“Ich versuche nicht, meine Denkweise in Bezug auf die Kraft dieser Geschichte zu limitieren, weil es sich hierbei um ein Computerspiel handelt. Ich denke, dass wir Computerspiele erschaffen können, die genau so gut sind wie jede andere Form von Entertainment.“
Ich finde eigentlich, dass sich ernste und komödiantische Adventures in den vergangenen Jahren ziemlich die Waage halten. Natürlich sind diese produktionstechnisch und oftmals auch qualitativ weit von heutigen Shooter- oder Rollenspiel-Standards entfernt, aber das ist sicherlich ein anderes Thema. Dann müsste man eher fragen, weshalb sich das Genre an sich nicht weiterentwickelt hat, die eigentliche Themenvielfalt finde ich allerdings ganz annehmbar.
Nachtrag:
'Max Payne 2' wurde ja weiter Unten als Beispiel für ein Computerspiel mit ernster Thematik erwähnt. Der arme Kerl hat gerade Frau und Kind verloren und will sich nun an ihren Mördern rächen. Ein Plot, der glaubwürdig das Verhalten einer Spielfigur in einem Shoter erklären kann. Würde sich Herr Payne allerdings, anstatt rumzuballern was seine Magazine hergeben, an einem Maschinenrätsel versuchen oder einen Magneten an eine Angel binden oder sonst etwas tun, was den Adventure-Alltag so ausmacht, dann würde ich das entweder unglaubwürdig finden oder als Form von Verdrängung deuten und bei Letzterem würde ich ihm als Spieler nicht behilflich sein wollen :)
@realchris: Ja, warum eigentlich nicht?
-Wahrscheinlicher Höhepunkt de Erfolges: Check
-größte Budgets und beste Grafik: check
-Marktübersättigung: check
-alles überschattende Megatitel: check
-absolut fehlende Inovation: check
-ermüdende Riesenserien: check
-Zwei Giganten die sich gnadenlos mit ihren Serien bekriegen: check
-ein anderes Genre, welches gerade aufkommt: fehlt leider im Konkurenzbereich noch, ausser vieleicht Socialgames
Ich bin mir ziemlich sicher, dass das Adventure das Genre der Zukunft sein wird. Es wird dann möglicherweise nicht als Adventure bezeichnet werden. Der Spieler wird einfach zum Avatar. So wie im Holodeck bei Star Trek. Immer da, wo ein Autor oder Regisseur einem Spiel eine FESTE Geschichte gibt, die der Spieler durchlaufen muss, wird es Adventureelemente haben. Interaktive Geschichten werden mal das Genre sein und letztlich die logische Fortsetzung des Adventures. Ich kann mir gut vorstellen, dass der Ego Shooter auch mal in eine Krise gerät.
Ich sehe da aber noch ein Problem ernster und realistischer Adventures: spaßige, innovative Rätsel lassen sich dort nicht so glaubwürdig einbetten und wirken eher erzwungen. Im Alltag steckt man nun mal keinen Pullover 200 Jahre lang in die Waschmaschine um ihn auf Hamsterkonfektionsgröße einlaufen zu lassen :)
Übrigens mal ein schönes Zitat zum Thema aus unserem Interview mit Agustin Cordes, in dem sich Agustin recht ausführlich zu diesem Thema geäußert hat. Für meinen Geschmackt trifft er den Nagel auf den Kopf:
Wenn Spiele eines Tages eine Kunstform sein wollen, den Spieler emotional wirklich berühren möchten und lebensverändernde Erfahrungen bieten wollen, müssen Entwickler, Publisher und Spieler damit aufhören, sich über den verfluchten Wiederspielwert, die Herausforderung und das Gameplay zu sorgen. Die Gesamterfahrung und die Story sind die Dinge, die sie annehmen müssen. Mit anderen Worten: In erster Linie sollten es keine Spiele sein, die wir erwarten. Es mag sich paradox anhören, aber so sehe ich es.
Pardon aber realchris Idee ist nicht so neu wie sie erscheint. Eher sehe ich dadrin eine Variation des Werbeadventures Tower.
Ok an Episoden / Onlineverkauf habe ich nicht gedacht, weil mir diese Verkaufsweise immer noch unbehaglich ist.
