Interviews

Teemu Vilén
Gesprächspartner: Michael Stein
Sprache:
Vom: 07.09.2010
A-T: „Hallo Teemu, stell Dich unseren Lesern doch bitte vor und erzähle uns etwas über Euer Team.“

Teemu: „Hallo Michael. Mein Name ist Teemu Vilén und ich bin der Projektleiter von Alpha Polaris, einem arktischen Horror-Adventure, das voraussichtlich im Frühjahr 2011 erscheinen wird. Mich eingeschlossen arbeiten sechs Leute an diesem Spiel. Wir haben ein großartiges Team und ich brauche nicht zu erwähnen, dass wir sehr aufgeregt sind, da es sich um unser erstes kommerzielles Spieleprojekt handelt. Allerdings haben wir bereits einige Erfahrung mit der arktischen Dunkelheit gemacht. Der Sitz unserer Firma, Turmoil Games, ist nämlich in Rovaniemi in Lappland, ganz in der Nähe des Wohnortes des Weihnachtsmanns. :)“

A-T: „Erzähle uns doch bitte etwas über die Story von Alpha Polaris und wie Ihr auf die Idee zum Spiel gekommen seid.“

Teemu: „Im Kern dreht sich die Story von Alpha Polaris um menschliche Emotionen und wie sich diese in der Isolation, durch die immerwährende Nacht verändern und verkümmern. Das Spiel erzählt die Geschichte von Rune Knudsen, einem Biologen aus Norwegen, der in einer entlegenen Öl-Forschungsstation auf Grönland an seiner Abschlussarbeit schreibt. Nachdem ein Ionensturm die Station vollständig von der Außenwelt abschneidet, wird Rune von einem urzeitlichen Schrecken heimgesucht, der ihm über seine Träume hinaus auflauert.

Die Idee begann mit dem Wunsch, eine realistische, atmosphärische Horrorgeschichte zu entwerfen, die den Leuten eine echte Botschaft vermittelt und in die sie sich richtig hineinversetzen können.“

A-T: „Also können wir eine gute Portion von beigemischten Fantasy-Elementen erwarten? Oder beschränkt sich der Horror-Anteil eher auf die psychologische Seite?“

Teemu: „Die Geschichte arbeitet mit einer übernatürlichen Bedrohung. In dem Sinne gibt es also auch Fantasy-Elemente. Jedoch geht unser Horror damit eher zurückhaltend um und ist überwiegend von der psychologischen Sorte, der die übernatürlichen Teile eher als eine Art von Metaphern für die menschliche Psyche und die Veränderungen, die in der Arktis stattfinden, aufgreift.“

A-T: „Wenn ich 'Isolation' höre, dann denke ich an ein ziemlich einsames Gameplay. Wird man andere Charaktere treffen oder ist man die auf sich allein gestellt?“

Teemu: „Alpha Polaris (der Name der Forschungsstation, Anm. der Red.) ist komplett von der Außenwelt abgeschnitten, was ein klassisches Horror-Szenario darstellt. Dennoch ist das zwischenmenschliche Drama von allergrößter Wichtigkeit im Spiel. Wir betrachten die menschliche Wärme zwischen den Crew-Mitgliedern und wie diese schwindet. Neben dem entlegenen Setting bedeutet Isolation also auch die sich verstärkende emotionale Isolation jedes Einzelnen auf der Station.“Bohrtechniker Al Schaumann ist einer der Charaktere.

A-T: „Was können wir vom Gameplay in Alpha Polaris erwarten und mit welchen anderen Spielen könnte man es am ehesten vergleichen?“

Teemu: „Erwartet realistische Puzzles, die sich um ein urzeitliches Mysterium drehen. Erwartet, mit anderen Charakteren auf der Station zu arbeiten. Erwartet Leichen.

Wir haben uns zur Inspiration Adventures wie die Gabriel-Knight-Reihe, Ben Yatzees AGS-Horror-Spiele und die Geheimakte-Spiele wegen der Grafik genauer angesehen. Abseits der Spiele haben wir uns von Stephen Kings Romanen, dem Mythos von Cthulhu, arktischen Horror-Filmen und den Farbspielen am Winterhimmel in unserer Heimat inspirieren lassen.“

A-T: „Du erwähnst Gabriel Knight und die Yahtzee- und Geheimakte-Spiele. Was hat Euch an diesen Spielen gefallen und was wollt ihr bei Alpha Polaris anders machen?“

Teemu: „Wir lieben einfach die faszinierenden Hintergrundgeschichten und die damit verknüpften Rätsel in den Gabriel-Knight-Spielen. Allerdings versprechen wir, keine Rätsel mit Katzen und falschen Schnurrbärten einzubauen. :)

Ich denke, das clevere an Ben Yatzees Horror-Adventures ist der geschickte Ausnutzung der Umgebungen, das gemächliche Spieltempo und die Fixierung auf die Charaktere. Er nutzt außerdem sehr geschickt Referenzen auf Slasher-Filme, aber wir wollen ohne das auskommen. Sowas ist unterhaltsam, passt aber nicht so gut in ein realistisches Setting.

Die Geheimakte-Spiele sehen toll aus und haben ein sehr brauchbares Interface, und das sind die Dinge, in denen wir uns auch verbessern wollen. Unsere Geschichte und die Rätsel sind allerdings Teil einer anderen Adventure-Tradition.“

A-T: „Weshalb hat ihr Euch dazu entschieden, ein klassisches Adventure zu machen?“

Teemu: „In klassisches Adventures gibt unendlich viele Möglichkeiten, den Spieler in eine faszinierende Welt eintauchen zu lassen - und massig noch unerschlossenes Potential. Mit Alpha Polaris sind wir, denke ich, einerseits auf der klassischen Schiene unterwegs, entwickeln aber gleichzeitig auch das Genre weiter. Und das ist einer der Hauptgründe, weshalb wir es entwickeln.“

A-T: „Alpha Polaris soll Anfang 2011 über Just A Game kommen. Das ist toll für einen kleinen Independent-Entwickler wie Turmoil Games. Habt ihr bereits Pläne für eine Fortsetzung oder irgendetwas vollkommen neues nach der Veröffentlichung?“

Teemu: „Es macht Spaß mit Just A Game zu arbeiten. Sie haben bereits bewiesen, dass sie Ahnung von den Sorgen und Nöten eines kleinen, unabhängigen Entwicklerstudios haben.

Wir haben uns noch nicht entschieden, welchem Projekt wir uns als Nächstes zuwenden.Aber wie ich bereits sagte, wir wollen neue Ansätze im Adventure-Bereich entwickeln und austesten. In Zukunft wollen wir verstärkt emergente Gameplay-Elemente einbauen, um der Linearität entgegenzuwirken. Außerdem werden wir auf unsere Stärken bauen und auf die Dinge, die wir während der Produktion von Alpha Polaris dazugelernt haben.“