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Vorschau

von  Mithrandhir
30.07.2008
The Whispered World

Engagiert: Ein neues Ziel

Obwohl der Beifall für den Überraschungshit Edna bricht aus noch nicht richtig verklungen ist, hat sich Daedalic Entertainment bereits einer neuen Herausforderung verschrieben, die sich The Whispered World nennt. Das Fantasy-Adventure rund um den kleinen Clown Sadwick befindet sich noch im Entwicklungsstadium und soll im 4. Quartal 2008 in die Läden gelangen.
Der Entwickler verspricht eine fantastische Reise in eine faszinierende Welt, die dem Untergang geweiht ist. Zwei Dinge sind bereits besonders bemerkenswert: The Whispered World wird mit handgezeichneten Hintergründen versehen, für die sich Illustrator Marco Hüllen verantwortlich zeichnet. Zum anderen hat man sich Periscope Studio professionelle Mitarbeit gesichert, was die musikalische Untermalung betrifft. Das Hamburger Studio plant, mit einem Ensemble aus klassischen Musikern den Soundtrack zum Spiel in 5.1 einzuspielen.
Trotz der Tatsache, dass viele Dinge noch längst nicht final sind, gestatten die Macher von Edna bricht aus einen ersten Blick auf das neue Werk.

Traurig: Ein schwermütiger Clown

Der kleine Clown Sadwick reist mit seinem Wanderzirkus durch die Welt, doch Lachen mag er nicht. Jede Nacht plagt ihn ein nächtlicher Traum, in welchem eine Stimme zu ihm spricht und ihn verwirrt aufwachen lässt.
Sadwick weiß es nicht genau – aber er muss die Welt vor einer schlimmen Bedrohung retten. Dumm nur, dass niemand ihm Glauben oder Vertrauen schenken will, schließlich ist Sadwick noch klein und zudem handwerklich gesehen kein wirklich guter Clown. In der kleinen Zirkus-Karawane, in welcher ihn sein Bruder und sein Opa begleiten, fühlt Sadwick sich rastlos. Eingefangen von den alltäglichen Aufgaben wie Aufräumen und Kunststückchen üben spürt er, dass er sein Schicksal in die Hand nehmen muss.
So macht er sich nahezu allein auf den Weg, begleitet von seinem Wurm-Gefährten Spot, um schnurstracks in eine seltsame Geschichte hineinzustolpern.
Ist Sadwick der kleine Junge, der die Welt rettet, wie eine Prophezeiung berichtet?
Die Hintergründe bestehen aus zahlreichen<br>Ebenen, um beim Scrollen einen Tiefeneffekt<br>zu erzeugen.So sehen die vielen Ebenen von vorne aus.

Verträumt: Eine fantas(y)tische Welt

Die bisher zu sehende Optik einfach nur mit dem Begriff Comic-Grafik zu umschreiben, träfe nur bedingt zu und würde dem Dargebotenen bei weitem nicht gerecht.
The Whispered World wartet mit einer sehr detailreichen und verspielten 2D-Fantasy-Optik auf, die niedlich, weich und gleichzeitig märchenhaft-episch wirkt. Alles macht einen sehr verträumten und ruhigen Eindruck, gleichzeitig ist durch die zahlreichen Animationen sehr viel in Bewegung. Die Charaktere wirken leb- und glaubhaft und sind mit nicht weniger Liebe zum Detail dargestellt worden. Die handgemalten Hintergründe leisten großartige Arbeit und stellen das Geschehen vor eine fantastisch-schöne Bilderbuch-Kulisse. Angenehm ist der Balanceakt zwischen kindlicher und ernsthafter Optik gelungen: Bisher sah The Whispered World an keiner Stelle auffallend einseitig nach Kinderbuch-Grafik oder aber nach ernster, düsterer Darstellung aus. Mal einfach nur drollig, dann wieder erwachsener und irgendwie immer verspielt setzt das Spiel visuell einen ganz eigenen Akzent. Vom verschlafenen Herbstwald bis zur an Harry Potter erinnernden Dialogschrift: Alles, was eine epische Geschichte braucht, scheint vorhanden zu sein.
Diese bereits sehr ansehnliche Grafik entspricht jedoch nicht dem finalen Stand, arbeitet der Entwickler doch mit Hochdruck an der Engine, um ein noch detailliertes grafisches Niveau zu erreichen.

Abwechslungsreich: Eine schöne Klangwelt

In Sachen Klang lässt sich nur ein Teileindruck wiedergeben, denn noch sind weder Dialoge noch Objektgeräusche vorhanden. Die bereits zu hörende Spielmusik lässt den Spieler diesen Umstand jedoch schnell vergessen: Eine wunderschöne, sanfte und abwechslungsreiche Melodik untermalt auf stimmige Weise das Szenario. Hier punktet ganz klar Periscope Studio, welches die Entwickler mit ihrem orchestralen Einsatz unterstützen und mit ihrer live eingespielten Musik jede Umgebung im Spiel in ein anderes klangliches Gewand kleiden wollen.
Lässt man den Dialogen und sonstigen Effekten den gleichen Anspruch angedeihen, so wird The Whispered World auch in Sachen Sound eine mehr als nur sehr gute Figur machen.
Wie viele Details die Szenen enthalten,<br>wird schon in der Vorzeichnung deutlich.<br>Hier hat sich Edna ins Bild geschlichen.