Als ich Jane Jensen bei den Sprachaufnahmen zu Gray Matter in London besucht habe, sagte sie, dass das Adventure-Genre sein wirkliches Publikum noch nicht gefunden hat und eine der Hauptaufgaben die sein müsste, dieses in der Theorie vorhandene Publikum zu erschließen und genauso sehe ich es auch.
Ist natürlich ein schwieriger Punkt, da es hier auch viel um Marketing geht, was wiederum bedeutet, jemand muss richtig Geld in die Hand nehmen, um dieses bislang unerreichte Publikum zu erschließen.
Ich persönlich glaube, dass dieses unerschlossene Publikum gerade unter den Erwachsenen zu finden ist, die vielleicht gar nichts mit Computerspielen zu tun haben, die aber auf starkes Storytelling in anderen Medien stehen. Problem: Selbst wenn dieses Klientel auf heutige Adventures aufmerksam würde, wäre die durchschnittliche inhaltliche Qualität so niedrig, dass kaum jemand diese Art von Spiel ernst nehmen würde. Eine Grundvoraussetzung wäre also schon mal ein wesentlich (!!!) höherer Durchschnitt beim Inhalt.
Ihr könnt mich für verrückt erklären, aber ich persönlich glaube, dass das Stichwort FMV hier Wunder wirken könnte. Klar, es gab sehr viele schlechte FMV-Spiele in den 90ern, es gab aber auch einige wenige Spiele, die angedeutet haben, wie viel Potential dieses Medium in der Theorie hatte.
Ich habe es selbst in meiner eigenen Familie gesehen (Eltern, Onkel, Tante). Da waren Leute dabei, die nie im Leben ein Computerspiel anfassen würden, dann haben sie Gabriel Knight 2 gesehen und waren hin und weg. Das hatte nicht zu letzt auch damit zu tun, dass sie hier mit echten Menschen konfrontiert wurden, die ihre Vorurteile gegenüber diesem „kindischen Medium“ ein Stück weit weggewischt haben.
Ich glaube, dass sich diese Beispiele hochrechnen lassen. In meinen Augen kann nichts Emotionen so gut vermitteln wie echte Menschen bzw. FMV und der Kostenfresser der einstigen Tage ist FMV auch längst nicht mehr. Was es in meinen Augen brauchen würde, wäre das ein oder andere richtige Autoren-Spiel mit FMV-Technologie, das sich all das Potential dieses Mediums für interaktives Storytelling ausnutzt, um ein möglichst großes Publikum zu erreichen.
@realchris: Ja, ich halte gerade den Krimi für ein gutes Genre für das Adventure, um in den Mainstream vorzustoßen, auch wenn ich durchaus meine Probleme mit den typischen Genrevertretern. Krimis, egal ob als Roman, Film oder Hörspiel, verkaufen sich phänomenal. Man muss nur ein gutes Krimi-Spiel entwickeln, welches die Zielgruppe spielen würde und diese auch erreicht und ich halte diese durchaus für potentielle Adventure-Spieler, auch wenn man das Spiel nicht zu abstrakt gestalten darf, also keine großflächigen Inventarkombinationsattacken. Bisher wurde kein Krimispiel gut, für die Zielgruppe passend, nicht zu altmodisch entwickelt und richtig vermarktet.
Wenn ein paar Spiel große Aufmerksamkeit in der Öffentlichkeit erregen, können sich andere daran anhängen. Aber momentan, befindet sich das Genre halt in einer Sackgasse, obwohl es durchaus ein paar gute Titel gibt, aber die sind halt zu Retro. Ich liebe die Daedalic-Spiele, aber die sind eindeutig für den typischen Adventureveteranen ausgelegt und die sind im Moment zu wenige, bzw. nicht zu erreichen.
@ Neon
Übrigens mit dem Serienkonzept hast Du recht. Da könnten auch zwielichtige Nachtclubs, Künstler, Hinterhöfe, Kriminalität, halt diese typische New Yorker Szene mit eingebaut werden.
Ich denke langfristig. So in 10 jahren, wird das Adventure wieder eines der beliebtesten Genres werden, da die Möglichkeiten technisch dann so ausgereift sein werden, dass man realistische Figuren darstellen und in ein offenes Konzept einbetten kann. Eine Adventure City z.B. in der mehrere Abenteurer parallel unterschiedliche Adventures lösen. Während der eine an seiner Karriere bastelt, muss der andere einen Kriminalfall lösen. Im gewissen Sinne linear wie bei einem Adventure, jedoch auch etwas offener bei den Lösungswegen. Möglicherweise bekommt ein Spieler einen Gegenstand, den der andere auch gebraucht hätte, sprich Rätsel, die über Kreuz laufen. Oder zwei befreundete Figuren, die gleichzeitig an einem Problem arbeiten.Man müsste natürlich die teilnehmenden Figuren limitieren, da es sonst zu komplex wäre. 2 Personen reichen ja.
