Vorschau

von  feuer
26.01.2004
Black Mirror
Samuel Gordon hat das adelige Anwesen seiner Familie als junger Erwachsener verlassen und kehrt jetzt, zwölf Jahre später, in das luxuriöse Gebäude zurück. Anlass ist der Tod seines Großvaters, der aus dem höchsten Turm des Gebäudes stürzte. Selbstmord? Samuel glaubt nicht so recht daran und beginnt, die dunkle Vergangenheit der Familie zu erforschen. Während seine Familie noch in Trauer liegt, beginnen grausame Morde das Umland zu erschüttern und Samuel plagen schreckliche Visionen.

Gänsehaut-Stimmung

So beginnt das Mystery/Horror-Adventure aus Tschechien, das dtp im zweiten Quartal diesen Jahres gewohnt aufwändig lokalisiert in Deutschland, Österreich und in der Schweiz an den Mann bringen will. Wer wie in „Midnight Nowhere“ an jeder Ecke Leichen erwartet, wird wohl durch einen relativ gemäßigten Horror-Faktor enttäuscht, viel eher lebt Black Mirror von seiner geheimnisvollen Geschichte, die an allen Ecken und Enden Fragen aufwirft und den Spieler auf eine fesselnde Reise in die Welt des Übernatürlichen, des nicht Greifbaren schickt. Die Geschichte ist komplex, was sich in einer sehr langen Spielzeit niederschlägt, leidet aber auch an der ein oder anderen Logikmacke.
Atmosphärisch fahren die Tschechen große Geschütze auf: Optisch einwandfreie Hintergrundgrafiken, einige nächtliche Szenen in prasselndem Regen und tolle Settings wie ein beklemmendes Irrenhaus, ein unterirdischer Tempel und die obligatorischen Leichenhalle. Wer Black Mirror nachts und im Dunkeln spielt, wird sicher auf seine Kosten kommen.

Gruselige Rätsel

Schwächen offenbart das Adventure in der Spielmechanik. Trotz des sehr guten Mittelteils hängt Black Mirror gerade am Anfang spielerisch etwas durch. Wichtige Gespräche können erst geführt werden, wenn etwas ganz Bestimmtes vorher erledigt wurde. So verbringt man eine ganze Weile damit, nur von Raum zu Raum zu laufen und zu sehen, wer wo steht, welche neuen Gesprächthemen verfügbar sind und welche neuen Dinge durch vorher ausgeführte Handlungen möglich werden.
Eine Besonderheit sind einige Rätsel, in denen man Informationen benötigt, die nicht im Spiel erlangt werden können. Also: Lexikon zur Seite legen. Speichern ist auch ein guter Tipp, denn an manchen Stellen kann Samuel sein Leben lassen. Neben gelegentlichen Rätselsünden sorgen aber auch sehr interessante Inventarrätsel für angenehm knifflige Adventure-Unterhaltung.

Das Warten lohnt

Black Mirror wird wohl nicht bei den ganz Großen mitspielen (und dieses Jahr erwarten uns einige echte Hits), kommt aber sicher gleich dahinter. Zudem wird dtp das Spiel vermutlich wieder bei Toneworx vertonen lassen, außerdem sollen ein paar Verbesserungen am Gameplay vorgenommen werden: Davon ist vermutlich das zu Recht kritisierte Pistolenrätsel betroffen, bei dem eine spielerische Sackgasse entsteht. Uns erwartet also ein gutes bis sehr gutes Spiel, das nicht nur Mystery-Fans im Auge behalten sollten. Mehr Infos gibt es in unserem Interview mit Entwickler und Publisher (siehe unten), alle Details und eine Meinung zur Lokalisation gibt es wie immer kurz nach Release in unserem ausführlichen Testbericht.
Jan 'DasJan' Schneider

Bilder

Hier einige Bilder und Artworks, die uns dtp am 4.2. zur Verfügung gestellt hat.






Charaktere

Samuel Gordon: Samuel ist der Hauptcharakter der Geschichte. Der 33-Jährige hat den Großteil seines Lebens auf dem Schloss seiner Ahnen, Black Mirror, verbracht. Vor zwölf Jahren starb seine Frau in einem Feuer - wofür Samuel sich die Schuld gibt. Auch jetzt noch leidet er unter den Schatten der Vergangenheit. Samuel ist innerlich zerrissen, er wollte eigentlich nie wieder nach Black Mirror zurück. Aber irgend etwas sagt ihm, dass mit der Geschichte seiner Familie etwas nicht stimmt - und dass die Aufklärung des Todes seines Großvaters der Schlüssel zur Lösung des Geheimnisses sein könnte. Doch dabei muss er sich der schwersten Prüfung überhaupt stellen: Den Dämonen seiner eigenen Seele.
Robert Gordon: Robert, Samuels Onkel, ist ein sehr undurchsichtiger Charakter. Der 55-Jährige wirkt verschlossen und kühl. Er arbeitet bereits seit vielen Jahren in einem Heim für Geisteskranke, und niemand scheint zu wissen oder sich dafür zu interessieren, was er dort eigentlich so treibt. Seine Rolle in der Familiengeschichte und den sich nun abspielenden Ereignissen ist unklar.
Victoria Gordon: Victoria ist Samuels Großmutter und die Witwe des kürzlich so mysteriös verstorbenen William Gordon. Die 75-Jährige ist eine vornehme alte Dame, ganz englischer Landadel, und gibt sich stets leise und zurückhaltend. Sie hat eine leicht herrische Ader, ist dabei aber niemals arrogant. Laute, ungehobelte Menschen kann sie nicht ausstehen. Der Tod ihres Mannes hat sie tief getroffen und sie leidet still vor sich hin. Doch warum hat sie das Turmzimmer ihres Mannes nicht nur abgeschlossen und den Schlüssel vernichtet, sondern auch noch vernageln lassen?
Butler Bates: Er ist seit vielen Jahren ein treuer Diener der Familie. Der 70-Jährige ist immer vornehm-zurückhaltend, spricht leise und bewegt sich langsam - und das nicht nur wegen seines fortgeschrittenen Alters. Doch Bates scheint mehr zu wissen, als er preisgibt. Und es ist unklar, ob er wirklich der freundliche alte Herr ist, der er zu sein vorgibt.
Dr. Heinz Hermann: Er ist seit einigen Jahren ein Freund der Familie. Der 57 Jahre alte Pathologe arbeitet vor allem mit Robert Gordon im Sanatorium zusammen. Was er dort genau macht, ist ebenso unklar wie Roberts Aktivitäten. Für Samuel ist er äußerst wichtig, denn er untersucht die Leichen, von denen es bald mehr gibt, als Samuel lieb ist. Doch verrät er auch wirklich alles, was er herausfindet?


