Bereits 2012 hatten wir während der gamescom in Köln Gelegenheit, einen ersten Blick auf einen frühen Prototyp von The Interactive Adventures of Dog Mendonça & Pizza Boy zu werfen. 2014 kam dann ein erfolgreicher Kickstarter, der dem Projekt eine Finanzspritze von 30.000 US-Dollar verschaffte und 2015 sprang Koch Media als Publisher mit ein. Seit einigen Wochen ist das fertige Spiel im Handel. Wir haben es auf Herz und Nieren geprüft.
The Interactive Adventures of Dog Mendonça & Pizza Boy basiert auf den Comic-Büchern The Incredible Adventures of Dog Mendonça & Pizza Boy von Filipe Melo und Santiago Villa, die auch beide am Spielprojekt maßgeblich beteiligt sind. Umgesetzt wurde das Spiel vom argentinischen Entwickler OKAM Studio, der in der Vergangenheit zum Beispiel schon Konsolen-Portierungen für Daedalic Entertainment gemacht hatten. Im Zentrum der Geschichte stehen der Werwolf-Detektiv Dog Mendonça und sein unbezahlter Praktikant Eurico, der Pizza-Boy. Begleitet werden sie von dem jahrtausende alten Dämonen Pazuul, der im Körper eines elfjährigen Mädchens steckt und dem Kopf eines Gargoyles. Das alles klingt recht abgefahren und das ist es auch. Besonders dann, wenn man ohne Vorkenntnisse des Universums ins Spiel geworfen wird. Eines Tages taucht die Zigeunerin Nadia im Büro von Dog Mendonça auf und erzählt eine wilde Story über einen Zigeunerfluch. Dem müssen unsere Helden natürlich auf die Spur gehen. Kurz darauf ist Dog verschwunden und der Spieler schlüpft in die Haut von Eurico, um seinen Boss wiederzufinden.
Wer die Comics nicht gelesen hat, wird sich in der Welt zuerst einmal schwer zurechtfinden. Denn das in Lissabon angesiedelte Monster-Universum wird im Spiel praktisch nicht erklärt. Auch die Begleitfiguren Pazuul und der Gargoyle bleiben leider fast unerwähnt und sind auch kaum ins Spielgeschehen eingebunden. Schnell wird aber klar, dass man es mit Ausflügen in die Geisterwelt, vielen unterschiedlichen Monstern und seltsamen Ritualen zu tun haben wird.
Im Grunde handelt es sich hier um ein klassisches 2D-Point-and-Click-Adventure mit typischen Rätselketten. Die Bedienung geht recht einfach von der Hand. Am rechten Bildrand findet sich eine Hand, die man anklicken kann, worauf das Inventar in Form der Innentasche einer Jacke ausgeklappt wird. Optisch eine nette Idee, allerdings klappt dieses auch öfter einmal unabsichtlich aus, wenn man zum Beispiel den Bildschirm nach rechts verlassen möchte. Im Inventar können Gegenstände gepackt und in die jeweilige Szene gezogen werden, um dort mit der Umgebung zu interagieren. Oder sie werden auf einen anderen Gegenstand im Inventar gezogen, um diese zu kombinieren. Leider fehlt eine Funktion, die Spielfigur schneller laufen zu lassen oder Laufwege auf andere Weise abzukürzen. So kann das Herumlaufen in der Spielwelt stellenweise etwas träge sein, zudem Eurico sich recht langsam bewegt und dazu irgendwie unnatürlich mit den Füßen über den Boden schleift. Zum Glück sind die Laufwege nicht ganz so lang, sodass der Lauffrust im Rahmen bleibt.
Die handgezeichneten Hintergründe mit ihren vielen Details sind hübsch anzuschauen. Auch im Bereich der Animationen beweisen die Entwickler von OKAM durchaus Talent. Man merkt, dass hier Comiczeichner am Werk waren, die ihre bisherigen Arbeiten in ein Computerspiel übertragen haben. Die Lokationen sind oft groß, besonders im Mittelteil gibt es auf einem Jahrmarktgelände sehr viel zu sehen. Ein wenig mehr Hotspots hätten es allerdings sein dürfen, denn gerade die vielen Kleinigkeiten laden zum Anklicken und Ausprobieren ein. Leider ist die Anzahl der anwählbaren Objekte jedoch auf das Nötigste beschränkt. Die rechte Maustaste ist übrigens mit einer Hotspotanzeige belegt.
Sowohl die englische als auch die deutsche Sprachausgabe sind hörenswert. Die Charaktere wurden gut ausgewählt und die Sprecher machen einen ordentlichen Job. In der deutschen Sprachausgabe finden sich kleine Fehler, wenn zum Beispiel ein Satz von der falschen Stimme gesprochen wird. Das sind aber Einzelfälle, die vernachlässigt werden können, denn die Gesamtleistung stimmt. Die musikalische Untermalung ist ebenfalls sehr gelungen.
Mit einer Spielzeit von etwa 5 1/2 Stunden ist das Spiel etwas kurz geraten, macht aber durchaus Spaß. Gerade die nett in Szene gesetzte und recht abgedrehte Welt hat einen sehr eigenen Charme und lustig ist das Spiel durchaus auch. Rätselseitig bietet es klassische Kost, sodass Fans traditioneller Point-and-Click-Adventures auf ihre Kosten kommen und zumindest technisch keine Probleme haben sollten. Lediglich das Einfinden in die Welt der Comicserie bereitet anfangs etwas Verwirrung.
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