Im August 2015 erschien das episodische Horror-Adventure In Fear I Trust für Mobilgeräte. Mit der Hilfe von Publisher 1C Company wurde der Titel vor wenigen Tagen auf Steam für Windows veröffentlicht. Dieses Mal müssen Spieler aber nicht warten, denn alle Episoden wurden gleichzeitig veröffentlicht. Was das Spiel kann, haben wir uns für einen Test angesehen.
Der Protagonist des Spiels meldet sich am Anfang der ersten Episode freiwillig für eine Versuchsreihe. Dabei geht es offensichtlich um Gedankenmanipulation. Kurz darauf erwacht er in einer Zelle, der Rest des Komplexes ist allerdings verlassen. Nach und nach erforscht er die Anlage und stößt dabei auf zahlreiche Dokumente, Videoaufzeichnungen und andere Hinweise, die belegen, dass hier furchtbare Experimente mit Menschen durchgeführt wurden. Nachdem er am Ende des ersten Teils die Anlage verlässt, wird die Geschichte ab Episode zwei in seiner Vergangenheit fortgeführt. Erst in einer Schule, dann in einer Stahlfabrik und zuletzt in einem Kinotheater.
Etwas unklar bleibt bis zuletzt der direkte Zusammenhang der einzelnen Episoden. Zwar ist offensichtlich, dass es immer um die gleiche Person geht, die ihre Vergangenheit neu erlebt und sich an Details erinnert, der rote Faden fehlt allerdings ein wenig. Dafür funktionieren die vier Episoden in sich jeweils gut. Es gibt immer einen Komplex zu erforschen, in dem sich die gefundenen Hinweise zu einem Ganzen zusammenfügen. Ergänzt werden diese durch Zwischensequenzen und Erscheinungen, die ebenfalls weitere Informationen liefern. Dennoch bleibt der Spieler am Ende leicht verwirrt zurück. Eine fünfte Episode, welche die einzelnen Handlungsstränge wieder zusammenführt, oder zumindest ein Finale, welches die Umstände besser aufklärt, hätten dem Spiel gut getan.
Auffällig ist, dass die grafische und erzählerische Qualität sowie auch die der Zwischensequenzen von Episode zu Episode gesteigert wird. Während im ersten Kapitel bis auf das Intro nur wenige Sequenzen mit wenigen Personen zu sehen sind, wirkt die vierte Episode in dieser Hinsicht qualitativ hochwertiger. Ob gegen Ende ein höheres Budget aus den Verkäufen der vorigen Episoden zur Verfügung stand oder die Macher während des Entwicklungsprozesses dazu gelernt haben, bleibt Spekulation. Zumindest sollte man sich nicht vom ersten Eindruck täuschen lassen. Dennoch bleiben die teils schön modellierten Umgebungen bis zum Ende in den Nahansichten leicht verwaschen.
Das Spiel bietet von Anfang an einen gruseligen Soundteppich, der sich durch alle vier Episoden zieht. Was anfangs noch überladen wirkt, stellt sich im Verlauf des Spiels als gutes Element zur Steigerung der Atmosphäre heraus. Größtenteils gut gelungen ist dabei die englische Sprachausgabe, die mit ordentlichen Sprechern besetzt ist, die einen guten Job machen. Eine deutsche Übersetzung ist leider auch in Textform nicht vorhanden.
