Anzeige

Test

von  Janina Brünner
07.10.2017
Silent Footsteps
Getestet auf Windows, Sprache Englisch

Silent Footsteps heißt das erste Spiel des Entwicklers Frostlind Games. Es erschien im August diesen Jahres und ist aktuell lediglich auf der Website des Entwicklers als Download erhältlich. Versprochen wird ein reines Point-and-Click-Adventure ohne Actionsequenzen, welches ab 15 Jahren gespielt werden kann. Der Schauplatz liegt in Schweden, wobei das Spiel selbst in englischer Sprache gehalten ist. Die Grafik besteht größtenteils aus Fotografien, durch die sich der Spieler aus der First-Person-Sicht bewegt. Wir haben uns Silent Footsteps näher angeschaut und berichten von den Eindrücken, die in der etwa dreistündigen Spielzeit entstanden sind.

Im Apartment wird nach ersten Hinweisen gesucht

Nikki ist tot

Der Tod einer Freundin aus der Kindheit bringt Rebecca Carlson dazu, in ihre alte Heimatstadt zu reisen, um nach Antworten zu suchen. Angeblich ist Nikki bei einem Unfall gestorben. Rebecca wurde in ihrem Testament erwähnt und hat die Schlüssel zum Apartment erhalten. Außerdem die kurze Notiz "Folge meinen Fußstapfen". Doch warum tut ihre Freundin so geheimnisvoll? Um das herauszufinden schlüpft der Spieler in die Rolle von Rebecca und stößt schon bald auf Hinweise, die an die unterschiedlichsten Orte führen.

Aufgeteilt ist das Spiel dabei in drei größere Abschnitte, die als einzelne Kapitel angesehen werden können. Zusätzlich gibt es eine Traumsequenz, deren Sinn dem Spieler bis zum Schluss verborgen bleibt. Rebecca pausiert die Suche nach Antworten am Ende eines Abschnitts und reist zurück nach Hause, um einige Monate später zurückzukommen. Logisch ist diese Vorgehensweise nicht. Sie ist lediglich dadurch zu erklären, dass die Fotos der Hintergründe zu unterschiedlichen Jahreszeiten entstanden sind und so vom Entwickler besser integriert werden konnten.

Das Ende wirft weitere Fragen auf. Ein Nachfolger ist daher durchaus möglich.

Über eine Karte kann an neue Orte gereist werden

Reise von Ort zu Ort

Nach einem optionalen Tutorial, das die Steuerung eines Adventures erklärt, wird das Intro abgespielt. Jenes fällt relativ kurz aus. Rebecca befindet sich gerade auf der Autofahrt zum Apartment. Dort angekommen beginnt das eigentliche Spiel, wobei zunächst nicht ganz klar erscheint, was zu tun ist. Hilfe bietet bei Problemen ein Notizbuch. Hier ist die aktuelle Aufgabe vermerkt und durch einen Klick können weitere Details abgerufen werden. Größtenteils müssen Orte auf Hinweise untersucht und Gegenstände mitgenommen werden. Das an der oberen Bildschirmleiste angebrachte Inventar füllt sich dabei schnell. Per Rechtsklick kann sich der Spieler einzelne Objekte näher ansehen. Auch die Kombination von Gegenständen ist möglich. Generell gibt es an den jeweiligen Orten nur wenige Hotspots, die meistens spielrelevant sind. Dennoch können manche Objekte leicht übersehen werden, so dass auch eine Hotspotanzeige zur Verfügung steht.

Hinweise führen an weitere Orte

Die gefundenen Hinweise führen in der Regel zu neuen Orten, deren Eintrag dann auf einer Karte erscheint. Rebecca kann die freigeschalteten Bereiche jederzeit besuchen. Warum die Hinweise auf einen Ort hindeuten, ist für den Spieler nicht immer ersichtlich. Rebecca scheint hier mehr zu wissen und ist nicht nur in dieser Hinsicht wenig mitteilsam. Auch wenn es um das Lösen von Codes geht, wird dem Spieler gerade zu Beginn einiges an Arbeit abgenommen. So müssen zum Beispiel nummerierte Nistkästen gefunden werden. Nach dem Finden werden für den Code relevante Buchstaben automatisch hinzugefügt. Die eigentliche Denkarbeit entfällt. Solche Situation treten öfter auf und verderben dem Adventurespieler den Rätselspaß. Außerdem kommt es in einer Traumsequenz zu wimmelbildähnlichen Aufgaben, etwa wenn Zutaten für ein Essen gesammelt werden müssen. Hier findet sich das Spiegelei auch schon mal auf einer Motorhaube. Ein Minispiel in Form von Memory kommt ebenfalls vor. Immerhin werden die Rätsel im Laufe des Spiels etwas anspruchsvoller und Rebecca hält sich mit ihren Hilfen immer mehr zurück.

