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  • Die drei Wünsche des Dr. Khotabich

Test

von  Gianni
21.04.2007
Die drei Wünsche des Dr. Khotabich
Getestet auf Windows, Sprache Deutsch

Packungsrückseite die 1. : „Eine faszinierende Suche und eine moderne Internet-Komödie…“

So lautet die großspurige, in dicken Lettern prangende Überschrift auf der DVD-Hülle. Nach wenigen Spielminuten (!) wird allerdings klar, dass mit „faszinierende Suche“ nur die Suche nach Spielwitz und dem Hauch von Sinn gemeint sein kann, der die hanebüchene Story vorantreibt. Die ist an Stumpfsinnigkeit nämlich kaum zu überbieten. Gena, Programmierer und ausgesprochener PC-Nerd, hackt die Homepage der „Macrohard Corp.“ und stiehlt auf diesem Weg online eine antike Vase. Damit handelt er sich eine Menge Ärger ein, unter anderem mit Spezialagenten der „Macrohard Corp.“ und sogar der Mafia.

Was ein Glück, dass die Vase einen uralten Dschinn beheimatete, der Gena mit drei Wünschen aus dem Schlamassel helfen kann. Schon gleich zu Beginn versinkt die Story im Sumpf der Unglaubwürdigkeit. So wünscht sich der Protagonist einen nimmer endenden Geldvorrat, um das Spiel zu bestehen. Auf den Wunsch nach unendlich vielen Wünschen oder dem sofortigen Ende der Misere kommt natürlich wieder niemand.

Packungsrückseite die 2. : „Ein Spiel, turbulent wie eine Komödie…“

An der Turbulenz des Spiels besteht kein Zweifel, schließlich überschlagen sich die Ereignisse recht schnell. Dies ist jedoch weniger auf flottes Gameplay, sondern vielmehr auf den nicht existenten Schwierigkeitsgrad zurückzuführen. Die Gegenstände des Inventars sind stets an einer Hand abzuzählen, zudem lassen sie sich nicht kombinieren.

Auch die Anzahl der Locations ist stark begrenzt. So spielt sich scheinbar alles unmittelbar vor Genas Haustür ab. Weiterhin können Items, die für den weiteren Spielverlauf uninteressant sind, nicht mehr angeklickt werden. Alles in allem verbringt der Spieler keine fünf Minuten, ohne dass ein neues, aberwitziges, weil total unlogisches, Ereignis eintritt.

Apropos unlogisch: Das Spiel strotzt nur so vor Patzern im Storytelling. Beispiel gefällig? In einer Szene will Gena den Dschinn Khotabich neu einkleiden. Dazu müssen die beiden ins Klamottengeschäft. Gena schaltet jedoch auf Stur und erklärt mit folgendem Kommentar, wo das Problem liegt: „Nein, wir brauchen kein russisches Geld, um dahin zu kommen“. Glücklicherweise ist nebendran eine Wechselstube wo man das Geld - und jetzt Achtung- in russisches umtauschen muss. Auf solche Fehler in den Dialogen trifft man am laufenden Band. An anderer Stelle empfängt Gena eine E-Mail und macht mit einem Kommentar darauf aufmerksam. Wie er das wissen kann, ohne auch nur in Sichtweite seines Computers zu sein, bleibt wohl das Geheimnis der Entwickler.

Sollte man aus irgendeinem Grund doch mal hängen, liegt dies aller Wahrscheinlichkeit nach an einem der Trial-and-Error- „Rätsel“. Da müssen Aktionen ausgeführt werden, auf die man mittels gottgegebenen Verstandes nie und nimmer kommen kann. Schließlich geht’s aber trotzdem irgendwie weiter, denn es stehen so wenige Interaktionsmöglichkeiten zur Wahl, dass früher oder später der richtige Klick getätigt wird.

Wer übrigens noch auf die Erklärung wartet, wieso Gena sich in fremde Webseiten hackt, alte Vasen stiehlt und welche Bedeutung Dr. Khotabich für die Bösewichter hat, wird an dieser Stelle enttäuscht. Vielleicht schafft die Kenntnis der russischen Film- beziehungsweise Märchenvorlage Klarheit, für den deutschen Ottonormal-Abenteurer hingegen bleibt die Wahrheit im Dunkeln verborgen.

Packungsrückseite die 3. : „Humorvolles Szenario aus der Welt der WWW-Hacker“

Tatsächlich, „Die drei Wünsche des Dr. Khothabich“ sind zum Lachen. Ein Lachen, das einem schnell im Halse stecken bleibt. So oft und vor allem unfreiwillig schmunzelt man bei einem Spiel wahrlich selten. Dialog für Dialog und Szene für Szene schießen die Entwickler den sprichwörtlichen Bock ab. Das fängt bei den völlig sinnfreien Dialogen an, geht über die riesigen Logiklöcher (wie viele Entwickler sind da wohl reingefallen?) und hört bei den lächerlichen Animationen und Zwischensequenzen auf.

