Anzeige

Vorschau

von  Jan "DasJan" Schneider
03.08.2006
Baphomets Fluch 4
Reichlich überraschend war der vierte Teil der eigentlich als Trilogie geplanten Baphomets-Fluch-Reihe einen Tag vor der Games Convention 2005 angekündigt worden. Ein Termin bei Publisher THQ war damals genauso wenig zu bekommen wie Infos zum Spiel. Erst in diesem Jahr gab es nach und nach immer mehr zu Baphomets Fluch: Der Engel des Todes zu erfahren. Jetzt konnten wir uns von Charles Cecil, dem Kopf und inzwischen einzigem Mitarbeiter von Revolution Software das Spiel präsentieren lassen.

Optische Trick-Kiste

Nach der Veröffentlichung der ersten Screenshots hat sich Sorge unter den Fans ausgebreitet: detailarme Locations und teils matschige Texturen waren der Grund. Hier können wir Entwarnung geben: das Spiel mag nicht so gut aussehen, wie Triple-A-Titel in verkaufsfördernderen Genres, den Vorgänger braucht es optisch allerdings nicht zu fürchten. Da Baphomets Fluch 4 nur für den PC erscheint, mussten diesmal auch keine Kompromisse in der Texturqualität gefunden werden und grafische Effekte wie Regen, Rauch und Licht-Effekte fügen sich gut ins Spiel ein. Mehr zur Optik lest ihr bei uns, wenn wir das Spiel auf unseren heimischen Monitoren auf Herz und Nieren prüfen durften.Charles Cecil und sein neues Spiel.

Inszenierung für die Flimmer-Kiste

Der dritte Teil der Serie hat mit einem dramatischen Höhepunkt geendet, Teil 4 soll genau gegenteilig beginnen: George ist mehr oder weniger pleite, hat in einer drittklassigen Detektei angeheuert und Nico ist aus seinem Leben verschwunden. Das Spiel beginnt, als die blonde Schönheit Anna Maria sein Büro betritt und ihm einen Auftrag anbietet, der mit einem mittelalterlichen Manuskript zu tun hat. Zunächst etwas zögerlich lässt George sich schließlich doch überreden, das neue Abenteuer anzugehen.
Die Inszenierung dieser Eingangsszene macht deutlich, dass auch Charles Cecil den wichtigsten Vorteil von Echtzeit-3D in den kinematografischen Möglichkeiten sieht. Durch Schnitte und Kameraperspektiven wird ein filmartiges Erlebnis erzeugt. Trotzdem will sich Cecil strikt abgrenzen von Titeln wie Fahrenheit oder Dreamfall, die Ähnliches gemacht haben, um den Spielfluss zu garantieren aber auf ernstzunehmende Rätsel weitgehend verzichtet haben.
Anders bei Baphomets Fluch 4: Der Spieler soll das Gefühl haben, für die Lösung eines Rätsels gearbeitet zu haben, etwas geschafft zu haben und nicht den Fortschritt im Spiel geschenkt zu bekommen. Dafür wird er dann mit weiteren Zwischensequenzen in Spielgrafik belohnt. Das Tempo des Spiels soll nicht gleich hoch oder gleich gering sein, sondern von Situation zu Situation wechseln. Während der Lösung eines komplexeren Rätsels schreitet das Spiel etwas langsamer voran, dann gibt es aber wieder Stellen, in denen der Spieler unter Druck gesetzt wird. Gleich zu Beginn versuchen düstere Schergen, die George nichts Gutes wollen, gewaltsam die Tür zu öffnen, während der Held einen anderen Ausweg aus dem Zimmer suchen muss. Manchmal ist so ein Druck nur scheinbar, manchmal ist George tatsächlich in Gefahr. Im Falle des Todes reinkarniert er wieder am Anfang der Szene.

Beziehungs-Kiste

Aufregung unter Fans hat zunächst der Umstand verursacht, dass die ersten Infos zum Spiel zwar von George und Anna Maria berichtet haben und einer romantischen Beziehung, die sich zwischen den beiden entwickelt, jedoch nirgends die Rede von Nico war. Charles Cecil hat sich darüber sehr gefreut, da es ein Zeichen dafür ist, dass seine Charaktere den Leuten nicht gleichgültig sind. Inzwischen gibt es auch Entwarnung, denn Nico wird wieder dabei sein, auch wenn ihr Äußeres genau wie das von George etwas modernisiert wurde. Nicht verändert haben sich übrigens die Stimmen der Protagonisten: beim ersten Einsatz von Franziska "Scully" Pigulla als Nicole Collard springt das Fanherz. Daneben scheint übrigens auch beim Humor alles beim Alten geblieben sein.
Inhaltlicher Kern des Spiels ist das oben erwähnte Manuskript. Darauf befindet sich ein lateinischer Text und einige Illustrationen, die voller Hinweise auf Georges Zielobjekt sind. Diese werden im Laufe des Spiels Stück für Stück entschlüsselt, wozu George wie üblich durch die halbe Welt reist. Erst wenn auch das letzte Bild verstanden und der letzte Hinweis benutzt wurde kann man das große Rätsel lösen. Der lateinisch Text wurde von einem Professor für mittelalterliche Geschichte übersetzt, so viel Liebe zum Detail musste sein.Dieses Manuskript spielt eine zentrale Rolle.Damit man auf dem Weg dorthin nicht verlorengeht hat sich Charles Cecil einiges vorgenommen: "Unser Design-Ziel ist, dass der Spieler alle 10 Minuten daran erinnert wird, was er erreichen muss." Wie gut das funktionert und wie sich das auf den Spielablauf auswirkt klären wir, wenn wir das ganze Spiel kennen.

Und die Kisten?

So richtig frei heraus entschuldigen mag sich Charles Cecil für die Kistenrätsel in Baphomets Fluch 3 nicht. Er gibt zu, dass viele davon falsch eingesetzt waren, prinzipiell hält er das Konzept jedoch für eine gute Sache. Der Grund ist der folgende: die Kisten repräsentieren ein rudimentäres Physikmodell, die die Spielwelt auf eine wenn auch eingeschränkte Weise dynamisch macht. Man kann die Kisten ziehen und schieben wohin man will und dem Spieler wird vorgegaukelt, die Welt führe unabhängig von seiner Spielfigur ein Eigenleben. Damit will Cecil statischen Welten, die nur auf Aktionen der Spielerfigur reagieren, ein Stück voraus sein. Richtig eingesetzt, so Cecil, sind Kistenrätsel ein durchaus legitimes Mittel.
Wie oft im vierten Teil dieses Mittel eingesetzt wird und wie richtig, das können wir jetzt noch nicht sagen. Ganz zu Beginn gibt es eine Szene mit einem würfelförmigen Objekt in der Größe einer Kiste, wo in der Tat eine interessante Variation zum Einsatz kommt. Ob das immer gelingt? Wir werden sehen.

Indy lässt grüßen

Die Schwarzmalerei nach den ersten Bildern scheint etwas verfrüht gewesen zu sein. Der Engel des Todes hat beim ersten Anspielen jedenfalls den Eindruck gemacht, als könnte es Freunden gediegener Indiana-Jones-Reminiszenzen das liefern, was sie von der Reihe gewohnt sind. Wer noch nicht genug von den Templern hat und gerne mittelalterliche Manuskripte entziffert, der sollte ein Auge auf das Spiel haben, das etwas länger werden soll als der Vorgänger.

Homepage zum Spiel
Sieht gut aus