@JPS, ich gebe Dir in allen Punkten vollkommen recht, ich habe selbst 1983 mit D&D angefangen Rollenspiele zu spielen. Natürlich meinte ich aber speziell hier die aktuellen Computer-Rollenspiele im Vergleich zu aktuellen Adventures. Eine Abhandlung darüber, woraus erstere entstanden sind, überlasse ich gerne dem geneigten RPG-Historiker, in der aktuellen Diskussion ist das für mich aber eher untergeordnet.
Den Begriff erwachsen finde ich ebenfalls etwas unglücklich, auch wenn klar wird, wie der Autor das definiert.
Meiner Meinung nach haben wir heutzutage eine unglaubliche Auswahl an den unterschiedlichsten Adventurespielen und allen möglichen Zwischenformen. Dazu erschwingliche Hardware für fast jedermann, während die Spieler immer älter werden. Dass Spiele abseits von Windows-Solitär tatsächlich in die Mitte der Gesellschaft vorrücken, das erlebe ich erst seit wenigen Jahren. Und das ist neben den Handhelds unter anderem auch Casual- und Facebookgames etc. zu verdanken, Direktvermarktung, selbst WOW, Steam und Apple.
Die Adventures haben das nicht verpasst, sie haben jetzt überhaupt erstmals die ernsthafte Chance sich aus der breiten Masse ein spezifisches Publikum auszusuchen. Oder das Publikum ein Spiel nach seinem Geschmack. Ob das dann ein reinrassiges Adventure ist, sei mal dahingestellt.
Gleichzeitig wird man sich als Purist immer selbst einschränken. Die Grenzen fließen und je offener man nach allen Seiten ist, desto mehr Perlen kann man entdecken und genießen.
Wenn man jetzt die Comicadventures als einheitliche Masse sehen will, dann sind die erwachsenen Titel sicher im Hintertreffen und grundsätzlich teile ich auch den Wunsch nach besseren Spielautoren. Auf der anderen Seite habe ich aber auch das Gefühl, dass hier ein wenig Nostalgie und Verklärung im Spiel ist, dass der Autor gern ein ganz bestimmtes Spielerlebnis und Gefühl aus seiner Jugend wiederholen möchte und nur enttäuscht werden kann.
Was dem einen sein Monkey Island, das ist dem anderen sein Gabriel Knight. )
(Beide ausgezeichnet, keine Frage!)
Aber immer her mit Sex&Crime und bessere Autoren können wie geschrieben nicht schaden. Allerdings haben wir auch schon gesehen, dass große Namen und das Anheuern von echten Drehbuchautoren allein noch kein Garant für eine gute Handlung sind, auch wenn ich z.B. wahrscheinlich keinen so hohen Anspruch habe wie der Autor.
@neon. Selten eine so ulkige Definition für Rollenspiele gesehen, die ihren Namen hauptsächlich tragen, weil sie ihre Ursprünge direkt im P&P-Rollenspiel haben, wie Adventures deutlich indirekter übrigens auch. P&P'S aber auch viele CRPG's sind im idealfall Fällen alles andere als repetiv und jeder Moment ist einzigartig. Die Repitivität in vielen CRPG's hat verschiedene Gründe:
1.D&D, der Urvater des geregelten Rollenspiels, war ursprünglich nur als eine neue Art von Tabletopstrategiespiel gedacht und nicht als echtes Rollenspiel. Schon sehr schnell ging die Entwicklung eher hiervon Weg, u.a. auch, weil Computer schon bald reines Dungeoncrawling darstellen konnten, deutlich automatisierter als das umständliche Gewürfle und Gerechne. Die ersten CRPGs, aus denen sich das Genre weiterentwickelt hat, bauten 1. vorallem auf die damalige typische 0815-D&D-Runde auf und waren 2. sehr starken technischen Limitationen unterworfen, die es auch heute immernoch gibt.
