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Test

von  Hans Pieper
04.09.2013
Memoria
Getestet auf Windows, Sprache Deutsch
88%

Du weißt nicht, worum es hier geht? Dann schaue zunächst beim unserem Test des ersten Teils vorbei.

Geron ist wie besessen von einem brennenden Wunsch: Er möchte einer ihm nahestehenden Person helfen. Und den einzigen Weg hierzu scheint ein fahrender Händler zu kennen, der Geron ein vertracktes Rätsel aufgibt. Dessen Lösung soll ihm seinen Wunsch erfüllen, doch um es zu lösen, muss sich der Vogelfänger zunächst der sehr alten, fast vergessenen Legende um eine Prinzessin namens Sadja beschäftigen, die ihn mehr und mehr in seinen Bann zieht und seinen Alltag auf den Kopf stellt.

Die Geschichte um die Prinzessin Sadja<br /><br />stürzt Geron in einen Strudel von Ereignissen

Größtenteils unabhängige, beeindruckende Hintergrundgeschichte

Das Wichtigste gleich vorneweg: Um Memoria spielen zu können, muss man den Vorgänger des Adventures nicht unbedingt kennen. Zwar wird ein Teil des Endes des ersten Teils vorweggenommen und mehrere Elemente der Geschichte erschließen sich mit Vorkenntnissen deutlich besser, doch Memoria ist auf jeden Fall auch als Einstieg in die „Das Schwarze Auge“-Adventure-Welt geeignet.

Die Geschichte selbst ist dicht erzählt und wechselt regelmäßig die Perspektive: Zum einen schlüpft der Spieler in die Rolle des Vogelfängers Geron, zum anderen in die der geheimnisvollen Prinzessin Sadja, deren Existenz nach mehreren hundert Jahren fast vollständig in Vergessenheit geraten ist. Mystische Elemente und Objekte und geheimnisvolle Orte werden perfekt zu einer spannenden Fantasy-Geschichte verwoben, die leichtfüßig erzählt wird, aber einen tiefen Sog verursacht. Bis zum gut durchdachten und interessanten Ende reißt der Spannungsbogen während des gesamten Spiels nicht ab.

Die Geschichte ist spannend und<br /><br />abwechslungsreich erzählt

Schöne Grafik mit ruckelnden Animationen

Grafisch wartet das Spiel mit tollen, detailreichen Hintergründen und Schauplätzen auf, welche die Fantasiewelt Aventurien lebendig erscheinen lassen. Viele Animationen beleben die einzelnen Orte und nette Lichteffekte sorgen für eine tolle Atmosphäre. In der Darstellung liegt aber gleichzeitig auch der größte Kritikpunkt an dem Spiel: Einige Charakteranimationen und alle Sprechanimationen in der Nahaufnahme wirken abgehackt und unpassend. Das ist schade, da so stellenweise ein wenig Atmosphäre verschenkt wird. Die streckenweise deutlich asynchronen Mundbewegungen und die teilweise ruckartigen Bewegungen von Objekten und Charakteren stehen dabei in einem starken Gegensatz zu den vielen anderen sehr gut ausgearbeiteten Animationen. Auffällig ist auch, dass es für fast jede Aktion eine einzelne Bewegung gibt und nur sehr selten mit Schwarzblenden gearbeitet wird. Ebenfalls positiv wirkt sich die weiter verbesserte Darstellung der Charaktermodelle in 3D aus, die in diesem Teil noch mehr zum Tragen kommt als im Vorgänger. Auch hat man das Gefühl, dass sich die Figuren besser in die Umgebung einfügen. Abgesehen von den Patzern bei Dialogen in der Nahaufnahme und einigen weiteren Bewegungsabläufen kann die Grafik des Spiels voll überzeugen.

In den seltenen Nahaufnahmen bei Gesprächen wollen die<br /><br />Animationen leider so gar nicht mehr passen

Gute bis sehr gute Sprecher und viel Altbekanntes

Der Ersteindruck aus unserer Vorschau, den die Sprecher hinterlassen haben, wurde durch die fertige Version zu einem Großteil bestätigt. Die Sprecherin von Sadja leistet tolle Arbeit und verleiht ihrem kantigen Charakter genau die richtige Stimme, Betonung und Aussprache. Auch die Rollen von Geron und Nuri sind wieder sehr gut vertont. Die Stimme von Sadjas Zauberstab ist zwar zweifelsohne mit einem sehr guten Sprecher besetzt, der aber mit etwas mehr Emotionen und Schwung seiner Rolle mehr Tiefe hätte verleihen und so auch witzige Stellen pointierter hätte herausarbeiten können.

Die restliche Vertonung zeigt wenige Überraschungen: Wer Daedalic-Spiele kennt, wird auch einen Großteil der üblichen Verdächtigen wiedererkennen. Diese leisten insgesamt stabile bis gute Arbeit. Ein wenig mehr Mut zu neuen Stimmen würde man Daedalic hier gerne ans Herz legen. Das gilt auch für die Post-Produktion: Einige Sätze sind deutlich zu eng aneinander geschnitten, sodass manche Passagen unnatürlich klingen, wenn sich die Sprecher sozusagen selbst ins Wort fallen und zu atmen aufhören.

