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Vorschau

von  Sebastian 'basti007' Grünwald
26.08.2006
Yoomurjak´s Ring
Bereits einige Woche vor der GC hatten wir die Möglichkeit, eine Pressedemo von Yoomurjak`s Ring anzuspielen, dem neuen Film-Adventure der ungarischen Private Moon Studios (Agon). Das Spiel selbst wirkt ein bisschen wie eine Mischung aus Gabriel Knight, Byzantine und A Quiet Weekend in Capri: Die Story ist mystisch, als Grafiken dienen fast ausschließlich Fotografien und Filmvideos und gleichzeitig lernt man auch noch einiges über den Ort „Eger“, in dem Yoomurjak’s Ring hauptsächlich spielt. Hintergrund des Ganzen ist Geza Gardonyis historischer Roman „Sterne von Eger“, der in Ungarn äußerst bekannt ist.

Über die Geschichte selbst lässt sich an dieser Stelle noch nicht viel erzählen. Sie handelt über den amerikanischen Journalisten Jonathan Hunt (gleichzeitig Urenkel des Professors aus der ebenfalls von Private Moon Studios produzierten Agon-Reihe) und erstreckt sich über 5 Spieltage. Dabei kommt er in der Stadt Eger einem Geheimnis seines Urgroßvaters auf die Spur, der scheinbar mit Hilfe alter Heroldsrunen eine Art Zeitmaschine entwickelt hat.

Zurück zu den FMV-Wurzeln

Spieltechnisch wird Jonathan aus der Ego-Perspektive gesteuert: Drückt man die rechte Maustaste und bewegt die Maus, sind 360° Rundumblicke möglich, ein Klick lässt Jonathan einen Schritt nach vorne gehen. Das ewige gedrückt Halten der Maus ist aber manchmal etwas anstrengend – gegenüber den Vorschlag meines Kollegen DasJan, doch statt dessen die Maus fix im Bildschirm zu arretieren und bei Mausbewegung die Kamera selbst zu bewegen (so wie es z.B. auch in einigen Myst Teilen oder bei Rückkehr zur geheimnisvollen Insel möglich ist), zeigte sich Private Moon immerhin sehr aufgeschlossen. Man könne das schon machen und vielleicht baue man diese Option ja noch ein. Denn auf Dauer kann das Rumgerenne in Eger so schon etwas langatmig werden – zumal es wirklich sehr, sehr viele Rundumblicke zu sehen gibt. Abhilfe schafft hier aber eine Karte, mit der man immer zu allen wichtigen Orten reisen kann. Etwas schade: In vielen Situationen sind es echt nur Fotos, animiert ist in diesen nur sehr selten etwas – meist eigentlich nur, wenn man auf andere Charaktere trifft, die man ansprechen kann. Alle anderen Personen sitzen oder stehen statt dessen recht steif in der Gegend rum.

Die kompletten Cutscenes sind recht hochwertig auf BetaDigital gedreht worden. Insgesamt soll Yoomurjak’s Ring über 2 Stunden Filmmaterial und rund 5 Gigabyte Speicherplatz verschlingen. Ein hochwertiger Codec nach MPEG4 Standard sollen die Schauspieler in bestmöglicher Qualität auf den Bildschirm zaubern. Auf einer Pressevorführung zeigte sich Private Moon ziemlich stolz, dass man (zumindest in Ungarn) besonders bekannte Darsteller für das Projekt gewinnen konnte. Im späteren Spielverlauf wird Jonathan beispielsweise durch einen Agenten verfolgt, der von einem populären ungarischen Rapper verkörpert wird.

Agentenverfolgung ohne Action

Wo wir schon beim Thema Rätsel sind: Private Moon versprach uns, dass das Spiel trotz Verfolgung gänzlich frei von Action sein werde. Die Verfolgung beschränke sich darauf, dass man mit Hilfe einer Camera Obscura (in dem Fall im Prinzip eine Art Teleksop) die Stadt Eger beobachten müsse, um zu sehen, in welche Regionen man gerade nicht gehen dürfe. Auch für solche Aufgaben nutzt Yoomurjak’s Ring ausschließlich Video: Man sieht also mit dem Teleskop die Stadt und zoomt in bestimmte (Video-)Ausschnitte herein – GoogleMaps lässt grüßen. Sterben kann man übrigens nicht: Wird man dennoch vom Agenten erwischt, wacht Jonathan mit leichten Kopfschmerzen einfach in seinem Hotel wieder auf.

Die weiteren Rätsel sind dann aber wirklich ganz klassische Adventurekost: Inventarrätsel, viele Logikrätsel (z.B. das Entschlüsseln von Runenzeichen) und auch einige Rätsel, die sich die 3D-Technik zu nutze machen sind „an Board“. Da das Spiel sich auch ein klein wenig als Infotainment-Titel versteht, sind nahezu alle Informationen authentisch – auch die Schriftzeichen. Die Entschlüsselungsrätsel selber wurden eigens mit Fachleuten ausgearbeitet. Trotzdem ist Yoomurjak’s Ring eine durchaus spannende Geschichte, die mit angepeilten 20 Stunden Spielzeit auch anspruchsvolle Zocker zufrieden stellen sollte. Der Schwierigkeitsgrad steigt dabei durchgehend an.

Fazit:

Film-Adventures hatten es in den letzen Jahren recht schwer. Spiele wie „Zelenhgorm“ sind beim Publikum gnadenlos durchgefallen. Private Moon erhofft sich durch die Thematik und den bekannten Schauspielern aber die Erschließung neuer Nutzergruppen. Das Spiel richte sich zwar schon an Adventurespieler, aber auch an Leute, die sich für Eger und ihre Geschichte interessieren. Das Medium „Film“ sei näher am Fernsehen und somit auch für bislang weniger spielaffine Personen zugänglich. Andererseits muss sich Yoomurjak’s Ring auch den Vorwurf gefallen lassen, wie ein Werbeadventure zu wirken – wenn auch auf technisch und gestalterisch sehr hohem Niveau: Viele Grafiken enthalten überhaupt keine Interaktionsmöglichkeiten sondern scheinen lediglich dazu zu dienen, die Stadt Eger zu präsentieren. Die darin integrierte Geschichte und Rätsel wiederum können, sofern man sie in der doch recht weitläufigen Location mal gefunden hat, durchaus überzeugen. Für Film-Adventure-Freunde, denen Zelenhgorm bisher zu schräg oder zu kurz war, Conspiracies zu „trashig“, könnte Yoomurjak’s Ring genau das Richtige sein. Allein der vom Spieldesigner eingesungene Titelsong ist jedenfalls einen Blick in das Spiel wert. Zumindest eine englische Übersetzung des Spiels ist geplant – zur Not auch nur mit Untertitel. In Ungarn erscheint das Mystery-Abenteuer im September auf DVD.


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Sieht gut aus