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  • Alida - The enigmatic Giant

Test

von  Hans Frank
20.12.2004
Alida - The enigmatic Giant
Getestet auf Windows, Sprache Deutsch

Alida, ursprünglich nur für den Mac entwickelt, ist jetzt auch für den PC erschienen. Entwickelt wurde es von Cos Russo für Dejavu Worlds, fertig gestellt im Frühjahr 2003 und zu dieser Zeit auch online verkauft. Ein Publisher für den PC fand sich mit Got Game Entertainment bzw. Project 3 erst einige Zeit später. Ob sich die vierjährige Entwicklungszeit ausgezahlt hat, soll dieser Artikel zeigen.

Rockband wird größenwahnsinnig und plant Vergnügungspark in Form einer Gitarre

So oder so ähnlich dürften die Kommentare zur Idee der Rockband Alida in der Realität wohl aussehen. Alida ist eine der erfolgreichsten Rockbands der Geschichte. Sex, Drugs & Rock 'n' Roll - die Bandmitglieder ersticken fast im Geld und ihren Fans. Auf dem Höhepunkt ihrer Karriere entschließen sich die vier Musiker, sich selbst zu Ehren einen monumentalen Freizeitpark zu bauen: Eine Insel in Form einer Gitarre vor der Küste Australiens. Der Clou: Die Gitarre sollte über ein ausgeklügeltes System aus Maschinen und Apparaten sogar spielbar sein.

Doch es kommt wie es kommen muss: Kurz vor der Fertigstellung des Parks ist es vorbei mit dem Erfolg der Band - die Gruppe löst sich auf und zurück bleibt ein riesiges Areal auf der Insel, das 15 Jahre lang brachliegt.

Doch ein erneutes Treffen der Bandmitglieder ist auf Drängen der ehemaligen Manager geplant. Arin bricht als Erster nach Alida auf und ist seitdem verschwunden.

Das Spiel

Zu Anfang wird der Spieler von Julia - Arins Frau - beauftragt, nach diesem zu suchen. Wir werden nach Alida gebracht und auf der fast menschenleeren Insel ausgesetzt - ohne größere Anweisung, ohne wirklichen Vorspann, ohne einen Plan der Insel. Der Spieler besitzt lediglich eine Kette, die Arin beweisen soll, dass seine Frau hinter der Rettungsaktion steckt. Auch ist unklar, wie der Spieler die Insel erreicht hat. Obwohl man in der ersten steuerbaren Szene direkt aufs Meer blickt, ist kein Boot oder Ähnliches zu erkennen.

Gesteuert wird mit der Maus aus der Ich-Perspektive. Ein möglicher Richtungswechsel wird durch entsprechende Symbole angezeigt. Es gibt zwar verschiedene Symbole für 180° und 360° Drehungen - diese sind jedoch sehr schwer von einander zur unterscheiden, weswegen die Navigation teilweise (vor allem an dunkleren Orten) sehr schwer fällt. Des Weiteren ist der Cursor für eine Vorwärtsbewegung identisch mit dem eines Hotspots. Inventar ist keines vorhanden, im gesamten Spiel kann auch nur ein einziger Gegenstand benutzt werden.

Grafik

Die Grafik besteht ausschließlich aus vorgerenderten 3D-Landschaften, die teilweise sehr kreativ und abwechslungsreich, teilweise aber leider auch wie aus dem Standardbaukasten eines billigen 3D-Modelling Programms wirken. Die versprochenen "wunderschönen Animationen" sucht man vergebens - leider ist nur die Wasseroberfläche in Bewegung, und das noch nicht einmal in allen Blickwinkeln. Außerdem sind natürlich diverse Aktionen, die der Spieler mit den Gerätschaften auf der Insel ausprobiert animiert. Hier bewies Cos Russo viel Liebe zum Detail und zur Realitätsnähe. Positiv fällt auch auf, dass die einsame und beklemmende Stimmung, die den Spieler auf Alida schnell überkommt, auch von der Grafik unterstützt wird. Bewegungen innerhalb eines Screens sind übrigens nicht möglich, die Hintergründe durch die man sich bewegt, sind starr. Dadurch läuft man auch leicht einmal an einer Abzweigung vorbei oder verpasst einen wichtigen Gegenstand. Ab und zu gibt es auch FMV-Sequenzen, die in die Renderumgebung eingebettet sind. Die Schauspieler wirken wenig professionell.

Die Auflösung beträgt 640 x 480, der Spieler muss allerdings seinen Bildschirm manuell auf diese Einstellung bringen - ansonsten schmücken dicke schwarze Ränder Alida. Auch hier sollte man von einem aktuellen Vollpreisspiel eigentlich mehr erwarten können. Unter Umständen muss auch an der Quicktime-Konfiguration des Rechners etwas geändert werden. Alida läuft nämlich komplett unter Quicktime und akzeptiert nur die Standardkonfiguration problemlos.

