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Test

von  Melanie Hanschur
13.02.2020
The Red Strings Club
Getestet auf Windows, Sprache Deutsch

Mit The Red Strings Club veröffentlichte Devolver Digital im Januar 2018 den von Deconstructeam entwickelten Cyberpunk-Titel. Wie dieser Dialoge, Töpfern, abendliches Bartreiben sowie andere interessante Dinge miteinander verknüpft und ob diese Mischung gelungen ist, berichten wir euch in unserem Test.

Es fängt ja schon mal gut an

Am Anfang steht ein freier Fall

Mit einem solch ungewöhnlichen Start wird sofort deutlich, dass dieses Spiel seinen ganz eigenen Weg geht und gleich mit einer Überraschung beginnt, ebenso, dass plötzlich eine Funken sprühende Dame die Bar, den Red Strings Club, betritt, die Treppe herunterpurzelt und als bemitleidenswert aussehendes Paket am unteren Ende liegen bleibt. Das ist eine sehr gute Einstimmung darauf, sich auf den ganz eigenen Charakter des Spiels einlassen zu können. In diesem geht es darum, herauszufinden, welche Vorgänge sich bei dem altruistischen Konzern Supercontinent Ltd. abspielen und welche Folgen dies für die Bevölkerung haben kann. Somit gibt es für die Protagonisten, Barkeeper Donovan und Hacker Brandeis, kein geringeres Ziel, als die Welt zu retten!

Schlicht und schön

Es handelt sich hierbei um ein Third-Person-Adventure mit Pixelgrafik. Letztere ist solide und gelungen, ohne neue Maßstäbe zu setzen. Sie erzeugt, besonders in Kombination mit der Hintergrundmusik, eine passende Stimmung. Auch wenn es wenig verschiedene Schauplätze zu bestaunen gibt, wird es auch im Red Strings Club nicht langweilig, obwohl sich alles hauptsächlich dort abspielt. Durch den Wechsel aus Dialogen und kleinen Spielchen sowie der Musik, die sich mit der jeweiligen Situation ebenfalls ändert, ist für Abwechslung gesorgt.

Deutscher Text ist verfügbar, eine Sprachausgabe gibt es nicht, was bedeutet, die meiste Zeit der rund achtstündigen Spieldauer mit Lesen beschäftigt zu sein und Antworten im Verlauf der Dialoge auszuwählen.

An bestimmten Stellen im Spiel findet eine automatische Speicherung statt, manuell ist dies nicht möglich. Folglich muss schon mal eine Weile gespielt werden, bevor wieder ein Speicherpunkt erreicht ist. Gerade durch die teilweise langen Abstände mangelt es dadurch hier leider an Komfort.

Ungewöhnliches Gameplay

Der Schwerpunkt liegt bei The Red Strings Club auf den Dialogen, die es aufmerksam zu verfolgen und bewusst zu steuern gilt. Die Wahl der Antworten kann den Verlauf der weiteren Geschehnisse beeinflussen. Während vieler Gespräche im Red Strings Club besteht die Möglichkeit, den Gästen Drinks zu mixen und so ihre Stimmung entscheidend zu beeinflussen. Dieses Minispiel findet sehr oft Anwendung und erfordert sowohl technisch als auch beim inhaltlichen Vorgehen Fingerspitzengefühl.

Es gibt ein Notizbuch, in dem sowohl die zu klärenden Fragen als auch bisher gewonnene Erkenntnisse festgehalten und eingesehen werden können. Außerdem verfügt das Spiel über einen roten Faden, der wichtige Punkte mit einem Text am unteren linken Bildschirmrand zusammenfasst und somit noch einmal gesondert hervorhebt.

Die vorkommenden kleinen Spiele sind eine interessante Idee, werden aber von ihrer Präzision her sowohl manchmal unsauber, als auch mitunter zu häufig eingesetzt. Durch die Wiederholung nutzt sich das Prinzip dann mit der Zeit doch etwas ab.