Überschaubar: Ein einfacher Schritt

The Whispered World bleibt der Point-and-Click-Tradition treu und lässt Sadwick per Mausklick seine Schritte in dieser Welt unternehmen. Ähnlich wie in Monkey Island 3 (mittels Münze) oder in Vollgas - Full Throttle (mittels Totenschädel) werden Funktionen wie reden, anschauen oder aufnehmen/manipulieren per Mund-Auge-Hand-Menü geregelt, welches bei längerem Linksklick erscheint. Ein Rechtsklick öffnet das bisher noch sehr kleine Beutel-Inventar, welches entwicklungstechnisch noch erweitert werden soll. In Dialogen werden Fragen oder Antworten per Klick aus den angebotenen Sätzen ausgewählt.
Ein netter Einfall ist die Integration einer "Pergamentkante", die nach den ersten kleinen Hürden im Spiel rechts oben im Bild erscheint. Bewegt man die Maus dorthin, so "rollt" sich ein kleiner Teil auf, und Sadwick kann mittels ein paar Knöpfen Einfluss auf die Form seines kleinen Wurm-Freundes nehmen. Wofür man das tun soll, weiß man zunächst nicht.

Nachdenklich: Ein gutes Gespräch

Hinter der großen Aufgabe, die Welt zu retten, stecken viele kleine Aufgaben, die Sadwick lösen muss. Der bisherige Eindruck in Bezug auf die Rätsel ist sehr gut – es wird gesammelt, kombiniert und vielfältig manipuliert. Dabei fällt positiv auf, das Sadwick viele Objekte aufsammelt, die nicht unmittelbar (oder gar im selben Raum), sondern erst später gebraucht werden.
Die bereits erwähnte Modifizierung des Wurmes Spot wird bei vielen Rätseln benötigt: Der kleine Freund kann sich nämlich in viele verschiedene Formen (z.B. Kugel) verwandeln, was für die Lösung einiger Kopfnüsse nötig wird. Im Laufe der Reise soll Sadwick mehr und mehr Formen für Spot lernen, die er dann "am lebenden Objekt" einsetzen darf.
Die Hintergründe wirken in Bewegung noch<br>stimmungsvoller.Ein häufiges Element des Rätsels ist auch der Dialog – Sadwick sollte alle Gesprächsmöglichkeiten ausschöpfen, denn hier finden sich häufig die Fingerzeige. So kann und muss der Clown durch gezieltes Lenken des Gesprächs Schlüsselinformationen erarbeiten, die zum Teil unabdingbar für das Vorankommen sind.
Eingebettet sind die Rätsel selbstverständlich in die Fantasy-Welt: Es darf also nicht verwundern, dass man sprechenden Steinen ein magisches Pulver abringen muss oder es wichtig ist, von welcher Seite eine Tür betreten werden muss, damit man teleportiert wird. Abgesehen von dieser Verrücktheit (das müssen Leute sein, die Monkey Island mögen...) sind die Rätsel fair und nachvollziehbar.
Das Fehlen einer Hot-Spot-Funktion macht das Auffinden von Gegenständen bei diesem Detailgrad der Grafik zwar etwas umständlich, der Entwickler verspricht jedoch auch in dieser Hinsicht baldige Abhilfe.

Allgegenwärtig: Eine düstere Bedrohung

Das Zusammenspiel von Grafik, Musik und Story lässt bereits jetzt ein atmosphärisch sehr dichtes Adventure erkennen.
Das detailverliebte Fantasy-Setting übt seinen ganzen eigenen Reiz aus, wirkt das Ganze doch wie ein Märchen, das gerade erzählt wird. Der traurige Unterton ist jedoch ebenfalls offenkundig: Sadwick wirkt ebenso wie die Story stets etwas melancholisch. Dieser Anstrich wird verstärkt durch die Tatsache, das Sadwick ein kleiner Clown ist – man möchte ihn eigentlich fröhlich sehen.
Bereits zu Beginn der Geschichte spürt und fürchtet man, dass etwas Bedrohliches auf den kleinen Helden wartet und nimmt gleichzeitig ein wenig der Tragikomik eines traurigen Clowns mit auf. Aber was wäre eine fantastisch-fiktive Welt ohne das stetige Ringen zwischen Gut und Böse?

Fazit

Natürlich sind bei diesem Entwicklungsstand viele Dinge noch nicht fertig – eine optimierte Grafik, Hot-Spot-Anzeige, Inventarkomfort, stimmige Dialoge und Cutscenes wird man bisher noch nicht vorfinden. Das, was bereits zu sehen/hören ist, ist jedoch mehr als viel versprechend und zeugt bereits jetzt von hoher Qualität.
Wenn man davon ausgeht, dass sich der Entwickler dieser (Fein-)arbeit mit dem gleichen Anspruch annehmen wird, steht uns mit hoher Wahrscheinlichkeit ein Fantasy-Hit ins Haus – passenderweise zur ruhigen, kerzenbeleuchteten Jahreszeit.

Offizielle Homepage zum Spiel
Sieht gut aus