2. Oben beschriebene Entwicklung führte dazu, dass Diablo ein Rollenspiel genannt wird.
3.Viele Leute wollen lieber Monsterschnetzeln und Schätze einsacken, was ja eigentlich auch ganz lustig ist.
4.Die evolutionäre Entwicklung führte dazu, dass der Kampf im CRPG das grundlegene Gameplay-Element wurde, während der Rest auf die Basis aufgesetzt wird.
5.Typische CRPG-Elemente funktionieren so aufgrund ihrer leichten Simulation. Die in genau dieser Form auch in den meisten P&P-Regelwerken den größten Platz einnimmt, während der Rest zum Großteil der Fantasie der Spieler überlassen wurde, anstatt streng geregelt zu werden. Sicher auch mit dem Grund, dass strenge Regeln schnell zu Konfliktsituationen führen.
6.Der Computer einfach keinen Spielleiter erfolgreich simulieren kann. Er hält sich quasi sklavisch an die Beschreibungen eines Kaufsabenteuers, die für ihn eben besonders genau sein müssen.
7.Der gesunde Spieler redet nicht mit seinem Computer.
Sicher gibt es noch weitere, aber ich mache hier mal Schluss. Die Genrebezeichnungen Adventure und Rollenspiel sind eh sich oft irreführend und die Genredefinition in beiden Fällen nicht unproblematisch, wie zum Beispiel beim Racer.
Das Spiel gibt's außerdem schon: Die Sims . Für mich das anödendste Spiel überhaupt, würde ich nicht mit einer Kneifzange anfassen
Ich rede nicht von einer Simulation, sondern von einem Adventure mit Spannungskurve und dramatischen Elementen. Übrigens ist das Leben in New York für Leute, die dort Fuß fassen wollen, sehr wohl ein Abenteuer. Ich habe aber auch etwas von Thriller geschrieben. Ich denke da an sowas wie Wallstreet von Oliver Stone. Da könnte auch Mord bei sein. Es muss ja nicht immer ein Alien, Drache, Geheimbund oder verrückter Naziwissenschaftler der Gegner sein.
von der darstellerischen Leistung
Ich finde bei einfachen abstrakten Figurendesign wie bei Monkey Island 2, Gemini Rue oder Gabriel Knight funktioniert das. Es gibt ja dieses Gesetz, dass 3D Grafik extrem perfekt sein muss, damit der Zuschauer das Gefühl der Künstlichkeit verliert. Je weiter entfernt von der Wirklichkeit die optische Gestaltung ist, desto einfacher akzeptiert der Zuschauer die Figur. Ich würde dieses Adventure, wenn ich es machen könnte, in einer Pixelgrafik machen oder in der besten Grafik, die man in 3D hinbekommen kann. Zugunsten der Story würde ich wohl auf Pixelgrafik bauen. Das ist sicher auch der Grund, warum Comicadventures trotzdem im 3D Bereich so erfolgreich sind. Sie versuchen nicht realistisch auszusehen und werden dadurch optisch eher akzeptiert, funktionieren dadurch besser.
@ Kosh
Wie gesagt, mit 11-13 Jahren konnte ich meine Erlebnisse sicher noch nicht in Worte verpacken, dafür war ich viel zu jung. Aber ich konnte halt merken, dass irgendwas anders war und ich da was erlebt habe, was ich vorher nicht kannte. So richtig kapiert (und mir tiefergehendere Gedanken gemacht) habe ich alles wahrscheinlich auch erst ein paar Jahre später. )
> den New Yorker Alltag in ein Adventure zu packen
Das ist für mich ein Widerspruch in sich: Alltag in einem Adventure (Abenteuer).
Es sei denn du gehst davon aus daß der New Yorker Alltag so wahnsinning abenteuerlich ist. Das ist dann aber wieder sehr realitätsfremd, denn die kochen auch nur mit Wasser...
Das Spiel gibt's außerdem schon: Die Sims . Für mich das anödendste Spiel überhaupt, würde ich nicht mit einer Kneifzange anfassen.
Ich bin seit meiner ersten Begegnung mit Gabriel Knight: Sins of the Fathers erwachsen geworden
Schöner Artikel Ingmar!
Allerdings finde ich es etwas schade, dass Du mit 11 Jahren bereits erwachsen geworden bist -)
Ich habe mich gefragt, wann ich GK wirklich zu schätzen gelernt habe. Zuerst gespielt habe ich es mit 15, richtig verstanden und genossen wohl irgendwann mit Mitte 20.
