Für die Besprechung weiterer Episoden bitte nach unten scrollen. Die Wertung ist vorläufig und kann sich bei Erscheinen weiterer Episoden ändern.
2009 und 2012 erschienen die RPG-Shooter Borderlands und Borderlands 2 von Gearbox Software, die sich inzwischen einer guten Fangemeinde erfreuen. Vor ziemlich genau einem Jahr kündigte Telltale Games an, zusammen mit Gearbox an einem Episodenspiel in eben diesem Universum zu arbeiten. Seit etwa einer Woche ist sie nun erhältlich, die erste Episode zu Telltales neuem Spiel Tales from the Borderlands. Wir haben sie uns für euch angeschaut und geben einen Eindruck, was euch bei der Gemeinschaftsproduktion der Kalifornier mit Gearbox Software und 2K Games erwartet.
Wir beginnen das Spiel in der Haut von Rhys, einem Angestellten der Hyperion Corporation, der gerade von einem erfolgreichen Auftrag zurück kommt und sich seine versprochene Beförderung abholen will. Dummerweise sitzt ein neuer Obergauner namens Vasquez am Schreibtisch seines Chefs, während selbiger im Hintergrund mitsamt seines Bürostuhles tot durchs All treibt. Vasquez degradiert Rhys erst einmal zum Vize-Hausmeister, bekommt aber während des Gesprächs einen interessanten Anruf. Durch das Gehörte und durch das Ausspähen von Vasquez‘ Computer mit Hilfe seines Augenimplantats kann sich Rhys zusammenreimen, dass Vasquez für zehn Millionen ein Schlüssel zu einer Schatzkammer angeboten wird. Also beschließt er, mit Hilfe seiner Freunde Vaughn und Yvette einzuspringen und Vasquez bei dem Deal zuvorzukommen.
Wer bereits The Walking Dead oder The Wolf Among Us gespielt hat, dürfte mit der Steuerung von Tales from the Borderlands sofort zurechtkommen. Gelaufen wird mit den Tasten WASD, zusätzlich kommt die Maus beim Auswählen von Gesprächsoptionen zum Einsatz. Außerdem kann über die Q-Taste Rhys‘ Augenimplantat benutzt werden. Dabei wird in die First-Person-Perspektive umgeschaltet und man kann mit der Maus bestimmte Objekte in der Umgebung anklicken, um ein Infofenster zu öffnen, das nähere Informationen preisgibt. Ein Inventar (Taste E) existiert ebenfalls, hat aber bisher eher Placebo-Charakter, denn viel gibt es nicht einzusammeln und die Gegenstände im Inventar sind auch nicht anklickbar. Stattdessen werden sie an den passenden Stellen einfach zur Verwendung angeboten. Insgesamt setzt Tales from the Borderlands eher auf schnelle Reaktionen bei Quicktime-Events als auf Köpfchen; eigenständiges Denken ist so gut wie nicht erforderlich. Im Test hat sich die Mausbewegung in der höchsten Auflösung sehr träge präsentiert, was sich leider auch im Optionsmenü nicht einstellen lässt. Zudem hebt sich der Mauscursor oft nur schlecht vom Hintergrund ab, wodurch er nicht besonders gut zu erkennen ist. Da die Auswahl der Dialogoptionen wie bei den vorherigen Spielen zeitabhängig ist, kam es oft vor, dass das Spiel schon selbständig eine Entscheidung traf, bevor der Cursor auf die richtige Dialogzeile positioniert wurde. Im zweiten Durchlauf stellte sich allerdings heraus, dass die Entscheidungen bei den Dialogen so gut wie keine Auswirkungen auf den Handlungsverlauf haben.