Fragen an dtp

Wir haben ein paar kurze Fragen an Christopher Kellner gerichtet, der als PR Manager von dtp für den deutschen Publisher des Spiels steht:


Adventure-Treff: "Wieso habt ihr euch gerade Black Mirror als nächstes Adventure, das ihr im deutschsprachigen Raum veröffentlichen wollt, ausgesucht?"


Christopher Kellner: "Das NÄCHSTE Adventure, das wir im deutschsprachigen Raum veröffentlichen werden, ist The Westerner, das erste 3D-Adventure mit Point & Click-Steuerung. The Westerner wird noch vor Black Mirror erscheinen. Aber zurück zur eigentlichen Frage. Black Mirror ist ein sehr hochwertiges Spiel mit einer spannenden Geschichte und einem düsteren Setting. Schon von den Screenshots her waren wir begeistert. Da wir auf dem Weg zum führenden Publisher für Adventures im deutschsprachigen Raum sind, war es klar, dass wir Black Mirror machen wollen."


A-T: "Was dürfen Adventure-Fans von der Lokalisierung erwarten?"


C.K.: "Die Qualität eines jeden Spiels, aber vor allem eines Adventures, steht und fällt mit der Lokalisierung. Wir werden weiter den Weg beschreiten, den wir mit The Longest Journey, Runaway und Tony Tough eingeschlagen haben: Bei der Lokalisierung scheuen wir keine Mühen und Kosten und werden auch bei Black Mirror wieder sehr professionelle Sprecher einsetzen. Natürlich werden auch sämtliche Texte im Spiel übersetzt; außerdem gibt es ein paar Worträtsel, die selbstverständlich auch nicht tschechisch bleiben!"


A-T: "Wie weit sind die Arbeiten an der deutschen Version fortgeschritten?“


C.K.: "Momentan arbeiten wir an der Übersetzung und werden schon bald mit den Sprechern ins Studio gehen. Die Entwickler werden das Produkt auf unseren Wunsch in einigen Details noch verbessern, sodass die deutsche Version umfangreicher wird als das Original und die englische."


Fragen an Future Games

Martin Malík von Future Games war an der Entwicklung von Black Mirror beteiligt. Auch mit ihm haben wir ein paar Worte gewechselt.


A-T: "Als ihr damit angefangen habt, Black Mirror zu entwickeln, waren da schon deutsche und englische Versionen geplant?"


Martin Malík: "Wir hatten schon vor, das Spiel außerhalb von Tschechien zu veröffentlichen, weil sich die Entwicklungskosten nicht allein durch unser Territorium rentiert hätten. Wir haben allerdings auch nicht mit so einem großen Erfolg gerechnet. Zuerst war nur eine englische Version geplant."


A-T: "Wie erklärt ihr euch den großen Erfolg des Spiels?"


M.M.: "Das ist auch für uns schwer zu sagen. Ein Großteil des Erfolgs liegt mit Sicherheit an der Atmosphäre des Spiels. Sie ist düster, von Zeit zu Zeit sehr unheimlich (versucht es mal um 2 Uhr nachts zu spielen, alleine, und ihr werdet Angst haben!). Das alles hängt mit der Grafik, der Geschichte und der Musik zusammen und mit Spezialeffekten wie Regen und Blitze."


A-T: "An was arbeitet ihr jetzt? Können wir uns auf ein neues Adventure freuen?"


M.M.: "Wir arbeiten zur Zeit an einem anderen Adventure. Es setzt auf ein sehr erfolgreiches Adventure auf, das wir 1997 nur in Tschechien veröffentlicht haben. Wir verwenden aber nur die alte Spielwelt. Grafik, Musik und alles andere wird völlig neu sein. Wir benutzen dieselbe Engine, mit der auch Black Mirror läuft. Es ist eine Geschichte um einen jungen, tschechischen Archäologen, kein Horror-Adventure, aber wir glauben wieder eine tolle Atmosphäre erzeugen zu können."


Sieht gut aus