Statt eines typischen Point-and-Click-Adventures handelt es sich bei The Red Strings Club um einen Titel, bei dem es nur in ganz wenigen Szenen überhaupt die vorhandenen Räumlichkeiten abzusuchen und Gegenstände zu benutzen gibt. Ein Inventar ist erst gar nicht vorhanden, da es bei diesem Spiel darum geht, die Machenschaften des Konzerns aufzudecken, indem die Gespräche aufmerksam verfolgt und in die gewünschte Richtung gelenkt werden können. Dessen sollte man sich bewusst sein, denn die meiste Zeit finden Dialoge und die bereits erwähnten Mini-Spiele statt, das macht den Großteil des Spielerlebnisses aus. 

Da nach Beendigung des Spiels die Möglichkeit des Resettens besteht, ist davon auszugehen, dass es alternative Enden oder unterschiedliche Abläufe gibt, die durch die eigenen Entscheidungen freigeschaltet werden können.

Brandeis, wie er leibt und lebt

Starke Persönlichkeiten

Trotz der Textlastigkeit des Spiels gelingt es, alle vorkommenden Charaktere sehr unterschiedlich darzustellen, sowohl mittels ihres Auftretens, als auch durch die Denkweisen und nicht zuletzt die Begleitmusik während ihrer Anwesenheit. Es werden Sympathien und Abneigungen hervorgerufen, die regelrecht provoziert werden, besonders durch die starke Überzeichnung einiger besonderer Merkmale. So ist die Anwältin des Konzerns, wie es so dem allgemeinen Bild entspricht, kühl und berechnend.

Ein wenig Humor darf nicht fehlen

Fazit

The Red Strings Club bietet einen Ausflug in eine futuristische Welt, die es vor schädlichen Einflüssen und einem möglichen Untergang der freien und selbstbestimmten Menschheit zu beschützen gilt. Dabei wirkt das Spiel niemals zu düster oder bedrückend, sondern behandelt die Thematik mit dem nötigen Ernst, erlaubt sich aber, immer wieder Witze einzustreuen, die die Stimmung etwas auflockern. Albern oder platt wirkt das Ganze dabei allerdings nie. Es bleibt von Anfang bis Ende spannend, bietet verschiedene, unerwartete Wendungen und sorgt für ein interessantes Spielerlebnis. Die positiven Punkte überwiegen und die negativen Aspekte sind nicht so gravierend, dass der Spaß dadurch zu stark beeinträchtigt wird. Daher wirklich empfehlenswert.

Galerie

Kommentar des Verfassers

Kommentare

detail

Gänzlich ohne Erwartungen oder konkrete Vorstellungen habe ich mich ins Abenteuer gestürzt - und das war auch gut so. Belohnt wurde ich mit einem Spielerlebnis, das ich als sehr ungewöhnlich und beeindruckend in Erinnerung behalten werde. Auch wenn es Dinge gab, die mir nicht so gefielen, war ich von Anfang bis Ende bei der Sache und wollte stets wissen, wie sich die Geschichte entwickelt. Hat mir Spaß gemacht!

Redaktions-Wertung

Grafik
Musik
Steuerung
Atmosphäre
Rätsel

Gesamt

Pro
Contra
  • Titel mit erfrischend ungewöhnlicher Charakteristik
  • Verlauf des Spiels immer unvorhersehbar, von Anfang bis Ende
  • Starke Charaktere, sowohl auf eigener, als auch auf gegnerischer Seite
  • Angemessener Ernst, das Thema betreffend, dennoch nicht zu trocken, sondern teils witzig
  • Unsaubere Steuerung der Minispiele
  • Häufige Wiederholung des Drinkmixens, kann auf Dauer ermüdend wirken
  • Kein manuelles Speichern möglich, teilweise lange Abstände zwischen den Speicherpunkten