Traumsequenz mit Wimmelbildflair

Fotobearbeitung

Die Hintergründe bestehen fast vollständig aus Fotos, durch die sich der Spieler hauptsächlich in 90-Grad-Drehungen bewegt. Die Ausnahme bildet ein Raum in einer Traumsequenz. Jener Ort wurde unerklärlicherweise nicht aus einem Foto erstellt und will somit nicht zur sonstigen grafischen Darstellung passen. Einige Gegenstände sowie die Karte wurden ebenfalls gezeichnet. Das fällt allerdings kaum negativ auf. Leider hat die Bildbearbeitung bei sämtlichen Fotos zugeschlagen und einen Filter über die Bilder gelegt, der diese unnatürlich wirken lässt. Ohne diese Maßnahme hätte zumindest die stellenweise schöne Landschaft bewundert werden können, denn auf Animationen oder Bewegungen in den Hintergründen muss bei dieser Darstellungsform gänzlich verzichtet werden. Selbst die Autofahrt im Intro findet lediglich durch Standbilder statt. Auch auf Personen trifft Rebecca im Laufe des Spiels. Jene werden ebenfalls durch Standbilder dargestellt, wobei in den Traumsequenzen modellierte Fantasy-Figuren zum Einsatz kommen.

Rebbecca muss auch mit Personen sprechen...

Einseitige Gespräche

Zu der soliden englischen Sprachausgabe kommen fehlerfreie englische Untertitel. Allerdings ist die Anzahl der Texte insgesamt überschaubar. Einfaches Schulenglisch sollte daher ausreichen, um der Geschichte folgen zu können. Nicht überall kommt die Vertonung zum Einsatz. Zeitungsartikel oder Texte von Hinweistafeln müssen vom Spieler gelesen werden. Auch das Tutorial hat keine Sprachausgabe erhalten. In Gesprächen wird ein Zettel mit dem Text von Rebecca eingeblendet. Jener wurde daher ebenfalls nicht vertont und muss vom Spieler angeklickt werden. Daraufhin antwortet die Person, mit der das Gespräch geführt wird. Dieser Text wurde mit Sprachausgabe versehen.

Einstellungen zur Lautstärke von Musik, Sound und Sprachausgabe können im Menü getrennt vorgenommen werden. Die Musik bleibt größtenteils dezent und unauffällig. Beim Sound versucht der Entwickler die fehlenden Animationen auszugleichen, zwitschernde Vögel sind dabei passend ausgewählt. Autogeräusche wollen aber ohne jegliche Bewegung auf der Straße nicht richtig wirken.

... die teilweise dem Fantasybereich entsprungen sind

Fazit

Bei Silent Footsteps handelt es sich um das Erstlingswerk eines bisher unbekannten Indie-Entwicklers. Dennoch stellt sich bei manchen Negativpunkten die Frage, warum hier nicht bei anderen Werken geschaut wurde, wie es besser gehen kann. Da der Name Carol Reed fällt, will sich das Spiel offensichtlich daran orientieren. Die neueren Titel dieser Reihe verzichten mittlerweile auf die Bildbearbeitung. Silent Footsteps hätte dies ebenfalls gut getan. Auch der Trend, dass der Protagonist für den Spieler denkt sowie der Einbau von Minispielen oder Wimmelbildsequenzen kommt bei gewöhnlichen Adventurespielern in der Regel nicht gut an. Trotzdem ist das Spiel nicht komplett schlecht. Die Sprachausgabe erfüllt ihren Zweck und die Geschichte führt den Spieler an viele abwechslungsreiche Orte. Nur auf die überflüssigen Fantasyeinschläge hätte verzichtet werden können. Da auch die Rätsel im Laufe des Spiels fordernder werden, können all jene einen Blick riskieren, die gerade Adventure-Nachschub suchen, sich durch Fotos aus Schweden bewegen möchten und mit einigen Abstrichen zurechtkommen.

Galerie

Kommentar des Verfassers

Kommentare

detail

Warum wurden die Fotos verunstaltet? Das war mein erster Gedanke beim Start des Spiels. Schade ist das, denn eigentlich könnte Silent Footsteps vor allen Dingen mit den Hintergründen der abwechslungsreichen Schauplätze punkten. Auch die Geschichte des Spiels hat Potenzial, welches leider nicht voll ausgeschöpft wird. Einiges macht die Traumsequenz kaputt, deren Sinn ich mir weiterhin nicht erklären kann. Auch die Aufteilung in mehrere Kapitel wirkt unpassend. Wenn ein Mordfall vermutet wird, reist man nicht zwischendurch für einige Monate nach Hause, um dann wieder zu kommen und einfach weiter zu ermitteln. Bei den Rätseln hatte ich die Befürchtung, dass Rebecca sämtliche Denkarbeit übernimmt. Zum Glück bessert sich das im Laufe des Spiels, so dass ich zumindest stellenweise gefordert wurde.

Redaktions-Wertung

Grafik
Musik
Steuerung
Atmosphäre
Rätsel

Gesamt

Pro
Contra
  • Abwechslungsreiche Locations
  • Hintergründe wurden bearbeitet
  • Wimmelbildähnliche Sequenzen
  • Überflüssiger Fantasyeinschlag