Schlimm vor allen Dingen ist, dass nicht klar wird, ob sich das Spiel ernst nimmt, oder eine Verballhornung der Welt von Computer und Internet darstellt. Bezeichnend hierfür sind Genas Kommentare zu einzelnen Gegenständen. Sein Spruch zu einem Kühlschrank: „Wow, wenn ich eins davon in meiner Ausrüstung hätte, würde das der Prozessor nicht einmal einen Tag aushalten.“ Weit gefehlt, wer denkt dies sei nicht mehr zu toppen. Auffällig krampfhaft wird das Nerd-Vokabular aufrecht erhalten. Zu einer Katze fällt ihm folgender verbaler Abfall ein: „Schlank und rank wie eine 3 GB Festplatte.“

An dieser Stelle eine eindringliche Warnung an alle Eltern, die ihren Jüngsten eine „Freude“ mit „Dr. Khotabich“ bereiten wollen. Das Spiel gehört definitiv nicht in Kinderhände, auch wenn dies die comichafte Grafik, der niedrige Preis und die USK-Altersfreigabe suggerieren wollen. Abgesehen von der Tatsache, dass durch die falsche Syntax die deutsche Sprache verunstaltet wird, geizt das Spiel nicht mit Kraftausdrücken. Diese kommen so unvermittelt in den Dialogen vor, dass man sich ernsthaft fragt, ob besagte Szenen überhaupt gewollt sind. Vielleicht bekamen die russischen Entwickler die deutschen Texte nicht zu sehen?

Nächste Hiobsbotschaft: „Die drei Wünsche des Dr. Khotabich" war in unserer Testversion nur für circa drei Spielstunden lauffähig. An einer Stelle bricht das Spiel mitten im Dialog ab. Es handelt sich hierbei um eine unumgängliche Spielszene und ein Patch ist derzeitig noch nicht erschienen.

Packungsrückseite die 4. : „Darstellung im Stil großer Comics"

Wenn Helden in großen Comics leblose, Fäkalsprache benutzende Gestalten sind, die ständig ihre Hände in den Hosentaschen haben, dann mag diese Überschrift zutreffen. Ansonsten bietet „Die drei Wünsche des Dr. Khotbich“ höchstens Mittelmaß. Die Umgebungsgrafik ist knallig bunt und manche Räume sind in der Tat ganz nett anzuschauen. Der Großteil wirkt jedoch sehr steril. Man muss schon mit der Lupe suchen, um die wenigen animierten Objekte zu finden, welche es ins Spiel geschafft haben. Viele davon erscheinen überdies äußerst befremdlich und deplatziert. So steht in Genas Küche ein riesiger CD-Rom Karton, der ihm bis zur Brust reicht. Mal ehrlich, was hat das Ding überhaupt in der Küche zu suchen?

Die Zwischensequenzen haben die Bezeichnung nicht verdient, bleiben stumm, laufen viel zu schnell ab und sind somit dem Verständnis der Story nicht dienlich. Man versteht ohnehin nur die Hälfte der abstrusen Geschichte rund um den tollpatschigen Dschinn und seinem weltfremden Meister.

Genug gemeckert, etwas Erfreuliches bleibt doch noch zu vermelden. Der Sound stört nicht, die Sprachausgabe ist, von den stumpfen Dialogen mal abgesehen, recht gut und die Point 'n Click Steuerung funktioniert einwandfrei. Abzug gibt’s, weil man Laufwege nicht überspringen kann und die Hotspots nicht immer deutlich zu erkennen sind. Mit der Maus am Bildschirmrand entlangzufahren verkommt daher zum Pflichtprogramm.

Kommentar des Verfassers

Kommentare

detail

„Die drei Wünsche des Dr. Khotabich“ ist das schlechteste Stück Software, das mir seit Jahren untergekommen ist. Die Grafik ist nicht gut, das Gameplay mies, die Story unbrauchbar und die Charaktere würden das Wort „Persönlichkeit“ wahrscheinlich zuerst im Fremdwörterlexikon suchen. Sie sind schlichtweg hohl und blass. Zudem geht’s auf Grund eines unausweichlichen Bugs nach circa drei Spielstunden nicht mehr weiter. Macht einen großen Bogen um dieses Spiel!

Redaktions-Wertung

Grafik
Musik
Steuerung
Atmosphäre
Rätsel

Gesamt

Pro
Contra
  • Ein Traum für Trash-Sammler
  • Man hat viel zu lachen…
  • …leider auch zu heulen
  • Logiklöcher
  • Blasse Charaktere
  • Miese Story
  • Unlogische Rätsel