Nein Chris, ich verwechsle nichts. Du ziehst willkürlich eine Trennlinie zwischen Handwerk und Kunst, und zwar da, wo du denkst, dass sie hingehört.
Axel, Du verwechselst Handwerk mit Kunst. Monkey Island ist grandioses Handwerk. Aber eben keine Kunst und so will es auch nicht verstanden werden. Die Storyline ist klar und das Spiel will schlicht unterhalten. Indiana Jones, die Filmetrilogie, ist keine Kunst, aber Filmkunst. Die Wortform ist dieselbe, die Bedeutung unterschiedlich.
Kunst, einmal im Sinne von Handwerk, und Kunst im Sinne der schönen Künste. Das sind zwei paar Schuhe. Wir müssen uns also vorher einigen, worüber wirt reden, sonst sprechen wir aneinander vorbei.
Die Welt von Neverhood hingegen ist wie ein modernes Kunstwerk, auch grafisch ist es Kunst bzw. spielt auf einem anderen Niveau, man muss sich dazu anders verhalten. Das einzige, was ihm ein wenig von seiner Aura nimmt, ist, dass es verkauft wurde bzw. Geld damit gemacht wurde und es sticht aus dem konventionellen Spielgeschehen heraus. Wir können jetzt natürlich die Begriffe zerreißen, sie aufschwemmen und verwischen. Doch dann brauchen wir uns nicht mehr zu unterhalten, da es ein rein destruktives Vorgehen ist, bei dem am ende kein Wort mehr seine ursprüngliche Bedeutung hat.
Und nicht vergessen: Natürlich ist The Neverhood auch kommerziell und zu gewissen Stücken ein Produkt.
Habe ich auch geschrieben. Es geht darum, dass es das erste Adventure gewesen ist, bei dem es eine künstlerische Dimension gibt. Ich will jetzt auch hier kein BUch schreiben: Einfach selber mal Schiller, Lessing, Kant etc, lesen.
Und die politische, liberale Kunst ist wieder eine andere Schiene. Das ist die Kunst, die im Zuge der Liberalisierung von Kunst auch Aussagen trifft. So wie alles ist Kunst, wenn ich es ins Museum stelle. Aber selbst die würden Monkey Island den Kunststatus absprechen und eher The Neverhood geben. Das hängt natürlich auch von den Akteuren im Feld der Kunst ab, was Kunst ist, und was nicht.
Neverhood verwendet eine andere Methode zur Erstellung der Grafiken als Monkey Island und 99Prozent der anderen Computerspiele. Das macht bes für mich noch lange nicht zur Kunst. Im Gegenteil, eine tolle Pixelgrafik kann für mich genauso, wenn nicht noch mehr Kunst sein als abfotografierte Knetmännchen.
> keine Abstraktion. Wenn das keine Abstraktion ist, dann weiß ich es nicht.
Das trifft aber wiederum nochmals viel deutlicher auf niedrig aufgelöste Pixelgrafik zu...
Genauso Arthouse vs. Blockbuster. Letztendlich sind das nur Zielgruppenbeschreibungen für Filme. Was davon letztendlich tatsächlich künstlerisch wertvoller ist geht aus diesen Begriffen nicht hervor.
Also wir brauchen uns nicht darüber zu unterhalten, dass Monkey Island keine Kunst ist. Auch nicht, dass ein guter Zeichner noch lange kein Künstler ist. Aber es geht ja eben darum, dass The Neverhood auch keine Kunst ist.
Das Kunst keine spezielle Aussage haben darf halte ich entweder für aus dem Kontext gerissen oder schlichtweg falsch. Nehmen wir doch mal ein anerkanntes Kunstwerk - The Chess Players von James Northcote. http://www.ludix.com/moriarty/images/players.png
Das Bild hängt im Worcester Art Museum. http://www.worcesterart.org/
Es hat, zwar eine subtile, aber dennoch erkennbare Aussage. Offenbar ist der Künstler im goldenen Kostüm gegenüber den Spielern in den dunklen Kostümen erhaben. Und die Kunst (das Buch das er hält) gegenüber dem Spiel (das Schachspiel) erhaben.
Rein zufällig -) hat Brian Moriarty, der Designer der alten Infocom Textadventures und dem uns gut bekannten Lucas Arts Adventure Loom, dieses Bild in seiner Argumentation, dass Computerspiele keine Kunst sind, verwendet. Vielleicht hast du sie ja gelesen. http://www.ludix.com/moriarty/apology.html
Worauf ich hinaus will. Beide Punkte die du da anführst, weshalb The Neverhood Kunst sein soll, halte ich für zu schwache Argumente.
