbstfahrende Autos und die Frage nach der ethischen Entscheidung, wen man eher überfahren sollte. Dummerweise muss diese Entscheidung auch von einem Menschen in Sekundenbruchteilen gefällt werden. In der Medizin (insbesondere Hautkrebs-Diagnose) sind sie Gold wert... Und eine gewisse KI spreche ich auch einem Regallager nicht ab, wenn es selbstständig fehlende Teile bestellt. Und meinetwegen auch Roboter für Demenzkranke oder Senioren, die ich jedenfalls gruselig finde, die aber offenbar nicht so negativ aufgenommen werden wie man glauben könnte.

Ich spreche hier also tatsächlich nur von Generatoren, da es um diese im Anfangsbeitrag ja wohl ging.
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Paragon
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Re: KI-Stimmen für Point and Click Spiele?

Beitrag von Paragon »

mudge hat geschrieben: 10.04.2025, 19:52 Danke,

Uncoolman sprach es an, Esmeralda hat den link, der mich auch erreichte.

Stell Dir vor, Du bist Bibi Blocksberg *und* (!) Prinzessin Leia - und Deine Stimme wird für KI-Training geklaut.

Dann *sollst* Du damit rechnen und Dich zufrieden geben müssen, dass Deine Stimme für Einsätze benutzt wird,
die Du nie eingesprochen - und damit *nicht zu verantworten* (!) - hast?!

Aus mehreren Gründen sollte die KI-Nutzung von Sprecherinnen und Sprechern nicht erlaubt sein.
Überleg mal, es wäre *Deine* Stimme.

Ich habe bislang *immer* Projekte unentgeltlich unterstützt. Mag das auch noch eine gewisse Zeit lang so handhaben.
Wer alleine davon lebt, braucht natürlich das wohlverdiente Gehalt.
Doch unternehmen auch viele bekannte(re) Stimmen Ausflüge ins Indie- bzw. *gerade* Adventure-Genre.
Ich kenne Beispiele, bei denen alle fein damit waren, wahrscheinlich 0,00€ zu erhalten.
Wenn sich das dann anders darstellt: Umso besser.

Auch bin ich immer neugierig auf neue Stimmen, die sich wagen.

Diese Kreativität in den Gehörgängen soll - bitte - niemand auch nur lädieren. Setzt euch bitte für eure Sprecherinnen und
Sprecher ein, wenn es zählt und es auf Deine Stimme ankommt.

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Na moment mal, man kann ja unterscheiden zwischen

"Ich nutze vielleicht tariflich/vertraglich eine Stimme gegen Entgelt oder Genehmigung einer Person"

und

"HAHAHA ICH MACH WAS ICH WILL UND LASS JETZT DIE KI ELVIS Stimme IMMITIEREN UND DER SPRICHT MIR DANN MEINE HELDEN NEHMT DAS IHR JÄMMERLICHEN MENSCHLICHEN SPRECHER!"


Es gibt wie ja schon viele argumentiert haben deutsche Synchronisationen.... bei der man sich wünschte man hätte sie einfach weggelassen. ich erinnere mich da z.B. an "Captain Morgane and the Golden Turtle" das akustisch... uff

Ich sehe das auch aus dem Marktwirtschaftlichen Blickwinkel: Ein Spiel mit Sprachausgabe verkauft sich sicher besser als eines ohne, oder nicht?

Vainamoinen hat geschrieben: 10.04.2025, 22:12 Nein, das wird nicht der Fall sein. Und das liegt ganz wesentlich daran, wie eine Künstliche Intelligenz "lernt": Sie sucht eine riesige Datenbank nach den vom User eingegebenen Suchbegriffen ab, shreddert die gefundenen Inhalte und setzt sie neu zusammen. Sie "lernt" nicht. Sie begreift nicht, was du eingibst. Du kannst ihr hundertmal sagen, du willst bitte eine Hand mit fünf Fingern, nicht sechs. Aber die KI kann nicht zählen. Sie hat keinen Begriff von menschlicher Anatomie. Wenn die Datenbank keine Bilder eines bis zum Rand gefüllten Glases Wein hat, kann die KI dir noch nicht einmal ein volles Glas Wein generieren.

