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Test

von  Michael Stein
29.03.2020
The Suicide of Rachel Foster
Getestet auf Windows, Sprache Deutsch
85%

Das italienische Studio ONE-O-ONE hat im Februar 2020 sein First-Person-Explorationsspiel The Suicide of Rachel Foster über Publisher Daedalic Entertainment veröffentlicht. Schon im Sommer 2019 durften wir eine erste Demo-Version in der Indie Arena der gamescom in Köln anspielen. Nun unser Test zu dem Titel, der schon seinerzeit vielversprechend aussah.

Manchmal läuft es anders als gedacht

Die Erkenntnis der Nicole Wilson


Nicole Wilson hat vor etwa 15 Jahren mit ihrer Mutter Claire über Nacht das familieneigene Hotel in Montana verlassen. Der Grund war eine Affäre ihres Vaters mit der 16-jährigen Rachel Foster, welche sich später das Leben nahm. 1996, nach dem krankheitsbedingten Tod ihrer Mutter, soll sie gemäß Claires Testament das Familienanwesen verkaufen, ihren Studienkredit abbezahlen und das übrige Vermögen an die Familie von Rachel spenden. Dazu muss sie sich nach Montana begeben, um sich mit einem Anwalt zu treffen, den ihre Mutter mit der Veräußerung des Vermögens beauftragt hat. Der Tag ihrer Anreise liegt allerdings ungünstig, denn in der Region tobt gerade ein Schneesturm, welcher Nicole nach ihrer Ankunft von der Außenwelt abschneidet. Auch der Anwalt Jenkins kann das Hotel nicht mehr erreichen. Allerdings erhält Nicole kurz nach ihrer Ankunft einen Anruf von Irving, einem Angestellten des Katastrophenschutzes, mit dem sie über das Spiel hinweg in Verbindung steht.

Im Haus gibt es SEHR viele Treppen

Langsame Entwicklung einer seltsamen Geschichte


In der Telefonkommunikation mit Irving liegt eines der Schlüsselelemente des Spiels. Viele der im Hotel gefundenen Gegenstände geben Rätsel auf und Nicole kann sich mit Irving darüber austauschen. Hier wird auch klar, woher The Suicide of Rachel Foster seine Inspiration nimmt. Es ist unverhohlen eine Kombination aus den Entdeckungsmechanismen von Gone Home, in dem eine Frau das Haus ihrer Kindheit und die damit verbundenen Ereignisse wiederentdeckt, verbunden mit dem spannenden Element eines Firewatch, mit einem Fremden ausschließlich über eine Sprachverbindung Vertrautheit aufzubauen. Auch wenn der tatsächliche Verlauf der Geschichte, angereichert durch Thriller-Elemente, einen anderen Verlauf nimmt als bei den Vorbildern, ist die Vorlage unverkennbar.

Ein bisschen Retro gehört dazu

Klassisches Exploration Gameplay


Technisch erlaubt sich The Suicide of Rachel Foster dabei keine Experimente. Die bewährte First-Person-Mechanik, die dem Exploration-Genre inzwischen als Grundstein dient, findet auch hier Anwendung. Die Fortbewegung erfolgt auf dem PC über die Tastenkombination WASD und die Maus wird zum Drehen der Sicht verwendet. Gegenstände können mit der linken Maustaste angesehen und in 3D gedreht werden. Einstecken lassen sie sich mit der rechten Maustaste, allerdings steht kein Inventarbildschirm zur Verfügung. Vielmehr können eingesammelte Objekte automatisch dort verwendet werden, wo Nicole sie braucht. Zudem steht eine Karte der verschiedenen Stockwerke zur Verfügung und Rachel findet auch einige technische Gegenstände, die bei Bedarf eingesetzt werden können. All das wird über die Tastatur gesteuert.

Erinnerungen sind wichtig

Der Dialog als Spielmittel


Die Gespräche mit Irving enthalten Auswahldialoge, die allerdings nicht viel Auswirkung auf das Spiel haben, sondern mehr als Beitrag zur starken Atmosphäre des Spiels angesehen werden sollten. Diese werden auch durch die ausgezeichnete englische Sprachausgabe untermauert. Die Auswahl der Dialogoptionen erfolgt mit dem Mausrad und der linken Maustaste. Sowohl die Charaktere als auch die Sprecher sind gut gewählt und können ihre Emotionen durchaus gut vermitteln.

Tolle Aussichten durchs Fenster

Technisch auf hohem Niveau


Sowohl grafisch als auch akustisch kann The Suicide of Rachel Foster mit den Genre-Vertretern mithalten. Das Hotel als einzige Lokation ist sehr groß. Es erstreckt sich über mehrere Stockwerke inklusive eines weitreichenden Kellergeschosses und einer über einen unterirdischen Gang angebundene Kapelle. Die Grafiker haben sich hier viel Mühe gegeben, eine tolle Umgebung zu schaffen und auch die Soundeffekte tragen einen erheblichen Teil zur Atmosphäre bei. Ein wirklich gut gelungener Song in den Credits kann schon von Anfang an aus dem Hauptmenü heraus abgespielt werden. Technisch macht The Suicide of Rachel Foster damit tatsächlich alles richtig.

Auch ein bisschen Unordnung darf sein

Fazit


Wer Explorationsspiele wie The Vanishing of Ethan Carter, Firewatch oder Gone Home mag, kann mit The Suicide of Rachel Foster fast schon nichts mehr verkehrt machen. Ein klein bisschen Nervenkitzel ist allerdings dabei, weshalb sich zarte Gemüter zweimal überlegen sollten, ob sie sich das Spiel antun. Es gibt allerdings keine wirklich brutalen Szenen oder heftige Schockmomente. Die Spannung wirkt hier meist eher permanent im Hintergrund mit.

Galerie

Kommentar des Verfassers

Kommentare

detail

Mir persönlich hat The Suicide of Rachel Foster sehr gut gefallen. Die Spannung bleibt über die Spielzeit von etwa vier Stunden dauerhaft erhalten, die Geschichte entwickelt sich gut und grafisch gibt es an dem Titel sowieso nichts auszusetzen. Besonders hat mich allerdings überrascht, dass Daedalic ohne große Presse-Ankündigung einen außerordentlich guten Titel unter der eigenen 'Feder' veröffentlicht hat. Das gibt Hoffnung, dass vom einstigen Platzhirsch im Adventure-Genre doch noch etwas zu erwarten ist.

Redaktions-Wertung

Grafik
Musik
Steuerung
Atmosphäre
Rätsel

Gesamt

Pro
Contra
  • Tolle grafische Umgebung
  • Spielzeit genau richtig
  • Gute Story-Entwicklung
  • Ziele stellenweise unklar