Und mit über dreißig habe ich mich dann zuletzt mal wieder der unglaublich gut ausgearbeiteten Charakteren hingegeben :-)
Der Unterschied zwischen einem Rollenspiel und einem Adventure ist für mich hauptsächlich, dass in Rollenspielen viele Dinge repetiv sind, während in Adventures Aufgaben jeweils nur einmalig vorkommen. Was realchris da beschreibt, stellt für mich schon eine gute Grundlage dar, ist allerdings für ein einzelnes Adventure ein Monster von einem Plot. Sowas würde zum Beispiel funktionieren, wenn es auf Episoden mit einer langen Laufzeit ausgelegt ist. Könnte ich mir zum Beispiel mit 12 Folgen im monatlichen Rhythmus durchaus vorstellen.
Bei einem Adventure musst Du ja verrätselte und sonst wie geartete Hindernisse überwinden, um Aufgaben zu lösen. Die Aufgabe könnte z.B sein die Vorgesetze zu beeindrucken. Nun werden Dir im Rahmen Deiner Arbeit Möglichkeiten offen gelegt, wie du das schaffen kannst. Zum Beispiel indem Du einen anderen Kollegen schlecht aussehen lassen musst, um Deine Arbeit besser aussehen zu lassen. Am Ende gibt es eine Beförderung in die nächste Etage. Das Rätsel könnte auch mit einem Handlungsfaden in Deinem Privatleben verbunden sein. Du hast möglicherweise eine Bekannte namens Jane, die genau das in ihrem Badezimmer hat, was Du gebrauchen kannst, um Deinen bösen Kollegen zu schädigen.Dafür musst Du aber ganz Larrylike erst bei ihr übernachten, sprich, sie rumkriegen etc. Das sind jetzt nur so Spinnereien. Aber es ist sicherlicgh möglich, den New Yorker Alltag in ein Adventure zu packen. Oder wer kennt das Textadventure Amnesia? Das wäre doch ein Plot für ein erwachsenes Gragikadventure. So wie Al Low es in dem Interview sagte: Wir haben überlegt, was es noch nicht gibt und haben es gemacht.
@elfant: Wieso sollte das kein Adventure sein? Ich finde nicht, dass hier bezeichnende Elemente des Adventures hier beschnitten werden würden. Ich halte die Idee zwar, was in diesem Rahmen selbst verständlich ist, für arg grob, aber so ein Spiel in diese Richtung könnte, wenn gut gemacht, ein echter Spieleklassiker sein, der sich auch ausserhalb vom AT einen Namen verschaffen kann. In so einem Spiel würde innovativ und frei mit Adventure-Mechaniken umgehen können, ohne zum großen Genre-Streitfall a'la Heavy Rain zu werden. Und ein neuer Impuls ist ja gerade das, was das Genre braucht und einer der Gründ, warum das Adventure ein Nischendasein fristet, ist ja bekanntlich, dass es in den frühen 90ern stecken geblieben ist und die damaligen Spiel höchstens komfortabler verpackt. Es gibt zwar sicher herausragende Titel, die mehr oder weniger frisch sind, die sich jedoch zu sehr auf die alte Schule berufen um durchbrechen zu können. Überleg mal was die Indie-Hits machen oder große Produktionen wie Heavy Rain oder L.A. Noir, die oft dem Adventure-Umfeld zugerechenet werden. Ich glaube Machinarium etc. waren erfolgreicher als Lost Horizon. Und Telltale erfindet zwar das Genre alles andere als neu und man kann sie sicher in einigen Bereichen kritisieren, aber sie verpacken es neu und frisch und finden damit von Jahr zu Jahr neue Kunden, die nicht mehr nur aus den üblichen Kreisen kommen.
ComicAdventures haben mich nie interessiert. Aber leider scheint es ja nichts anderes mehr zu geben. Mein erstes Spiel war RIVEN und da konnte man wirklich in eine Welt versinken . Dieses Spiel war für mich der Wahnsinn! Ein weiterer Favorit ist Black Dahlia - wenn auch leider nur mit deutschen Untertiteln. Blackstone Chronicles , Zork-Spiele-wobei die ja nicht unbedingt Anspruch auf Ernsthaftigkeit/erwachsen erheben. Ich vermisse diese Art von Spielen und wenn s so weiter geht, werde ich mich vom Adventurespielen verabschieden und Braken Tor und Asylum werden meine letzten Spiele sein....Möglich, dass ich am Thema vorbeigeredet habe, aber ich wollt´s trotzdem loswerden -)
Gemini Rue ist für mich ein erwachsenes Autorenspiel. Auch die BC von Wadget Eye sind für mich Autorenspiele mit erwachsenen Ansätzen.
