Anzeige
  • Tests
  • Dracula 4 - Shadow of the Dragon

Test

von  Hans Pieper
06.07.2013
Dracula 4 - Shadow of the Dragon
Getestet auf Windows, Sprache Englisch

Mit Dracula 4 legt Publisher Microïds ein neues Abenteuer mit Ereignissen rund um den berühmten Blutsauger vor. Wie uns der Titel gefallen hat, verraten wir euch hier.

Kunst und Ermittlung

Während eines Sturmes sinkt ein Transportschiff mit wertvollen Gemälden an Bord, alle Kunstwerke scheinen verloren. Professor Vambery, der seine Sammlung seltener Gemälde dem Metropolitan Museum übergeben wollte und ebenfalls an Bord war, verschwindet spurlos. Doch dann taucht eines der Bilder als Diebesgut überraschend wieder auf. Also schickt der Direktor des Museums Ellen Cross für weitere Ermittlungen los. Kurz darauf hat sie es nicht nur mit einfachen Kunstdiebstählen, sondern gefährlichen Mördern und unheimlichen Vampirjägern zu tun.

Da geht sie hin, die schöne Kunstsammlung

Alles dreht sich

Die Steuerung erfolgt aus der Ego-Perspektive und ist in den ersten Minuten etwas gewöhnungsbedürftig. Das Spiel bietet in vorgerenderten Schauplätzen eine freie Rundumsicht, die allerdings ständiges Klicken und Ziehen mit der Maus erfordert. Dadurch gerät das Umsehen sehr schnell sehr hektisch. Wer anfällig für Kinetose ist, wird sicherlich wenig Freude an dem Titel haben.

Das Inventar wird durch einen Klick in die linke untere Ecke oder durch die I-Taste geöffnet. Dort finden sich neben eingesammelten Gegenständen auch ein Archiv für eingesammelte Zeitungsartikel, ein Reiter mit Medikamenten, ein Sprachprotokoll und eine Aufgabenliste mit den aktuellen Aufgaben. Gegenstände mit einem Zahnrad können direkt im Inventar durch Übereinanderziehen miteinander kombiniert werden. Möchte man etwas mit der Umgebung verwenden, wählt man das gewünschte Objekt aus und verlässt das Inventar. Bis zur Verwendung oder dem manuellen Ablegen kann man den Gegenstand nun mit allen Objekten in der Spielwelt kombinieren. Der Zwischenschritt wirkt ein wenig umständlich, geht nach einer Weile aber recht flott von der Hand, zumal die Anzahl der Gegenstände leicht überschaubar bleibt.

Die Steuerung ist durchaus <br /><br />etwas gewöhnungsbedürftig

Obst und Tabletten

Ellen Cross hat ein Problem: Sie hat eine seltene Krankheit, die sie langsam aber sicher umbringen wird und darüber hinaus Halluzinationen verursacht. Zu allem Überfluss wurde die Produktion der einzig wirksamen Medikamente eingestellt, sodass nur noch wenige Tabletten übrig bleiben, denn die Herstellung lohnt sich aufgrund der geringen Anzahl von Patienten nicht mehr. Deshalb muss der Spieler stets auf Ellens Gesundheit achten und regelmäßig Tabletten nachschmeißen. An sich ist dies eine nette Idee, jedoch ist der Einfluss dieses Elements auf das Spiel gleich null. Egal, wie man seine Medikation zusammenmischt, Ellen geht es entweder besser oder sie verweigert die Einnahme, wenn die Zusammenstellung sie umbringen würde. Auf diese Weise verkommt die Medikation zu einem nervigen Element, bei dem der Spieler ab und zu in ein spezielles Inventar wechseln und wahllos Pillen aussuchen muss. Dass Äpfel, Birnen und Vitaminpillen dabei genauso zielführend sind, wie die Spezialmedikamente, ist wenig glaubwürdig.

Spielt nicht wirklich eine Rolle:<br /><br />Das Inventar für Medikamente

Grafik? Ok.

Grafisch ist der Titel weder besonders gut, noch besonders schlecht. Die Schauplätze sind insgesamt gut in Szene gesetzt und auch die Charaktere, denen man begegnet, sind ordentlich ausgearbeitet. Die einzelnen Schauplätze wirken durch fehlende Animationen meist leblos und steril. Hin und wieder lockern Zwischensequenzen den starren Ablauf auf. Für das Transportieren der durchaus spannenden Hintergrundgeschichte reicht die Darstellung allemal aus.

