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Vorschau

von  Hans Pieper
22.08.2018
The Longing

400 Tage muss ein traurig, aber auch sehr süß aussehender Diener mit großen Augen auf das Erwachen eines großen Königs in einer Höhle warten. Und der Spieler mit ihm, denn ab dem Start des Titels läuft dieser in Echtzeit, egal ob man nun gerade spielt oder nicht. Was nach einer mindestens fragwürdigen Idee für ein Spiel klingt, ist tatsächlich ein genialer Kniff, der dem Genre tatsächlich frischen Wind verleihen kann. Denn die Prämisse von The Longing wird für mehrere Elemente äußerst clever ausgenutzt.

Waten statt Warten

Rein theoretisch könnte der Spieler das ungewöhnliche Adventure einmal starten und nach 399 Tagen erneut hineinsehen, um dem König beim Erwachen zu beobachten. Doch natürlich gibt es in dem Höhlensystem deutlich mehr Möglichkeiten, als einfach nur dem Moos an den Wänden beim Wachsen zuzusehen. Beispielsweise besteht die Möglichkeit, die Umgebung genauer zu erkunden. Dabei läuft das Wesen recht langsam und auch nur, solange die Maustaste gedrückt bleibt. Allerdings gibt es eine Art Karte, die den Diener bereits besuchte Orte erneut und automatisch ansteuern lässt. An der Laufgeschwindigkeit ändert das jedoch nichts, schließlich geht es bei dem Titel ums Warten.

An einigen Orten stellen sich auch natürliche Hindernisse in den Weg. Hier spielt The Longing sein Konzept voll aus: Es gibt einige Rätsel, die sich nur mit dem Faktor Zeit lösen lassen. Die Belohnung für die Erkundung können Dekorationselemente wie Edelsteine sein, mit denen sich ein anfangs sehr karg eingerichtetes Zimmer verschönern lässt. Auch englischsprachige Bücher gibt es im Höhlensystem, die dann auch tatsächlich vollständig gelesen werden können. Darunter sind Klassiker wie Moby Dick. Verschönert man die eigenen vier Wände und liest man Bücher, vergeht die Zeit für den Diener gefühlt schneller. Entsprechend kann auch der Wert von 400 Tagen unterschritten werden, da der allgegenwärtige Countdown am oberen Bildschirmrand in diesem Fall schneller zählt.

Wer nicht warten oder lesen möchte, kann auch versuchen, aus der Höhle zu entkommen. Mit zahlreichen Aufgaben und Rätseln gibt es hier auch für den klassischen Adventurespieler einiges zu tun.

In der Ruhe liegt das Potenzial

Eines wollten die Entwickler auf jeden Fall vermeiden: Stress. So ist es nicht notwendig, regelmäßig nach dem Wesen in der Höhle zu sehen. Auch ein Tod in der Abwesenheit des Spielers ist nicht möglich. Ein vorzeitiger Hinschied ist jedoch beim aktiven Spiel möglich, was die 400-tägige Wartezeit wieder von vorne beginnen lässt. Andere Dinge geschehen aber auch, wenn der Titel nicht läuft. Pfützen unter tropfenden Decken füllen sich beispielsweise. Auch wenn dem Wesen vor dem Beenden des Programms aufgetragen wird, mit einer Hacke auf die Tunnelwand einzuschlagen, zeigen sich bei der Rückkehr die Früchte der Arbeit.

Galerie
 Das ungewöhnliche Konzept wird The Longing sicherlich zu einem echten Geheimtipp und einen starken Anwärter auf den innovativsten Titel des Jahres machen. Idee und Ausführung haben viel Charme und die Rätselmechanik mit dem Faktor Zeit ist äußerst spannend. Wir können den Release kaum erwarten. Was auch schon eine gute Übung für das Spiel ist. 
Sieht gut aus