Während die vorigen Spiele von Telltale noch stark auf Emotionen und moralisch schwierige Entscheidungen setzen, gibt es mit Tales from the Borderlands endlich mal richtig was zum Lachen. Der teils derbe, teils situationsabhängige Humor zieht sich wie ein roter Faden durch das Spiel. Wenn Rhys‘ zum Beispiel nach dem Weg zu einem bestimmten Gebäude fragt und unvermittelt in eine Schießerei verwickelt wird, in dessen Verlauf der Boss der Ganoven während seines Ablebens ein Schild umreißt und dadurch der Blick auf eben jenes gesuchte Gebäude freigibt, kommentiert Rhys nur trocken, das sei doch alles was er wissen wollte und das wäre doch viel einfacher gegangen. Auch die Sprüche der Charaktere verleiten immer wieder zum Schmunzeln. Davon abgesehen ist aber auch allein die Geschichte an sich sehr witzig. Das fällt vor allem dann auf, wenn der zweite spielbare Charakter, die Trickbetrügerin Fiona, die Bühne betritt und die bisher erlebte Geschichte aus ihrer Sicht gespielt wird. Nach und nach werden dann plötzlich Dinge plausibel, die vorher etwas merkwürdig erschienen und man bekommt einen Vorgeschmack darauf, wie verrückt und abgedreht sich die Serie noch entwickeln könnte.
Sehr erstaunlich ist im Übrigen die Länge der ersten Episode. Zweieinhalb Stunden waren bei Telltale in letzter Zeit für eine Folge eher nicht drin. Es bleibt zu hoffen, dass die weiteren Kapitel nicht kürzer werden, denn dann kämen wir hier auf eine Spielzeit von ca. 13 Stunden. Und nicht nur das, rückblickend betrachtet ist in dieser Zeit storyseitig auch schon unglaublich viel passiert. Allein die erste Episode fühlt sich an, als hätte man bereits eine halbe Staffel der anderen Telltale-Spiele gespielt. Das Tempo ist sehr hoch, leider wird dies wieder einmal durch noch weniger interaktive Spielszenen erreicht. Nur selten dürfen wir einen Charakter tatsächlich selbst steuern, viele Szenen laufen einfach automatisch ab. Allerdings passt dieses Konzept ganz gut zum Spiel. Es ist eben doch mehr interaktiver Film als Spiel, von einem Adventure brauchen wir hier gar nicht erst sprechen.
Optisch macht Tales from the Borderlands eine sehr gute Figur. Telltales gewohnter Look wurde in Richtung der Borderlands-Spiele angepasst, ist aber immer noch sehr typisch. Die Umgebungen, vor allem in den Außenarealen, sind sehr detailliert und fangen die Stimmung des Borderlands-Universums gut ein. Im Vergleich sind auch die Animationen bei den Figuren noch etwas natürlicher als bei The Walking Dead, wobei auch diese schon sehr ansehnlich sind. Besonders gelungen ist die Kameraführung - hier zeigt Telltale, dass sie in punkto Präsentation in den letzten Jahren viel dazugelernt und verfeinert haben. Ebenfalls erwähnenswert ist der recht abwechslungsreiche Soundtrack, der die Szenen optimal untermalt, zudem hat Telltale es mal wieder geschafft, alle Figuren mit entsprechend hochwertiger englischer Sprachausgabe zu vertonen.
Telltale setzt weiterhin konsequent auf das Erzählen von Geschichten in Form von interaktiven Spielen mit wenigen Interaktionsmöglichkeiten auf Basis bekannter Lizenzen. Dass dieses Konzept funktioniert, haben sie mit den millionenfachen Verkäufen ihrer letzten Spiele schon bewiesen. Erzählerisch betreten sie mit Tales from the Borderlands allerdings Neuland. Das Spiel ist schneller, actionlastiger, skurriler und vor allem lustiger als das, was man von den Kaliforniern zuletzt gesehen hat. Trotzdem, oder gerade vielleicht genau deshalb, ist Tales from the Borderlands bisher ein klasse Spiel und macht jetzt schon Lust auf das, was noch kommt.