Die Rätsel bei In Fear I Trust präsentieren sich meist in Minispielen, in denen elektrische Schaltungen in die richtige Anordnung gebracht, Schlösser geknackt oder Apparaturen bedient werden müssen. Nichts davon ist wirklich neu, einige Kopfnüsse sind aber dabei. Die Schwierigkeit bewegt sich im unteren bis mittleren Bereich und alle Rätsel sind lokal lösbar, also nicht über mehrere Räume verteilt. Zwar machen einige der Aufgaben in ihrer Umgebung nicht unbedingt Sinn, richtig fehl am Platz sind sie aber auch nicht. Ein wichtiges Spielelement ist der sogenannte 'Retrospective Mode', der mit der R-Taste oder dem Mausrad ein- und ausgeschaltet wird. Dieser fungiert als Hotspot-Anzeige und Spielhilfe, außerdem können ausschließlich über diesen Modus die Stellen im Spiel gefunden werden, an denen Audio-Aufzeichnungen zu finden sind. Das ist etwas unglücklich gelöst, da vieles an Spielhilfe preisgegeben wird, obwohl der Spieler das vielleicht gar nicht will. Andererseits muss die Funktion ständig aktiviert werden, um die Audio-Aufzeichnungen nicht zu verpassen. Eine getrennte Lösung wäre hier besser gewesen.
Nicht so gut gelungen ist die Art und Weise, mit der das Spiel gesteuert wird. Nachdem die Mobilversionen bereits für ihre katastrophale Steuerung Schelte bekommen hatten (hier wurden auf dem Touchpad Analog-Sticks emuliert), setzt man unter Windows auf eine WASD-Steuerung. Mit der Maus wird die Laufrichtung vorgegeben und die linke Maustaste wird zum Manipulieren von Objekten genutzt. Letzteres funktioniert allerdings oft nicht präzise genug, so muss zum Öffnen von Türen genau die richtige Stelle getroffen werden. Da sich der Cursor nicht verändert, wenn die Maus über einen Hotspot fährt und manche Türen generell nicht geöffnet werden können, versucht man nach einer Weile, die Türen gleich mehrfach anzuklicken, um nichts zu verpassen. Die rechte Maustaste öffnet das Journal, in dem gefundene Schriftstücke noch einmal gelesen werden können. Auch hier wird es umständlich, denn ein Schriftstück muss erst angeklickt werden, dann kann noch in eine reine lesbare Textform geschaltet werden. Danach muss erst die Textform wieder verlassen, dann das Dokument geschlossen und dann das Journal wieder geschlossen werden. Während für die ersten beiden ein Pfeil in der linken oberen Ecke zur Verfügung steht, wird zum Schließen des Journals die Escape-Taste benötigt. Das ist wenig intuitiv und zieht sich durch das ganze Spiel.
Das Spiel speichert automatisch, unter anderem beim Verlassen des Spiels. Zudem kann jede einzelne Episode von vorne gestartet werden. Das macht dann Sinn, wenn man alle Schriftstücke, Audio-Aufzeichnungen, Erscheinungen, Gegenstände und Zwischensequenzen finden möchte. Am Ende jedes Kapitels präsentiert das Spiel eine Zusammenfassung.
In Fear I Trust kann durchaus Gruselmomente vermitteln. Auf explizite Jumpscares wird verzichtet, aber die Musik, die Dokumente, die Geistererscheinungen und die Zwischensequenzen erzeugen in Summe durchaus eine spannende Atmosphäre. Storyseitig wäre ein besserer Übergang oder eine bessere Verbindung zwischen den Episoden schön gewesen. Betrachtet man die einzelnen Kapitel separat, ergeben sich jedoch zumindest vier kleine gruselige Einzelgeschichten mit einer sehr lockeren Rahmenhandlung. Die Spielzeit liegt bei etwa einer Stunde pro Episode, je nachdem wie ausführlich die Dokumente gelesen und wie viele der einzelnen Hinweise gesammelt werden.
Ich bin ein bisschen zwiegespalten, was ich von dem Spiel halten soll. Das Gesamterlebnis kann nicht unbedingt als schlecht abgestempelt werden, die ganze Serie wirkt allerdings ein wenig zusammengeschustert. So als hätte man in der Entwicklung das große Ganze ein wenig aus den Augen verloren. Dennoch hat In Fear I Trust über weite Teile der Spielzeit hinweg Spaß gemacht, weil es immer wieder Neues zu entdecken gibt und zumindest die Episoden in sich interessant gestaltet sind.
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