Aber generell stimmt das schon. Bei deutschen bzw. europäischen Spielen ist die größte Schwäche das Plot.
Telltale macht ja auch Comicadventures. Doch merkt man hier, dass jemand Talent hat Geschichten zu erzählen. Generell haben wir hierzulande aber aber einen Nachholbedarf im Bereich interaktives Erzählen.
Da stimme ich dem Kommentar zu.
Ich würde mir mal ein Spiel wünschen, das z.B in New York spielt, wo ein Büroangestellter um Karriere zu machen ein Doppelleben führen muss. Er muss sich zunächst eine Wohnung suchen, seine Miete durch diverse Nebenjobs, die es zu ergattern gilt, zusammenkratzen, seine Freundin bespassen und sich mit List und Tücke von der ersten Etage in den 120 Stock hocharbeiten. Das garniert mit der New Yorker Szene und etwas Thriller, wäre für mich mal ein erwachsenes Adventure. Nur sowas kann man hier in Deutschland schlecht finanzieren, da man natürlich mehr Förderung erhalt, wenn man sagen kann, wir machen ein Jugendspiel mit pädagogischem Hintergrund etc. :-)
Leider.
Ein toller Artikel der zu einer interessanten Diskussion angeregt hat! Allerdings halte ich auch wenig von diesen 'erwachsen'- bzw. 'nicht erwachsen'-Schubladen das Beispiel EBA wurde ja schon erwähnt. Und hey, das Ende von 'Monkey Island 2' ließ doch wohl genug Raum [...] für Interpretationen und Gedankenspiele [...] )
Waren gute Spiele/Filme/Bücher den jemals die Regel? Bei den nahezu jeder Kenner des jeweiligen Genre sagt: Der war gut. ?
Nein das waren noch nie der Fall.
Zusätzlich sind diese Flaggschiffe auch nicht unbedingt nachwuchsförderlich und gerade dieser fehlt uns doch.
Die erwähnten Grundtugenden sind gerade das schwer steuerbare beim Spieler. Zudem erkennt man das genauso an überdrehten wie faden Charakteren in Spielen. Die Mitte ist eben nicht einfach zu finden.
Ich bin mir nicht sicher, ob der Begriff des Erwachsenseins ganz treffend ist. EBA ist für mich sowohl erzähltechnisch hochinteressant wie auch völlig albern. Ist es erwachsen? Eigentlich nicht. Gehört es ins Kinderspielregal? Um Himmels Willen!
Eine Geschichte oder Charaktere mit Tiefgang definieren sich nicht durch An- oder Abwesenheit von Comicgrafik - auch wenn natürlich prominente Vertreter, die MI-Serie etwa, das Subgenre sehr in dieser Richtung prägen. Für mich ist wichtig, dass eine Geschichte Raum für Abstraktionen, für Interpretationen und Gedankenspiele lässt, dass sie sich nicht allein selbst genügt. Das Setting ist dafür aber eigentlich nicht so wichtig.
Dabei ist Tiefgang aber auch nicht das einzige Kriterium für Unterhaltung, weder im Film, noch im Buch. Das meiste Geld wird in Kalifornien derzeit mit Schund wie Transformers gemacht. Das Problem im Genre ist also nicht, dass es so viel plattes zeug gibt, sondern dass die Alternativen dazu rar gesät sind.
Ich sehe die Situation nicht ganz so schwarz wie der Autor, auch wenn mir insbesondere der Appell an die Studios zusagt. Martin Ganteföhr als Schöpfer von Autoren-Spielen wie TMOS und Overclocked, der dann aufgrund zu kurzer Entwicklungszeit ein 15 Days auf den Markt werfen muss, ist nur ein Beispiel (und ich hoffe insgeheim auf einen Neustart...).
Obwohl ich nahezu seit DOTT Comicgrafik meide, halte ich das eher für eine eigene Geschmacksentscheidung - ebenso wie ich für keine Komödie ins Kino gehe. Nichtsdestotrotz hat mich das grandiose Grim Fandango eines Besseren belehrt (hmm, die Grafik würde ich zumindest comichaft nennen).