Sound & Musik

Während die Soundeffekte eher aufgesetzt wirken, ist die Musikuntermalung sehr gut gelungen. Die sphärischen Klänge, die sich auch perfekt an die jeweilige Situation anpassen, erzeugen ein beklemmendes und einsames Gefühl. Die Musik bleibt immer dezent im Hintergrund. Verschiedene Aktionen sind zwar mit Sounds hinterlegt, diese wirken aber wenig passend und sind eher von schlechter Qualität. Hier überrascht, dass einige Orte sehr überlegt mit Hintergrundgeräuschen belegt sind. Leider eher Einzelfälle. Die deutsche Übersetzung ist in Ordnung, die Synchronisation jedoch sehr schlecht gelungen. Lippensynchronität ist ein Fremdwort für Alida, die Charaktere "sprechen" auch wenn sie ihre Lippen nicht bewegen. Eine Eigenschaft, die leider sehr komisch wirkt und der Atmosphäre nicht gerade zuträglich ist.

Rätsel

Das erste Rätsel, mit dem der Spieler zu kämpfen hat, war wohl weniger als solches gedacht: Die Navigation durch die relativ weit verzweigte Insel. Der Spieler steht da - ohne Aufgabe - und weite Teile von Alida sind sofort zugänglich. Gerade hier ist Verlaufen vorprogrammiert. Leider frustriert das Spiel in dieser wichtigen Phase. Bis man sich zurechtfindet und dann doch einmal auf ein erstes richtiges Rätsel stößt, ziehen gut und gerne 30 Minuten ins Land.

Im weiteren Spielverlauf tauchen Rätsel der Stufen sehr leicht bis extrem schwer auf. Die Art kann überwiegend mit "Maschinenrätsel" umschrieben werden. Wer jedoch nicht genau auf seine Umwelt achtet und neben visuellen auch akustischen Eindrücken Beachtung schenkt, hat kaum die Chance Alida bis zum Ende zu spielen.

Der Schwierigkeitsgrad steigert sich im Spielverlauf kontinuierlich. Während am Anfang die Lösungen für die Rätsel meistens einfach an einem anderen Punkt der Insel offen herumliegen, muss man bei späteren Rätseln schon etwas mehr Einfallsreichtum beweisen. Unter anderem muss die riesige Gitarre gespielt und die gigantischen Saiten richtig gestimmt werden.

Leider nerven manche der Rätsel aber auch einfach. Auch wenn die Fragestellung sehr durchdacht wirkt, ist die Realisierung einiger Probleme eine Farce: Als Beispiel wäre eine Situation zu nennen, in der der Spieler ein Modell eines Planetensystems richtig ausrichten muss. Während die Lösung der Theorie Spaß macht, frustriert die praktische Ausführung. Man steht in einer Halle mit vier gleich aussehenden Ausgängen hinter denen sich vier gleich aussehende Aufzüge verbergen. Und diese führen zu - wie schwer zu erraten war - vier fast identisch aussehenden Kontrolleinheiten. Ein Unterscheiden ist hier kaum möglich. Des Weiteren dauert das Navigieren von einer Einheit zur anderen fast Ewigkeiten, da langwierige Animationen nicht abgebrochen werden können und das Spiel nur sehr träge auf Klicks reagiert.

Erwähnenswert ist noch die Tatsache, dass man bei vielen Rätseln erst später erfährt ob man sie (richtig) gelöst hat. Dies kann zwar interessant sein, stört bei Alida jedoch mehr.

Alida ist nicht Myst

Auch wenn sich Alida genau so spielt und am Anfang auch sehr an Myst erinnert, dürfte es Fans der bekannten Serie doch eher enttäuschen. Gerade von der Geschichte und den Rätseln her ist es im Vergleich zu Myst doch eher schwach. Vergisst man jedoch den großen Bruder, entwickelt sich Alida schnell zu einem liebenswerten Spiel, das mit einer interessanten Story und dichter Atmosphäre aufwarten kann. Die Grafiken und die nur sehr starren und eingeschränkten Bewegungsmöglichkeiten wirken im Jahr 2004 jedoch veraltet.

Kommentar des Verfassers

Kommentare

detail

Ich gebe zu, Anfangs war ich sehr enttäuscht von Alida. Technisch schlecht umgesetzt kommt die Story nur stockend in Fahrt. Hat man jedoch erst einmal weite Teile der Insel erkundet und ist auf die Aufzeichnungen eines Bandmitglieds gestoßen, kommt zumindest Neugier auf und motiviert zum Weiterspielen. Und das ist kein Fehler. Ich war von der Komplexität einiger Rätsel und den abgefahrenen Ideen des Autors beeindruckt. Leider frustriert deren Lösung mehr als nur ein Mal und lädt nicht gerade zum Weiterspielen ein.
Positiv ist noch, dass die deutsche PC Version auf DVD veröffentlicht wurde (Originalveröffentlichung für Mac erfolgte auf 5 CDs) und auch ein Installationsprogramm vorhanden war (bei Mac Veröffentlichung nicht der Fall). Auch trumpft die DVD noch mit einigen Special Features auf: Soundtrack, Interview, Komplettlösung und mehr warten darauf, entdeckt zu werden. Für einen Autostart hat es jedoch nicht mehr gereicht - das Installationsprogramm muss selbständig gesucht werden.

Redaktions-Wertung

Grafik
Musik
Steuerung
Atmosphäre
Rätsel

Gesamt

Pro
Contra
  • Atmosphäre
  • beeindruckende Architektur
  • Navigation
  • Grafik
  • frustrierender Anfang