Ich versuche sie mal zu extrahieren.
- The Neverhood ist Kunst, weil es keine Aussage hat.
- The Neverhood ist Kunst, weil man es im Museum austellen könnte.
Angenommen ich würde jetzt eine Leinwand einfach nur blau ausmalen. Dann hätte dieses Gemälde keine Aussage und man könnte es im Museum ausstellen. Aber ist es deswegen Kunst?
Hast du noch stichhaltigere Argumente?
Ich sehe keinen tieferen Sinn, keine philosophische Aussage,
Kunst muss keine spezielle Aussage haben bzw. darf sogar für viele Kunsttheoretiker keine spezielle Aussage haben. Genau das erfüllt für mich The Neverhood. Kunst muss in der Rezeption autonom sein. Monkey Island ist handwerklich gut gemacht, wie ein Blockbuster. Du musst zwischen Kunst im Sinne von Handwerk und der Kunst unterscheiden. Natürlich ist The Neverhood auch kommerziell und zu gewissen Stücken ein Produkt. Aber, es war das erste Adventure, dass wie spätere Spiele wie Machinarium wirkliche Kunst, etwas, dass Du im Museum als Installation aufstellen könntestbzw. Du könntest Nachts auf Arte damit einen Kurzfilm machen. Monkey Island würden sie dort nicht zeigen.
Darüber hinaus ist das Spiel vom Designaspekt betrachtet ein Vorreiter. Ich rede nicht nur von der Knetmasse, sondern von der Gestaltung.
keine Abstraktion. Wenn das keine Abstraktion ist, dann weiß ich es nicht.
Der Bäcker versteht die Kunst des Backens. Er ist sehr gut darin Brötchen zu backen. Deswegen sind die Brötchen aber keine Kunst.
Lucasarts macht die besten Brötchen in der Branche, neben Telltale. Ich liebe BRötchen. Sie machen aber keine Kunst!
[...]in Kunsttheorien einteigen[...] - Ja bitte, sehr gerne.
Also das du soweit gehen würdest und es tatsächlich Kunst nennst, hätte ich nicht gedacht. The Neverhood ist ein kommerzielles Produkt. Es dient zu großen Teilen der Unterhaltung - Und das auch nur, wenn man die Rätsel nicht als Unterhaltung einstuft. Ich sehe keinen tieferen Sinn, keine philosophische Aussage, keine Abstraktion. Auf künstlerisch gestaltet hätte ich mich eingelassen, sofern du nicht diversen anderen Spielen dieses Attribut aberkannt hättest. Aber Kunst - Nein!
Ja, es gibt da Unterschiede zwischen handwerklich gut gemacht und Kunst. Monkey Island, eines meiner Lieblingsadventures, ist ein tolles Produkt und The Neverhood, ebenfalls eines meiner Lieblingsadventures, ist ein tolles Kunstwerk.
Oder um es in andere Kategorien zu packen. Monkey Island ist Blockbuster und The Neverhood Arthouse. Völlig wertfrei gemeint. Und bevor wir hier in Kunsttheorien einteigen. Ja, ich denke, Monkey Island ist keine Kunst, aber ein riesen tolles Produkt.
Was heißt den künstlerisch gestaltet ? Und Spiele wie Monkey Island waren etwa nicht künstlerisch gestaltet ?
Oder muss es aus Knete sein, damit etwas künstlerisch gestaltet ist?
Mich interessiert nur eins - Ob das The Neverhood Remake für PC rauskommen wird. DRM, Hardware mit 3 Tagen Halbwertszeit und Iphone können mich mal am Arsch. Hatte genug Ärger mit der PS3. Nicht zuletzt seit dem Hackangriff gehe ich über PSN nicht mehr online. Und seit kurzem kann ich die ersten runtergeladenen Spiele nicht mehr spielen. Zum Reaktiviern am PSN anmelden heißt es.
Scheiße alles.
Das waren ja sozusagen die Vorreiter für World of Goo, Machinarium und Co. Ich glaube The Neverhood war das erste künstlerisch gestaltete Adventure überhaupt. Ich finde der Titel könnte auch jetzt in höherer Bildauflösung noch gut mithalten. Das Spiel ist gut gealtert.
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