Gerade aufgrund des frischen Eindrucks, den Gemini Rue hinterlassen hat, bin ich eher hoffnungsvoll, was das Adventure-Genre anbetrifft. Einerseits habe ich Geduld mit den Casual-Titeln und hoffe, dass das entsprechende Publikum sich bald auch anspruchsvolleren Titeln zuwendet. Andererseits sehe ich gerade Metal Gear Solid 2 , Outcast , Anachronox und vergleichbare Titel eher als Ausnahmefälle, denn als Regel...
Ingmars Artikel spricht mir auch aus der Seele. Mir geht es mittlerweile schon so, dass mich 90Prozent aller erscheinenden Adventures nicht die Bohne interessieren, oberflächliche Rätselkost ohne stundenlanges langweiliges Dialoge-Durchklicken finde ich zuhauf in guten Casual-Titeln (hier meist als Wimmelbild verschrien) und das meist in sehr individuell und liebevoll gestalteten Welten ohne Bugs.
Viel lieber jedoch würde ich mich einer richtigen Geschichte widmen, mit genau den Eigenschaften, die Ingmar so herausstellt: psychologisch extrem gut ausgearbeiteten Charakteren, einem fantastisch geschriebenen Plot, der Provokation von Emotionen und einer Atmosphäre zum darin versinken.
Warum in der Richtung außer in der Indie-Szene (wie zum Bsp. die schon erwähnte großartige Blackwell-Serie, auf deren Erscheinen der nächsten Epsiode ich ungeduldig hinfiebere) so wenig erscheint, kann ich mir auch nur schwer erklären. Vielleicht Zeitgeist?!?
Ich sehe das Problem eigentlich auch nur auf Adventures bezogen. Titel wie Max Payne 2, ICO, Metal Gear Solid, Limbo, The Path oder Braid zeigen durchaus, dass erwachsenes Story-Telling möglich ist. Warum gerade das Adventure, eigentlich prädestiniert dafür, es kaum hinkriegt, auch nur halbwegs literarischen Ansprüchen zu genügen, ist mir ebenfalls ein Rätsel.
Kann dem Beitrag nur zustimmen, die gleichen Gefühle habe ich auch immer wieder.
Wann kommt denn nun endlich mal wieder ein Spiel mit der Charakter und Storytiefe wie damals Baphomets Fluch.1,
The Longest Journey, The Moment of Silence oder Overclocked raus.
Spielen hier wirklich die meisten lieber seichte kost wie Lost Horizon, Geheimakte, Runaway und Telltale?
Irgendwie schade.
Ingmar hat mit seinen Aussagen bei mir fast genau ins Schwarze getroffen. Wobei ich in Titeln wie Heavey Rain eher ein eigenständiges Genre sehe. Aber dies wurde ja hier schon mehrfach und ausgiebig diskutiert. Leider scheint es wohl so das Titel mit tiefgehenden Storys und einem gewissen Freiraum für eigene Spekulationen
beim breiten Publikum gar nicht so gut ankommen. Wenn ich mir aber unser aktuelles Playthrough zu The Lost Crown so anschaue wird mir bewusst das eine solche Aktion für einen großen Teil der aktuelleren Titel gar keinen Sinn machen würde, da es nix zu spekulieren und zu diskutieren gibt. Bitte nicht falsch verstehen, viele Titel sind gut gemachte Unterhaltung, mehr aber leider auch nicht. Man spielt sie durch, stellt den Karton ins Regal, und hat sie vergessen.
In dem Artikel wird so oft der Bergriff erwchsen benutzt dass ich mir, als Comic-Adventure-Fan, vorkomme wie ein kleiner Schuljunge. Und dass obwohl ich der Vater des Autors sein könnte.
Von den so genannten erwachsenen Themen hab ich genug wenn ich mit offenen Augen durch's Leben gehe oder nur die Nachrichten schaue. Die Relität ist ernst und emotional genug. Da bevorzuge ich zum Ausgleich eher die humoristische, seichte, von mir aus auch kindlich/naive Unterhaltung.
Das Problem ist nicht dass es keine Autoren oder gewillte Publisher gibt sondern viel mehr dass die entsprechenden Titel nicht genügend nachgefragt werden.
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