Mehr als drei Monate hat man sich bei Telltale Games Zeit gelassen, um die zweite Episode von Tales of the Borderlands nachzuschieben, nachdem Zer0 Sum auf einen fiesen Cliffhanger endete. Die neue Episode startet daher sinnigerweise mit einer kleinen Einführung, die noch einmal die bisherigen Geschehnisse zusammenfasst.
Der Stil knüpft weiter an den der ersten Episode an. Noch immer erzählen Fiona und Rhys rückblickend die Geschichte, die sie in eine unangenehme Lage gebracht hat, an der ein gegen das Vermummungsverbot verstoßender Unbekannter nicht ganz unschuldig ist. Wieder lernen wir neue Charaktere kennen, stolpern aber auch in alte Bekannte, ob es uns gefällt oder nicht. Und wieder hält die neue Episode einige urkomische Situationen bereit, die für den einen oder anderen spontanen Lacher sorgen.
Weiterhin laufen viele Szenen automatisch ab, dennoch bietet Atlas Mugged durchaus Interaktionsmöglichkeiten an. So kann man schon mal einen Raum durchsuchen, in dem gleich mehrere Gegenstände anwählbar sind, wodurch ein Monolog oder auch mal ein Dialog ausgelöst wird. Im Gegensatz zur Einstiegsepisode füllt sich dieses Mal sogar das Inventar mit reichlich Gegenständen. Aktiv benutzen kann man diese aber immer noch nicht; die Gegenstände werden einfach bei der Interaktion mit Hotspots automatisch als Option angeboten, sofern das Benutzen dort Sinn macht. Denken ist hierbei auch diesmal nicht erforderlich, und selbst wenn, wären die Lösungen immer ziemlich offensichtlich.
Die Spielzeit lag bei der zweiten Episode deutlich unter zwei Stunden. Damit pendelt sich Tales from the Borderlands bei einem Umfang ein, den man schon von anderen Telltale-Episodenspielen kennt. Dennoch macht Tales from the Borderlands inhaltlich eine bessere Figur, denn gefühlt passiert hier einfach im gleichen Zeitraum mehr. Das mag an den rasanten Actionszenen liegen, die das Spiel insgesamt sehr abwechslungsreich machen, oder auch am hohen Tempo, in dem die Geschichte erzählt wird.
Atlas Mugged macht da weiter, wo Zer0 Sum aufgehört hat. Die Serie schafft es, das Tempo auch über die zweite Episode hinweg hoch zu halten, witzig zu sein und Lust auf mehr zu machen. Bleibt nur zu hoffen, dass die Abstände zwischen den Episoden kürzer werden.
Für mich ist Tales from the Borderlands der Einstieg in die Borderlands-Welt - und es hat in mir das Interesse geweckt, auch die Shooter-Originale mal anzutesten. Telltales Grafikstil passt perfekt und die interessante Welt ist toll in Szene gesetzt. Die Geschichte entwickelt sich bisher sehr prächtig, die Charaktere sind klasse und mit Jack ist in dieser Episode noch ein Highlight hinzugekommen - bisher macht Telltale hier alles richtig! Richtig gut gefällt mir auch, dass Tales from the Borderland endlich mal wieder ein richtig witziges Spiel von Telltale ist. Ich jedenfalls kann die kommenden Episoden kaum erwarten und überbrücke die Wartezeit mit etwas Borderlands 2Axel Kothe
Ich habe von Telltales‘ neuem Werk schon erwartet, dass die moralischen Entscheidungen der letzten Spiele dieses mal keine Rolle spielen dürften, sondern mehr auf Action und Humor gesetzt wird. Dass der Opener von Tales of the Borderlands so viel Spaß macht, hätte ich aber nicht erwartet. Ich habe es wirklich genossen, der Geschichte zu folgen, auch wenn einige der Quicktime-Events so knapp waren, dass ich ganze Sequenzen mehrmals wiederholen musste. Ich persönlich kann Telltale- und Borderland-Fans dieses Spiel nur ans Herz legen und bin schon unglaublich gespannt, wie es weitergeht.
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