Test

von  Michael Stein
29.11.2013
Dream Chamber
Getestet auf Windows, Sprache
  • Deutsch
  • Englisch

Dream Chamber spielt in den 30er Jahren der USA, einer Zeit zwischen Prohibition und wirtschaftlicher Depression. Der Spieler schlüpft in die Rolle des reichen Charlie Chamber, der sich kürzlich die Detektivarbeit zum Hobby gemacht hat. Als aus einem von ihm finanziell unterstützen Museum wertvolle Kunstgegenstände gestohlen werden, macht er sich auf eigene Faust an die Aufklärung des Falles. Hilfreich ist dabei sein fotografisches Gedächtnis und die Tatsache, dass sein Onkel der leitende Ermittler der örtlichen Polizei ist. Schnell muss er dabei feststellen, dass seine eigene Person in diesem Fall eine nicht unwesentliche Rolle spielt.

Dann frage ich mich doch einfach mal selbst

Ein wesentliches Spielelement ist die Möglichkeit, während der Schlafphasen die Schauplätze noch einmal zu besuchen und nur flüchtig wahrgenommene Informationen genauer zu untersuchen. Hebt Charlie am Tag ein Dokument vom Boden auf und gibt es nur an eine Person weiter, kann er später im Traum an diesen Ort zurückkehren und den vollständigen Inhalt studieren. Während dieser Traumphasen gibt es außerdem eine Tür mitten in seinem Schlafzimmer, hinter der sich ein weiterer Raum verbirgt, in dem er sein eigenes Unterbewusstsein trifft und mit diesem Dialoge führen kann. So hat er die Möglichkeit, Fragen zu am Tage gesehenen Gegebenheiten näher zu durchleuchten. Das Entschlüsseln dieser Informationen führt dazu, dass auf einer Karte neue Orte freigeschaltet werden, die dann am Tag wieder besucht werden können. Auf diese Weise erweitert sich die Spielwelt nach und nach.

Ein weiteres Spielelement ist ein Minispiel, das Dialogrätsel mit dem Beschuss einer Festung verbindet. Charlie sieht das Führen einer Diskussion wie das Niederreißen einer gegnerischen Festung. Nachdem er eine Frage ausgewählt hat, kann er auf einen bestimmten Punkt dieser Festung einen Kanonenschuss abfeuern, um die Stabilität zu zerstören. Sitzen die fünf Schüsse an den richtigen Stellen und hat Charlie gleichzeitig die richtigen Fragen gestellt, stürzt die gegnerische Festung ein und er erhält weitere Informationen.

Grafisch kein Leckerbissen

Optisch fällt vor allem die schlichte Machart der im Comic-Stil gehaltenen Hintergrundgrafik auf. Die einfachen Zeichnungen mit großen Füllflächen sind perspektivisch nicht immer korrekt, wirken jedoch ästhetisch und sind für große Teile des Spiels ausreichend, um die Atmosphäre bis zu einem gewissen Grad zu transportieren. Zwischensequenzen werden durch unbewegte Einzelbilder realisiert, bei denen durch ein- oder auszoomen recht erfolglos versucht wurde, wenigstens ein bisschen Bewegung zu simulieren. Die Charakteranmiationen wirken etwas steif, aber nicht unnatürlich. Weitere Animationen sind spärlich gestreut, Lippenbewegungen fehlen komplett. Insgesamt ist der Grafikstil brauchbar, aber wenig beeindruckend.

Tolle Sounds und gute Sprecher

Die Hintergrundmusik passt perfekt in die Epoche und wurde sogar, wie die Credits verraten, von einem ganzen Ensemble echter Musiker eingespielt. Das verleiht dem Spiel zumindest akustisch eine gute Atmosphäre. Einzig die fast schon in den Ohren schmerzende Sound-Untermalung in den Traumsequenzen fällt hier negativ aus dem Rahmen. Die englische Sprachausgabe ist rundum gelungen. Aufgelockert wird das Spiel durch Unterhaltungen mit Charlies Butler und Chauffeur Gregory während der Fahrten zu den einzelnen Orten auf der Karte, die sich nicht nur um den Fall, sondern auch um zeitgenössische Themen wie die Entdeckung des Planeten Pluto oder Baseball drehen. Die deutschen Untertitel sind fehlerfrei und gut übersetzt.

Gemischte Rätselkost

Abgesehen vom schon angesprochenen Dialog-Minispiel bietet Dream Chamber wenige Inventar- und Kombinationsrätel sowie weitere Minispiele. Der Schwierigkeitsgrad liegt eher im unteren Bereich. Kernelement ist das Finden und Verwerten von Informationen und der Dialog mit den verschiedenen Charakteren. Die Mischung ist über fast die ganze Spielzeit ausgewogen, lediglich der minispiellastige Schlussteil fällt etwas unangenehm auf.

Fazit

Es gibt sicher optisch ansprechendere und spannendere Spiele als Dream Chamber. Auch die technische Umsetzung lässt an manchen Stellen etwas zu wünschen übrig. Dennoch ist es kein schlechtes Spiel und wer die 30er Jahre und Detektivgeschichten mag, kann ruhig einen Blick riskieren.

Kommentar des Verfassers

Kommentare

detail

Bei 10 Euro Anschaffungspreis und einer Spielzeit von knapp vier Stunden ist Dream Chamber ein kurzweiliger Zeitvertreib mit einem fairen Preis-/Leistungsverhältnis. Die gut geschriebenen und teils humorvollen Dialoge lockern die im Grunde ernste Thematik gut auf und unterm Strich hat mir das Spiel eigentlich ganz gut gefallen. Eigentlich, denn würde die Grafik die Qualität der Sounduntermalung halten können, wäre die Story noch ein wenig klarer ausgearbeitet, kurz, wäre das Spiel insgesamt einfach noch ein bisschen runder geraten, dann wäre es eine echte Empfehlung wert. So bleibt es leider nur Durchschnitt.

Redaktions-Wertung

Grafik
Musik
Steuerung
Atmosphäre
Rätsel

Gesamt

Pro
Contra
  • Sehr passende Musik
  • Gute Sprachausgabe
  • Gut übersetzte Untertitel
  • Schlecht integrierte Minispiele
  • Nervige Musik in Traumsequenzen
  • Steife Charakteranimationen