Fast genau ein Jahr nach Erscheinen des dritten Runaway-Adventures für den PC hat Focus Home Interactive die Version für Nintendos 'Kleinen' nachgelegt. Ob sich der Hosentaschen-Ableger rentiert, haben wir uns für Euch angesehen. In unserem Kurztest beleuchten wir die Stärken und Schwächen der DS-Version, die sich in den Bereichen Story und Rätsel nicht vom PC-Bruder unterscheidet. Die dazu bereits im Test zur PC-Version angesprochenen Punkte treffen also auch hier zu.
Um es gleich vorweg zu nehmen, A Twist of Fate sieht für DS-Verhältnisse phantastisch aus. Die Grafiken wurden offenbar der PC-Version entnommen und auf die entsprechende Auflösung reduziert. Sie bestechen durch ihren Detailreichtum und die schöne Farbkomposition. Selbst die Videos haben ihren Weg auf das Modul gefunden, hier auch mit Ton, so dass zumindest während der Zwischensequenzen die Stimmen der Charaktere zu hören sind. Denn Sprachausgabe gibt es beim DS-Twist nicht, was allerdings bei Nintendos Handheld-Konsole aufgrund des begrenzten Speicherplatzes auf den Modulen nicht unüblich ist.
A Twist of Fate kann auf dem DS grundsätzlich allein mit dem Stylus über das Touchpad gesteuert werden, sofern man die integrierte Spielhilfe (Y-Taste) nicht verwendet. Dennoch sind einige Tasten sinnvoll belegt, so kann das komplette Inventar über Knöpfe gehandhabt werden, was auch durchaus sinnvoll ist. Das Inventar wird auf dem oberen Bildschirm des DS dauerhaft angezeigt. Da dieser Bildschirm kein Touchscreen ist, können die Objekte dort nicht ausgewählt werden. Um das mit dem Stylus zu tun, muss erst das Rucksack-Symbol in der oberen rechten Ecke des unteren Bildschirms angewählt werden, worauf sich in der Mitte des unteren Displays ein weiteres Inventar-Feld öffnet. Dieses kann jedoch nur neun Gegenstände gleichzeitig anzeigen (drei Reihen mit je drei Objekten), wenn man mehr bei sich hat, was im Laufe des Spiels sehr oft vorkommt, werden links und rechts davon Pfeile eingeblendet, mit denen gescrollt werden kann. Warum das Inventar auf dem unteren Bildschirm nicht so aufgebaut ist wie auf dem oberen Bild, bleibt ein Rätsel. Das Benutzen der Funktion auf dem Touchscreen ist allerdings dank der Tastenbelegung gar nicht nötig. Mit den Schultertasten des DS kann nämlich einfach Objekt für Objekt durch das Inventar auf dem oberen Bildschirm gescrollt werden. Das aktuell angewählte Objekt klebt dann einfach am Cursor. Ähnlich verhält es sich, wenn ein Gegenstand wieder ins Inventar zurückgelegt werden soll. Man kann hierzu entweder das Inventar durch zweimaliges Antippen des Rucksacksymbols öffnen und wieder schließen oder einfach das Steuerkreuz des DS nach oben drücken.
Die integrierte Hotspot-Anzeige lässt sich nicht abschalten. In dem Moment, in dem man den Stylus auf das Touchpad aufsetzt, werden anwählbare Objekte und Ausgänge angezeigt, die innerhalb eines gewissen Radius um den Cursor herum liegen. Um mit einem Objekt auf dem Bildschirm zu interagieren, wird es einfach angetippt, worauf Icons für die möglichen Handlungen eingeblendet werden, auf die man einfach mit dem Stylus fährt und diesen dann vom Touchpad nimmt. Ausgänge werden einmal angetippt und Gina oder Brian laufen darauf zu. Ein doppeltes Antippen kürzt den Weg ab. Insgesamt geht das Spiel intuitiv von der Hand und spielt sich sehr flüssig.
Wie schon angemerkt, ist die komplette Ingame-Sprachausgabe der Speicherplatz-Schere zum Opfer gefallen. Aber auch bei der Musik musste massiv komprimiert werden. Der äußerst schöne Soundtrack ist zwar da, hört sich aber auch über Kopfhörer sehr blechern an. Fällt dies bei instrumentalen Stücken noch nicht direkt auf, so kratzt es doch spätestens dann stark, wenn der Gesang einsetzt. Dennoch dürfte dieser Kompromiss die richtige Entscheidung gewesen sein, denn alternativ hätte eventuell auf einzelne Stücke verzichtet werden müssen, was sehr schade gewesen wäre.
Der größte Kritikpunkt an der kleinen Version ist die Speicherfunktion. Es können drei unterschiedliche Spiele gestartet werden, davon verfügt aber jeder nur über einen einzigen Speicherplatz, der immer wieder überschrieben wird. Im Test ist es passiert, dass der Akku während des Speicherns versagte und der Spielstand dadurch beschädigt wurde. Die einzige Möglichkeit war, das Spiel komplett von vorne zu beginnen. Glücklicherweise gibt es keine Dead-Ends, dennoch wäre zumindest ein zweiter Speicherplatz wünschenswert gewesen, um wenigstens eine Alternative bei einem technischen Zwischenfall zur Verfügung zu haben.
A Twist of Fate für Nintendo DS hat mit einigen Limitierungen zu kämpfen, die größtenteils dem eingeschränkten Speicherplatz auf den Spielmodulen geschuldet sind. Das ist allerdings Jammern auf hohem Niveau, denn das Spiel dürfte mit einer knappen Nasenlänge vor seinem eigenen Vorgänger das bisher schönste und rundeste Adventure sein, das für Nintendo DS erschienen ist. Für alle, die gerne unterwegs Adventures spielen, kann hier eine uneingeschränkte Kaufempfehlung ausgesprochen werden.
Runaway 2 sah auf dem DS schon wirklich toll aus. Der dritte Teil der Serie setzt noch einen drauf und kann mit seiner teils düsteren und erwachsener wirkenden Art auf der Handheld-Konsole voll und ganz überzeugen. Es dürfte viel dazu gehören, diesen Titel auf dieser Konsole zu toppen.
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