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Vorschau

von  Jan "DasJan" Schneider
30.08.2008
The Book of Unwritten Tales
436]„Für alle Point & Click Fans und alle Rollenspieler, die wir dazu machen werden...“ - hohe Ziele haben sich HMH und King Art da gesetzt. Aber: Wer ist überhaupt King Art? In der Adventurewelt hat die Bremer Softwareschmiede ihr Debüt gefeiert, als sie auf der GC 2007 als Entwickler von Black Mirror 2 vorgestellt wurde. Inzwischen sitzt aber das dtp-eigene Studio Cranberry an dem Sequel zum Gruselhit von 2004, während King Art sich mit dem eigenen Projekt „The Book of Unwritten Tales“ beschäftigen kann. Auf der Games Convention haben uns Entwickler Jan Theysen und Egbert Latza vom Publisher den Titel genauer vorgestellt.

„Das ist das zweitschönste Adventure, das ich je gesehen habe.“

Was beim Anschauen von Book of Unwritten Tales wohl als Erstes auffällt ist die hervorragende Optik. Die Szenen sind vollgepackt mit Details und stilistisch so gestaltet, dass man sich fragt, ob es sich um comicartig gerenderte 3D-Modelle oder um handgezeichnete Umgebungen handelt. Tatsächlich greifen die Entwickler auf beide Techniken zurück, die sie so kunstvoll miteinander verschmelzen, dass die Übergänge praktisch unsichtbar sind.
Erstaunlich gut funktioniert auch die Einbindung von Spielfiguren und anderen 3D-Objekten, die sich in Echtzeit vor den Hintergründen herbewegen. Dank realistischer Ausleuchtung, Kantenglättung und vermutlich jeder Menge technischem Finetuning fügen sich alle Elemente schon in der gezeigten Version sehr gut zusammen. Auch an liebevollen Animationen scheinen die Entwickler nicht zu sparen. Optisch wird der Fantasy-Spaß definitiv ein Leckerbissen.

„...die WELT erobern!!!“

Aber um was geht es eigentlich? So richtig spannend mag sich die Geschichte auf den ersten Blick noch nicht anhören. Kriegsgeplagte Fantasywelt, ein greiser Gremlin hütet ein Artefakt, welches über das Schicksal der Welt bestimmen kann, eine Armee der Schatten will das Artefakt an sich reißen und trifft dabei die drei Helden, die eher zufällig in ihr Abenteuer schliddern. Nicht besonders originell? Abwarten.
Spätestens wenn man erfährt, dass der Wächter des Artefaktes Mortimer MacGuffin heißt, ist dem Eingeweihten klar, dass es um die Geschichte selbst gar nicht geht. The Book of Unwritten Tales ist als Persiflage konzipiert, die in der Welt von Adventure, Rollenspiel und Fantasy zu Hause ist. Wer etwas mit Herr der Ringe, Indiana Jones oder World of Warcraft anfangen kann, der wird sich in der bunten Spielwelt gleich wohlfühlen. An jeder Ecke warten Anspielungen und Referenzen, Gags und Selbstironie. Trotzdem kann der Titel unserem Eindruck nach einen ganz eigenen Charakter aufbauen, mit geschliffenem Humor, ohne sich ausschließlich über Zitate der Vorbilder zu definieren.
Chef-Entwickler Jan Theysen blättert<br>im Book of Unwritten Tales.

„Was... geschieht... mit... mir?!“

Wie verrückt die Ideen sind, zeigt eine Szene, die wir in Leipzig vorgeführt bekommen haben. Der Gnom Wilbur Wetterquarz muss an einer Stelle zur Lösung eines Rätsels zum Geist werden. Das kann er nur, wenn er vorher stirbt, doch, und das ist sein Problem, geht das in einem anständigen Adventure eben nicht. Trotzdem sucht er Gevatter Tod auf, der angesichts seiner Arbeitslosigkeit äußerst betrübt in der Ecke sitzt. Das Buch der Toten in seinem Zimmer ist völlig leer.
Mit einer List gelingt es Wilbur dann, seinen Namen doch in das Buch einzutragen, was den Sensenmann nicht nur erheblich aufmuntert, sondern auch dazu bewegt, Hand an Wilbur anzulegen. Der kippt in einer spaßigen Zwischensequenz leblos um, während sein Henker sich bequem auf seinen Stuhl fläzt, die knöchernen Beine samt Plüschpantoffeln hochlegt und sich gepflegt eine Fluppe ins knöcherne Mundwerk schiebt. Wilbur darf anschließend als Geist durch die mit schicken Grafikeffekten modifizierte Umgebung tapsen.

„Ein Rätsel sie zu knechten“

Von den Rätseln konnten wir bei der Präsentation auf der Messe natürlich noch nicht besonders viel sehen. Die über 200 Items versprechen aber zumindest auf dem Papier jede Menge Inventarknobeleien. Eine nette Idee: Steht der Spielercharakter eine Weile in der Gegend herum, dreht er seinen Kopf, um Hotspots in der Umgebung zu betrachten, die zum Lösen der nächsten Rätsel notwendig sind. Das können durchaus mehrere sein, denn streng linear ist Book of Unwritten Tales nicht aufgebaut. Meist gibt es mehrere Aufgaben parallel, an denen der Spieler sein Glück versuchen kann. Im Laufe des Spiels kreuzen sich die Wege der drei Helden, sprich Wilbur dem Gnom, Ivo der Elfe und Nathaniel dem Menschen, sodass auch kooperative Rätsel für spätere Kapitel zu erwarten sind. Je nach ausgewähltem Charakter kann eine Rätsellösung auch schon mal ganz anders ausfallen.
Auch die Technik machte schon einen sauberen Eindruck. Die 3D-Charaktere sind nicht nur bloße Puppen, sondern verfügen über ausdrucksstarke Mimik und Gestik. King Art verspricht Auflösungen in allen Varianten bis zum 1920x1200-Breitbildformat, Zoomeffekte, ein Partikelsystem, großflächige Animationen in 2D und 3D und diverse Licht- und Schatteneffekte.

„Für die Horde!“

The Book of Unwritten Tales ist vielleicht das Spiel mit der überzeugendsten Präsentation auf der Messe und unser GC-Überraschungshit. Die Entwickler, denen man die Liebe zum Genre anmerkt, fühlen sich in der Welt von Wilbur & Co. voll zu Hause. Schließlich arbeiten sie hier auch nicht an einem Auftragsprojekt eines Publishers, sondern an ihrem eigenen „Baby“, das sie schon einige Jahre im Gedanken haben.
Alles, was wir auf der Messe sehen konnten, spricht für ein rundum gelungenes Adventure. Es sieht verdammt gut aus und es ist wirklich witzig (zumindest für diejenigen, die dem Teaser etwas abgewinnen können). Jetzt muss sich der Titel nur noch geschmeidig spielen und dann erwartet uns Anfang 2009 - man möchte noch im ersten Quartal fertig werden - eine echte Adventureperle.

Homepage zum Spiel
Sieht gut aus