Die KI kann nichts Neues und nichts Kreatives schaffen und sie lernt nicht wie ein Mensch, weil ihr Sinnzusammenhänge vollkommen fremd sind.

Sie nimmt den Künstlern ihre Jobs, indem sie den Künstlern ihre Bilder klaut, sie nimmt mir mein Hobby, indem sie Künstler-Communities wie DeviantArt und ArtStation mit KI-Kunst überschwemmt, und sie nimmt mir meine Lieblingskünstler, wenn diese ihre Webseiten/Blogs abstellen, nachdem die KI diese gebrandschatzt hat.
Gehört ja nicht ganz zum Thema aber hier könnte man ja schon ins Philosophische gehen: Wo ist denn der Mensch faktisch "besser?" Van Gogh kann ja auch keine Sonnenblume malen wenn er keine Sonnenblume kennt. Ich habe da leider auch angst um menschliche Künstler und ICH FINDE ES UNVERSCHÄMT WENN SICH JEMAND "Künstler" SCHIMPFT DER VORGABEN IN EINEN GENERATOR TIPPT aber in sachen Bilder-KI und was sie schaffen können bin ich eher auf Uncool Mans Seite, ich selber konnte schon einige Hirngespinste halbwegs visualisieren dank dieser Graphik-Ki's, natürlich zu privaten Zwecken.

Vainamoinen hat geschrieben: 10.04.2025, 17:49

Ich denke, wir werden früher oder später eine erste Anwendung im Adventure-Bereich sehen, woran sich dann die Geister scheiden. Aber auch geschiedene Geister sind für ein ohnehin bedrohtes Genre gefährlich.
Ich sehe natürlich nicht naiv das eine Ki Nutzung nun die Ideallösung wäre, aber man KANN es wenn es SINNVOLL und FAIR ausbaldowert ist natürlich chancen bieten neue Kunden anzusprechen. (Plump) pauschalisiert kann man einen 20 jährigen mit einem Point and Click Game OHNE Sprachausgabe sicher weniger überzeugen als umgekehrt. Letztendlich will doch jeder das Optimum aus einem Spiel holen, auch mit begrenzten finanzielle Mitteln, das ist per se kein Verbrechen
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Re: KI-Stimmen für Point and Click Spiele?

Beitrag von Uncoolman »

Die Spielemacher, die bloß eine Sprache, nämlich Englisch einbauen, scheinen eine Sprachausgabe ja für wichtig zu halten. Allen anderen Sprachen gestehen sie nur Untertitel zu. Da aber die Synchro offenbar so wichtig ist, dass sie den Betrag X dafür ausgeben wollen, aber eben nur für ihre Sprache, darf man sich fragen, ob diese Bevorzugung nicht gleichzeitig bedeutet, dass die Sprachausgabe eigentlich überflüssig ist, weil das Spiel auch ohne diese funktioniert?

Das braucht einen Moment... ;)
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Re: KI-Stimmen für Point and Click Spiele?

Beitrag von Kikimora »

Gäbe es keine Ethik und Moral, fände ich sämtliche KI-Tools auch enorm spannend.

Was ich schlimm finde, ist: Die Menschen, die diese Werkzeuge verwenden, um Reibach zu machen, geben wie üblich einen Dreck auf Ethik und Moral. Und es sieht nicht so aus, als würde ihnen irgendwer einen Riegel vorschieben.

Menschen, die deshalb ihre Existenz verlieren, sind dann auch keine zahlenden "Kunden" mehr. Woher das Geld nehmen, wenn die Jobs ihnen genommen wurden.

Habt ihr mal gesehen, was für komplett generierte Kinderbücher den Markt schwemmen?

Wen es persönlich nicht betrifft, der hat leicht Reden, dass ja "früher" auch modernere Technik Jobs zerstört hat und man sich damit gefälligst abfinden soll.
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Re: KI-Stimmen für Point and Click Spiele?

Beitrag von Loma »

Ich übernehme mal noch ein wenig das Teufelchen von SpionAtom und bringe noch das "billige" Argument des Geldes ein.

