Im Juni 2016 erschien Projector Face, ein kleines mit AGS erstelltes Point-and-Click-Adventure des unabhängigen Studios Fluik Entertainment. Wie uns der recht kurze Titel gefallen hat, erfahrt ihr in unserem Test.
Auf einem Dachboden in einem verfallenen Haus steht ein alter Filmprojektor. Eines Tages erwacht er und rüttelt sich und schüttelt sich, bis er in eine Kiste mit Kleidung fällt. Aus ihr entsteigt Projector Face, ein Mann im Smoking und mit einem Projektor als Kopf. Er fühlt sich allein und beschließt, Freunde zu finden. Auf einem Spielplatz trifft er einige Kinder, doch kann er nicht mit ihnen kommunizieren. Also muss er sich etwas einfallen lassen. Am besten, er zeigt ihnen Filme. Doch woher soll er sie bekommen? Er macht sich auf die Suche und findet bald einige Filmschnipsel, die er dann zusammensetzen und in eine Filmrolle spannen muss. Doch dass sein Vorhaben nicht so einfach ist, stellt sich schnell heraus.
Projector Face ist ein klassisches Point-and-Click-Adventure mit guten, alten Inventarrätseln. Diese sind nicht immer einfach zu durchschauen. Einige der zu findenden Objekte sind sehr klein und eine Komfortfunktion wie eine Hotspotanzeige sucht man vergeblich. Deshalb ist es nötig, die einzelnen, durchaus detalliert gestalteten Hintergründe genauestens abzusuchen. Auch werden manche Hotspots erst aktiv, wenn ihre Zeit gekommen ist. Gegenstände können im ständig eingeblendeten Inventar entweder miteinander kombiniert oder mit der Umgebung benutzt werden. Andere Rätsel, bis auf das Zusammensetzen der Filmschnipsel, kommen im Spiel nicht vor.
Gespielt wird ausschließlich mit der Maus, wobei die linke Maustaste zum Einsammeln von Objekten, Greifen von Objekten aus dem Inventar und zum Interagieren mit der Umgebung genutzt wird. Die rechte Maustaste kommt zum Einsatz, wenn Gegenstände wieder ins Inventar zurückgelegt werden sollen. Über einen Options-Button am oberen linken Bildschirmrand ist das Speichermenü aufrufbar. Hier können unendlich viele Speicherpunkte angelegt werden, das Spiel sichert den Spielstand allerdings auch von Zeit zu Zeit automatisch.
Projector Face ist nicht nur eine Hommage an die klassischen Point-and-Click-Adventures der Achtziger und Neunziger Jahre, sondern auch an die Stummfilmzeit des frühen zwanzigsten Jahrhunderts. Die wackligen schwarzweißen Texttafeln, die zwischendurch eingeblendet werden, tragen dazu genauso bei wie die einfache Pianomusik, die dem Spiel eine traurig-melancholische Stimmung verleiht. Hierzu passt auch schön die leicht dramatische Geschichte des einsamen Projektors und seiner Suche nach Freundschaft. Obwohl die Charaktere kaum echte Gesichtszüge zeigen, kann man dem Projektormann oft nur aufgrund seiner Körperhaltung seine Entäuschung ansehen, wenn seine Versuche, Freundschaften zu schließen, mal wieder nicht funktioniert haben.
Sehr schön anzusehen sind die handgezeichneten Hintergründe. Die Umgebung wurde bewusst als zerstört und vergammelt dargestellt. Türen sind vernagelt, Autos verrostet, Fensterscheiben zerschlagen. Die Grafiken sind ordentlich gestaltet und trotz der reduzierten Farbpalette schön anzusehen. Auch einige Animationen können sich durchaus sehen lassen. Lediglich einige Nebencharaktere wirken ein wenig wie Fremdkörper, da sie sich nicht sehr gut in die Hintergründe einfügen. Die Objektbeschreibungen und die Texttafeln sind im Übrigen ins Deutsche übersetzt. Allerdings kommt das Spiel nicht mit deutschen Umlauten klar, einige Tafeln wurden schlichtweg beim Übersetzen vergessen und es haben sich auch Tippfehler eingeschlichen. Dennoch erfüllt die Übersetzung im Großen und Ganzen ihren Zweck.
Projector Face ist ein schönes kleines Spiel für zwischendurch. Vor allem die melancholische Grundstimmung findet man in Adventures nicht oft und sticht wohlwollend heraus. Besonders Freunde klassische Adventure-Rätsel dürften hier ihre Freude haben.
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