Zum Großteil gut besetzt: Die Sprecher

Gelungene Spielmechanismen in einem motivierenden Rätseldesign

In Sachen Rätsel und Spieledesing macht Memoria alles richtig. Die Aufgaben bewegen sich auf einem angenehmen mittleren Niveau, das sowohl Genre-Fremde als auch Adventurefans unterhalten dürfte. Gegen Ende zieht der Schwierigkeitsgrad dann noch einmal an, ohne unfair oder abstrus zu werden. Bei den Aufgaben lösen sich Inventarkombinationsrätsel, Magie und Dialogrätsel ab. Minispiele gibt es nicht. Im Mittelpunkt steht meist gutes Beobachten und logisches Denken.

Die magischen Fähigkeiten sind vorbildlich ins Spiel, den Verlauf der Hintergrundgeschichte und das Rätseldesign eingewoben, werden oft genug genutzt und sorgen für eine schöne Abwechslung. Neben der bereits aus dem ersten Teil bekannten Fähigkeit Gerons, Dinge zu zerstören und zu reparieren können im Laufe der Zeit auch Menschen durch das Aufzwingen von Visionen dazu gebracht werden, etwas bestimmtes zu tun, wenn man ihnen die richtigen Objekte in der Gegend zeigt. Desweiteren können Lebewesen in Stein und wieder zurück verwandelt werden. Und zu guter Letzt gibt es einen Zauber, der magische Gegenstände aktivieren und deaktivieren kann.

Insgesamt wirkt keine der Aufgaben aufgesetzt oder aus dem Zusammenhang gerissen. Was wie zu tun ist, wird stets durch die Geschichte vorgegeben. Kurz gesagt: Memoria setzt Maßstäbe im Bereich motivierendes und abwechslungsreiches Rätseldesign.

Geron und Sadja können mit <br /><br />der Zeit mehrere Zauber wirken

Dezent im Hintergrund und sehr förderlich für die Atmosphäre: Der Soundtrack

Der gelungene Soundtrack untermalt auch diesen Teil der Adventure-Reihe wieder sehr gekonnt und verleiht dem Spiel zusätzliche Tiefe. Sparsam eingesetzt bleibt er stets vorbildlich im Hintergrund, während er die beeindruckende Atmosphäre des Titels weiter unterstützt. Die Wahl der Instrumente und Melodien passt perfekt zur Szenerie und sorgt für einen kurzweiligen Aufenthalt in Aventurien.

Auch alte Bekannte tauchen im Spiel auf

Fazit

Mit Memoria entführt Daedalic die Adventure-Spieler und Fans der Rollenspielwelt ein weiteres Mal äußerst gekonnt in die Welt von Aventurien. Viel zu kritisieren gibt es dabei nicht. Mit den minimalen Fehlern bei der Vertonung wie beispielsweise dem zu kurzen Abstand zwischen Sätzen und einigen ruckeligen Animationen und dem Totalausfall der Mundbewegungen in den Nahaufnahmen gibt es nur Kleinigkeiten zu bemängeln. Das Spiel erzeugt durch den Soundtrack, die Vertonung, die wundervollen Schauplätze, die spannende und gut entwickelte Hintergrundgeschichte und das motivierende Rätseldesign eine enorme Tiefe, der man sich nur schwer entziehen kann. Hier ist ein kleines Meisterwerk entstanden, das definitiv in die Regale der Adventure-Fans gehört.

Kommentar des Verfassers

Kommentare

detail

Die mitreißende Geschichte um Sadja und ihren Gehimnisvollen Zauberstab hat mich direkt in ihren Bann gezogen. Zum Glück, denn sonst hätte ich wohl aufgrund der schrecklichen Nahaufnahmen am Anfang des Spiels direkt die Lust zum weiterspielen verloren. Und das wäre verdammt schade gewesen, denn Memoria ist eines der besten Adventures der letzten Zeit. Nicht nur grafisch sieht es wieder klasse aus (abgesehen von den Animationen der Nahaufnahmen natürlich), auch der Rest des Spiels kann voll überzeugen. Eine tolle, etwas zurückhaltende Musikuntermalung, abwechslungsreiche, intelligente Rätsel und eine spannende, gut erzählte, und in sich schlüssige Geschichte, hier stimmt einfach alles. Und damit gefällt mir Memoria auch ein gutes Stück besser als noch der Vorgänger vom vergangenen Jahr.Axel Kothe

Innerhalb von wenigen Minuten habe ich mich gefühlt, als sei ich durch den PC in eine andere Welt gefallen. Die allgemeine Grafik, die Art der Geschichtenerzählung, Musik und Sprecher, alles zusammen erzeugte einen starken Sog, der mich tief in die Spielwelt eintauchen ließ. So sieht ein wirklich gelungenes Adventure aus!

Redaktions-Wertung

Grafik
Musik
Steuerung
Atmosphäre
Rätsel

Gesamt

Pro
Contra
  • Tolle Geschichte
  • Ansprechende Erzählweise
  • Motivierendes, abwechslungsreiches Rätseldesign
  • Wunderschöne Hintergründe und Schauplätze
  • Gut integrierte 3D-Charaktere
  • Schöne musikalische Untermalung
  • Teilweise ruckelige Animationen
  • Totalausfall bei Nahaufnahmen von Charakteren