Wer von uns ist denn noch bereit, 50 € für ein Spiel auszugeben? Spiele sind, bis auf Ausnahmen, doch alle unrentabel geworden (v.a. die kleinen Adventures). Eigentlich ist es dann doch eine logische Folge, dass versucht wird, so billig wie möglich zu produzieren.

Wenn man (auch hier) in anderen Themen häufig liest, dass alles, was einem selbst zu teuer erscheint, gleich gerne einfach mal als Abzocke bezeichnet wird usw., muss schon die Frage erlaubt sein, wie viel man selbst zu solchen Entwicklungen beiträgt.
(Heißt natürlich nicht, dass Personen, die nach Gewinnmaximierung streben, sich nicht trotzdem der KI zugewandt hätten.)

"Erst kommt das Fressen, dann die Moral." (Bert Brecht)

Ist natürlich etwas pauschalisierend, aber ich verzichte jetzt trotzdem auf eine weitere Ausdifferenzierung,
Ich denke, also spinn' ich.
Ich spinne, also mal' ich.
Ich male, also denk' ich.

"Never leave for the last minute what you can get away with not doing at all." (Pepe the King Prawn)
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Re: KI-Stimmen für Point and Click Spiele?

Beitrag von fireorange »

Paragon hat geschrieben: 10.04.2025, 14:39Das Spiel Monolith hat es nebenbei schon vorgemacht, da eine Stimme einer Figur (der Roboter natürlich) tatsächlich Ki-Generiert wurde.

Fies! Das wusste ich nicht. :(

Generell vertrete ich die Meinung: Lieber keine Sprachausgabe als KI-Sprachausgabe... selbst wenn die KI tatsächlich gute Qualität vortäuschen würde. Und ja, es wurde ja schon gesagt: Gerade in der Kunst hat KI schlichtweg nichts verloren, zumal sie gerade in diesem Bereich immens problematisch ist. Und weil mir diese weltferne, wirklich sichtlich seelenlose KI-Ästhetik Alpträume bereitet. :-& #-o
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Re: KI-Stimmen für Point and Click Spiele?

Beitrag von Kikimora »

Ich sehe bei diesem ganzen KI-generierten Content eine gewisse Verwandtschaft mit Bloatware: https://de.wikipedia.org/wiki/Bloatware

Ja, jeder kann jetzt Content generieren. Alles wird überschwemmt mit (vor allem) Bildern.

Aber hat irgendwer überhaupt darum gebeten/danach gefragt, weil es nicht genug Content (wie z.B. Spiele) gab? Ich denke nicht ...

Und nein, ich kaufe nicht jedes Spiel, was für 50€ veröffentlicht wird. Auch weil es meist die "großen" Hersteller sind, die nach Rezept immergleiche Spiele zu diesen und höheren Preisen herausbringen. Aber wenn beispielsweise ein Indie-Game erscheint und ich weiß, die Entwickler haben sich da reingehängt und ihr Bestes gegeben, ihre Ideen zu verwirklichen, was man dann auch in jedem Detail des Spiels spürt - natürlich geb ich dafür dann auch mal den Vollpreis aus. Dann kauf ich aber eben nicht jedes Spiel und muss eine bewusste Entscheidung treffen.
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Re: KI-Stimmen für Point and Click Spiele?

Beitrag von SpionAtom »

Das finde ich insofern eine problematische Sichtweise, da die Indy-Entwickler immer so überromantisiert werden. Sie haben das Herzblut und stecken Schweiß und Überstunden in ihr Projekt.

Die großen Publisher hingegen können so gar nicht sein. Jedoch brauchen auch diese hart arbeitende Untergebene, die gewiss ihre ganze Professionalität und Leidenschaft in die Projekte stecken. Es sind ja oft Vertragsarbeiter pro Projekt, aber auch diese können eine Leidenschaft für ihr Projekt entwickeln und crunchen und um ihre Existenz bangen, so wie jeder Indy-Entwickler auch.

Das ändert natürlich nichts an der Tatsache, dass die großen Publisher und Studios oft auf Nummer Sicher gehen und sehr konform und Schema-F-mäßig an ihre Projekte herangehen.
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