Test

von  Michael Stein
26.04.2017
Memoranda
Getestet auf Windows, Sprache Englisch

Im Oktober 2015 veröffentlichte Entwickler Bit Byterz auf Kickstarter eine Kampagne zur Finanzierung seines Point-and-Click-Adventures Memoranda. Mehr als 25.0000 kanadische Dollar wurden eingenommen, erscheinen sollte das Spiel im Dezember des gleichen Jahres. Tatsächlich erschien das Spiel aber erst im Januar 2017. Wir haben einen Blick auf das Ergebnis geworfen.

Der fehlende Schlaf ist Mizuki anzusehen

Auf der Suche nach dem Namen

Mizuki kann sich nicht an ihren Namen erinnern. Neben ihres Gedächtnisverlustes leidet sie außerdem an Schlaflosigkeit. Denn immer wenn sie schlafen möchte, wird sie von einem seltsamen Seemann heimgesucht. Also streift sie durch ihre Heimatstadt und versucht, eine Lösung für ihre Probleme zu finden. Dabei trifft sie auf seltsame Menschen und Tiere oder Mischungen aus beidem. Diese stellen uns vor immer neue Aufgaben, die nach und nach gelöst werden müssen. Dabei geizt das Spiel nicht an surrealen Situationen und Gesprächen.

Zentrale Anlaufstelle: Die Stadtmitte

Point and Click durch und durch

Technisch präsentiert sich Memoranda als klassisches Point-and-Click-Adventure. Gesteuert wird mit der Maus, wobei die linke Maustaste zum Einsammeln und Manipulieren von Objekten dient und die rechte zum Betrachten von Gegenständen und Hotspots in der Umgebung. Zudem kann mit der Leertaste das Inventar geöffnet werden. Die Tab-Taste öffnet eine Umgebungskarte, auf der Schauplätze direkt ausgewählt werden können. Eine Hotspot-Anzeige liegt auf der F-Taste, und mit 'M' kann in ein Journal geschaltet werden, in dem Mizuki ihre Gedanken niederschreibt oder Fotos ablegt. Warum einige dieser Funktionen nicht den Weg in das automatisch ausklappende Menü am oberen Bildrand integriert wurden, bleibt unverständlich, da dort neben den Schaltflächen zum Laden, Speichern, der Spielanleitung und des Exit-Buttons durchaus noch Platz gewesen wäre. Das Inventar wird großflächig über den Bildschirm gelegt und ist sehr umfangreich. Zeitweise trägt Mizuki mehr als zehn Gegenstände mit sich herum, auf die bequem zugegriffen werden kann. Auch das Kombinieren von Gegenständen miteinander ist möglich. Bis auf die etwas umständlich über Tasten erreichbaren Funktionen steuert sich Memoranda bequem und intuitiv. Leider fehlt die Funktion, Mizuki schneller laufen zu lassen. Zumindest kann jedoch mit einem Doppelklick auf einen Ausgang schnell in einen anderen Raum gewechselt werden.

Mizukis Nachbar ist ein seltsamer Kauz

Probiere alles mit allem

Ein großes Problem ist von Anfang an, die gestellten Aufgaben zu verstehen. VIele der Rätsel erscheinen unlogisch und aufgesetzt. Warum braucht man einen Baseballschläger, um damit ein Loch zu graben, wenn man kurz zuvor noch im Besitz einer Schaufel war, die nach der ersten Benutzung ohne weitere Erklärung aus dem Inventar verschwindet? Oft fehlen auch einfach die passenden Hinweise. Bei einigen wenigen Rätseln wird sogar ein mehrstufiges Hilfesystem angeboten, doch selbst diese Hinweise sind viel zu vage und meist unnütz. All das steigert den Schwierigkeitsgrad auf eine unangenehme Art und Weise und veranlasst den Spieler dazu, praktisch jeden Gegenstand mit jedem Hotspot auszuprobieren. Es erscheint fast schon ironisch, dass Mizukis Kommentar dazu ist, dass sie ihre Zeit nicht damit verschwenden möchte, unnütze Dinge miteinander zu kombinieren. Insgesamt sind der Storyaufbau und das Rätseldesign die ganz große Schwäche des Spiels. Hinzu kommt, dass sich viele der Aufgaben, die Mizuki im Laufe des Spiels gestellt werden, einfach in nicht abgeschlossenen Handlungssträngen verlieren. So soll sie zum Beispiel für einen Elefanten einen Trank organisieren. Wurde dieser dann endlich gefunden, hat der Elefant überhaupt kein Interesse daran und wieder steht der Spieler vor der Frage, wie es denn nun eigentlich weitergeht. All das demotiviert und ist dem Spielfluss wenig zuträglich.