Die Grafik bei Dracula 4 ist nicht schlecht

Durchschnittliche Rätselkost

Dracula 4 bietet rätseltechnisch kaum Überraschungen. Zum Großteil nett umgesetzte Inventar- und Logikrätsel sorgen bei erfahrenen Spielern für kurzes Nachdenken und belohnen mit einem schnellen Spielfortschritt. Leider leistet sich das Spiel häufiger kleine Logikfehler beim Rätseldesign: Warum muss Ellen eine Strickleiter organisieren, wenn zwei Schauplätze weiter eine leicht zu erreichende Leiter steht? Warum muss sie ein Miniaturboot kompliziert per Seil drehen, anstatt einfach einmal um das Boot herum zu gehen? Abgesehen von diesen nicht allzu schlimm störenden Patzern bietet das Spiel noch mehrere nicht überspringbare Minispiele, die mitunter sehr nervig werden können. Statt Schiebe- und Drehspielchen wären klassische Rätsel teilweise deutlich besser gewesen. Insgesamt bewegt sich Dracula 4 auf einem leichten Schwierigkeitsniveau.

Nicht überspringbar und oft nervig: Die Minispiele

An oder aus

Eine Hotspot-Anzeige gibt es nur als dauerhafte Einrichtung: Wer auf aufnehmbare Gegenstände hingewiesen werden möchte, muss die Anzeige permanent im Menü aktivieren. Das wird auch dringend empfohlen, denn oft verstecken sich kleine Objekte sehr gut an den verschiedenen Orten. Übersieht man sie, bleibt man automatisch später hängen und wandert unter Umständen frustriert noch einmal alle Schauplätze ab. Der Preis sind kleine Einbußen in der Atmosphäre, denn die ständig schimmernden Anzeigen über den Schauplätzen sehen nicht unbedingt hübsch aus.

Telefonszenen sind mit der Einblendung<br /><br />des Gesprächspartners gelöst

Audiotechnisch sauber

Die englische Sprachausgabe klingt gut, die Sprecher sind passend ausgesucht. Die Geräuschkulisse macht ebenfalls einen insgesamt guten Eindruck. Die Hintergrundmusik wird sehr spärlich, dann aber stets passend eingesetzt. Zusätzliche Geräusche von Vorgängen, die man nicht sehen kann, unterstreichen die Atmosphäre.

Die eingeblendeten Hotspots stören ein wenig beim Spielen

Kunst-Krimi im Schnelldurchlauf

Da die Rätsel eher einfach gehalten sind und das Tempo der Hintergrundgeschichte recht hoch gehalten wird, bietet Dracula 4 sowohl gefühlt als auch tatsächlich wenig Spielzeit. Nach etwa drei bis vier Stunden ist der Spuk vorbei. Das Spiel endet außerdem mit einem offenen Ende und einer Diashow mit Bildern aus dem angeblich bald erscheinenden Dracula 5. Trotzdem schafft das Spiel es auch in der kurzen Zeit, deutlich Spannung und auch ein paar gruselige Momente zu erzeugen. Der Umgang mit der stets nur angedeuteten Vampir-Thematik ist ebenfalls vorbildlich und macht Lust auf mehr.

Gemälde gefunden, Feierabend? <br /><br />Von wegen!

Fazit

Dracula 4 ist kurz und es hat ein paar kleinere Macken. Trotzdem macht es Spaß und bereits Lust auf den nächsten Teil. Allerdings wäre es sicherlich besser gewesen, die Geschichte des Nachfolgers auch noch in den vierten Teil zu packen, denn so ist das Spiel wirklich nur eine nette Unterhaltung mit kurzer Spielzeit für Zwischendurch. Mit etwas mehr Hintergrundinformationen, Charakterentwicklung und Spielzeit wäre hier sicher ein sehr schönes Adventure entstanden, so bleibt es ein Lückenfüller zum Entspannen nach der Arbeit. Empfehlenswert ist das Spiel aber trotzdem.

Kommentar des Verfassers

Kommentare

detail

Eine Vampirgeschichte ohne einen Vampir? Ja, das geht. Ziemlich gut sogar. Dracula 4 macht fortlaufend Andeutungen, zeigt paranoide Vampirjäger und legt erste Fährten. Doch mit übernatürlichen Blutsaugern wird der Spieler nicht konfrontiert. Das ist ein interessanter Ansatz, den ich gerne im nächsten Teil weiter verfolgen werde.

Redaktions-Wertung

Grafik
Musik
Steuerung
Atmosphäre
Rätsel

Gesamt

Pro
Contra
  • Kurzeweilige Unterhaltung
  • Spannende Geschichte
  • Recht gute Präsentation
  • Gute Sprecher
  • Nervige Minispiele
  • Sehr kurz und ohne abgeschlossene Geschichte
  • Rätsel recht einfach
  • Dauerhaft eingeblendete Hotspots
  • Wenig Animationen