Test

von  Michael Stein
11.03.2018
The Apartment
Getestet auf Windows, Sprache Englisch

The Apartment ist einer dieser Titel, die unverhofft auf Steam erscheinen. Versprochen wird ein First-Person-Adventure. Der unabhängige Entwickler Shattered Mirror kombiniert dabei nicht nur Konzepte aus erfolgreichen Spielen, sondern springt auch zwischen den Genres. Das kann gutgehen, muss es aber nicht. Der Titel beweist eindrucksvoll, dass viele Köche den Brei verderben, aber eins nach dem anderen.

Office-Arbeit wird gerne eingestreut, das macht das Setting plausibel

Eine unheimliche Mordserie

Das Spiel beginnt in der Wohnung des Protagonisten James Sachs. James ermittelt in einer mysterösen Mordserie, der bereits mehrere junge europäische Studentinnen zum Opfer gefallen sind. Sie alle haben gemein, dass sie durch die USA reisen und irgendwann in die Hände eines Mörders gerieten, der sie inszeniert an Tatorten abgelegt und ihnen Organe entfernt hat. Während James an den Tatorten ermittelt, schleichen sich als Übergang zwischen den zu besuchenden Orten immer wieder verstörende Traumsequenzen ein. Grundsätzlich ähnelt das Spielprinzip einer Mischung aus The Vanishing of Ethan Carter, Layers of Fear und der Ermittlungsarbeit, die aus der Sherlock-Holmes-Serie bekannt ist. Beim Zusammenziehen all dieser Komponenten, sollte sich ein interessantes Setting für ein Adventure ergeben. Leider erlauben sich die Entwickler schwere Patzer.

Die oft großen Areale sind durchaus ansprechend

Technisch auf solider Basis

Tatsächlich macht The Apartment optisch einen guten Eindruck. Neben einer sehr weitläufigen Landschaft und einer angenehmen Soundkulisse punktet das Spiel mit ausreichend guten Sprechern. Deutsche Untertitel sind hingegen nicht vorhanden. Dennoch sollte das Spiel auch mit rudimentären Englischkenntnissen spielbar sein, denn wichtige Informationen in Dialogen kommen nur selten vor. Ein Inventar gibt es nicht, stattdessen können Gegenstände aufgehoben und mit gedrückter linker Maustaste durch die Gegend getragen werden. Dies ist allerdings etwas umständlich, da die Objekte beim Gehen unkontrolliert rotieren. Ein präzises Platzieren in der Umgebung fällt schwer. Genau das ist aber wichtig, da manche Objekte auch als Sprungbrett benutzt werden können oder sogar müssen.

Irgendwann kommt jeder an den Punkt, an dem er das Spiel verflucht.

Je später, desto schlechter

Genau diese Sprungeinlagen werden im späteren Verlauf des Spiels zum echten Problem. So müssen zum Beispiel Scheinwerfer vor Durchgängen platziert werden, um auf diese zu springen und damit eine bessere Position zu erreichen. Das gestaltet sich schwierig, denn die Engine ist zickig. Nur mit viel Probieren und ausreichend Geduld lässt sich der nächste Abschnitt erreichen. Dazu kommen sehr abstruse Rätsel, deren Lösung im Nachhinein immer noch schwer nachvollziehbar sind. Trial and Error ist hier unser Freund. Ganz schlimm wird es allerdings in der letzten Spielstunde, in der sich unser getarntes Adventure unvermittelt in einen reinen Ego-Shooter verwandelt. Ja, richtig gelesen. Plötzlich geht es um das Ergattern besserer Waffen, begrenzte Munition, schnelle Reaktion und gute Reflexe. Für Adventurespieler ist das natürlich ein absolutes No-Go. Wäre darauf in der Spielbeschreibung hingewiesen worden, dann wäre das ja in Ordnung. Wurde aber nicht.

Fazit

Wir müssen uns nicht weiter mit diesem Titel beschäftigen. Letztendlich wird dem Spieler ein Genre-Mix untergeschoben, ohne ihn im Vorfeld zu informieren. Dabei mischen die Entwickler jegliches Spielprinzip zusammen, das in Ego-3D möglich ist. Welche Zielgruppe damit erreicht werden sollte, bleibt ein Rätsel.

Galerie

Kommentar des Verfassers

Kommentare

detail

Du lieber Himmel, was ist denn hier passiert? Es sieht aus, als hätten sich Leute mit völlig unterschiedlichen Interessen gleichberechtigt an ein Spiel gesetzt. Einer wollte ein Adventure, einer wollte ein Survival-Horror-Spiel und einer wollte einen Ego-Shooter. Und man dachte sich: Ach, wir bauen das einfach alles ein. Passt schon. Nein, passt nicht. Genau das ist die ganz große Negativseite des Spiels. Das ist weder Fisch, noch Fleisch, noch Gemüse. Das ist alles in einem Topf und gründlich durchgerührt. Dabei kann im besten Fall etwas sehr Geniales rauskommen. Bei The Apartment kommt leider nur Schrott raus. Deshalb Daumen runter.

Redaktions-Wertung

Grafik
Musik
Steuerung
Atmosphäre
Rätsel

Gesamt

Pro
Contra
  • Schön umgesetzte Grafik
  • Soundkulisse und Sprecher passend
  • Anfangs interessantes Setting...
  • ... das leider immer schlimmer wird
  • Shooter-Elemente
  • Unpräzise Steuerung
  • Wirres Storytelling