Vogelscheuche mit Identitätskrise

Eigentlich schön...

Dabei macht Memoranda im Grunde optisch eine gute Figur. Die Hintergründe sehen hübsch aus, haben einen durchgängiges und stilsicheres Thema. Ein kleiner Kritikpunkt sind die sehr hölzernen Laufanimationen bei Mizuki, andere Figuren laufen dabei überhaupt nicht, sondern stehen oder sitzen nur in der Gegend herum. Das Entdecken jeweils neuer Szenen macht durchaus Spaß, zumal das Spiel in diesem Punkt und für die Spielzeit von vier bis fünf Stunden recht umfangreich ist. Ständig erscheinen neue Orte auf der Karte, die zumeist sogar aus mehreren Hintergründen bestehen. Auch die Figuren sind liebevoll gestaltet.

Eine Katze als Opernsänger sieht man auch nicht jeden Tag

... und teilweise hörenswert

Die meist angenehm dezente Hintergrundmusik passt grundsätzlich zum Spiel, nur an wenigen Stellen setzt sie ein wenig überraschend ein. Fast jede Umgebung hat ein eigenes Stück aus dem 15 Titel umfassenden Soundtrack spendiert bekommen. Eher durchwachsen ist dabei die englische Sprachausgabe. Mizukis Stimme passt gut zum Charakter, betont aber stellenweise falsch. Das ist noch zu verschmerzen. Einige der Nebencharaktere wurden jedoch hörbar mit Laien besetzt, was den Spielspaß bei den Dialogen leicht trübt. Deutsche Untertitel waren zum Zeitpunkt des Tests nicht vorhanden, die Entwickler haben jedoch in einem der letzten Kickstarter-Updates um Hilfe bei der Lokalisierung in die deutsche und französische Sprache gebeten.

 

Fazit:

Das surreale Setting, die schönen Hintergründe und die liebevoll gestalteten Nebencharaktere hätten das Potential gehabt, aus Memoranda ein wirklich gutes Adventure zu machen. Leider wird dies durch das katastrophale Rätseldesign und die Logik-Lücken in der Story unterbunden. Was bleibt ist ein gut gemeintes, aber inhaltlich schlecht konzipiertes Spiel. Schade.

Galerie

Kommentar des Verfassers

Kommentare

detail

Memoranda sieht, abgesehen von den Bewegungsanimationen, hübsch aus und bietet eine interessante Spielwelt. Dass ich jedoch oft nicht wusste, wo ich weiterspielen soll und was das Spiel im Moment von mir erwartet, hat die Motivation in den Keller sacken lassen. Dem Spiel fehlt einfach der rote Faden, die Logik, die den Spieler zum Weiterspielen animiert. Das ist schade, denn eigentlich hätte aus Memoranda ein wirklich gutes Spiel werden können.

Redaktions-Wertung

Grafik
Musik
Steuerung
Atmosphäre
Rätsel

Gesamt

Pro
Contra
  • Schöne Grafik
  • Guter Soundtrack
  • Interessantes Setting
  • Unlogische Rätsel
  • Unbrauchbare Hilfe